Bären - Allgemeines

Braunbär (Ursus arctos) ehemals im Tiergarten Mönchengladbach
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Klasse: Säugetiere (MAMMALIA)
Unterklasse: Höhere Säugetiere (EUTHERIA)
Überordnung: LAURASIATHERiA
Ordnung: CARNIVORA
Unterordnung: CANIFORMIA
Familie:

Bären

Ursidae • The Bears • Les ours

112 007 002 005 tigris regalis BREHMSchädel eines Höhlenbären (Ursus spelaeus) im Naturmuseum St. Gallen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 002 006 002 ursus arctos geripp BREHMVorderfuß-Skelett eines Höhlenbären (Ursus spelaeus) im Naturmuseum St. Gallen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 004 023 004 lutra lutra geripp BREHMHinterfuß-Skelett eines Höhlenbären (Ursus spelaeus) im Naturmuseum St. Gallen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 004 023 004 lutra lutra geripp BREHMGroßer Panda (Ailuropoda melanoleuca) beim Fressen von Bambus im Tiergarten Schönbrunn © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 004 023 004 lutra lutra geripp BREHMKragenbärin (Ursus thibetanus) mit Jungtier im Tierpark Dessau © Klaus Rudloff, Berlin

112 004 023 004 lutra lutra geripp BREHMEisbär (Ursus maritimus in Kolmårdens Djurpark © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 004 023 004 lutra lutra geripp BREHMMalaienbären im Zoo Helsinki © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 004 023 004 lutra lutra geripp BREHMIm Osten und außerhalb Europas existieren zum Teil noch absolut inakteptable Bärenhaltungen, hier in einem vietnamesischen Kleinzoo © Bildarchiv Zoo Office Bern

112 004 023 004 lutra lutra geripp BREHMDas mit Kamtschatka-Braunbären (Ursus arctos beringianus) besetzte Bärenschaufester des Tierparks Hagenbeck © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 004 023 004 lutra lutra geripp BREHMDie Eisbärenanlage im neuen, 2012 eröffeneten Eismeer-Panorama im Tierpark Hegenbeck © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 004 023 004 lutra lutra geripp BREHMDie 1957-59 erbaute ehemalige Eisbäranlage im Rostocker Zoo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 004 023 004 lutra lutra geripp BREHMDie neue Eisbäranlage im 2018 eröffneten Polarium des Rostocker Zoos © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Bären gehören zu jenen Tieren, zu denen der Mensch seit jeher eine besondere Beziehung hatte, was durch altsteinzeitliche Bärendarstellungen und Bärenkulte bezeugt wird. Die Haltung von Bären sieht deshalb auf eine eher jahrtausende- als jahrhundertealte Geschichte zurück..

Artenspektrum und innere Systematik

Die Familie der Bären (Ursidae) wird in drei Unterfamilien unterteilt: die Großen Pandas (Ailuropodinae) und die Kurzschnauzenbären (Tremarctinae) mit je einer noch lebenden monospezifischen Gattung. Ferner die Eigentlichen Bären (Ursinae) mit drei Gattungen und 6 noch lebenden Arten [10]. Von allen drei Unterfamilen gibt es in prähistorischer Zeit ausgestorbene Gattungen und Arten. In Europa kamen bis ins Jungpaläolithikum drei Arten vor: der Höhlenbär (Ursus spelaeus), der Braunbär (Ursus arctos) und der Eisbär (Ursus maritimus), die mutmaßlich alle drei von den Steinzeitmenschen verehrt und bildlich dargestellt worden sind. Der Bestand des Höhlenbären hatte vor 40'000 Jahren, wohl als Folge der Bejagung durch den sich ausbreitenden Menschen, abzunehmen begonnen, und vor 25'000 Jahren starb die Art aus [1; 5].

