Pannonischer Wasserbüffel (Bubalus arnee f. bubalis) im Tiergarten Schönbrunn
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Unterfamilie: Echte Rinder (Bovinae)
Tribus: Rinder i. e. S. (Bovini)
Wasserbüffel - Hausbüffel
Bubalus arnee f. bubalis • The Water, or Domestic, Buffalo • Le buffle d'eau ou buffle domestique
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz der Wildform
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der Wasserbüffel oder Hausbüffel ist die vor vermutlich etwa 5'000 Jahren domestizierte Form des wilden Wasserbüffels oder Arni. Er hat eine große wirtschaftliche Bedeutung in Asien und wird zunehmend auch von mitteleuropäischen Landwirten gehalten. In Zoos ist er relativ häufig zu sehen. Körperbau und KörperfunktionenDie Stammform des Hausbüffels ist ein mächtiges Wildrind, das eine Kopf-Rumpflänge von 250-300 cm eine Schulterhöhe von 150-180 cm und ein Gewicht bis gegen 1'000 kg aufweist. Domestizierte Büffel sind immer noch imposante Gestalten, kommen aber hinsichtlich Körpermaßen und Gewicht nicht an die Wildform heran. Die Kühe sind nicht wesentlich kleiner als die Bullen. Die im Querschnitt dreieckigen Hörner sind lang und weit ausladend. Dieses Merkmal hat sich bei einem Teil der asiatischen Hausbüffel, den Kerabaus, weitgehend erhalten. Bei anderen asiatischen und den europäischen Hausbüffeln sind die Hörner kurz und krümmen sich halbkreisförmig nach innen. Auch hornlose Tiere kommen vor. Domestizierte Tiere können wildfarben, d.h. schwarzgrau sein, daneben gibt es auch weiße, schwarze, schwarz-weiß gescheckte, rotbunte oder gestromte Tiere [5]. VerbreitungDie Stammform des Wasserbüffels ist in Süd- und Südostasien beheimatet (Bhutan, Indien, Kambodscha, Myanmar, Nepal und Thailand; ausgestorben in Bangladesch, Indonesien, Laos und Sri Lanka, ev. auch Vietnam). In diesen Ländern ist es allerding oft unsicher, ob es sich um wilde Wasserbüffel handelt, oder ob es verwilderte Individuen der domestizierten Form sind [6]. Der Hausbüffel wird heute in vielen Ländern auf der ganzen Welt als Nutz- und Lasttier gezüchtet. Zwischen 1824 und 1886 wurden domestizierte Wasserbüffel zur Fleischproduktion nach Melville Island und die Cobourg-Halbinsel des australischen Northern Territory eingeführt. Ab 1843 wurden verwilderte Herden festgestellt. Diese wurden zur Fleisch- und Ledergewinnun und aus tierseuchenpolizeilichen Gründen bewirtschaftet, wuchsen aber unaufhaltsam. Eine großflächige Untersuchung zu Beginn der 1980er-Jahre ergab eine mittlere Schätzung der Bestandsgröße von 282'870 Tiere auf einer Fläche von 70'000 km². Da dieser Bestand negative Auswirkungen auf die Vegetation hatte, wurden ab 1984 Reduktionsabschüsse durchgeführt. Eine weitere Aufnahme ergab 2014 noch einen Bestand von 97'923 ± 9'327 Tieren und eine mittlere Dichte von etwa einem Individuum pro km² [12; 14]. Lebensraum und LebensweiseDie Wildform lebt in Wassernähe auf Grasland Savannen oder lichtem Wald, auf Schwemmebenen und in Sümpfen. Während der heißen Mittagszeit suchen die Tiere Kühlung im Wasser. In Europa werden domestizierte Büffel auf tiefgelegenem Grasland, etwa der ungarischen Puszta, in Sumpfgebieten wie den Maremme der Toskana sowie auf höher gelegenen Weiden, wie in Deutschland der Schwäbischen Alb oder in der Schweiz im Jura und Voralpengebiet in Höhenlagen von etwa 600-800 m gehalten. Oft werden sie zusammen mit Hausrindern geweidet [10]. Gefährdung und Schutz der WildformDie Gesamtpopulation der wilden Stammform ist in den letzten 10 Jahren stark zurückgegangen; in einigen Ländern ist sie bereits ausgestorben. Diese Art wird deshalb als stark gefährdet eingestuft (Rote Liste: ENDANGERED). Ein großes Problem für die Wildform