Weißes Alpenschaf (Ovis orientalis f. aries) beim Naturschutzgebiet Düdinger Moos
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Ziegenartige: (Caprinae)
Tribus: Ziegenverwandte (Caprini)
Hausschaf
Ovis orientalis f. aries • The Domestic Sheep • Le mouton domestique
- Stammformen und Domestikation
- Körperbau und Körperfunktionen
- Rassen und Bestände in Mitteleuropa
- Wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung
- Haltung im Zoo
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
- Einzelne Rassen auf separatem Blatt
- Border Leicester-Schaf
- Braunes Bergschaf
- Braunköpfiges Fleischschaf
- Bündner Oberländerschaf
- Dorperschaf
- Engadinerschaf
- Gotlandschaf
- Gutefår
- Heid- und Moorschnucke
- Jakobsschaf
- Kamerunschaf
- Karakulschaf
- Kärntner Brillenschaf
- Merino-Landschaf
- Montafoner Steinschaf
- Ouessantschaf
- Rauhwolliges Pommersches Landschaf
- Rhönschaf
- Romanovschaf
- Skudde
- Soayschaf
- Spiegelschaf
- Thônes et Marthod-Schaf
- Tiroler Bergschaf
- Walachenschaf
- Waldschaf
- Walliser Landschaf
- Walliser Schwarznasenschaf
- Weißes Alpenschaf
- Zackelschaf
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Hausschafe gehören zum Standardbesatz von Kinderbauernhöfen und mit Haustieren besetzten Kontaktgehegen. Sie werden dementsprechend in sehr vielen Zoos und Tierparks gehalten. Auch die Rassenvielfalt ist im Zoo sehr groß. Wie andere Haustiere auch sind Schafe für die Zoopädagogik äußerst nutzbar, um Fragen in Zusammenhang mit Domestikation, biologischer Vielfalt, Nutzung, Wolfspräsenz etc. zu illustrieren. Stammformen und DomestikationAufgrund von Knochenfunden wird angenommen, dass das Hausschaf vor 11'000 Jahren in Mesopotamien domestiziert wurde. Manche Autoren zweifeln dies allerdings an in der Annahme, dass die Knochen von Wildschafen stammten. Sichere Nachweise sind etwa 9'000 Jahre alte Funde aus dem westlichen Iran und dem Südosten der Türkei. Stammform war das Westasiatische Wildschaf, das Mufflon. Die domestizierten Schafe haben sich rasch verbreitet. Vor etwa 8'500 Jahren gab es sie im heutigen Israel, von 8'000 Jahren auf dem Balkan, vor 7'000 Jahren im Karpatenbecken, vor 6'000 Jahren in Mittel- und Westeuropa, vor 5'000 Jahren in Jütland und England und vor 4'000 Jahren in Schweden und Norwegen. In Nordafrika traten sie vor etwa 7'000 Jahren auf, in Südostasien vor 6'000 Jahren. Die auf den mediterranen Inseln heimischen Wildschafe (Mufflons) werden oft als verwilderte Abkömmlinge von ehemals eingeführten Hausschafen betrachtet. Dies dürfte beim Tyrrhenischen Mufflon zutreffen, beim Zypernmufflon ist es weniger offensichtlich [6; 7; 9]. Körperbau und KörperfunktionenNach Angaben der FAO gibt es über 1'200 Schafrassen [17], wobei diese Zahl nicht unumstritten ist. Jedenfalls sind es Hunderte, und diese zeigen eine beachtliche Vielfalt. Bei der kleinsten Rasse, dem Ouessant-Schaf werden die Widder 15-20 kg schwer, Auen 13-16 kg. Bei den größten Rassen liegt das Gewicht der Widder bei 120-130 kg, das der Auen bei 80-90 kg. Es gibt gehörnte und ungehörnte Rassen, und solche, bei denen nur die Widder Hörner tragen. Die Hörner sind meistens schneckenförmig oder spiralig gedreht wie bei den Wildschafen, manche Rassen haben aber korkenzieherartig gedrehte Hörner. Auch vierhörnige Rassen kommen vor. Hinsichtlich des Fells unterscheidet man zwischen Haarschafen, bei denen die Unterwolle kürzer ist als die Grannenhaare, sowie Wollschafen, bei denen die Grannenhaare weitgehend oder ganz verschwunden sind. Bei den Wollschafen kann zwischen Fein-, Lang-, Kurz- und Grobwollschafen unterschieden werden. Sie werden, je nach Rasse 1-2-mal pro Jahr geschoren. Die Fellfarbe kann weiß, gelb-weiß, braun, rostrot, grau oder schwarz sein, Schecken kommen vor und oft gibt es rassetypische Zeichnungen. Im Gesicht und an den Läufen befinden sich kurze Stichelhaare. Manche Schafrassen wurden auf hohe Fleisch-, andere auf Milchleistung gezüchtet. Die durchschnittliche Milchleistung liegt bei etwa 500 kg pro