Körperbau und Körperfunktionen

Unter den Bären finden sich die größten Raubtiere. Die einzelnen Arten weisen eine Kopf-Rumpflänge von 100-280 cm, eine Schwanzlänge von bis zu 21 cm und ein Gewicht von 30-800 kg auf. Männliche Höhlenbären erreichten gar 1'200 kg. Es besteht ein Geschlechtsdimorphismus, indem weibliche Tiere deutlich kleiner und leichter sind als männliche. Der Kopf hat eine mittellange, bei den Brillenbären verkürzte Schnauze mit großem, schwarzem Nasenspiegel sowie kleine Augen und Ohren. Die Lippen sind beweglich. Das Gebiss umfasst 36-42 Zähne, im Falle des Lippenbären, dem das innere Paar der oberen Schneidezähne fehlt, 34-40 Zähne. Die Prämolaren sind oft nicht alle entwickelt, was die Bandbreite der Zahnformeln erklärt. Die Backenzähne sind breitkronig, was damit zusammenhängt, dass bei den meisten Arten ein erheblicher Teil der Nahrung aus Pflanzenmaterial besteht. Der Körper ist plump, die Beine mittellang. Bären sind Sohlengänger, an jedem Fuß befinden sich 5 Strahlen mit langen, nicht rückziehbaren Krallen. Die Behaarung der Fußsohlen variiert je nach Art. Manche Arten machen eine (fakultative) Winterruhe. Die Trächtigkeitsdauer ist variabel, weil in der Regel eine Keimruhe vorkommt, die unterschiedlich lang sein kann. Die Wurfgrösse schwankt zwischen 1 und selten 5, meistens werden Zwillinge geboren. Die bei der Geburt in etwa meerschweinchengroßen Jungen sind Nesthocker. An reichhaltigen Futterplätzen könen sich Gruppen von Bären zusammen finden, meistens leben sie aber solitär, zeitweilig paarweise oder als Mutterfamilien [3; 7; 10; 11].

Verbreitung

Bären kommen heute in Eurasien, Nord- und Südamerika vor. In historischer Zeit, vermutlich bis 1869, lebte der Atlasbär (Ursus arctos crowtheri) als einzige rezente Bärenart in Afrika [3; 10].

Haltung in menschlicher Obhut

Wenn man von der Bärenhaltung in den Arenen der Antike absieht, dürfte die älteste Form der Bärenhaltung die Anbindehaltung sein, eine Haltungsform, die heute in vielen Ländern explizit verboten ist und zumindest im EU/EFTA-Raum nicht mehr praktiziert wird. Anderswo, etwa in der Türkei oder in Indien, werden Bären aber auch heute noch in ihrer Funktion als Tanzbären durch fahrende Gaukler angebunden gehalten [4].

Ebenfalls eine sehr alte Haltungsform ist die Bärengrube. In Bern gab es eine solche seit mindestens 1549. Der schautechnischer Vorteil der Grubenhaltung bestand darin, dass die Bären häufig aufrecht gingen. Sie wirkten so menschenähnlich und daher attraktiv, wo durch das Publikum gefüttert werden durfte, zeigten sie eine hohe Bettelaktivität, wenn sie sehen wollten, was in der Umgebung läuft, mussten sie auf einen Baum klettern, so vorhanden, was beides Aktivitäten waren, die den Schauwert erhöhten. Der Nachteil der Grube lag darin, dass die Besucher oben standen und auf die Bären herabschauten. Dieses „herabschauen“ wird vom Publikum zunehmend weniger akzeptiert. In manchen Zoos ging man deshalb dazu über durch zentrale Aufbauten das Niveau der Grube teilweise anzuheben und damit Bär und Mensch auf Augenhöhe zu bringen [4].

Ein anderes altes Haltungskonzept ist die Bärenburg. Bärenburgen wurden oft an einer Geländekante gebaut, mit Einblicken sowohl von oben wie bei der Grube, als auch horizontal durch Öffnungen mit Stangengittern in den Mauern. Eine Weiterentwicklung der Burg führte zur mehr oder weniger naturalistisch gestalteten Grotten mit Einblick von vorne durch Stangengitter. Eine andere Entwicklung aus der Grube, nicht über die Burg, ist die Grubengrotte. Sie unterscheidet sich von der klassischen Grube durch naturalistische Ausstattung und dadurch, dass sie in der Regel nur von einer Seite für das Publikum einsehbar ist [4].

