Westliches Graues Riesenkänguru (Macropus fuliginosus melanops) im Zoo Basel
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Känguruartige (Macropodiformes)
Familie: Kängurus (Macropodidae)
Unterfamilie: Eigentliche Kängurus (Macropodinae)
Westliches Graues Riesenkänguru
Macropus fuliginosus • The Western Grey Kangaroo • Le kangourou gris
Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Känguruartige (Macropodiformes)
Familie: Kängurus (Macropodidae)
Unterfamilie: Eigentliche Kängurus (Macropodinae)
- Körperbau und Körperfunktionen
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Als Prototyp der Beuteltiere und gute Botschafterart für Naturschutz in Australien ist das Westliche Graue Riesenkänguru von zoopädagogischem Interesse. Es wird allerdings nicht so oft gehalten, wie das noch etwas größere Rote Riesenkänguru. Körperbau und KörperfunktionenDas Westliche Graue Riesenkänguru ist nur wenig kleiner als der größte Vertreter der Familie, das Rote Riesenkänguru. Maße und Gewichte variieren je nach Quelle, aber die maximale Kopf-Rumpflänge von 222 cm im neuen Handbuch der Säugetiere [10] gehört wohl ins Reich der Fabel. Böcke dürften eine Kopf-Rumpflänge von 130-140 und eine Schwanzlänge von etwa 100 cm erreichen, können bis 66(-72) kg schwer werden und sind mannshoch, wenn sie sich auf den Hinterbeinen aufrichten. Die Weibchen bleiben deutlich kleiner und mit 17-39 kg entsprechend leichter. Die Fellfarbe beider Geschlechter ist graubraun [3; 5; 10]. VerbreitungAustralien (Westaustralien, Südaustralien, Victoria, New South Wales). Auf Kangaroo Island lebt die Unterart Macropus fuliginosus fuliginosus, die sich farblich deutlich von ihren Artgenossen auf dem Festland unterscheidet [2; 10]. Lebensraum und LebensweiseDas Westliche Graue Riesenkänguru besiedelt unterschiedliche Lebensraumtypen wie offenes Waldland, trockene Strauchformationen (Mallee), Heiden und Grasland sowie Agrarland, meidet aber Schafweiden. Die Tiere sind hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktiv. Sie sind meistens ziemlich ortstreu und nutzen Streifgebiete von etwa 50-700 ha, je nach Nahrungsangebot. Sie leben in kleinen Gruppen mit häufig wechselnde Zusammensetzung. Hauptnahrung sind Gräser, es werden aber auch Kräuter und Kasuarinenzweige gefressen. Zur Nahrungsaufnahme werden auch die Hände zuhilfe genommen. Weibchen werden mit 14, Böcke mit 20 Monaten geschlechtsreif. Paarungen können während des ganzen Jahres vorkommen, hauptsächlich aber während des Sommerhalbjahrs. Nach einer Trächtigkeit von 31 (27-46) Tagen wird ein einzelnes Junges geboren, das etwa 11 Monate im Beutel bleibt und mit etwa anderthalb Jahren entwöhnt wird. Anders als beim Roten Riesenkänguru werden die Weibchen nicht unmittelbar nach der Geburt wieder gedeckt und es gibt keine Keimruhe [3; 4; 10]. Gefährdung und SchutzDie Art ist im südlichen Australien weitverbreitet. Sie ist häufig und dehnt ihr Areal aus. Sie gilt daher nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1]. Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Für lebende Tiere gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens. Bedeutung für den MenschenWestliche Graue Riesenkängurus gehören zu den Arten, die in Australien kommerziell genutzt werden und für die jährlich eine Abschussquote festgelegt wird. Im Jahr 2008 wurden in den Bundesstaaten Neu-Südwales, Südaustralien und Westaustralien insgesamt 201'199 Tiere erlegt [1]. HaltungIn Australien werden Westliche Graue Riesenkängurus häufig in begehbaren Anlagen gehalten, wo sie sich teilweise den Besuchern gegenüber vertraut zeigen, in manchen Zoos aber auch scheu sind [6]. In Europa sind die Zoos zurückhaltender und setzen für Kontaktgehege eher die kleineren Wallabies ein. Kängurus sind sehr soziale Tiere und vertragen sich untereinander sehr gut, ausgenommen geschlechtsreife Böcke, die sich gegenseitig bekämpfen. Im Zoo wird deshalb oft nur ein fortpflanzungsfähiges Männchen in einer Gruppe gehalten und allfällige weitere werden kastriert. