Azara-Aguti

Azara-Aguti (Dasyprocta azarae) im Tierpark Hellabrunn
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Taxon ohne Rang: Nagetiere und Hasen (GLIRES)
Ordnung: Nagetiere (RODENTIA)
Unterordnung: Stachelschweinverwandte (Hystricomorpha)
Familie: Agutis (Dasyproctidae)

D DD 650

EEPAzara-Aguti

Dasyprocta azarae • The Azara's Agouti • L'agouti d'Azara

110 022 003 004 dasyprocta azarae muenchen KR2Azara-Aguti (Dasyprocta azarae) im Tierpark Hellabrunn © Klaus Rudloff, Berlin

 

110 022 003 004 dasyprocta azarae mapApproximative Verbreitung des Azara-Agutis (Dasyprocta azarae)

 

110 022 003 004 dasyprocta azarae reutemuehle PD1Azara-Aguti (Dasyprocta azarae) im Bodenseezoo Reutemühle, Überlingen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

110 022 003 004 dasyprocta azarae TPB wDreier1Azara-Agutis (Dasyprocta azarae) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

 

110 022 003 004 dasyprocta azarae schoenebeck PD1Azara-Agutis (Dasyprocta azarae) im Tierpark Bierer Berg, Schönebeck © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

110 022 003 004 dasyprocta azarae muenchen KR3Azara-Aguti (Dasyprocta azarae), seine Jungen säugend, im Tierpark Hellabrunn © Klaus Rudloff, Berlin

 

110 022 003 004 dasyprocta azarae muenchen KR4Azara-Aguti (Dasyprocta azarae) mit Jungtier im Tierpark Hellabrunn © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Das Azara-Aguti, dessen Gefährdungsstatus unklar ist wird in recht vielen Zoos gezeigt. Oft wird es mit Echsen, Vögeln oder andere Säugetierarten vergesellschaftet.

Körperbau und Körperfunktionen

Das Azara-Aguti erreicht eine Kopf-Rumpflänge von etwa 50 cm, der Schwanz ist etwa 2.5 cm lang und das Körpergewicht liegt im Mittel bei 2.7 kg. Agutis haben an den Vorderfüßen vier funktionsfähige Finger und einen rudimentären Daumen, an den Hinterfüssen drei Zehen [3].

Verbreitung

Südamerika: Nordost-Argentinien, Südost-Brasilien und östliches Paraguay [1; 3].

Lebensraum und Lebensweise

Das Azara-Aguti besiedelt Waldinseln innerhalb von Savannen, den Atlantischen Tieflandregenwald und den Cerrado Ostboliviens und Zentralbrasiliens. Die Tiere sind tagaktiv. Sie ernähren sich hauptsächlich von Früchten. Beim Fressen hocken Agutis auf den Hinterbeinen und halten das Futter mit ihren Vorderpfoten. Dies im Gegensatz zu den Meerschweinchen, die beim Fressen auf allen vier Füßen stehen [1; 2].

Wie alle Agutis ist das Azara-Aguti polyöstrisch, wobei die Zyklusdauer um die 34 Tage beträgt. In der Regel gibt es zwei Würfe im Jahr, die zu jeder Jahreszeit anfallen können. Die Tragzeit liegt bei 100-110 Tagen, die mittlere Wurfgröße bei 2 (1-4) Jungen [2; 5].

Gefährdung und Schutz

Da man noch sehr wenig über die Verbreitung und die Lebensraumansprüche des Azara-Agutis weiß und auch das Ausmaß der Bedrohung für diese Art nicht kennt, wird es seit 2008, letztmals überprüft 2016, als DATA DEFICIENT (ungenügende Datengrundlage) in der Roten Liste geführt. Es gibt jedoch Hinweise, dass die Bestände zurückgehen. Als Folge von nicht-nachhaltiger Bejagung und Fallenfang ist es lokal ausgestorben [1].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Das Azara-Aguti wird zur Fleischgewinnung gejagt [1].

Haltung

Azara-Agutis werden oft mit anderen südamerikanischen Tieren - Reptilien, Vögeln und Säugern - vergesellschaftet, so z.B. mit Landschildkröten, Goldsittichen, Zwergaras, Amazonen, Löwenäffchen, Zwergseidenäffchen, Springtamarinen, Nachtaffen, Totenkopfaffen, Weißkopfsakis, Kapuziberaffen, Klammeraffen, Hörnchen, Wildmeerschweinchen, Hutiacongas, Pakas oder Großen Ameisenbären. Vereinzelt wird die Art in Nachttierhäusern gezeigt, obwohl sie überwiegend tagaktiv ist.

WEIGL gibt als Altersrekord 11 Jahre und 9 Monate an, erreicht von einem im Bronx Zoo, New York, gehaltenen Tier [4].

Zoogestützte Forschung: Die Zoo-Richtlinie der EU verlangt, dass sich Zoos an Forschungsaktivitäten beteiligen, die u. a. zur Erhaltung von ex situ-Populationen beitragen, darüber hinaus bemühen sich die Zoos um neue Erkenntnisse zur Optimierung des Tierwohls. In diesem Sinne wurde im Woburn Safari Park eine Studie an einer Gruppe Azara-Agutis durchgeführt, um die Auswirkungen von kleingeschnittener bzw. unzerteilter Nahrung auf das Verhalten zu untersuchen. Letztere führte zu einem breiteren Spektrum an natürlichen Verhaltensweisen, andererseits zu einem Rückgang des Futtersuchverhaltens [6].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 120 Zoos gehalten, von denen sich über ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Damit ist D. azarae die mit Abstand häufigste Aguti-Art in europäischen Tiergärten. In verschiedenen Tiergärten wird die Art regelmäßig gezüchtet, z.B. im Tierpark Hellabrunn. Für Details siehe Zootierliste.

2019 wurde das Europäische Zuchtbuch (ESB) aufgegeben, seitdem gibt es nur noch ein Monitoring des Bestands.

Nach Säugetiergutachten 2014 soll für 2 Tiere ein Innengehege mit einer minimalen Grundfläche von 10 m² angeboten werden, für jedes weitere Tier 4 m² mehr. Werden die Tiere in einem Außengehege gehalten, muss ein entsprechendes Innengehege vorhanden sein, in dem die Tiere während des Winters unterzubringen sind.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Innengehege von 20 m² vor, für jedes weitere Tier 2 m² mehr.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 20243) ist für bis zu 5 Agutis ein Gehege von 20 m² erforderlich, für jedes weitere Tier 2 m² mehr. Im Winterhalbjahr müssen sie in einem geheizten Haus untergebracht werden, dessen Temperatur 15°C nicht unterschreiten darf.

Taxonomie und Nomenklatur

Das Azara-Aguti wurde 1823 von Martin Hinrich Carl LICHTENSTEIN, dem ersten Direktor des Berliner Zoologischen Gartens unter seinem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben [5].

110 022 003 004 dasyprocta azarae muenchen KR1Azara-Aguti (Dasyprocta azarae) im Tierpark Hellabrunn © Klaus Rudloff, Berlin

 

Literatur und Internetquelle

  1. CATZEFLIS, F. et al. (2016). Dasyprocta azarae. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T6278A22198654. http://www.iucnredlist.org/details/6278/0. Downloaded on 22 May 2018.
  2. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  3. REDFORD, K.H. & EISENBERG, J.F. (1992)
  4. WEIGL, R. (2005)
  5. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  6. DAVISON, J. et al. (2024)