Kleinfleckkatze

Kleinfleckkatze (Leopardus geoffroyi) im Zoo Karlsruhe
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)

D LC 650

EEPSalz- oder Kleinfleckkatze

Leopardus geoffroyi • The Geoffroy's Cat • Le chat de Geoffroy

112 007 001 010 oncifelis geoffroy karl(1)Kleinfleckkatze (Leopardus geoffroyi) im Zoo Karlsruhe © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 007 001 010 leopardus geoffroyi mapApproximative Verbreitung der Kleinfleckkatze (Leopardus geoffroyi)

112 007 001 010 oncifelis geoffroy karl(3)Kleinfleckkatze (Leopardus geoffroyi) im Zoo Karlsruhe © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 007 001 010 leopardus geoffroyi scorff PD1Kleinfleckkatze (Leopardus geoffroyi) im Zoo de Pont-Scorff © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 007 001 010 oncifelis geoffroy opelzooJunge Kleinfleckkatze (Leopardus geoffroyi) im Opel-Zoo, Kronberg © Archiv Opel-Zoo

112 007 001 010 leopardus geoffroyi salinarum TPB KR1Salzkatze (Oncifelis geoffroyi salinarum) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

112 007 001 010 leopardus geoffroyi juv opel opel2Junge Kleinfleckkatze (Leopardus geoffroyi) im Opel-Zoo, Kronberg © Archiv Opel-Zoo

112 007 001 010 leopardus geoffroyi TPB KR2Rückseite der Ohren einer Kleinfleckkatze (Leopardus geoffroyi) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

112 007 001 010 leopardus geoffroyi felleFelle von Kleinfleckkatzen (Leopardus geoffroyi), links Mendoza-Typ, rechts Chaco-Typ. Aufnahmen Mickey Bohnacker † / Verband der deutschen Rauchwaren- und Pelzindustrie für das CITES Identification Manual. Public Domain.

112 007 001 010 leopardus geoffroyi mantelMantel aus Kleinfleckkatzen-Fellen. Zur Verfügung gestellt von Ciufrida, Hamburg, für das CITES Identification Manual. Public Domain.

 

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Die Kleinfleckkatze ist eine in ihrem Ursprungsgebiet nicht mehr gefährdete, hübsche Kleinkatze, die das Publikum anspricht und als Botschafterart für Natur- und Artenschutz im südlichen Südamerika herangezogen werden kann. Wegen ihrer ehemaligen Bedeutung für den Pelzhandel bietet sie auch Stoff für die Zoopädagogik.

Körperbau und Körperfunktionen

Kleinfleckkatzen erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 45-70(-88) cm, eine Schwanzlänge von 23-40 cm und ein Gewicht von 1.8-7.8 kg. Die Kater sind etwas schwerer als die Kätzinnen, und entsprechend der Bergmannsche Regel sind Tiere aus dem Süden des Artareals größer und schwerer als solche aus dem subtropischen Norden.

Die Grundfarbe des relativ langen und sehr feinen Fells ist variabel, silbergrau, bräunlich gelb bis leuchtend ockergelb. Die Kopfzeichnung gleicht jener anderer Arten der Gattung, die Rückseite der Ohren ist schwarz mit einem zentralen weißen Fleck, der Rumpf ist mit kleinen schwarzen Tupfen besetzt und der Schwanz ist schwarz geringelt. Relativ häufig gibt es melanistische Exemplare [2; 8].

Verbreitung

Südamerika: Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Paraguay, Uruguay [6].

Lebensraum und Lebensweise

Die Kleinfleckkatze kommt in unterschiedlichen Lebensräumen der Subtropen und der gemäßigten Zone Südamerikas vor, einschließlich Dornwälder und -savannen, Grassteppen, Trockensteppen und Dornbusch. Es handelt sich überwiegend um Gebiete, die auch von der Pampaskatze besiedelt werden.

Katzen haben den Ruf, wasserscheu zu sein. Dies trifft aber für die Kleinfleckkatze nicht zu. Im Salzburger "Haus der Natur" befindet sich das Fell einer Kleinfleckkatze, die, im Lago Todos Los Santos (Südchile) schwimmend, vom Boot aus erschlagen worden war. Die Einheimischen nannten das Tier "Fischkatze" und versicherten, sie gehe gerne ins Wasser.

Meistens wird die Art in ihrer Heimat aber "Gato-montés", Bergkatze, genannt, weil sie hauptsächlich in felsigem, mit Busch bestandenem Gelände vorkommt. Kleinfleckkatzen jagen überwiegend Kleinnager, aber auch Säugetiere, die gleich groß oder größer sind als sie selbst, wie z.B. Feldhasen, Nutrias und Viscachas, ferner Vögel, wie Tinamus, Enten, Töpfervögel und Papageien, sowie Amphibien. Kleinfleckkatzen sind überwiegend bodenlebende, nachtaktive Einzelgänger.