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 20 Zoos gehalten, im deutschsprachigen Raum nur noch im Zoo Basel, nachdem die Haltung im Tierpark Berlin 2022 auslief. Am meisten Haltungen gibt es in Großbritannien. Der Bestand in EAZA-Zoos wurde für 2021 mit 47 beziffert. Es handelt sich ausnahmslos um Tiere der Festland-Unterart M. f. melanops. Für Details siehe Zootierliste. Das älteste bekannte Westliche Graue Riesenkänguru, ein Weibchen, wurde am 5.2.1947 im Zoo Basel geboren und starb am 27.5.1970 ebendort, erreichte also ein Alter von 23 Jahren und 3 Monaten [9]. Wie Riesenkängurus gehalten werden (Beispiele):
Forschung im Zoo: Gelegentlich sind Westliche Graue Riesenkängurus Gegenstand von Forschungsarbeiten [4; 8]. Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt für große Kängurus ein Außengehege vor, das für 5 Tiere eine Fläche von 300 m² und für jedes weitere Tier 30 m² mehr aufweisen soll. Als Basisfläche für das Innengehege werden 30 m² angegeben und zusätzlich 4 m² für jedes weitere Tier. Praxiserfahrung mehrerer Riesenkängurus haltender Zoos zeigt, dass eine Stallfläche von 4 m² pro Tier, wie sie z.B. die schweizerische Tierschutzverordnung vorschreibt, ausreichend ist. Darüber hinaus sind in klimatisch günstigen Regionen Deutschlands große Kängurus weitgehend winterhart (die gemittelte Monats-Nachttemperatur liegt in Teilen des natürlichen Areals im Winter bei 0°C) und suchen die Stallungen nur kurzzeitig auf, was gegebenenfalls eine weitere Reduktion der Stallflächen ohne Nachteil für die Tiere erlaubt. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 5 Tiere ein Außengehege von 300 und ein Innengehege von 20 m² vor, für jedes weitere Tier kommen 30 bzw. 4 m² zur Basisflächen dazu. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) sind für bis zu 5 Tiere ein Außengehege von 500 und ein Innengehege von 25 m² erforderlich. Für jedes weitere Tier sind die Flächen um 50 bzw. 2.5 m² zu erweitern. Nach JACKSON soll für 5 Tiere eine Gehegefläche von 340 m² nicht unterschritten werden [6]. Taxonomie und Nomenklatur1817 wurde das Westliche Graue Riesenkänguru vom französischen Zoologen Anselme Gaëtan DESMAREST als "Kangurus fuliginosus" beschrieben. Später wurde es in die von George SHAW vom Britischen Museum bereits 1790 aufgestellte Gattung Macropus eingeordnet [10]. Lange Zeit wurden alle Grauen Riesenkängurus als eine einzige Art angesehen. Erst 1972 befanden KIRSCH & POOLE [7], dass die östlichen und die westlichen Populationen zwei verschiedene Arten repräsentierten. Dass es sich tatsächliche um zwei gute Arten handelt, musste vor vielen Jahren der Zoo Basel durch die leidvolle Erfahrung lernen, dass die Känguruzucht zum Erliegen kam, als seiner Gruppe "Western Greys" ein Östlicher Kängurumann als neuer Zuchtbock beigesellt worden war. Versucht hatte er's zwar, aber es kam nichts dabei heraus. |
Literatur und Internetquellen
- AUSTRALIAN GOVERNMENT - Commercial kangaroo harvest in 2008
- BURBIDGE, A. et al. (2016). Macropus fuliginosus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T40563A21953972. http://www.iucnredlist.org/details/40563/0. Downloaded on 15 June 2018.
- CURTIS, L. K. (2006)
- GERMANN-MEYER, V. (1974)
- GRZIMEK, B. (1966)
- JACKSON, S. M. (2003)
- KIRSCH, J.A. W. & POOLE, W. E. (1972)
- SCHÜRER, U. (1978)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)