Jahr. Es gibt kurz- und langschwänzige Rassen. Namentlich in Asien und Afrika sind Fettschwanz- und Fettsteissschafe verbreitet, die in ihrem Schwanz oder Hinterteil Fettdepots von bis zu 15 kg einlagern können. Das Euter der Auen weist, wie jenes der Ziege, nur zwei Zitzen auf. Nach einer Trächtigkeit von ca. 150 Tagen werden 1-2, selten 3 Lämmer geboren [5; 7; 8]. Rassen und Bestände in MitteleuropaFür Deutschland liegen Daten über 64 gehaltene Schafrassen vor. Davon sind 25 einheimisch [18]. In Österreich werden insgesamt 25 Schafrassen gehalten. Darunter befinden sich neben dem Alpinen Steinschaf und dem Braunen Bergschaf, die auch in Deutschland zuhause sind, die folgenden Lokalrassen: Kärntner Brillenschaf, Krainer, Montafoner und Tiroler Steinschaf, Tiroler Bergschaf sowie das Waldschaf aus dem Bundesland Salzburg [10]. In der Schweiz gibt es 9 einheimische bzw. ehemals einheimische und mit Tiermaterial aus dem benachbarten Alpenraum wiederhergestellte Rassen: Engadiner Schaf, Spiegelschaf, Walliser Landschaf, Bündner Oberländerschaf, Braunköpfiges Fleischschaf, Schwarzbraunes Bergschaf, Spiegelschaf, Walliser Schwarznasenschaf und Weisses Alpenschaf, ferner die Walliser Mutte als Lokalform des Bergamaskerschafs. 7 weitere, aus dem Ausland stammende Rassen werden im Rahmen des Schweizerischen Schafzuchtverbands gezüchtet [11; 13]. Für 2019 wurden in Deutschland 1'556'500 Schafe in 9'400 Haltungen ausgewiesen. In der Schweiz wurden 2019 343'537 Schafe in rund 8'200 Betrieben gehalten. Der Gesamtbestand entspricht in etwa jenem zu Beginn der 1990er Jahre. Von 1995-2014 lagen die Bestände jeweils bei über 400'000 Tieren. In Österreich wurden unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg 398'000 Schafe gehalten, danach nahmen die Bestände ab, 1970 lag der Bestand bei nur noch 113'192 Tieren. Seitdem ist eine kontinuierliche Zunahme zu verzeichnen: 2018 wurden 406'336 Schafe in 15'614 Betrieben gezählt [12; 14; 15]. Wirtschaftliche und kulturelle BedeutungDie Nutzung des Hausschafs ist vielfältig. Von lebenden Tieren können Blut (als Nahrung), Milch, Wolle und Kot (als Düngemittel und zum Verfeuern) gewonnen werden. Nach der Schlachtung fällt neben dem Fleisch auch Fett an, das als Nahrungsmittel sowie zur Kerzen- oder Seifenherstellung verwendet werden kann. Die Haut kann zu Wollfellen, Leder oder Pergament verarbeitet werden. Knochen, Horn und Därme wurden früher - und werden gebietsweise auch heute noch - zu Gebrauchsgegenständen verarbeitet. Die Nutzung zur Pelzgewinnung hat wegen der geringen Nachfrage in westlichen Ländern im Lauf der letzten Jahrzehnte abgenommen [7]. Der Weltbestand an Schafen nahm laut FAO von 1961 bis 2014 von 1 Milliarde auf 1.2 Milliarden Individuen zu. In Deutschland wurden 2019 über 1.1 Millionen Schafe geschlachtet. In der Schweiz waren es im Jahr 2018 260'693 Stück mit einem Netto-Fleischertrag von etwa 3.9 Millionen kg, in Österreich 295'000 Stück [1; 12; 14; 15]. Die Sömmerung der Schafe in den Bergen und die während des Winters betriebene Wanderschäferei sind mit allerlei Brauchtum verbunden, das von den Schafhaltern, Schäferzünften oder -vereinen gepflegt wird, so z.B. der Uracher Schäferlauf, das Schäferfest auf der Gemmi oder die vielen Schafscheiden und Alpabzüge. Das Schaf, vielmehr das Lamm, hat als "Agnus Dei" einen hohen Stellenwert in der christlichen Tradition. Auch in anderen Religionen spielt es als Opferlamm eine Rolle. Es ist in verschiedene sprichwörtliche Redensarten eigegangen, so kann jemand "das schwarze Schaf" sein oder "sein Schäfchen ins Trockene" bringen. Der Herdentrieb der Schafe wird belächelt und zu Unrecht wird das Schaf der Dummheit bezichtigt. Von der Antike bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren Schäferszenen ein häufiges Motiv in der bildenden Kunst. Schwanzkupieren: Bei den Lämmern mancher Schafrassen werden traditionell (seit mindestens dem 14. Jahrhundert) die Schwänze gekürzt, hauptsächlich um einer Verschmutzung der Hinterpartie, die