Je nach Habitat und Nahrungsverfügbarkeit variiert die Größe der individuellen Streifgebiete. Für Kater werden 2-12 km ² angegeben, für Kätzinnen 0.2 -6.5 km² [4; 6; 8].

Nach einer Tragzeit von 70-74 (62-76) Tagen werden in einer Felsspalte, im Gestrüpp oder an einem anderen geschützten Ort 1-3 Junge mit einem Gewicht von rund 65-90 g geboren. Diese werden mit 18 Monaten geschlechtsreif [4; 8].

Gefährdung und Schutz

Ab 2002 galt die Kleinfleckkatze als potenziell gefährdete Tierart. Aufgrund einer Neubeurteilung wurde sie angesichts ihrer weiten Verbreitung und des stabilen Bestandes 2015 nicht mehr als gefährdet eingestuft. Sie ist vermutlich die häufigste Katzenart der subtropischen und gemäßigten Zonen Südamerikas (Rote Liste: LEAST CONCERN) [6].

Der - vor allem Pelzfelle betreffende - internationale Handel ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt.

Bedeutung für den Menschen

Kleinfleckkatzen wurden traditionell von den indigenen Völkern bejagt, um Felle für Bekleidung, Stiefel und Taschen, sowie andere Körperteile für die traditionelle Volksmedizin zu gewinnen.

Ab etwa 1960 bis Mitte der 80er-Jahre wuren sie in großem Umfang für den internationalen Pelzhandel bejagt. Von 1975-1989 wurden im Jahresmittel 39'632 Felle exportiert und als "Südamerikanische Wildkatze", "Tigerkatze", "Chaco-Katze" oder "Mendoza-Katze" vermarktet [2;3]. Im Jahr 1992 wurde die Art von CITES Anhang II nach Anhang I transferiert, was das Aus für den Pelzhandel mit dieser Art bedeutete.

Weil die Art in Anhang I von CITES aufgeführt ist, ist der legale internationale Handel mit Teilen und Erzeugnissen jeglicher Art unbedeutend. Von 2001-2017 wurden auch nur 3 lebende Wildfänge aus Argentinien zur Ausfuhr genehmigt. Im selben Zeitraum wurden weltweit 29 Nachzuchttiere international verschoben [1].

Haltung

Im Zoo können Kleinfleckkatzen ein Alter von 22-23 Jahren erreichen [7].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 40 Zoos gehalten, von denen sich über ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Seit 1996 gibt es ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das vom Zoo Jihlava koordiniert wird.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen für Kleinfleckkatzen verbindbare Außengehege von 10 m² Fläche pro Tier und 2.50 Höhe vorhanden sein. Falls ein Innengehege als erforderlich angesehen wird, soll dieses eine Fläche von 10 m² haben und unterteilbar sein.

In der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) ist die Kleinfleckkatze nicht erwähnt. Es steht zu vermuten, dass für 1-2 Tiere ein Außen- und ein Innengehege mit einer Fläche von je 16 m² und einer Höhe von 2.5 m vorhanden sein muss. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche außen um 4 m², innen um 3 m² zu erweitern.

Gemäß der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) müssen Kleinfleckkatzen mindestens paarweise gehalten werden. Für ein Paar ist ein Außengehege mit einer Fläche von 30 m² bei 2.5 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 3 m² zusätzlich erforderlich, das Innengehege muss eine Grundfläche von 10 m² haben und für jedes weitere Tier 1 m² mehr.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Kleinfleckkatze wurde 1844 von den französischen Naturforschern Alcide Charles Victor Marie Dessalines D'ORBIGNY und François Louis Paul GERVAISE als "Felis geoffroyi" wissenschaftlich beschrieben. Die Benennung erfolgte zu Ehren von Étienne GEOFFROY SAINT-HILAIRE, dem Begründer des ersten bürgerlichen Zoos, der Ménagerie im Jardin des Plantes von Paris. Später wurde, sie in die 1858 vom russischen Naturwissenschaftler Nikolai Aleksejevitsch SEVERTZOV eingeführte Gattung Oncifelis gestellt, danach aber wieder in Felis. Seit ein paar Jahren gehört sie unter der Gattungsbezeichnung Leopardus in die Ozelot-Gruppe.

Es sind gegenwärtig 4 Unterarten anerkannt, was aber phylogenetischen Analysen nicht standhält. Im Grenzgebiet der Areale von Kleinfleck- und Zwergtigerkatze gibt es Hybriden zwischen den beiden Arten [5; 6; 8].

Literatur und Internetquellen

  1. CITES TRADE DATA BASE
  2. DOLLINGER, P. (1981) in CITES IDENTIFICATION MANUAL
  3. DOLLINGER, P. (1992) in CITES IDENTIFICATION MANUAL
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. HONACKI, J.H., KINMAN, K.E. & KOEPPL, J.W. (1982)
  6. PEREIRA, J. et al. (2015). Leopardus geoffroyi. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T15310A50657011. http://www.iucnredlist.org/details/15310/0. Downloaded on 18 June 2018.
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)