Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Katzenbären (Ailuridae)
Kleiner Panda
Ailurus fulgens • The Red, or Lesser, Panda • Le petit panda
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der Kleine oder Rote Panda ist eine stark gefährdete, attraktive Tierarrt, die aufgrund ihrer systematischen Stellung, ihres Lebenweise und ihres Körperbaus auch zoopädagogisch interessant ist. Gefördert durch ein internationales Zuchtbuch und regionale Zuchtprogramme hat der Zoobestand über die Jahre deutlich zugenommen. Körperbau und KörperfunktionenDer Kleine Panda erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 51-73 und eine Schwanzlänge von 28-49 cm. Das Gewicht beträgt 4.5-5.5 (3-6) kg. Der Kopf ist außergewöhnlich rund, mit kurzer, spitzer Schnauze, mittelgroßen, zugespitzten Ohren, kleinen Augen mit brauner Iris und schwarzem Nasenspiegel. Das Gebiss umfasst 38 Zähne. Die Beine sind kurz und stämmig, die Zehen mit scharfen, teilweise rückziehbaren Krallen versehen und die Hand- und Fußsohlen wollig behaart. Die Weibchen haben vier Paar Zitzen. Das Fell ist lang und weich mit sehr dichter Unterwolle. Das Gesicht ist weiß, beidseits mit einem dunkeln Fleck, der vom Auge nach unten zieht. Der obere Teil des Kopfes ist meist deutlich heller rot als der Körper, die Vorderseite der Ohren ist weiß. Die Körperoberseite ist rostrot bis kastanienbraun, die Hinterseite der Ohren, die Hals- und Körperunterseite und die Extremitäten sind schwarz. Der Schwanz ist lang und buschig mit dunkeln Ringen und dunkler bis schwarzer Spitze. Jungtiere sind anfänglich oberseits blass rostrot, unterseits hell graubraun gefärbt. Die östliche Unterart ist etwas größer, schwerer (6.5-7.5 kg) und dunkler gefärbt als die westliche [4; 7; 10; 12]. VerbreitungSüd- und Südostasien: Bhutan, China (Jünnan, Sichuan, Tibet), Indien (Arunachal Pradesh, Sikkim, Westbengalen), Laos, Myanmar und Nepal im Himalaya und den östlich anschließenden Gebirgen [3]. Lebensraum und LebensweiseDer Kleine Panda ist gut an eine kühle und feuchte Umgebung angepasst. Er lebt in Mischwäldern der Hügel- und subalpinen Zone mit dichtem Bambus-Unterwuchs in Höhenlagen von 1'500-4'800 m. Im Sommer kann er bis zur Schneegrenze auf 5'000 m hinaufsteigen. Die Tiere leben einzeln oder als Mutterfamilien. Sie sind überwiegend nachaktiv, ruhen und schlafen auf Bäumen auf Astgabeln oder in Baumhöhlen und kommen zur Nahrungssuche herunter [4; 10; 12]. Die Nahrung besteht zu 80-90% aus Pflanzenmaterial, hauptsächlich Bambusblättern, aber auch Schösslingen, Gräsern, Früchten, Beeren, Blüten, Wurzeln und Flechten, je nach Verfügbarkeit. In geringem Umfang werden auch Wirbellose, Kleinnager, Jungvögel und Vogeleier gefressen. Zur Deckung ihres Nahrungsbedarfs benötigen die Tiere Streifgebiete, die meist in der Größenordnung von 1 km² liegen und innerhalb derer sie täglich Strecken von etwa 200-500 m zurücklegen. Anscheinend verhalten sich vor allem männliche Tiere territorial [4; 10; 12]. Die Ranz beginnt im Januar und dauert bis im März. Die meist 2 (1-4) Jungen kommen 114-145 (90-158) Tage nach der Paarung in einer von der Mutter ausgepolsterten Baumhöhle oder Felsspalte zur Welt. Die unterschiedlich langen Tragzeiten dürften durch eine individuell variable Keimruhe bedingt sein. Die Jungtiere wiegen etwa 110-200 Gramm und haben Augen und Ohren verschlossen. Ihre Entwicklung verläuft langsam. Sie öffnen die Augen mit etwa 18 Tagen, sind aber erst mit rund 40 Tagen voll sehtüchtig. Die Zähne beginnen ab dem 23.