Bennettwallaby

Bennettkänguru (Macropus (N.) rufogriseus) im Zoo Landau
Pressefoto Zoo Landau

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Känguruartige (Macropodiformes)
Familie: Kängurus (Macropodidae)
Unterfamilie: Eigentliche Kängurus (Macropodinae)

D LC 650

Bennettkänguru oder Rotnackenwallaby

Macropus (N.) rufogriseus • The Red-necked Wallaby • Le wallaby à cou rouge

102 012 011 013 macropus rufogriseus quinquis PD1Bennetkänguru (Macropus (N.) rufogriseus) im Parc animalier du Quinquis, Clohars-Carnoët © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

102 012 011 013 bennett mapApproximative Verbreitung des Bennettkängurus (Macropus rufogriseus)

102 012 011 013 macropus rufogriseus quinquis PD2Bennetkänguru (Macropus (N.) rufogriseus) im Parc animalier du Quinquis, Clohars-Carnoët. Man beachte die rotbraune Nackenpartie © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

102 012 011 013 macropus rufogriseus steinen PD1Bennetkänguru (Macropus (N.) rufogriseus) im Vogelpark Steinen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

102 012 011 013  bennett landau 2Bergkänguru (Macropus robustus) im Cleland Wildlife Park, SA © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

102 012 011 013 bennett marlow PD2Albino-Bennettkänguru-Weibchen (Macropus rufogriseus) im Vogelpark Marlow © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

102 012 011 013 bennett marlow PD1Bennettkänguru-Weibchen (Macropus rufogriseus) im Vogelpark Marlow © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

102 012 011 013 bennett marlow PD3Bennettkänguru-Weibchen (Macropus rufogriseus) im Vogelpark Marlow © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

102 012 011 013 macropus rufogriseus kruezen PD1Bennettkängurus (Macropus rufogriseus) im Kontaktgehege des Tierparks Krüzen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

102 012 011 013 macropus rufogriseus HH PD1Halbwüchsiges Bennettkänguru (Macropus rufogriseus) im Kontaktgehege des Erlebnis-Zoos Hannover © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

102 012 011 013 bennett champrepus PD1Bennettkängurus (Macropus rufogriseus) im stimmig mit Eukalypten bepflanzten Geheges des Zoo de Champrépus © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

102 012 011 013 macropus rufogriseus wolgast PD1Begehbares Gehege für Bennettkängurus (Macropus rufogriseus) im Tierpark Wolgast © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Als typischer Vertreter der Kängurus ist das Bennettwallaby sehr populär. Es ist von zoopädagogischem Interesse, weitestgehend winterhart und kann problemlos in Kontaktgehegen gehalten werden. Es ist daher die mit Abstand am häufigsten in Europa gehaltene Känguru-Art.

Körperbau und Körperfunktionen

Das Rotnacken- oder Bennettkänguru (in Australien wird nur die auf Tasmanien lebende Form als "Bennett's Wallaby" bezeichnet) ist eine mittelgroße Känguru-Art. Die Böcke haben eine Kopf-Rumpflänge von etwa 71-92 und eine Schwanzlänge von 69-88 cm, die Weibchen von 66-84 cm und 62-79 cm, die Körpergewichte liegen bei rund 15-27 kg bzw. 11-16 kg. Die erste Zehe fehlt, die 2. und 3. sind verwachsen und die vierte ist sehr viel länger als alle anderen. Das vor allem bei tasmanischen Tieren dichte Fell ist auf dem Rücken graubraun und auf dem Nacken auffällig rotbraun. Bauch und Brust sind hellgrau, seitlich auf dem Gesicht verläuft ein heller Streifen, die Nase, Pfoten und die längste Zehe sind schwarz [2; 6; 8].

Verbreitung

Australien: Südöstliches Queensland, New South Wales Victoria (M. r. banksianus) sowie Tasmanien und benachbarte Inseln (M. r. rufogriseus). Eingeführt in Neuseeland [7].

