Baribal (Ursus americanus) in der "Tierwelt Manitoba" des Osnabrücker Zoos
© Svenja Vortmann, Zoo Osnabrück (Pressefoto)
Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Bären (Ursidae)
Unterfamilie: Eigentliche Bären (Ursinae)
Baribal, Schwarzbär
Ursus americanus • The American Black Bear • L'ours noir ou le baribal
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der Schwarzbär oder Baribal ist die am wenigsten gefährdete Bärenart. Aus diesem Grund, und weil sich nur wenige europäische Zoos aus nordamerikanische Fauna spezialisiert haben, ist er bei uns nur relativ selten zu sehen. Wo er aber in einem zoogeografischen Kontext gehalten wird, ist er in zoopädagogischer Hinsicht sehr ergiebig. Körperbau und KörperfunktionenBaribals sind im Mittel deutlich kleiner als Braunbären. Die Kopf-Rumpflänge beträgt 135-190 cm, die Schulterhöhe 90 cm, die Schwanzlänge 7-17 cm. Bären werden 100-270 kg schwer, Bärinnen 60-140 kg. Zwar sind die meisten Baribals schwarz, wie ihr Name "Schwarzbär" sagt, aber doch nicht alle: es gibt auch stahlgraue, dunkelbraune, rotbraune, zimtbraune, isabellfarbene, cremefarbene und weiße. Die beiden letztgenannten treten besonders häufig bei der Unterart Ursus americanus kermodei aus Britisch-Kolumbien auf. Sie werden von den Tsimshian-Indianern „Geisterbären“ genannt. Die stahlgrauen heißen Gletscherbären (U. a. emmonsii) und kommen aus Alaska [1; 3; 9; 12]. VerbreitungNordamerika: Kanada (alle Provinzen und Territorien mit Ausnahme von Prince Edwards Island, wo der letzte Bär 1927 geschossen wurde), USA (41 Staaten und gelegentliche Sichtungen in 5 weiteren) und nördliche Hälfte von Mexiko (5 Staaten und gelegentliche Sichtungen in 4 weiteren) [6]. Lebensraum und LebensweiseBaribals besiedeln hauptsächlich Laub-, Misch- und Koniferenwälder der gemäßigten Zone, stoßen aber bis in die subtropischen Gebiete Mexikos und Floridas und in die Subarktis vor. Außer im Wald sind sie auch in Trockengebieten, Busch, Sumpf und Tundra zu finden. Sie sind vom Meeresspiegel bis auf eine Höhe von 3'500 m verbreitet. Im Gegensatz zum Braunbären sind beim Baribal auch die Erwachsenen gute Kletterer, die rasch die Bäume hochsteigen, indem sie den Baum mit den Vorderarmen umfassen und sich mit den Hinterbeinen nach oben stoßen. Runter kommen sie mit dem Hinterteil voran [1; 6; 12]. Baribals sind Allesfresser, die von Gras, Kräutern Beeren, Früchten, Nüssen und Eicheln über Ameisen, Heuschrecken und Käfern bis zu Fischen, Vögeln, Kleinsäugern, Jungen oder Kühen von Weiß- und Schwarzwedelhirsch, Aas und Nahrungsmittelabfällen so ziemlich alles verzehren, was sie an Fressbarem finden. Sie überwintern in Höhlen, unter Fallholz oder in Baumhöhlen bis 20 m über dem Boden [1; 6; 12]. Baribals sind Einzelgänger, die nur zur Paarungszeit oder in Mutterfamilien zusammen sind. Sie sind hauptsächlich tagsüber aktiv mit einer Ruhephase über Mittag. Sie haben Streifgebiete von 3 bis 1'160 km², in der arktischen Tundra mehr. Die Streifgebiete der Männer sind 2-10 mal so groß wie die der Bärinnen und überlappen sich mit diesen. Gebietsweise verteidigen die Tiere das Kerngebiet ihres Streifgebiets als Territorium [12]. Während der Winterruhe nehmen die Bären weder Nahrung noch Wasser zu sich, sondern decken ihren Energiebedarf von rund 4'000 Kcal pro Tag durch den Abbau von Körperfett. Sie setzen auch weder Kot noch Urin ab. Letzteres ist möglich, weil ihre Nieren in der Lage sind Harnstoff abzubauen [9]. Die Paarungszeit fällt auf Mai bis Juli, oft paart sich die Bärin mit mehreren