Neunbindengürteltier (Dasypus novemcinctus) im Zoo Dortmund
© Zoo Dortmund
Überordnung: Zahnarme, Nebengelenktiere (XENARTHRA)
Ordnung: Gepanzerte Nebengelenktier (CINGULATA)
Familie: Gürteltiere (Dasypodidae)
Unterfamilie: Weichgürteltiere (Dasypodinae)
Neunbindengürteltier
Dasypus novemcinctus • The Nine-banded Armadillo • Le tatou à neuf bandes
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Das im Freiland nicht gefährdete Neunbindengürteltier ist, sofern adäquat präsentiert, ein attraktives Zootier, das die Aufmerksamkeit des Publikums aus sich zieht. Es ist zoopädagogisch besonders interessant, weil es immer Vierlinge zur Welt bringt. Leider wird es in Europa nur noch ganz ausnahmsweise gehalten. Körperbau und KörperfunktionenDas Neunbindengürteltier erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 40-50 (37-58) cm, eine Schwanzlänge von 25-40 cm und ein Gewicht von 6 (3-8) kg. Der nur 2-3 mm dicke Panzer schützt zwar gegen Verletzungen durch dorniges Gestrüpp, ist aber kein wirksamer Schutz gegen Feinde. Der Kopfschild ist trapezförmig. Die Zahl der beweglichen Gürtel beträgt meist 9, kann aber von 8-11 variieren. Die Weibchen haben 4 Zitzen [1; 2; 4]. VerbreitungNord-, Mittel- und Südamerika von den südlichen USA bis Nord-Argentinien: Argentinien, Belize, Bolivien, Brasilien, Costa Rica, Ekuador, El Salvador, Französisch Guiana, Grenada, Guatemala, Guyana, Honduras, Kolumbien, Mexiko, Nikaragua, Panama, Paraguay, Peru, Surinam, Trinidad und Tobago, Uruguay, USA (Alabama, Arkansas, Colorado, Florida, Georgia, Illinois, Kansas, Kentucky, Louisiana, Mississippi, Missouri, Nebraska, New Mexico, Oklahoma, South Carolina, Tennessee, Texas), Venezuela [3]. In Nordamerika hat die Art ihr Areal während der letzten 150 Jahre massiv ausgeweitet [4]. Lebensraum und LebensweiseBevorzugter Lebensraum des solitär lebenden und überwiegend nachtaktiven Neunbindengürteltiers sind bewaldete, leicht sumpfige Regionen. Jedes Tier errichtet mehrere Baue, besonders an Fluss- und Bachufern und stets in der Nähe von Bäumen oder Gebüschen. Typischerweise besteht ein Bau aus einem 1-7 m langen Gang von 15-20 cm Durchmesser, an dessen Ende sich ein Wohnkessel befindet. Die Tiere fressen Insekten, sonstige Arthropoden und Schnecken jeder Art. Mit einem Zungenschlag können sie bis zu 70 Ameisen aufnehmen. Eine Mahlzeit kann bis zu 14'000 Ameisen umfassen [1; 2]. Während die meisten anderen Gürteltiere Einlinge oder Zwillinge zur Welt bringen, sind es beim Neunbindengürteltier jeweils eineiige Vierlinge. Die Einbettung der Embryonen in die Gebärmutterwand kann mit einer Verzögerung von bis zu 32 Monaten erfolgen, sodass die Jungen in einer für ihr Überleben günstigen Situation geboren werden können. Durch diese Phänomene der verzögerten Implantation und der Polyembryonie wird auch die Besiedlung neuer Gebiete erleichtert [4]. Gefährdung und SchutzDie Art hat eine sehr weite Verbreitung und wahrscheinlich auch eine große Gesamtpopulation. Trotz Bejagung nehmen die Bestände der sich schnell vermehrenden, anpassungsfähigen und unterschiedliche Lebensräume nutzenden Tiere eher zu. Die Art wird deshalb aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2013 nicht als gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN) [3]. Der internationale Handel ist nicht durch CITES geregelt. Bedeutung für den MenschenNeunbindengürteltiere werden in ihrem Verbreitungsgebiet gegessen. Das Fleisch soll angeblich sehr gut schmecken. In der Pampa sollen die Gauchos die Güteltiere als lebende Brotzeitdosen behandeln und sie lebend ins Lagerfeuer werfen, um sie zu garen. Gebietsweise werden Körperteilen medizinische Wirkungen zugeschrieben. Ferner werden die Panzer zur Herstellung von Musikinstrumenten oder Körbchen verwendet. Neunbindengürteltiere werden in der Medizin (Lepra, Chagas) und Genetik zu Forschungszwecken eingesetzt [2; 3; 4]. HaltungEin als Jungtier der Natur entnommenes Neunbindengürteltier starb im Zoo von San Antonio, Texas, im Alter von 14 Jahren und 10 Monaten [5]. Haltung in europäischen Zoos: Es gab in Europa gelegentlich Geburten, jedoch keine nachhaltige Zucht, und die Art ist dabei aus europäischen Zoos zu verschwinden. Für Details siehe Zootierliste. Forschung im Zoo: In einer umfangreichen Dissertation wurden nicht nur zahlreiche biologische Informationen zusammengetragen, sondern auch die damalige Praxis der Haltung von Gürteltieren in Menschenobhut untersucht und beurteilt. Dabei wurde festgestellt, dass große Haltungsdefizite bestehen, welche grösstenteils auf mangelndem Wissen über diese wenig untersuchten Tiere beruhen. Es wurden Vorschläge zur Verbesserung der Situation gemacht, so sollte man bei Neunbindengürteltieren, die den größten Teil ihrer Wachphasen mit Futtersuche verbringen, durch Vergraben von Mehlwürmern oder anderen Insekten oder Anbieten von verrottenden Baumstämmen oder Ameisenhaufen für eine tiergerechte Beschäftigung sorgen [4]. Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt für die Haltung eines Paars ein Innengehege von 10 m² und für jedes weitere Adulttier 2 m² zusätzlich vor. Ein Außengehege ist fakultativ. Im Gutachten’96 waren 4 m² pro Paar und 1 m² zusätzlich für jedes weitere Tier vorgegeben worden. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Innengehege von 6 m² und für jedes weitere Tier 1.5 m² zusätzlich vor. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) fordert für ein Paar eine Grundfläche von 10 m² und für jedes weitere Tier 1 m² mehr. Taxonomie und NomenklaturDie Art wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter ihrem heute noch gültigen Namen beschrieben. Es werden sechs Unterarten anerkannt [6]. |
Literatur und Internetquellen
- ALLEN, T. B. (1979)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- LOUGHRY, J. et al. (2014). Dasypus novemcinctus. The IUCN Red List of Threatened Species 2014: e.T6290A47440785. http://www.iucnredlist.org/details/6290/0. Downloaded on 20 May 2018.
- SUPERINA, M. (2010)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)