Schweinshirsch (Axis porcinus) im Zoo Dresden
© Zoo Dresden)
Überordnung: LAURASIATHERiA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hirsche (Cervidae)
Unterfamilie: Echte Hirsche (Cervinae)
Tribus: Echthirsche im engeren Sinn (Cervini)
Schweinshirsch
Axis porcinus • The Hog Deer • Le cerf cochon
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Im Gegensatz zu seinem Verwandten, dem leuchtend und kontrastreich gefärbten Axishirsch wird der kleinere und unscheinbare Schweinshirsch nicht häufig im Zoo gezeigt, obwohl er als stark gefährdet gilt und seine Haltung durch ein Zuchtbuch gefördert wird. Körperbau und KörperfunktionenMit einer Schulterhöhe von 65-75 cm bei den Böcken und 55-65 cm bei den Weibchen ist der Schweinshirsch etwa so groß wie unser Reh, ist aber viel stämmiger und deutlich schwerer (Gewicht bei Böcken 40-55 kg, selten bis 95 kg). Das Geweih verfügt wie beim Axishirsch über drei Sprossen. Der Geweihzyklus ist nicht fixiert, d.h. Abwurfstangen können zu jeder Jahreszeit anfallen. Das Fell der Adulttiere ist im Sommer eher rot- oder graubraun mit etwas dunklerem Aalstrich und links und rechts davon einer Reihe Flecken, eventuell auch schwache Flecken auf dem übrigen Körper. Das Winterfell ist dunkelbraun und ungefleckt. Kinn sowie Unterseite und Spitze des Wedels sind weiß. Die Kitze sind gefleckt [1; 2; 5]. VerbreitungSüd- und Südostasien: Der Schweinshirsch kommt in Bangladesch, Bhutan, Indien, Kambodscha, Nepal und Pakistan vor. In China, Laos, Myanmar und Vietnam wurde er ausgerottet, ebenso in Thailand, wo er aber im Phu Khieo-Wildschutzgebiet und auf der Insel Ko Chang im Golf von Siam wiederangesiedelt wurde. Er wurde außerdem in Australien und den Vereinigten Staaten eingeführt, auch die kleine Population auf Sri Lanka geht vermutlich auf Importe zurück [1; 2]. Lebensraum und LebensweiseSchweinshirsche besiedeln die mit hohem Gras oder Schilf bestandenen Ebenen entlang der großen Flüsse im Norden des indischen Subkontinents und kommen auch in aufgegebenen Re1sfeldern, in Tamarisken- und Mangrovenwäldern vor. Sie leben oft einzeln, können sich aber auch zu kleineren Rudeln zusammenfinden und mehrere Mutterfamilien können größeren Herden bilden [1; 2]. Weibchen werden mit 8-12, Böcke mit 14-16 Monaten geschlechtsreif. Es gibt keine feste Brunftzeit. Nach einer Tragzeit von rund 220-230 Tagen kommt in der Regel ein einzelnes Kitz mit einem Geburtsgewicht von 2-3 kg zur Welt [5]. Gefährdung und SchutzDie Bestände des Schweinshirschs haben während Jahrzehnten drastisch abgenommen Die Art wird daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2014 als stark gefährdet eingestuft, obwohl es in einigen Schutzgebieten gesunde Populationen gibt (Rote Liste: ENDANGERED) [3]. Der internationale Handel ist seit 2014 nach CITES-Anhang III Pakistan geregelt. Die Einfuhr nach Europa aus asiatischen Ursprungsländern ist aber aus tierseuchenrechtlichen Gründen so gut wie ausgeschlossen. Bedeutung für den MenschenGebietsweise werden Schweinshirsche zur Gewinnung von Fleisch und von Bastgeweihen für die traditionelle orientalische Medizin gejagt. Sie sind auch Objekt der Sport- und Trophäenjagd [3]. HaltungEine Vergesellschaftung von Schweinshirschen mit anderen Arten, ist möglich und wird praktiziert, im Zoo Dresden z.B. mit Nilgaus. Geweihwechsel und Brunft, und damit auch die Geburtensaison, sind bei uns unabhängig von den Jahreszeiten. Weil die Jungtiere mitten im Winter anfallen können, werden den Schweinshirschen im Zoo möglichst frostfreie Ställe zur Verfügung gestellt [1; 5]. WEIGL gibt als Höchstalter für ein in englischen Zoos geborenes und gehaltenes weibliches Tier über 22 Jahre und 11 Monate an [4]. Haltung in europäischen Zoos: Nur die vorderindische Unterart wird in über 20 Zoos gehalten, von denen sich nur drei im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Das Europäisches Zuchtbuch (ESB) wurde 2020 in ein "New Style-EEP" umgewandelt, das vom Zoo Breslau koordiniert wird. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für bis zu 5 Tieren ein Gehege von mindestens 200 m² zur Verfügung stehen. Für jedes weitere Tier kommen 10 m² zur Basisfläche dazu. Für tropische und subtropische Arten wird ein Stall von 4 m²/Tier vorgegeben. Schweinshirsche werden allerdings als bedingt winterhart bezeichnet. Laut Säugetiergutachten können lediglich bei Milus, Dam- und Weißwedelhirschen in großen Gehegen auch mehrere Männchen gemeinsam gehalten werden. Diese bei PUSCHMANN et. al. [2] abgeschriebene Behauptung ist falsch. Bei den meisten Hirscharten ändert sich die soziale Organisation im Jahresverlauf, was eine Vergesellschaftung zumindest zeitweilig ermöglicht. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 8 Tieren ein Gehege mit einer Suhle und einer Badegelegenheit vor, dessen Grundfläche 500 m² misst. Für jedes weitere Tier kommen 60 m² zur Basisfläche dazu. Für nicht akklimatisierte Tiere ist ein Stall mit einer Fläche von 4 m²/Tier erforderlich. Bei Haltung auf Naturboden wie gewachsen sind die Flächen zu verdreifachen. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) sind für 1-5 Tiere 120 m² erforderlich, für jedes weitere 12 m² mehr. Für tropische Arten ist ferner ein beheizter Stall mit einem Mindestausmaß von 4 m² pro weibliches Tier mit einer Mindesttemperatur von 10°C vorgeschrieben, der wahlweise aufgesucht werden kann. Taxonomie und NomenklaturDer Schweinshirsch wurde 1780 von dem Braunschweiger Naturkundeprofessor Eberhardt August Wilhelm von ZIMMERMANN unter dem Namen "Cervus porcinus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Später kam er in die vom englischen Offizier, Zeichner und Naturforscher Charles Hamilton SMITH aufgestellte Gattung Axis oder in die 1846 vom Schweden Carl Jakob SUNDEVALL eingeführte Gattung Hyelaphus, die meist als Untergattung von Axis angesehen wurde, neuerdings aber aufgrund molekulargenetischer Befunde von manchen Autoren wieder als eigene Gattung betrachtet wird. Es werden zwei Unterarten anerkannt: Axis p. porcinus aus Vorderindien und Axis p. annamiticus aus Hinterindien und Südchina. Lange galten zudem der Bawean- und der Calamianhirsch als Unterarten von Axis porcinus [5]. |
Literatur und Internetquellen
- JOHNSINGH, A. & MANJREKAR, N. (eds., 2015)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- TIMMINS, R. et al. (2015). Axis porcinus. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T41784A22157664. http://www.iucnredlist.org/details/41784/0 . Downloaded on 26 May 2018.
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)