Partnern und kann in einem Wurf Jungtiere von verschiedenen Vätern zur Welt bringen. Die Ovulation wird durch die Paarung induziert. Die befruchtete Eizelle macht erst mal eine Keimruhe durch und nistet sich erst im November in die Gebärmutterwand ein. Die Geburt der meist 2 (1-5), 20 cm langen und 200-400 g schweren Jungen erfolgt in der Regel im Januar-Februar während der Winterruhe. Die Bärin und die Jungen verlassen das Winterlager erstmals, wenn die Jungtiere 2.5-3.5 Monate alt sind. Die allein gelassenen Jungbären klettern bei Gefahr auf einen Baum. Mit 16-17 Monaten gehen die Jungen ihrer eigenen Wege und die Mutter widmet sich erneut dem Paarungsgeschäft. Das Alter erstgebärender Bärinnen schwankt zwischen 3 und 8 Jahren [12]. Gefährdung und SchutzGefährdung und Schutz: Der Amerikanische Schwarzbär ist eine weitverbreitete Art mit einer globalen Gesamtpopulation, die wohl doppelt so groß ist wie die aller anderen Bären zusammengenommen. In den meisten Gebieten nehmen die Bestände und das Areal zu und es existieren nur einige wenige isolierte Populationen. Die Art gilt deshalb aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [6]. Der Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenWirtschaftliche Bedeutung: Signifikante Ausfuhren von der Natur entnommenen Exemplaren gibt es nur aus Kanada. Von 2001-2017 wurden nebst zahlreichen anderen Teilen und Erzeugnissen die Ausfuhr von 125'247 Jagdtrophäen, 62'971 Fellen und 59'168 Schädeln registriert. An lebenden Wildfängen wurden weniger als 20 nach den USA ausgeführt. Weltweit wurde im selben Zeitraum die Ausfuhr von 71 Nachzuchttieren registriert [4]. Kulturelle Bedeutung: Baribals haben bzw. hatten eine große kulturelle Bedeutung für die indigenen Völker Nordamerikas. BREHM [2] stellt dazu fest: "Sehr eigenthümlich sind manche Jagdweisen der Indianer, noch eigenthümlicher die feierlichen Gebräuche zur Versöhnung des abgeschiedenen Bärengeistes, welche einer gottesdienstlichen Verehrung gleichkommen" und gibt den Bericht eines Alexander HENRY wider, der mit Hilfe seiner indianischen Wirte einen Baribal erlegt hatte: "Sofort nach seinem Tode näherten sich ihm alle Indianer und namentlich die 'Alte Mutter', wie wir sie nannten. Sie nahm den Kopf des Thieres in ihre Hände, streichelte und küßte ihn wiederholt und bat den Bären tausendmal um Verzeihung, daß man ihm das Leben genommen habe, versicherte auch, daß nicht die Indianer dies verübt hätten, sondern daß es gewißlich ein Engländer gewesen wäre, welcher den Frevel begangen... Sobald man zu Hause angekommen war, wurde das Bärenhaupt mit silbernen Armbändern und allem Flitterwerk, welches die Familie besaß, geschmückt. Dann legte man es auf ein Gerüst und vor die Nase eine Menge von Tabak. Am nächsten Morgen traf man Vorbereitungen zu einem Feste. Die Hütte wurde gereinigt und gefegt, das Haupt des Bären erhoben und ein neues Tuch, welches noch nicht gebraucht worden war, darüber gebreitet. Nachdem man die Pfeifen zurecht gemacht hatte, blies der Indianer Tabaksrauch in die Nasenlöcher des Bären..." Haltung im ZooIn Peaugres, Thoiry und Eveltoft sind Baribals mit Bisons vergesellschaftet, in Ebeltoft auch mit Präriehunden, in anderen Zoos mit Rot- oder Polarfüchsen. In Hodenhagen waren sie es u.a. mit Dromedaren, Straußen, Kulanen, Mähnenspringern und Mantelpavianen. In nordamerikanischen Zoos gibt es Kombinationen mit weiteren Arten, einschließlich Puma, Wolf, Moschusochs, Elch, Karibu, Elch Weißwedelhirsch etc. in zum Teil sehr weitläufigen Gehegen, wobei akzeptiert