Lebensraum und Lebensweise

Bennettkängurus besiedeln das Unterholz von an offene Flächen angrenzenden subtropischen Feuchtwäldern sowie von Feuchtwäldern und geschlossenen und offenen Trockenwälder der gemäßigten Zone. Sie kommen auch in Heiden und auf Agrarland vor.

Das Bennettkänguru tritt einzeln oder in kleineren Gruppen auf. Die Streifgebiete sind verhältnismäßig klein, bei Weibchen im Sommer etwa 6 ha, im Winter 12 ha. Die Streifgebiete der Böcke sind etwa dreimal so groß.

Die Nahrung besteht sowohl aus Gräsern als auch aus Blättern und Kräutern. Während Trockenperioden decken sie ihren Wasserbedarf hauptsächlich mit Wurzeln.

Weibchen werden mit 13, Männchen mit 19 Monaten geschlechtsreif. Die Trächtigkeit dauert 30 (29-41) Tage. Das Junge bleibt 9-9.5 Monate im Beutel und wird mit 14-17 Monaten entwöhnt. Die Weibchen werden innerhalb von Stunden nach der Geburt wieder gedeckt, worauf es zu einer Keimruhe kommt, bis das ältere Geschwister den Beutel verlassen hat [1; 7; 10].

Gefährdung und Schutz

Das Bennettkänguru hat eine weite Verbreitung und einen großen Bestand. Auf Tasmanien ist es sehr häufig, auf dem Festland ist die Situation regional unterschiedlich, insgesamt ist der Bestand aber stabil. Es gilt daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [7].

Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Für lebende Tiere gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Auf Tasmanien wird die Art kommerziell bejagt oder die Bestände werden gebietsweise im Interesse der Landwirtschaft reduziert [7].

Ansiedlungen: Bennettkängurus wurden verschiedentlich als Jagdwild oder zur "Bereicherung" der heimischen Fauna außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes angesiedelt. In Neuseeland verhielten sie sich invasiv, in Europa war dies bislang nicht der Fall.

1974 wurden 1.2 Bennettkängurus bei der Te Waimate-Missionsstation auf der Nordinsel Neuseelands freigesetzt. Diese vermehrten sich explosionsartig, sodass von 1947 - 1956 im Rahmen einer Reduktionskampagne 68'608 Tiere abgeschossen wurden. Dies war weniger als der Jahreszuwachs. Ab 1959 folgten Vergiftungsaktionen, durch die der geschätzte Bestand bis 1965 von 500'000-1'000000 auf 3'000 - 4'000 reduziert wurde [11].

Bennettkängurus wurden auch in Europa ausgesetzt oder sind aus Haltungen entwichen, wobei sich kleinere Populationen bisweilen über längere Zeit halten konnten. So setzte z.B. im Jahr 1887 der Freiherr von BÖSELAGER zwei männliche und drei weibliche Tasmanische Bennettkängurus  in  einem Wald von 5 km² bei Heimerzheim im Kreis Bonn aus. Nach sechs Jahre hatten sie sich auf 35-40 Stück vermehrt und sogar den sehr harten Winter 1887/1888 mit bis zu 22 Grad Kälte überdauert. Leider starben die beiden Förster des Freiherrn kurz hintereinander. Bis ihre Stellen neu besetzt waren, schoss eine Bande von Wilddieben die meisten Tiere ab. Einzelne Individuen waren auch abgewandert, bis in den Taunus und die Eifel, wo 1889 eines erlegt wurde. 1895 war der ganze Bestand ausgerottet. Im 20. Jahrhundert versuchte der Verhaltensforscher Otto KOENIG Tiere der Festlandform (M. r. banksianus) in Ottakring bei Wien auszuwildern. Auch hier war die Kälte kein Problem, der Bestand konnte sich aber aus anderen Gründen nicht halten [4].

