Weiblicher Chinesischer Muntjak (Muntiacus reevesii) im Parc animalier et botanique de Branféré
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
|
Taxonomie und ArtenspektrumDie Familie der Hirschferkel umfasst gegenwärtig drei Gattungen mit insgesamt 10 Arten und 33 anerkannten Unterarten. 1982, in der ersten Standard-Taxonomie von CITES waren erst zwei Gattungen und vier Arten differenziert worden [3]. Die Moschustiere wurden bis vor Kurzem als Unterfamilie(Moschinae) der Geweihträger (Cervidae) eingestuft. Heute gelten sie als eigene Familie, die aus nur einer Gattung mit sieben Arten besteht, innerhalb derer 13 Unterarten anerkannt sind [3]. Die Cerviden sind ein beliebter Tummelplatz für Taxonomen. Die nach Abtrennung der Moschustiere verbleibenden 19 Gattungen wurden traditionellerweise (z.B. HALTENORTH, 1970) auf sechs Unterfamilien verteilt. Bei WILSON & REEDER (2005) sind davon noch drei übrig geblieben. Im Gegenzug ist die Zahl der Arten durch Neuentdeckungen, hauptsächlich aber Aufspaltungen, von 30 auf 51 gewachsen. Bei WILSON & MITTERMEIER (2011) wurden einzelne Arten zusammengelegt, andere dafür aufgesplittet was in einer Gesamt-Artenzahl von 53 resultierte. Es werden dort noch zwei Unterfamilien mit 2 bzw. 3 Tribus anerkannt [2; 4; 5]. Körperbau und KörperfuktionenSiehe Paarzeher - Allgemeines Verbreitung
Die Hirschferkel kommen, in Westafrika, Süd- und Südostasien vor, die Moschustiere in der Östlichen Paläarktis und der Indomalaiischen Region, die Hirsche in der Paläarktis, Süd- und Südostasien sowie in Nord-, Mittel und Südamerika. In Teilen Afrikas, Australiens sowie in Neuseeland, Madagaskar, Mauritius, Kuba, den Falklands und weiteren Inseln wurden sie als Jagdwild eingebürgert und verhielten sich manchenorts invasiv. Haltung im Zoo
Der Berliner Zoo verfügte gegen Ende des 19. Jahrhunderts über 12 Hirschhäuser mit 22 Außenanlagen, in denen eine umfangreiche Hirschkollektion gepflegt wurde, darunter Zuchtgruppen seltener Arten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Kollektion weiter ausgebaut. In sechs festen Häusern mit 60 Außengehegen wurden zeitweise bis zu 40 Formen gezeigt, darunter Raritäten, wie der letzte Schomburgkhirsch in einem europäischen Zoo. Während des Zweiten Weltkriegs fiel die ganze Hirschsammlung bis auf ein Rentier und ein Stück Damwild den Bombardierungen zum Opfer. 1957 war der Hirschbestand des Berliner Zoos wieder auf acht Arten angestiegen, 1961 waren es bereits 18 Arten, 1970 deren 21. Der Tierpark Berlin-Friedrichsfelde hatte 1975 18 Arten vorzuweisen, die höchste Artenvielfalt fand sich aber im Tierpark Hellabrunn in München, der zwischen 1950 und 1970 etwa 25 verschiedene Hirscharten und –unterarten hielt. Selbst ein flächenmäßig kleiner Innenstadtzoo wie Basel brachte es zeitweilig auf sieben Arten und dies, obwohl der nur drei Kilometer weit entfernte Tierpark Lange Erlen über eine imposante Kollektion von 12 Hirschformen verfügte. Köln zeigte um 1980 sechs Arten, der Tiergarten Schönbrunn in Wien konnte fünf Arten vorweisen, der nur 11 ha große Frankfurter Zoo deren zwei sowie Moschustiere und der Tierpark Rheine mit damals nur 6 ha Fläche immerhin zwei. In den 1970er Jahren setzte jedoch allgemein eine Wende ein: um den wachsenden Kostendruck zu mindern, dem Publikumsgeschmack entgegenzukommen und Tierschutzanforderungen zu erfüllen, wurden die Tierbestände der meisten Zoos reduziert, wobei es die Cerviden, deren Schauwert als gering eingestuft wurde, besonders hart traf. In den beiden Berliner Tiergärten war der Abbau gegenüber den 1970er-Jahren gering, dagegen hatte Hellabrunn 1987 nur noch 7 Arten und heute (2024) sind davon noch vier übriggeblieben. Der Zoo und der Tierpark Lange Erlen in Basel haben noch je zwei, im Kölner Zoo und im Tiergarten Schönbrunn ist die Familie noch durch je eine Art vertreten. Frankfurt und Rheine wurden zu hirschfreien Zonen [1]. Insgesamt werden in europäischen Zoos nach Zootierliste 3-4 Hirschferkel-, 1 Moschustier- und gegen 30 Hirscharten bzw. -unterarten gehalten.
Hirsche sind als landwirtschaftliche Nutztiere anerkannt. Für diesen Zweck gehalten werden Dam-, Sika- oder Rothirsche. Sie werden als Gehege- oder Zuchtschalenwild bezeichnet und extensiv zur Fleischgewinnung genutzt. In Deutschland hat das BMEL 1995 Leitlinien für eine Tierschutzgerechte Haltung von Wild in Gehegen herausgegeben. Eine Übersicht des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen über die wichtigsten, für die Haltung von Hirschen in der Schweiz geltenden Rechtsvorschriften findet sich hier. |