Säbelantilope (Oryx dammah) im Metro Toronto Zoo
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Pferdeantilopen (Hippotraginae)
Säbelantilope
Oryx dammah • The Scimitar-horned Oryx • L'oryx algazelle
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
Weitere Bilder auf BioLib.cz |
Die Säbelantilope wurde in ihrem Ursprungsgebiet ausgerottet. Einige Tiere haben in Zoos überlebt und bildeten den Ausgangspunkt für ein Internationales Zuchtbuch und Regionale Zuchtprogramme, aus denen zahlreiche Nachzuchttiere an Wiederansiedlungen abgegeben werden konnten. Die Art ist daher in europäischen Zoso gut vertreten und ist ein schönes Beispiel dafür, was Zoos im Bereich des Artenschutzes leisten können. Körperbau und KörperfunktionenSäbelantilopen erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 160-174 cm, eine Schwanzlänge von 37-44 cm und eine Schulterhöhe von 110-125 cm. Bullen werden 180-200 kg schwer, Kühe sind etwas leichter. Beide Geschlechter tragen lange, schlanke, säbelartig gekrümmte Hörner von 102-127 cm Länge, deren untere Hälfte geringelt ist. Das Fell ist weiß bis hell sandfarben, an Hals und Brust rostbraun. Die Oryx-typische Gesichtsmaske ist braun und wirkt schattenhaft. Ein Flankenstreifen ist, wenn überhaupt, nur andeutungsweise vorhanden. Der Schwanz ist weiß [4; 11]. VerbreitungNordafrika: Ehemals in Tunesien († 1906), Marokko († ca. 1930), Libyen († ca. 1940), Burkina Faso, Senegal, († ca. 1950), Ägypten, Algerien († ca. 1960), Sudan († ca. 1970), Westsahara († 1973), Tschad († ca. 1980), Mauretanien († 1981), Mali, († 1983?), Niger († 1986). In Marokko, Senegal und Tunesien wiederangesiedelte Populationen aus Zoobestände in eingezäunten Reservaten [5]. Lebensraum und LebensweiseSäbelantilopen besiedeln Trockensteppen, Halbwüsten und Wüsten. Sie unternahmen zu Tausenden saisonale Wanderungen, um neue Nahrungsgründe zu erschließen. Ihre Nahrung besteht aus Gräsern, Kräutern, Blättern, Knospen, Früchten, Wurzelknollen und Zwiebeln. Sie können mehrere Tage Wasser entbehren. Nach einer Tragzeit von 8-8.5 Monaten wird in der Regel ein einzelnes Kalb mit einem Gewicht von 9-15 kg geboren, selten Zwillinge. Die Kälber sind Ablieger. Mit zwei Wochen schließen sie sich zu einem Kindergarten zusammen und folgen der Herde. Mit 3-4 Monaten werden sie entwöhnt, Geschlechtsreife tritt mit 10-30 Monaten ein. [4; 11]. Gefährdung und SchutzUm 1970 gab es in der Wildbahn noch mehrere Tausend Säbelantilopen. In den 1990er Jahren starben sie als Ergebnis von Bürgerkrieg, Wilderei und Dürreperioden aus. In den Zoos überlebte eine Population, die hauptsächlich auf in den Jahren 1963 und 1966 im Tschad gefangene Tiere zurückgeht. Im Jahr 2000 wurde die Art als in der Wildbahn ausgestorben eingestuft. Dies ist auch nach der letzten Beurteilung im Jahr 2016 noch der Fall (Rote Liste: EXTINCT IN THE WILD) [5]. Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt. Im Rahmen der Bonner Konvention über wandernde Tierarten war die Säbelantilope ab 1979 nach Anhang II und ist sie seit 1994 auch nach Anhang I geschützt [1]. Man beachte: Hätte es die restriktiven Veterinärbestimmungen der EU in den 1960er-Jahren schon gegeben, wäre die Art heute ausgestorben. Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):
