Parmakänguru

Parmakängurus (Macropus (N.) parma) im Zoo Berlin
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Känguruartige (Macropodiformes)
Familie: Kängurus (Macropodidae)
Unterfamilie: Eigentliche Kängurus (Macropodinae)

D NT 650

EEPParmakänguru, Parmawallaby

Macropus (Notamacropus) parma • The Parma Wallaby • Le wallaby de Parma

102 012 011 010 macropus parma juv wien Jutta KirchnerJunges Parmakänguru (Macropus (N.) parma) im Tiergarten Schönbrunn, Wien © Jutta Kirchner / Tiergarten Schönbrunn

102 012 011 010 macropus parma mapVerbreitung des Parmakängurus (Macropus parma). Gelb: auf der Kawau-Insel, Neuseeland, angesiedelte Population; blau: in Australien wiederangesiedelte Population

102 012 011 010 macropus parma VIE NPotJunges Parmakänguru im Beutel (Macropus (N.) parma), Tiergarten Schönbrunn, Wien © Norbert Potensky / Tiergarten Schönbrunn

102 012 011 010 macropus parma KRE KREParmakänguruweibchen (Macropus (N.) parma) mit halbwüchsigem Jungtier im Zoo Krefeld © Zoo Krefeld

102 012 011 010 macropus parma sables PD1Parmakänguru (Macropus (N.) parma) im Zoo des Sables d'Olonne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

102 012 011 010 macropus parma 1y sables PD1Etwa einjähriges Parmakänguru (Macropus (N.) parma) im Zoo des Sables d'Olonne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

102 012 011 010 macropus parma wilhelma PD1Parmakänguru(Macropus (N.) parma) in der Wilhelma Stuttgart © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

102 012 011 010 macropus parma wilhelma PD2Parmakängurus(Macropus (N.) parma) in der Wilhalma Stuttgart © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

102 012 011 010 macropus parma salzburg PD1Parmakänguru(Macropus (N.) parma), Gehegebeschilderung im Zoo Salzburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Wegen seiner geringen Körpergröße werden die Parmakängurus als niedlich, bei Gemeinschaftshaltung mit einer größeren Art allenfalls auch als Jungtiere wahrgenommen und kommen so beim Publikum gut an. Als Art, die beinahe ausgerottet wurde und die durch menschliche Interventionen gerettet werden konnte, ist das Parmakänguru auch von zoopädagogischem Interesse. Dementsprechend wird es recht oft in Zoos gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Das Parmakänguru ist der kleinste Vertreter der Gattung Macropus. Es unterschied sich so deutlich von den anderen Wallabies in seinem ursprünglichen Verbreitungsgebiet, dass ihm die Aborigines, die ihm nachstellten, einen eigenen Namen gaben [6].

Männliche Parmakängurus haben eine Kopf-Rumpflänge von etwa 48-53 und eine Schwanzlänge von 49-54 cm, die Weibchen von 44-53 cm und 40-51 cm, die Körpergewichte liegen bei rund 4.1 bis 5.9 kg bzw. 3.2 bis 4.8 kg. Das Fell ist auf dem Rücken rotbraun bis graubraun mit einem Längsstreif vom Scheitel bis Mitte Rücken. Die Brust ist weiß, der Bauch hellgrau, seitlich auf dem Gesicht verläuft ein heller Streifen, die Spitze des dünn behaarten Schwanzes ist oft weißlich [1; 8].

Verbreitung

Australien: New South Wales, eingeführte Population auf der Kawau-Insel in Neuseeland [4].

Lebensraum und Lebensweise

Parmakängurus besiedeln vorzugsweise feuchte und bisweilen trockene Hartlaubwälder der gemäßigten Zone mit viel Unterwuchs, besonders entlang von Bachläufen oder in Flusstälern. Zum Äsen benötigen sie offenes Gras- oder Agrarland in der Nähe, gehen aber auch an Straßenborde.

Über die Ernährungsgewohnheiten im Freiland ist wenig bekannt, hauptsächlich fressen sie nachts Gräser und Kräuter.

Die Trächtigkeit dauert 35 (33-36) Tage. Das Junge bleibt 7 Monate im Beutel und wird mit 10 Monaten entwöhnt. Es kann zu einer Keimruhe kommen, die Weibchen werden aber meist erst 45-105 Tage nach der Geburt wieder gedeckt [8].

Gefährdung und Schutz

Da der Bestand relativ klein (weniger als 10'000 Individuen), das Areal fragmentiert ist, und der Rotfuchs, eine in Australien angesiedelte, invasive Art diesen kleinen Kängurus nachstellt, gilt die Art aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2008, letztmals überprüft 2015, als potenziell gefährdet (Rote Liste: NEAR THREATENED) [4].