mit einem Fliegenmadenbefall einhergehen kann, entgegenzuwirken. Dieser Eingriff darf in der Schweiz bei Lämmern bis zum 7. Tag nach der Geburt, in Deutschland bis zum 8. Tag, von einer fachkundigen Person ohne Anästhesie durchgeführt werden. Der Schwanzstummel muss den After und bei weiblichen Tieren die Vulva bedecken [20; 21]. Haltung im ZooSchafe eignen sich für die Haltung in Kontaktgehegen. Bei Böcken ist allerdings eine gewisse Vorsicht am Platz. Schafe können Träger des Erregers des Bösartigen Katarrhalfiebers (BKF, Ovines Herpesvirus Typ 2) sein. Sie erkranken selbst nicht, aber übertragen das Virus auf andere Wiederkäuer (z.B. Wisent, Elch, Rentier, Giraffe), bei denen es meistens zum Tode führt. Es sollten deshalb nur BKF-freie Schafe in Kontakt mit anfälligen Arten gehalten werden. Haltung in europäischen Zoos: In europäischen Zoos, Tier- und Wildparks werden rund 130 Schafrassen gehalten. Am beliebtesten sind das Kamerunschaf mit rund 360, das Ouessantschaf mit 280, die Zackelschafe mit 160, das Jakobsschaf mit etwa 135, sowie die Heid- und Moorschnucken mit zusammen rund 110 Haltungen. Das Soayschaf und die Walliser Schwarznasen mit je etwa 80, die Skudde mit über 60 und das Somalischaf mit über 50 liegen im Mittelfeld. Manche Rassen werden praktisch nur im Ursprungsland gehalten, so z. B. das Coburger Fuchs- mit 30, das Rhönschaf mit 25 oder das Bentheimer Landschaf mit gegen 20 Haltungen nur in Deutschland, das Kärntner Brillenschaf mit gegen 20 Haltungen in Deutschland und Österreich, das oder das Engadiner Schaf und das Walliser Landschaf mit je 5 ca. Haltungen in der Schweiz. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: In der Schweiz sind die minimalen Dimensionen von Boxen, Fressplätzen etc. mit dem Tiergewicht korreliert, in Österreich wird zwischen einzelnen Tierkategorien unterschieden. Die entsprechenden Angaben finden sich in Anlage 3 der 1. Tierhaltungsverordnung Österreichs bzw. in Tabelle 4 der Schweizerischen Tierschutzverordnung. Zoogestütztes Schutzprojekt (Beispiel):
Taxonomie und NomenklaturVorab ist festzustellen, dass hinsichtlich der Taxonomie der eigentlichen Schafe so viele Varianten existieren, wie es Autoren gibt. Carl von LINNÉ beschrieb 1758 drei Hausschafformen als jeweils eigenständige Arten: "Ovis aries", "Ovis guineensis" und "Ovis strepsiceros". Von diesen Bezeichnungen setzte sich "Ovis aries" als Artname für die Haustierform durch. 1774 beschrieb der Göttinger Professor Johann Friedrich GMELIN in der von ihm bearbeiteten 13. Auflage von LINNÉS "Systema Naturae" das Westasiatische Wildschaf unter seinem heute noch verwendeten, von manchen Autoren allerdings angezweifelten Namen Ovis orientalis. Gemäß einer "Opinion" der Internationalen Nomenklatur-Kommission aus dem Jahr 2003 ist dieser Name auf das Hausschaf anzuwenden weil grundsätzlich der Name der Wildform Vorrang vor dem Namen der Haustierform haben soll, auch wenn dies, wie im vorliegenden Fall, der Prioritätsregel widerspricht. Nach der Nomenklatur von BOHLKEN ist das Hausschaf demnach als Ovis orientalis f. aries zu bezeichnen [2; 3; 16]. Siehe dazu auch die Kommentare beim Europäischen Mufflon. |
Literatur und Internetquellen
- AGRECOL
- BOHLKEN , H. (1958)
- DONNDORFF, J. A. (1792)
- FÖRDERVEREIN BAUERNHOFTIERE AUF DEM BALLENBERG
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- HADJISTERKOTIS, E. (1996)
- HERRE, W. & RÖHRS, M. (1990)
- HOFMANN, H. (1991)
- MATSCHEI, C. (2012)
- ÖSTERREICHISCHER BUNDESVERBAND FÜR SCHAFE UND ZIEGEN
- PRO SPECIE RARA
- SCHWEIZERISCHES BUNDESAMT FÜR STATISTIK
- SCHWEIZERISCHER SCHAFZUCHTVERBAND
- STATISTIK AUSTRIA
- STATISTISCHES BUNDESAMT (DEUTSCHLAND)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- THE STATE OF THE WORLD’s ANIMAL GENETIC RESOURCES FOR FOOD AND AGRICULTURE (2007)
- ZENTRALE DOKUMENTATION TIERGENETISCHER RESSOURCEN
- KÖGLER, J. (2021)
- BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR LANDWIRTSCHAFT
- BUNDESAMT FÜR LEBENSMITTELSICHERHEIT UND VETERINÄRWESEN