-25. Tag durchzubrechen. Mit 65-90 Tagen wird die Wurfhöhle erstmals verlassen. Feste Nahrung wird ab 115-130 Tagen aufgenommen. Die Jungen werden wahrscheinlich etwa 5 Monate lang gesäugt [4; 7; 10; 12]. Fressfeindes sind in erster Linie der Schneeleopard (Uncia uncia) und der Buntmarder (Martes flavigula) Gefährdung und SchutzDer Kleine Panda leidet hauptsächlich unter Lebensraumverlust und gebietsweise unter Wilderei. In Sikkim trägt das Wachstum des Tourismus zum Rückgang der Pandas bei, dies wegen des Straßenbaus und erhöhten Bedarfs an Feuerholz. Er galt daher als gefährdet. Da sein Bestand innerhalb der letzten 18 Jahre um mehr als die Hälfte abgenommen hat, wurde er 2015 als stark gefährdet eingestuft (Rote Liste: ENDANGERED). Bestandesschätzungen sind schwierig. Die Gesamtpopulation dürfte irgendwo zwischen 8'000 und 15'000 Individuen liegen [3]. Der internationale Handel wird nach CITES-Anhang I eingeschränkt. Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):
Bedeutung für den MenschenWirtschaftliche Bedeutung: In Bhutan und Nepal werden die Kleinen Pandas gejagt, weil ihr weicher Pelz gelegentlich zu Mützen verarbeitet wird. In China, wo der Kleine Panda "Hun Ho", zu Deutsch "Feuerfuchs", genannt wird, ist der Jagddruck relativ hoch. Die Chinesen verwenden den Schwanz und die Schwanzhaare für Staubwedel und Pinsel. Gebietsweise wird das Fleisch gegessen oder Körperteile werden in der traditionellen Volksmedizin verwendet. Der illegale Fang für den lokalen oder nationalen Heimtiermarkt scheint zuzunehmen [3]. Der legale internationale Handel mit der Natur entnommenen Exemplaren ist unbedeutend. Von 2001-2017 wurden lediglich aus China vier lebende und ein totes Tier registriert. Im selben Zeitraum wurden weltweit 156 Nachzuchttiere international verschoben. Wichtigste Ausfuhrländer waren Japan mit 34, Kanada mit 22, Neuseeland mit 18 und Südafrika mit 10 Tieren [1]. Haltung im ZooSeit 1979 gibr es ein Internationales Zuchtbuch, das am Blijdorp-Zoo in Rotterdam geführt wird, und in dem im März 2017 insgesamt 1010 lebende Tiere in 349 Institutionen registriert waren. Davon waren etwa zwei Drittel Westliche und ein Drittel Östliche Kleine Pandas [IZY 52]. Im Zoo können kleine Pandas ein Alter von über 19 Jahren erreichen [11]. Kleine Pandas werden recht oft mit Chinesischen oder Indischen Muntjaks oder mit Schopfhirschen vergesellschaftet. Es ist aber schon vorgekommen, dass sie einen jungen Muntjak getötet und gefressen haben. Umgekehrt kommt es auch vor, das die Pandas von den Muntjakr attackiert und verletzt werden. Seltener sind Vergesellschaftungen mit größeren Gebirgshuftieren, wie dem Himalay-Tahr oder dem Chinesischen Goral. In verschiedenen Zoos, darunter der Walter-Zoo in Gossau und der Zoologisch-Botanische Garten in Mülhausen, halten Pandas gemeinsam mit Zwergottern. Die Otter belästigen die Pandas bisweilen, aber größere Probleme gibt es kaum. Eine Gemeinschaftshaltung mit Weißen Ohrfasanen in Görlitz funktionierte längerfristig nicht, andererseits gibt es längere Vergesellschaftungen mit Wassergeflügl oder Kranichen [16]. Obwohl Kleine Pandas Einzelgänger sind, ist eine gemeinsame Haltung von Paaren, ev. zeitweilig Trios, oder von gemeinsam aufgezogenen Geschwistern möglich. Allerdings kann es bei sozial unterlegenen Weibchen zu verminderter Fruchtbarkeit oder zu zeitweiligem stellenweisem Haarverlust kommen. Für eine optimale Haltung sollten Gehege mindestens 80 m² gross und teilweise mit Gräsern bepflanzt sein. Sie sollten geeignete Kletterstrukturen und mehr Schlafboxen aufweisen, als sich Tiere im Gehege befinden. Sie sollten schattig sein, damit die Umgebungstemperatur möglichst nicht über 24ºC steigt. In warmen Klimazonen werden kühle Schlafboxen, gekühlte Innengehege oder Benebelungsanlagen empfohlen. Werden mehrere Paare gehalten, sollten die Gehege etwas voneinander entfernt und durch Sichtbarrieren getrennt sein, Nach Möglichkeit sollten die Tiere täglich 200 g frischen Bambus erhalten [7; 10; 13]. Haltung in europäischen Zoos: Av 1985 gab es ein Europäisches Zuchtbuch (ESP), das am Zoo Rotterdam geführt wurde und 2003 in ein Erhaltungszuchtprogramm (EEP) überführt wurde. 