ist die Vermischung mit dem domestizierten Wasserbüffel [6]. Der internationale Handel mit wilden Wasserbüffeln aus Nepal ist durch CITES-Anhang III geregelt. Bestände, Nutzung und kulturelle BedeutungNach Angaben der FAO nahm der Weltbestand an Hausbüffeln von 88 Millionen im Jahr 1961 auf 194 Millionen im Jahr 2018 zu. Bis auf rund 5 Millionen Tiere werden diese alle in asiatischen Ländern gehalten, am meisten in Indien (knapp 99 Millionen), gefolgt von Pakistan (28 Millionen) und China (knapp 23 Millionen) [12]. In Asien gibt es 18 wichtige Büffelrassen, deren Milchleistung zwischen 450 und 2'700 kg pro Laktationsperiode schwankt. Der asiatische Kerabau ist zum Charaktertier der Reiskultur geworden, weil er sich besonders gut zum Bestellen überfluteter Reisfelder eignet. In Vietnam werden die Büffel zum Pflügen, als Zug -, Last- und Reittiere benutzt [5]. In Europa wird der Hausbüffel in Italien sowie in Rumänien und Bulgarien in größerem Umfang gehalten. In Ungarn gibt es im Naturschutzreservat Hortobagy und im Balaton-Gebiet einige Populationen von Wasserbüffeln, die zum Teil auf rumänische Importe zurückgehen. Der relativ kleine und gedrungene Westungarische oder Pannonische Wasserbüffel stellt eine Rarität unter den Haustieren dar; er wird im Gebiet Kis-Balaton und, in Österreich, im Nationalpark Neusiedlersee sowie in einigen Zoos gehalten [1]. Der Tiergarten Schönbrunn stellt Pannonische Wasserbüffel für ein Beweidungsprojekt zur Landschaftspflege im Mühlviertel zur Verfügung. In der Schweiz stellten ab 1996 einige Bauern mit Tieren, die sie aus Italien oder Rumänien importierten, auf die Büffelhaltung um. 2013 wurde der Bestand mit 300 Tieren angegeben. Davon leben je ein Drittel in Schangnau im Emmental, im neuenburgischen Val de Travers und in der Ostschweiz. Nach Schweizerischer Tierverkehrsdatenbank stieg der Bestand bis 2021 auf 880 Tiere in 56 Haltungen [9]. In Deutschland wurde der Deutsche Büffelverband 1999 gegründet. 2010 wurden rund 2'400 Büffel gehalten, Tendenz steigend [3]. Im Nationalpark Unteres Odertal werden 35 Wasserbüffel zur Landschaftspflege eingesetzt [10]. Wasserbüffelkühe produzieren bei uns pro Laktationsperiode etwa 2'500-2'700 kg Milch mit einem Fettgehalt von 8 % und einem Eiweißgehalt von 4.5 %. Büffelmilch ist reicher an Kalzium, Eisen, Phosphor und Vitamin A als Kuhmilch und ihr Cholesteringehalt ist etwas höher. Der Erzeugerpreis beträgt (in der Schweiz) das ca. 3.5-fache des normalen Milchpreises. Büffelmilch wird zu Yoghurt, Quark, Halbhartkäse, Reblochon, Weißschimmel-Weichkäse und vor allem zu Mozzarella verarbeitet. [9 und diverse Quellen]. Das Fleisch ist kräftig im Geschmack und hat eine leicht süßliche Note. Es ist etwas dunkler und fester als Rindfleisch und hat einen höheren Protein- und Eisenanteil und einen geringeren Cholesteringehalt als jenes. Haltung im ZooHaltung in europäischen Zoos: In gut 100 europäischen Zoos und Tierparks, davon etwa ein Fünftel im deutschsprachigen Raum, werden Asiatische oder Europäische Hausbüffel gehalten. Für Details siehe Zootierliste. Das von WEIGL angegebenen Höchstalter im Zoo liegt bei 34 Jahren und 10 Monaten, erreicht von einem in japanischen Zoos gehaltenen weiblichen Tier [11]. Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 ist auf domestizierte Wasserbüffel anwendbar. Für bis zu 5 Tiere soll ein Gehege von 400 m² vorhanden sein, für jedes weitere Tier 30 m² mehr. Bei extensiver Weidehaltung sind für jedes Tier 5'000 m² vorzusehen. Pro Tier soll eine Stallfläche von 6 m² angeboten werden. Das Gutachten gibt vor, dass für tropische Rinderarten die Stalltemperatur mindestens 18°C betragen muss. Dies trifft für den ursprünglich aus Indien stammenden Wasserbüffel zu. Rinderställe werden aber in der Regel ohne Schaden für die Tiere nicht beheizt, es sei denn es würden darin auch kleinere Tiere, wie Antilopen, gehalten. Die vom Gutachten für Einzelboxen vorgegebenen 6 m² sind für Wasserbüffel etwas zu knapp, Für Bullen bzw. Kühe mit Kalb sollte man nicht unter 8 m² gehen. Falls bei Haltung im Gemeinschaftsstall Liegeboxen vorgesehen sind, sollten diese 130 cm breit sein. Man kann sich auch nur schwer vorstellen, dass deutsche Landwirte dazu übergehen werden, ihre Ställe für Wasserbüffel zu beheizen, zumal diese zum Teil sogar in Offenfrontställen gehalten werden. Auch die Anwendung weiterer Vorgaben des Gutachtens auf Wasserbüffel in landwirtschaftlichen Haltungen dürfte sich kaum durchsetzen lassen. Als zweckdienliche Information bietet sich das Merkblatt Nr. 102 der Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (TVT) über die artgemäße Haltung von Wasserbüffeln an [8]. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.20242) assimiliert den Hausbüffel dem Hausrind, abgesehen davon, dass keine neuen Anbindehaltungen mehr errichtet werden dürfen und dass Abkühlmöglichkeiten vorgesehen werden müssen. In Österreich ist nicht ganz klar, ob Hausbüffel den Hausrindern zugerechnet werden und somit unter die 1. Tierhaltungsverordnung fallen. Sollte dies nicht zutreffen, ist für bis zu 5 Tieren ein Gehege von 800 m² erforderlich und für jedes weitere 80 m² mehr. Innen sind 10 m² pro Tier anzubieten. Kulturelle Bedeutung: In der indischen Mythologie verkörpert der Wasserbüffel den Dämon Mahishasura, der von keinem der Götter besiegt werden konnte, bis die Kriegsgöttin Durga ihn zuletzt doch niederrang. In China ist er eines der zwölf Sternzeichen. Er ist das Reittier von Laotse, dem Begründer des Taoismus, und von Yama, dem Todesgott der Hindus. Wasserbüffel spielen eine Rolle in verschiedenen asiatischen Märchen und Legenden, z. B. "Wie der Tiger seine Streifen bekam und der Wasserbüffel seine Oberzähne verlor" aus Vietnam. In Rudyard Kiplings "Dschungelbuch" ist Rama" der Leitbulle der Hausbüffelherde, die von Mowgli gehütet wird. Mit seiner Hilfe besiegt Mowgli den Tiger Shere Khan. Sein wilder Kollege heißt "Mysa" [13 und diverse Quellen]. Taxonomie und NomenklaturDer Hausbüffel ist die Wildform des Asiatischen Wasserbüffels und gehört somit derselben Art an, die von Carl von LINNÉ 1758 als Bos bubalis bezeichnet wurde. 1792 führte der schottische Arzt und Wissenschaftsjournalist Robert KERR im Rahmen einer Übersetzung ins Englische von LINNÉs Systema Naturae den Namen Bubalus arnee für die Wildform ein. 1958 wurde vorgeschlagen, dass grundsätzlich der Name der Wildform Vorrang vor dem Namen der Haustierform haben soll, was, wie im vorliegenden Fall, der Prioritätsregel widerspricht, wenn das Haustier vor dem Wildtier beschrieben wurde. Der Name der Wildtierform sollte im Falle von Haustieren durch "forma [Haustiername]" (oder "forma domestica") ergänzt werden, im vorliegenden Fall also: Bubalus arnee f. bubalis [2; 4]. |
Literatur und Internetquellen
- AUSTRIA FORUM - HEIMATLEXIKON
- BOHLKEN, H. (1958)
- DEUTSCHER BÜFFELVERBAND
- GROVES, C.P. & GRUBB, P. (2011)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- KAUL, R., WILLIAMS, A.C., Rithe, K. et al. 2019. Bubalus arnee. The IUCN Red List of Threatened Species 2019: e.T3129A46364616. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2019-1.RLTS.T3129A46364616.en. Accessed on 23 January 2023.
- PASHA, T. N. & HAYAT, Z. (2012)
- SAMBRAUS, H.H. & SPANNL-FLOR, M. (2005)
- SWISS HERDBOOK
- VÖSSING, A. & BERG, T. (2010)
- WEIGL, R. (2005)
- AGRECOL
- GRAHAM, A., BEGG, R., GRAHAM, P. & RASKIN, S. (1982)
- KIPLING, R. (2003)
- SAALFELD, K. (2014)