Aktuell gibt es Bestände in Mittelengland und Schottland, seit 2000 auch einige Tiere bei Burg Stargard in Mecklenburg-Vorpommern. Ende des 19. Jahrhunderts gab es auch eine von Graf WITZLEBEN in der Nähe von Frankfurt an der Oder angesiedelte Population [3].

Haltung

In Australien halten zahlreiche Zoos Bennettkängurus in begehbaren Anlagen, wo sie sich den Besuchern gegenüber vertraut zeigen [5]. Auch in europäischen Zoos gibt es zunehmend Kontaktgehege für diese Art, so z.B. in Darmstadt, Hamm, Krüzen, Münster, Neuwied, Wolgast oder Zürich. Im französischen Clères werden die Tiere freilaufend im Park gehalten.

Bennettkängurus sind sehr soziale Tiere und vertragen sich untereinander sehr gut, in größeren Gehegen können auch mehrere Böcke zusammengehalten werden. Eine Vergesellschaftung mit deutlich kleineren (Parmakänguru) oder größeren (Riesenkängurus) ist in der Regel problemlos und wird oft praktiziert, ebenso werden die Bennettwallabies häufig mit Emus, Schwarzen Schwänen und  Hühnergänsen vergesellschaftet.

Das älteste bekannte Bennettkänguru ist ein Männchen der Nominatform, das 1951 im Zoo von Antwerpen geboren wurde und 1966 ebendort im Alter von 15 Jahren und 2 Monaten starb [9].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 550 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt für das Außengehege eine Mindestfläche von 200 m² für 1-5 Tiere und zusätzlich 20 m² für jedes weitere Tier an. Ein Innengehege ist nicht erforderlich, ein Unterstand genügt.

Wie Bennettkängurus gehalten werden (Beispiele):

Die Tierschutzverordnung der Schweiz (Stand 01.06.2024) schreibt für 1-5 Tiere ein Außengehege von 250 m² und für jedes weitere Tier zusätzlich 15 m² vor. Ein Innengehege ist nicht erforderlich, ein Unterstand genügt. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) verlangt für 1-5 Tiere ein Außengehege von 300 m².

Nach JACKSON soll für 5 Tiere eine Gehegefläche von 120 m² nicht unterschritten werden [5].

Taxonomie und Nomenklatur

Das Bennettkänguru wurde  1817 vom französischen Zoologen Anselme Gaëtan DRSMAREST als Kangurus rufogriseus beschrieben. Es sind zwei Unterarten anerkannt: banksianus auf dem Festland und rufogriseus auf Tasmanien und den Inseln in der Bass-Straße [10].

Acht kleinere bis mittelgroße Arten der Gattung Macropus, darunter rufogriseus, werden in der Untergattung Notamacropus DAWSON & FLANNERY [2] zusammengefasst. Bei WILSON & MITTERMEIER [10] wird diese Untergattung zu einer Gattung erhoben. Nicht alle Referenzwerke /-datenbanken haben diesen Schritt mitgemacht [12].

102 012 011 013 macropus rufogriseus reutemuehle PD1Bennetkänguru (Macropus (N.) rufogriseus) im Bodensee-Zoo Reutemühle, Überlingen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Literatur und Internetquellen

  1. CHAPMAN, M. (2003)
  2. DAWSON, L. & FLANNERY, T. (1985)
  3. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  4. GRZIMEK, B. (1966)
  5. JACKSON, S. M. (2003)
  6. JONES, B. (1987)
  7. McKENZIE, N. et al. (2016). Macropus rufogriseus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T40566A21953329. http://www.iucnredlist.org/details/40566/0. Downloaded on 15 June 2018.
  8. SCHÜRER, U. (1978)
  9. WEIGL, R. (2005)
  10. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  11. WODZICKI, K. & FLUX, J.E.C. (1967)
  12. INTEGRATED TAXONOMIC INFORMATION SYSTEM (ITIS)