Koala (Phascolarctos cinereus) im Currumbin Wildlife Sanctuary, Queensland
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Unterklasse: Beutelsäuger (Metatheria)
oder:
Beuteltiere
Marsupialia • The Marsupials • Les marsupiaux
- Artenspektrum und innere Systematik
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Haltung im Zoo
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Beuteltiere gebären Junge, die sich noch in einem embryonalen Zustand befinden und nach der Geburt in einem Bauchbeutel fertig ausgetragen werden. Ihre Wege und die der Höheren Säugetiere haben sich zu Ende der Jurazeit – vor rund 150 Millionen Jahren - getrennt. In der nachfolgenden Evolution kam es zu zahlreichen konvergenten Entwicklungen bei den beiden Tiergruppen, z.B: Mäuse / Beutelmäuse, Goldmulle / Beutelmulle, Marder / Beutelmarder, Dachse / Beuteldachse, Wölfe / Beutelwölfe, Gleithörnchen / Gleitbeutler. Artenspektrum und innere SystematikHeute werden die 349 gegenwärtig anerkannten rezenten Arten wie folgt auf sieben Ordnungen verteilt [2; 4]:
13 Arten sind seit der Besiedlung Australiens durch die Europäer ausgestorben, 11 davon im Lauf des 20. Jahrhunderts. Eine davon, der Beutelwolf (Thylacinus cynocephalus), repräsentierte eine eigene Familie. Bei den übrigen handelt es sich um 5 Kängurus, 3 Rattenkängurus, 3 Nasenbeutler sowie ein Opossum aus Argentinien [2]:
Nach Roter Liste der IUCN gelten 17 der noch lebenden Arten als vom Aussterben bedroht (CRITICALLY ENDANGERED), 22 als stark gefährdet (ENDANGERED), 43 als gefährdet (VULNERABLE) und 41 als potenziell gefährdet (NEAR THREATENED). 194 sind nicht gefährdet (LEAST CONCERN) und 19 können mangels Daten nicht eingestuft werden [2]. Körperbau und KörperfunktionenDas Skelett der Beuteltiere ist säugetiertypisch. Das Rabenbein (Coracoid) ist zwar embryonal angelegt, verschmilzt dann aber mit dem Schulterblatt. In der Regel sind Schlüsselbeine vorhanden. Als Besonderheit ist bei beiden Geschlechtern in der Gegend des Schambeins ein Paar Beutelknochen (Ossa marsupialia) ausgebildet. Die Körpertemperatur ist mit 34-36°C höher als die der Kloakentiere, aber liegt unter jener der Höheren Säugetiere. Das Gehirn der Beuteltiere ist klein und einfach gebaut, die Großhirnhemisphären sind praktisch ungefurcht und überlappen das Kleinhirn nicht. Gut ausgebildet ist das Riechhirn. Das Gebiss kann eine sehr hohe Zahnzahl enthalten (bis 56). Außer beim 4. Prämolaren bricht nur eine Zahngeneration durch. Enddarm und Vaginalöffnungen münden in eine von einem Ringmuskel umgebene Kloakentasche, ebenso die Harnröhre, sofern sie nicht bei männlichen Tieren an der Basis des Penis mündet. Der ausschließlich samenführende Penis liegt in einer Penistasche und zwar, anders als bei den Höheren Säugetieren, nicht vor, sondern hinter dem Scrotum. Der weibliche Geschlechtsapparat ist mit unterschiedlichem Verwachsungsgrad paarig ausgebildet. Außer bei den Beuteldachsen wird keine Plazenta ausgebildet, die bis zu 11 Embryonen werden von Ausscheidungen der Gebärmutterschleimhaut ernährt. Die Brutbeutel der Weibchen sind je nach Art sehr unterschiedlich. Die Zitzen sind sehr lang, damit sich die Neubegorenen an ihnen festsaugen können, vielfach kommt es zu einer sekundären Verwachsung von Jungem und Zitze. Die Jungen verlassen nach einer kurzen Tragzeit von 8-42 Tagen die Gebärmutter und werden danach im Brutbeutel untergebracht, den sie erst nach einer längeren Beuteltragzeit von bis zu 250 Tagen verlassen [1; 5]. VerbreitungSüdamerika und von dort Ausbreitung einiger Arten nach Mittel- und Nordamerika; Australien, Neuguinea, Indonesien östlich der Wallace-Linie, Salomonen. Haltung im ZooIn europäischen Zoos sind die Beuteltiere mit gegen 40 Arten relativ schwach vertreten und manche Familien (bzw. Ordnungen) fehlen ganz. Das hängt damit zusammen, dass einerseits die Ausfuhr aus Australien sehr restriktiv geregelt ist, andererseits viele Arten klein und nachtaktiv sind und somit dem Publikum in Zoos nur präsentiert werden können, wenn diese über ein Nachttierhaus verfügen. Gegen die Hälfte der gezeigten Arten sind Kängurus (Macropodidae), die übrigen verteilen sich auf 9 Familien. Die in Europa mit Abstand häufigste Art ist das Bennettkänguru (Macropus rufogriseus), das in rund 540 Zoos gezeigt wird, mit Abstand gefolgt vom Roten Riesenkänguru (Macropus rufus) und dem Parmakänguru (Macropus parma) mit jeweils gegen 90 Haltungen [6]. Taxonomie und NomenklaturBeuteltiere waren im Erdmittelalter und in der frühen Erdneuzeit in Nordamerika, Eurasien, Mittel- und Südamerika, der Antarktis und Afrika weit verbreitet, wurden aber bis auf die Beutelratten und Beutelmäuse in Nord- Mittel und Südamerika überall von den Höheen Säugetieren verdrängt oder wurden Opfer des Klimawandels. Nach Australien, wo wir heute die größte Artenvielfalt haben, gelangten sie, von Südamerika her, erst im Eozän, d. h. vor rund 50 Millionen Jahren [1]. Die Beutelsäuger werden als Unterklasse den Ursäugern und Höheren Säugetieren gegenüber gestellt. Früher wurden alle Beuteltiere in einer einzigen Ordnung zusammengefasst [1; 3]. HALTENORTH unterteilte 1969 die Unterklasse in mehrere Ordnungen, was in Analogie zu den Verhältnissen bei den Höheren Säugetieren durchaus gerechtfertigt ist und bis heute Bestand hat [4; 5]. |