Ursprünglich lebte das Parmakänguru in den Illawarra- und Cambewarra-Bergen südlich von Sydney. Mitte des 20. Jahrhunderts nahm man an, dass das Parmakänguru ausgestorben sei. 1965 entdeckte man, dass eine Kolonie von Parmakängurus, die 1870 durch den damaligen Gouverneur, Sir George GREY, auf der neuseeländischen Kawau-Insel ausgesetzt worden war, überlebt hatte. GREY war zuvor in Südafrika und Australien stationiert gewesen und hatte von dort verschiedene Tierarten, einschließlich Zebras, Antilopen, Hirsche, zwölf Beuteltierarten und alle möglichen Vögel mitgebracht, die er auf der Insel freiließ, was zu einer ökologischen Katastrophe führte. Die meisten ausgesetzten Tierarten starben wieder aus, von den Beuteltieren überlebten deren fünf, darunter das Parmakänguru. Nach ihrer Wiederentdeckung wurden Parmakängurus zurück nach Australien gebracht und rund 300 Tiere an Zoos abgegeben. Die wiedereingeführte Population entwickelte sich gut, wobei der Gründer und Zoodirektor des Australian Reptile Park, Eric WORRELL, 1967 entdeckte, dass doch einige Tiere des ursprünglichen Bestandes im Great Dividing Range überlebt hatten [9].

Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt. Es gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Das Parmakänguru wurde von den Aborigines gejagt, heute spielt es in jagdlicher Hinsicht keine Rolle mehr [6].

Haltung

Im Healesville Sanctuary im Bundesstaat Victoria werden Parmakängurus in einer begehbaren Anlage gehalten, wo sie sich den Besuchern gegenüber scheu verhalten [5]. Auch in europäischen Zoos gibt es gelegentlich Kontaktgehege für diese Art, so z.B. die begehbaren Australienvolieren im Tiergarten Worms und im Zoo Hof.

Häufig wird das Parmakänguru mit anderen Arten vergesellschaftet. Eine Vergesellschaftung mit Maras bringt möglicherweise mehr Stress für die Tiere [5].

Das älteste bekannte Parmakänguru ist ein Männchen, das im englischen Dudley Zoo im Alter von 15 Jahren und 11 Monaten starb [7].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 100 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Der Schwerpunkt der Haltung liegt in Großbritannien, wo sich etwa ein Drittel der Haltungen befinden. 2021 bezifferte sich die Zahl der TIere in 52 EAZA-Zoos auf 385. Für Details siehe Zootierliste. Seit 2024 gibt es ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (New-Style EEP), das vom Longleat Safari Park koordiniert wird.

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt für Parmakängurus ein Innengehege vor, das für 5 Tiere eine Fläche von 10 m², für jedes weitere zusätzlich 2 m² aufweisen muss. Faktisch sind Parmakängurus ziemlich winterhart und kommen in klimatisch günstigen Gegenden Deutschlands mit einer isolierten Schutzhütte aus. Voraussetzung ist allerdings, dass der Zoo bzw. das Gehege fuchssicher eingezäunt ist.

Die Tierschutzverordnung der Schweiz (Stand 01.06.2024) schreibt für 5 Tiere ein Außengehege von 40 m² und für jedes weitere Tier zusätzlich 4 m² vor. Das Innengehege muss für 5 Tiere 10 m² groß sein und für jedes weitere Tier ist die Fläche um 2 m² zu erhöhen.

Die Anforderungen der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) sind etwas abstrus. Verlangt werden für fünf Tiere ein Außengehege von 200 m² und ein Innengehege von 4 m². Für jedes weitere Tier ist die Fläche außen wie innen um 10% zu erhöhen.

Nach JACKSON soll für 5 Tiere eine Gehegefläche von 60 m² nicht unterschritten werden [3].

Taxonomie und Nomenklatur

Das Parmakänguru wurde 1846 vom englischen Zoologen George Robert WATERHOUSE als Macropus parma beschrieben. [8].

Acht kleinere bis mittelgroße Arten der Gattung Macropus, darunter parma, werden in der Untergattung Notamacropus DAWSON & FLANNERY [2] zusammengefasst. Bei WILSON & MITTERMEIER [8] wird diese Untergattung zu einer Gattung erhoben. Nicht alle Referenzwerke /-datenbanken haben diesen Schritt mitgemacht.

102 012 011 010 macropus parma wilhelma PD3Parmakänguru(Macropus (N.) parma) in der Wilhelma Stuttgart © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Literatur und Internetquellen

  1. CURTIS, L. K. (2006)
  2. DAWSON, L. & FLANNERY, T. (1985)
  3. JACKSON, S. M. (2003)
  4. LUNNEY, D. & McKENZIE, N. (2019). Macropus parma. The IUCN Red List of Threatened Species 2019: e.T12627A21953067. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2019-1.RLTS.T12627A21953067.en . Accessed on 26 January 2023..
  5. RENDLE, J., WARD, S.J. & McCORMICK, W. (2018)
  6. TROUGHTON, E. (1967) 
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  9. WODZICKI, K. & FLUX, J.E.C. (1967)
  10. INTEGRATED TAXONOMIC INFORMATION SYSTEM (ITIS)