2013 hat die Beratergruppe für kleine Fleischfresser der EAZA Haltungsempfehlungen herausgegeben, die 2015 überarbeitet wurden. Der florierende Bestand besteht zu 100% aus Nachzuchten, die auf 28 Gründertiere zurückgehen. Mittlerweile besteht die Tendenz, die Nachzucht zu drosseln [10; 15]. Wie Kleine Pandas gehalten werden (Beispiele):
Forschung im Zoo: Der Kleine Panda ist immer wieder Gegenstand von tiermedizinischen oder ethologischen Forschungsarbeiten, die entweder unser Grundlagenwissen erweitern oder darauf abzielen, die Haltungsbedingungen zu optimieren [2; 5; 6; 8; 13]. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll ein Außengehege für ein Paar mindestens eine Fläche von 30 m² aufweisen. Für jedes weitere Tier oder Paar ist ein zusätzliches Gehege bereit zu stellen. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Außengehege mit einer Grundfläche von 20 m² vor, für jedes weitere Adulttier kommen 4 m² dazu. Weshalb für diese winterharte Art zusätzlich ein Innengehege von 16 m² vorgeschrieben ist, ist nicht nachzuvollziehen. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs< (Stand 2024) ist für 1-2 Tiere ein Außengehege von 40 m² erforderlich, für jedes weitere 4 m² zusätzlich. Die Tiere dürfen ganzjährig im Freien gehalten werden, wenn ein entsprechender Wetterschutz geboten wird. Taxonomie und NomenklaturDer Kleine Panda wurde 1823 vom französischen Naturforscher und Direktor der Ménagerie von Paris, Georges CUVIER, unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben. Der eigentliche „Entdecker“ für die Wissenschaft war aber der englische General Thomas HARDWICKE, der schon 1821 in Darjeeling das Manuskript zu seinem Artikel Description of a new genus of the class Mammalia, from the Himalaya chain of hills between Nepal and the Snowy Mountains schrieb, diesen aber erst 1827, also vier Jahre nach Cuvier publizierte [14]. Zur Gattung Ailurus gehört nur eine Art, von der zwei Unterarten anerkannt werden:
Die "Splitter" unter den Taxonomen wollen diese als selbständige Art behandelt haben, was sich aber nicht durchgesetzt hat. Zeitweilig wurden Riesen- und Kleiner Panda zu Familie Ailuridae zusammengefasst, oder diese wurden als Unterfamilie der Kleinbären angesehen. Heute wird der Riesenpanda den Großbären zugeordnet, und der verbleibende Kleine Panda wird als einziger Vertreter der Familie der Katzenbären angesehen [3; 12; 14]. |
Literatur und Internetquellen
- CITES TRADE DATA BASE
- DIETERMANN, A. (1996)
- GLATSTON, A. et al. (2015). Ailurus fulgens (errata version published in 2017). The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T714A110023718. http://www.iucnredlist.org/details/714/0. Downloaded on 21 June 2018.
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- HUFSCHMIDT, C. (2011)
- KELLER, R. (1977)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- REISER, N. (2013)
- SICKS, F. (2012)
- WEERMAN, J. (2015)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- ZIDAR, J. (2008)
- ZIEGLER, S., GEBAUER, A., MELISCH, R., SHARMA, B.K., GHOSE, P.S., CHAKRABORTY, R. et al. (2010)
- EAZA (2022). Long-term Management Plan for the Red Panda.
- SVÁBIK, K. (2020a)