Bedeutung für den MenschenSäbelantilopen wurden früher zur Gewinnung von Fleisch und wegen ihrer dicken Häute gejagt, die zur Herstellung von Seilen, Taschen, Schuhen und Schildüberzügen dienten. Sie wurden im Rahmen der Trophäenjagd auch wegen ihrer eindrucksvollen Hörner erlegt [5]. Die vier Ursprungsländer, die nach Inkrafttreten von CITES noch kleine Bestände der Art hatten, meldeten keinerlei Ausfuhren. Weltweit wurde von 1977-2017 die Ausfuhr von 1'034 Nachzuchttieren registriert. Davon kamen 277 aus den USA, 199 aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und 78 aus Deutschland [2]. Auf Jagdfarmen in Texas hat sich die Zahl der Säbelantilopen von 32 im Jahr 1979 auf mehr als 11’000 im Jahr 2012 vervielfacht. Dann wurde aufgrund einer Klage von Tierrechtlern die Jagd einer Bewilligungs- und Buchführungspflicht sowie amtlichen Kontrollen unterstellt, was eine Reduktion der Zahl der Haltungen und der Bestände zur Folge hatte. Dies war ganz im Sinne der radikalen Tierschützer, die es lieber sahen, dass die Tiere in Texas aussterben, als dass sie zum Spaß gejagt und als Trophäen an die Wand gehängt werden. Mittlerweile wurde die Säbelantilope aus der Liste der geschützten Art des Endangered Species Acts gestrichen, womit die Klage der Tierrechtler und die jagdlichen Einschränkungen gegenstandslos wurden [20 Minuten vom 12.04.2012]. Texanische Jagdfarmen bieten je nach Qualität der Trophäen Abschüsse für 3'000--6'500 USD an, rein weiße Exemplare kosten etwa das Doppelte [Online-Inserate 2019]. HaltungAusgehend von 44 Gründertieren gab es am 31.12.2013 wieder einen Zoobestand von 1'752 Tieren in 226 Haltungen (IZY 49), die in einem Internationalen Zuchtbuch erfasst und im Rahmen regionaler Zuchtprogramme gemanagt werden. Seitdem hat der erfasste Zoobestand etwas abgenommen [IZY 52: 1'531 Tiere in 154 Haltungen, Daten bis Dezember 2016]. Ferner leben rund 500 Tiere in Wiederansiedlungsprojekten und zahlreiche weitere auf Jagdfarmen oder im Privatbesitz in arabischen Ländern [3]. Säbelantilopen lassen sich mit vielen anderen Tierarten vergesellschaften, so z.B. mit Grévy- oder Steppenzebra, Giraffen, Elenantilope, Großem Kudu, Streifengnu, Blessbock, Springbock, Impala und weiteren Antilopen, Straußen, Perlhühnern, Hornraben und Kranichen. Den Altersrekord hält nach WEIGL ein im Busch Gardens in Florida geborenes weibliches Tier, das mit 27 Jahren und 6 Monaten immer noch am Leben war [10]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in über 80 Zoos gehalten, von denen sich weniger als 10 im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) wird seit 2022 vom Naturschutz-Tierpark Görlitz koordiniert. Wie Säbelantilopen gehalten werden (Beispiele):
Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für bis zu 5 Tieren ein Gehege von mindestens 400 m² zur Verfügung stehen, für jedes weitere Tier 30 m² zusätzlich. Stallfläche 5 m²/Tier. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Gehege vor, dessen Grundfläche 500 m² misst. Für jedes weitere Tier kommen 80 m² zur Basisflächen dazu. In der Stallung ist für jedes Tier 8 m² anzubieten. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) sind für 1-5 Tiere 800 m² erforderlich, für jedes weitere 80 m² mehr, ferner eine Stallfläche von 5 m²/Tier. Taxonomie und NomenklaturDie Säbelantilope wurde 1826 von Philipp Jakob CRETZSCHMAR, dem Direktor der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, als "Antilope dammah" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Später wurde sie in die 1816 von dem französischen Zoologen Henri Marie Ducrotay de BLAINVILLE begründete Gattung Oryx gestellt. Es gibt keine Unterarten [11]. |
Literatur und Internetquellen
- BEUDELS, R.C. et al. (2005)
- CITES TRADE DATA BASE
- GILBERT, T. (2004a)
- GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
- IUCN SSC Antelope Specialist Group 2016. Oryx dammah. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T15568A50191470. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-2.RLTS.T15568A50191470.en. Downloaded on 18 March 2019.
- MOLCANOVA, R. (2004)
- MÜLLER, H.-P.(2005)
- MÜLLER, H.P. & ENGEL, H. (2004)
- PAGEL, T. (2012)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WOODFINE, T. (2008)