wird, dass die Bären gelegentlich junge Huftiere töten und fressen [14]. Baribals können im Zoo ein Alter von 34 Jahren erreichen [11]. Haltung in europäischen Zoos: Es gibt kein Zuchtprogramm und kein Zuchtbuch. Die Bärenspezialisten-Gruppe der EAZA hat Empfehlungen für Bau und Gestaltung neuer, die sinnvolle Verwendung alter Anlagen sowie den Einsatz von Programmen zur Umweltanreicherung herausgegeben [7; 10]. Forschung im Zoo: Nachdem Baribals in Europa nicht häufig gehalten werden, sind sie auch nur selten Gegenstand von Forschungsarbeiten. Dabei werden sie oft im Kontext mit anderen Arten abgehandelt, etwa im Rahmen von Untersuchungen zur Fortpflanzungsphysiologie und Geburtenkontrolle bei in Menschenhand gehaltenen Bären oder zum Ruhe- und Schlafverhalten von Bären und Kleinbären [5; 8]. Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten ’96 des BMEL sah für ein Außengehege für zwei Schwarzbären 150 m² und für jedes weitere Tier zusätzlich 20 m² vor. Das war zweifellos anpassungsbedürftig. Allerdings sollten sich, wie bei anderen solitär lebenden Tieren, die Maße für die Grundeinheit eines Geheges auf ein Einzeltier beziehen und nicht, wie im Säugetiergutachten 2014 des BMEL auf drei Tiere. In manchen europäischen Zoos werden Baribals heute noch in größeren Gruppen gehalten, was einigermaßen funktioniert. Weil Bären aber grundsätzlich solitär lebende Tiere sind, ist die Einzelhaltung in vielen Fällen mit weniger Stress verbunden als die Gruppenhaltung. Für bestehende Anlagen wäre demnach eine Fläche von 150 m² für jedes Tier zu fordern, d.h. für drei Tiere 450 m², was in der Größenordnung der Vorgabe des Gutachtens (500 m²) liegt. Dass die Innenboxen in jedem Fall verbindbar sein müssen ist nicht einzusehen, bei Wurfboxen wäre dies ohnehin kontraindiziert. Je nach Konstellation des Stallgebäudes sind unterschiedliche Möglichkeiten denkbar. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 1-2 Baribals eine Landfläche von 150 m² und ein Wasserbecken von 50 m² mit einer mittleren Tiefe von 1 m vor. Für jeden weiteren Bären ist die Landfläche um 20 und die Wasserfläche um 2 m² zu erhöhen, (was allerdings eine unsinnige Bestimmung ist). Für jedes Tier ist eine Schlafbox von 6 m² vorzusehen. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist der Baribal vergessen worden. Es steht zu vermuten, dass für 1-2 Tiere ein Gehege von 300 m² sowie pro Tier eine Schlafbox von 6 m² erforderlich ist. Taxonomie und NomenklaturDer Baribal wurde 1780 vom Berliner Naturforscher Peter Simon PALLAS, den Katharina die Große als Professor nach Petersburg berufen hatte, unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben. Zeitweilig wurde er in eine Gattung Euarctos gestellt. Es werden 26 Unterarten unterschieden, von denen aber vermutlich nicht alle einer kritischen Überprüfung standhalten dürften [6; 12]. |
Literatur und Internetquellen
- ALLEN, T. B. (1979)
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- CITES IDENTIFICATION MANUAL
- CITES TRADE DATA BASE
- DIETERMANN, A. (1996)
- GARSHELIS, D.L. et al. (2016). Ursus americanus (errata version published in 2017). The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T41687A114251609. http://www.iucnredlist.org/details/41687/0. Downloaded on 21 June 2018.
- KOLTER, L., KAMPHORST, N.F. & RUVEN, S.A.W. (2007)
- QUEST, M. (2002)
- TESSIER, T. (2000)
- USHER SMITH, J. & KOLTER, L. (2007)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2919)
- EAZA Bear Tag (2022) Ursus amercanus update (PPT)
- SVÁBIK, K. (rev. 2020d)