Langschnabeligel

Westlicher Langschnabeligel (Zaglossus bruijnii) im Zoo Moskau
© Klaus Rudloff, Berlin

Unterklasse: Ursäugetiere (Protheria)
Ordnung: Kloakentiere (Monotremata)
Familie: Schnabeligel (Tachyglossidae)

D CR 650

EEPLangschnabeligel

Zaglossus bruijnii / bartoni • The Long-beaked Echidna • L'échidné à long nez

101 001 002 001 zaglossus bruijni moskau KR3Westlicher Langschnabeligel (Zaglossus brujinii) im Zoo Moskau © Klaus Rudloff, Berlin

 

101 001 002 001 zaglossus bruijni mapApproximative Verbreitung des Langschnabeligels (Zaglossus brujinii, dunkelblau: aktuelles Vorkommen; rot: möglicherweise ausgestorben; Zaglossus bartoni: dunkelgrün

 

101 001 002 001 zaglossus bruijni BatuSecretZoo jPfleiderer1Westlicher Langschnabeligel (Zaglossus brujinii) im Batu Secret Zoo, Java © Johannes Pfleiderer, Zoo Duisburg

 

101 001 002 001 zaglossus bruijni moskau KR1Westlicher Langschnabeligel (Zaglossus brujinii) im Zoo Moskau © Klaus Rudloff, Berlin

 

101 001 002 001 zaglossus bruijni BatuSecretZoo jPfleiderer2Westlicher Langschnabeligel (Zaglossus brujinii) im Batu Secret Zoo, Java © Johannes Pfleiderer, Zoo Duisburg

 

101 001 002 001 zaglossus bruijni skelett goeteborgSkelett eines Westlichen Langschnabeligels (Zaglossus brujinii) im Naturhistorischen Museum Göteborg © Gunnar Creutz. Veröffentlich auf Wikimedia Commons unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International-Lizenz

 

101 001 002 001 zaglossus bartoni ZSL KR2Östliche Langschnabeligel (Zaglossus bartoni) im Londoner Regent's Park Zoo © Klaus Rudloff, Berlin

 

101 001 002 001 zaglossus bartoni ZSL wDreier1Östlicher Langschnabeligel (Zaglossus bartoni) im Londoner Regent's Park Zoo © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Als eine von nur drei eierlegenden Säugetiergattungen wären Langschnabeligel von zoopädagogischem Interesse. Sie waren aber schon früher in europäischen Zoos extrem selten und werden derzeit (2023) nirgendwo gezeigt. Der einzige Vertreter der Kloakentiere, der gegenwärtig in europäischen Zoos gehalten wird, ist der Kurzschnabeligel.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Westliche (Z. bruijnii) ist etwas kleiner als der Östliche Langschnabeligel (Z. bartoni), Zahlen liegen aber keine vor. Es bestehen keine signifikanten Größenunterschiede zwischen den Geschlechtern. Im Gegensatz zur östlichen Art, die an Vorder- und Hinterpfoten je 5 Krallen aufweist, hat er nur 3-4 Krallen an jedem Fuß. Die Farbe und Dichte des Fells variiert stark. Die Stacheln können ganz weiß oder ganz schwarz oder schwarz mit weißer Spitze sein [2; 9].

Verbreitung

Neuguinea: Z. bruijnii: Vogelkop- und Fak-Fak-Halbinseln sowie wahrscheinlich die Charles-Louis-Berge in West-Papua und vielleicht auch auf den Inseln Batanta und Waigeo (Indonesien). Z. bartoni: Papua-Neuguinea, Westpapua [2; 3; 4].

Lebensraum und Lebensweise

Der Westliche Langschnabeligel besiedelt tropische Tieflandwälder bis zu Bergwäldern in Höhenlagen von 2'500 m. Er ist überwiegend nachtaktiv, ansonsten ist über seine Lebensweise wenig bekannt. Vermutlich ernährt er sich hauptsächlich von Regenwürmern und nimmt auch etwas Arthropoden zu sich. Auch zur Fortpflanzung gibt es keine konkreten Angaben [3; 9].

Gefährdung und Schutz

Der Westliche Langschnabeligel wurde 1982 als gefährdet, ab 1994 als stark gefährdet eingestuft, und gilt seit 2008, letztmals überprüft 2015, als unmittelbar vom Aussterben bedroht (Rote Liste: CRITICALLY ENDANGERED).  Die Datenlage ist zwar dürftig, aber man geht davon aus, dass die Bestände innerhalb der letzten 45-50 Jahre um über 80% abgenommen haben. Der Östliche Langschnabeligel galt ebenfalls als vom Aussterben bedroht, wird aber aufgrund einer Neubeurteilung im Jahr 2015 seit 2016 als gefährdet (VULNERABLE) geführt [3; 4].