Eine weitere Haltungsform ist der allseits umgitterte Käfig. Schautechnischer Vorteil: Der Bär ist gut sichtbar, da im Licht, und er befindet sich auf Augenhöhe der Besucher. Nachteil ist die optische Beeinträchtigung durch das Gitter. Ob der Käfig tiergerecht ist  nicht, hängt von der Grösse und Einrichtung ab. Heute werden Käfige mit schweren Gittern vom Publikum grundsätzlich abgelehnt. Aus den Käfigen sind mit relativ leichten Gittern und Elektrodrähten gesicherte Großgehege geworden. Eine Zäsur in der Präsentation nicht nur von Bären bildete die Erfindung der gritterlosen Freianlagen durch Carl HAGENBECK im Jahr 1896. Aus dem ursprünglichen Konzept von Gehegen mit Trocken-oder Wassergraben, Kunstfelskulissen und Zement- oder Sandböden entstanden im Lauf der Zeit naturnahe mit Vegetation bestandene Freianlagen [4; 6].

Früher wurden oft Bären unterschiedlicher Arten zusammengehalten, was mitunter zu Arthybriden führte. Heute werden sie bisweilen mit Hundeartigen vergesellschaftet, so mit Wolf, Goldschakal, Rothund, Waldhund, Rotfuchs oder Korsak, oder mit anderen Tieren, die nicht zu ihrem Beutespektrum gehören oder sich einer Verfolgung leicht entziehen können, z.B. Schwarzbären mit Bisons oder Präriehunden, Brillenbären mit Nasenbären, Tapiren, Kapuziner- oder Klammeraffen, asiatische Tropenbären mit Zwergottern, Rhesusaffen, Schopfmakaken oder Hulmans [9].

Bären gehören mit zu jenen Zootieren, die am ehesten in den Fokus von Zoogegnern geraten, weil sie ihrer "Freiheit" beraubt würden und ihre Existenz im engen Zookäfig in "Gefangenschaft" fristen müssten. Tatsächlich haben Landraubtiere im natürlichen Lebensraum in aller Regel größere Streifgebiete als vergleichbar große Tiere anderer Taxa, aber nicht, weil sie einen besonderen Freiheitsdrang besäßen oder das Bedürfnis hätten, besonders viel Land ihr Eigen zu nennen, sondern schlichtweg, weil sie darauf angewiesen sind, dass innerhalb ihres Streifgebiets genügend Beutetiere leben, um ihren Lebensunterhalt zu sichern [2].

Es gibt mittlerweile auch mehrere von Tierschutzorganisationen betriebene "Alternative Bärenparks", die sich zum Ziel gesetzt haben, Bären aus schlechten Haltungen in großräumigen Gehagen unterzubringen. In Fällen, wo mehrere Bären, namentlich solche unterschiedlicher Herkunft, in einem solchen Gehege untergebracht werden, kann es zu innerartlicher Aggression und damit verbundenem Stress kommen [8].

In europäischen Zoos werden sämtliche Bärenarten gezeigt [12]. Außer für den großen Panda, dessen Haltung von der VR China gesteuert wird, und den Bariba gibt es für alles Arten Europäische Erhaltungszuchtprogramme (EEP).

Taxonomie und Nomenklatur

Früher wurden die Bären zusammen mit den Marderartigen in eine Überfamilie Arctoidea gestellt. Heute gelten sie, wie auch die Hunde, Marder, Stinktiere und Robben, als eine Familie innerhalb der Unterordnung CANIFORMIA [3; 10].

112 004 023 004 lutra lutra geripp BREHMBrillenbär (Tremarctos ornatus) auf naturnaher Anlage im Tiergarten Schönbrunn© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Literatur und Internetquellen

  1. BRAUN, I. & ZESSIN, W. (2008)
  2. BROWNING, H. & VEIT, W. (2021)
  3. DATHE, H. (Hrsg. Großbären; 1970). In GRZIMEKs TIERLEBEN
  4. DOLLINGER, P. (1991). Tierschutzgerechte Bärenhaltung. Vorlesung gehalten am an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Zürich im Rahmen des Zyklus Biologie und Erkrankungen von Wildtieren.
  5. GRETZINGER et al. (23 Co-Autoren) (2019)
  6. HAGENBECK, C. (1908)
  7. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  8. RHEINISCHE POST vom 13.01.2020
  9. SVÁBIK, K. (rev. 2020d)
  10. WILSON, D. E. et al. eds. (2009)
  11. ZISWILER, V. (1976)
  12. ZOOTIERLISTE