Schwarzer Muntjak (Muntiacus crinifrons) im Zoo Peking
© Wolfgang Dreier, Berlin
Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hirsche (Cervidae)
Unterfamilie: Echte Hirsche (Cervinae)
Tribus: Muntjaks (Muntiacini)
Schwarzer Muntjak
Muntiacus crinifrons • The Hairy-fronted Barking Deer • Le muntjac noir
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der Schwarze - tatsächlich meistens dunkelbraune - Muntjak unterscheidet sich von all seinen Verwandten durch seinen starken Stirnschopf. Die nur in China vorkommende Art gilt als gefährdet. In Europa wurde sie seit dem Zweiten Weltkrieg nie mehr gezeigt und war auch zuvor extrem selten zu sehen. Körperbau und KörperfunktionenDer Schwarze Muntjak erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 98-110 (90-132) cm, eine Schulterhöhe von (50-)62-88 cm, eine Schwanzlänge von 17-24 cm und ein Gewicht von 20-28.5 kg. Damit ist er deutlich größer als der in Zoos weitverbreitete Chinesische. Ricken sind im Mittel etwas größer als Böcke. Auf der Stirn haben die Tiere Knochenleisten, die sich beim Bock in 4-5 cm lange, behaarte Rosenstöcke fortsetzen, auf denen ein nur 5-6 cm langes Spieß- oder Gabelgeweih sitzt. Auf der Stirn wächst ein rötlich braunes bis goldgelbes Büschel langer Haare, das von der ansonsten überwiegend dunkelbraunen bis schwärzlichen Körperbehaarung absticht. Auch Kopfseiten und Lendengegend können gelblich sein. Auffällig sind der weiße Spiegel und die ebenso gefärbte Schwanzunterseite [3; 5; 8]. VerbreitungOstasien: China (Provinzen Anhui, Fujian, Jiangxi, Zhejiang). Meldungen über Vorkommen in Yunnan, Myanmar und Indien beziehen sich auf Muntiacus gongshanensis [6]. Lebensraum und LebensweiseDer Schwarze Muntjak besiedelt Wälder der kollinen und montanen Stufe mit dichtem Unterwuchs in Höhenlagen von ca. (200-)800-1'000+ m. ü. M. und geht auch in Teak-Pflanzungen. Er lebt solitär und ist territorial. Über seine Aktivitätszeiten ist nichts bekannt, die Unterschiede zu anderen Muntjaks dürften aber unerheblich sein. Er ernährt sich hauptsächlich von Zweigen und Blättern von Bäumen und Sträuchern, Kräutern und Gräsern. Er nimmt auch Früchte zu sich, allerdings weniger als der Chinesische Muntjak. Er hat keine feste Fortpflanzungsperiode, und die Jungen, in aller Regel Einlinge, können nach einer Tragzeit von 6-7 Monaten während des ganzen Jahres anfallen. Die Ricken werden mit etwa einem Jahr geschlechtsreif und können bereits wieder aufnehmen während sie noch säugen [1; 3; 5; 6; 8]. Gefährdung und SchutzDer Schwarze Muntjak hat eine beschränkte Verbreitung und leidet unter illegaler Bejagung, hauptsächlich aber unter Lebensraumzerstörung und -fragmentierung. Zuverlässige Bestandszahlen fehlen, es wird jedoch davon ausgegangen, dass die Gesamtzahl unter 10'000 liegt und die Bestände abnehmen. Immerhin gibt es mehrere Schutzgebiete, wo die Tiere relativ sicher sind. Die Art wird daher seit 1990, letztmals überprüft 2015, als gefährdet eingestuft (Rote Liste: VULNERABLE) [6]. Der internationale Handel ist gemäß CITES-Anhang I eingeschränkt. Bedeutung für den MenschenSchwarze Muntjaks werden zur Gewinnung von Fleisch und Häuten bejagt. Von 1977-2020 wurde weltweit kein illegaler Handel mit lebenden Wildfängen, Teilen oder Erzeugnissen registriert. 1994 meldeten die Vereinigten Arabischen Emirate die Einfuhr von zwei Nachzuchttieren aus Irland, was aber sicher nicht stimmen kann [2]. HaltungWEIGL gibt das Höchstalter mit über 12 Jahren für einen im Hangzhou Zoo geborenen und später im Peking Zoo gehaltenen Bock an [6]. Haltung in europäischen Zoos: Seit dem Zweiten Weltkrieg wurde die Art in Europa nicht mehr gezeigt. Für die Zeit davor gibt die Zootierliste lediglich eine Haltung in den 1930er-Jahren im Zoo Halle an, wo es 1934 Nachwuchs gab. Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL stuft den Schwarzen Muntjak als "kleine Hirschart" ein. Es gibt vor, dass für ein Paar ein Außengehege von 80 m² und für jedes weitere Adulttier 10 m² zusätzlich vorhanden sein muss. Ferner besagt es pauschal, dass Hirsche in Sozialverbänden leben. Dies trifft aber für Muntjaks nicht zu. Diese leben solitär oder paarweise und sind auch so zu halten [5], es sei denn, es stünden sehr weiträumige Gehege zur Verfügung. Bei der nach Gutachten zulässigen Haltung von 24 Muntjaks auf 300 m² käme es vermutlich zu Mord und Totschlag, sicher aber zu stressbedingten Todesfällen Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 4 Tiere ein Gehege von 150 m² und einen Unterstand vor. Wird ein Stall angeboten, sollte er eine Fläche von 3 m² pro Tier haben. Größere Gruppen dürften gemäß Vorbemerkung H zur Säugetier-Tabelle nicht zulässig sein. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) muss die Haltung paarweise oder in Gruppen erfolgen. Für 5 Adulttiere ist ein Außengehege von 120 m² erforderlich. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 12 m² zu erweitern. Kommentar überflüssig. Taxonomie und NomenklaturDer Schwarze Muntjak wurde 1885 vom englischen Juristen und Naturforscher Philip L. SCLATER als "Cervulus crinifrons", also als "Hirschlein mit Stirnmähne" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der ursprüngliche Gattungsname "Cervulus" war 1816 von dem französischen Zoologen und Anatomen Henri Marie Ducrotay de BLAINVILLE eingeführt worden. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Muntiacus wurde bereits ein Jahr zuvor von dem in Marseille aufgewachsenen, hauptsächlich in den USA tätigen Universalgelehrten Constantine Samuel RAFINESQUE publiziert. Zeitweilig wurde der Schwarze Muntjak als Unterart des Indischen Muntiacus muntjac. angesehen. Heute gilt er als eigenständige, monotypische, auf China beschränkte Art, nachdem 1990 die in Yunnan, Myanmar und möglicherweise Bhutan und Nordost-Indien vorkommenden, sehr ähnlichen Muntjaks unter dem Namen Muntiacus gongshanensis als Art abgetrennt worden waren, wozu allerdings bisweilen ein Fragezeichen gesetzt wird. Muntiacus crinifrons ist eng verwandt mit dem Tenasserim-Muntjak (Muntiacus feae) [3; 5; 8; 9]. |
Literatur und Internetquellen
- ANIMAL DIVERSITY WEB
- CITES TRADE DATA BASE
- GBIF - MUNTIACUS CRINIFRONS
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- SMITH, A. T. & XIE, Y. (Hrsg., 2008)
- TIMMINS, R. & CHAN, B. (2016). Muntiacus crinifrons. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T13924A22160753. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-1.RLTS.T13924A22160753.en . Downloaded on 06 November 2021.
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)