Die ganze Gattung fällt unter CITES-Anhang II.

Bedeutung für den Menschen

Langschnabeligel werden mit Hilfe von Hunden zur Gewinnung von Fleisch bejagt [3]. Im Rahmen von CITES wurde einzig 1985 die Ausfuhr eines lebenden Exemplars von Zaglossus sp. aus Indonesien nach den Niederlanden registriert [1].

Haltung

Langschnabeligel wurden noch nie in Menschenobhut gezüchtet, können im Zoo aber sehr alt werden. Beim Westlichen Langschnabeligel hält mit 32 Jahren ein Tier den Altersrekor, das 1912-43 im Londoner Zoo gezeigt wurde, im Berliner Zoo lebte eines über 30 Jahre und 6 Monate [7]. Ein Östlicher Langschnabeligel starb im Taronga Zoo in Sidney im Alter von mindestens 53 Jahren [6].

Zoopädagogik: Als Eier legendes Säugetier ist der Kurzschnabeligel besonders geeignet, um über die Evolution zu informieren. Anhand des Stachelkleids kann dabei über konvergente Entwicklungen gesprochen werden.

Haltung in europäischen Zoos: Westliche Langschnabeligel wurden in West- und Mitteleuropa nur in sehr wenigen Zoos und nur von Ende des 19. Jahrhunderts bis zum 2. Weltkrieg gezeigt. Von 1965-1994 im Londoner Zoo gehaltene Tiere gehörten der Art Z. bartoni an, sie wurden letztlich an den Taronga-Zoo in Sydney überstellt [6].  Einzig der Moskauer Zoo hielt Z. bruijnii im 21. Jahrhundert (bis 2013). Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Die im Säugetiergutachten 2014 des BMEL vorgesehene Mindestfläche von 16 m²/Paar hat keine wissenschaftliche Grundlage. Die Tierschutzverordnung der Schweiz (Stand 01.06.2024) schreibt 6 m²/Paar, jene Österreichs (Stand 2024) 10 m²/Paar vor. Diese Zahlen beruhen auf Erfahrungen mit Kurzschnabeligeln. Der Verband der Zoologischen Gärten hält es, ebenfalls bezogen auf Kurzschnabeligel, für angemessen, dass die ganzjährig benutzbare Gehegefläche pro Tier 6 m² nicht unterschreitet. Gehege für zwei und mehr Tiere sollen unterteilbar oder es soll ein Ausweichgehege gegeben sein, um einzelne Tiere bei Bedarf trennen zu können. Zugang zu einem Außengehege während der warmen Jahreszeit ist empfehlenswert, aber nicht unabdingbar. Schnabeligel sind keine Tunnelbauer, sondern buddeln sich nur ein, um zu schlafen [8]. Daher ist eine Substratstärke von 30 cm, wie im Säugetiergutachten 2014 vorgegeben, nicht im ganzen Gehege erforderlich.

 Taxonomie und Nomenklatur

Der Westliche Langschnabeligel wurde 1876 von Wilhelm PETERS, der bis 1869 Direktor des Zoologischen Garten Berlin gewesen war, und Giacomo DORIA, dem Gründer und ersten Direktor des Naturhistorischen Museums von Genua, als Tachyglossus bruijnii erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der am Smithsonian Institute tätige amerikanische Zoologe Theodore Nicholas GILL trennte ihn 1877 von Tachyglossus ab und stellte ihn in die neue Gattung Zaglossus. Traditionell wurden alle Zaglossus-Formen meistens in eine einzige Art gestellt. Manche Autoren anerkannten mit Z. bartoni und Z. bruijinii zwei Arten an. Eine Revision der Gattung im Jahr 1998 stipulierte mit Z. attenboroughi eine dritte Art mit einem winzigen Areal in den Cyclops Mountains an der Nordküste West-Papuas, sowie, im Fall von Z. bartoni, vier Unterarten [2; 8; 9].

Literatur und Internetquellen

  1. CITES TRADE DATA BASE
  2. FLANNERY, T.F. & GROVES, C. P. (1998)
  3. LEARY, T., SERI, L., LANNERY, T. et al. (2016). Zaglossus bartoni. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T136552A21964496. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-2.RLTS.T136552A21964496.en . Accessed on 24 January 2023.
  4. LEARY, T. et al. (2016). Zaglossus bruijnii. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T23179A21964204. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-2.RLTS.T23179A21964204.en . Downloaded on 15 March 2021.
  5. GRZIMEK, B. (1966) 
  6. PRESSEMITTEILUNG TARONGA ZOO vom 11.07.2018
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
  9. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)