Manul (Otocolobus manul) im Naturschutz-Tierpark Görlitz
© Axel Gebauer, Görlitz
Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)
Manul
Otocolobus manul • The Pallas' Cat • Le chat manul
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Obwohl es ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm gibt und er sich als Botschafter für die eurasischen Grasländer, einem zunehmend bedrohten Lebensraum, eignen würde, ist der in seiner Heimat potenziell gefährdete Manul in unseren Zoos nicht sehr häufig zu sehen, aber immerhin häufiger als manche anderen zentralasiatischen Arten, wie Saiga, Murmeltier- und Zieselarten oder Pfeifhasen. Körperbau und KörperfunktionenDer Manul erreicht eine Kopf-Rumpflänge von (45-)50-65 cm und hat einen relativ kurzen Schwanz von 21-35 cm. Sein Körpergewicht liegt bei 2.3-4.5 kg. Der Rumpf ist gedrungen und die Beine sind relativ kurz. Das lange und sehr dichte Fell mit feinen Grannenhaaren und sehr viel Unterwolle lässt den Körper noch kompakter erscheinen. Die Ohren sind kurz, rundlich und tief am Kopf angesetzt. Die Iris ist gelbgrün, die Pupillen sind rund. Die Fellfarbe ist oberseits rötlichgelb bis gelbgrau mit oft nur andeutungsweise vorhandenen dunklen Tupfen und Streifen, am Bauch hellgrau, an Schnauze, Wangen und Kinn weiß, bis auf beidseits zwei markante schwarze Wangenstreifen. Im Allgemeinen ist das Winterkleid grauer und weniger gemustert als das Sommerfell [4; 5; 10]. VerbreitungVom Kaukasus bis Zentralasien: Afghanistan, Armenien, Aserbaidschan, China, Indien, Iran, Kasachstan, Kirgisistan, Mongolei, Pakistan, Russland, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan, möglicherweise Nepal und Bhutan [7]. Lebensraum und LebensweiseDer Manul besiedelt felsige Steppen und Hochsteppen, hügelige Halbwüsten und Wüsten, Mittelgebirge und geht im Hochgebirge bis auf eine Höhe von 4'000 m. Er geht hauptsächlich in der Dämmerung und nachts auf die Jagd und kann tagsüber gelegentlich beim Sichsonnen beobachtet werden. Er frisst hauptsächlich Pfeifhasen (Ochotona spp.), Kleinnager (wie Alticola, Cricetulus, Meriones), Hasen (Lepus spp.) Murmeltiere (Marmota spp.) und - namentlich bodenbrütende - Vögel. Ranz ist im Februar. Nach einer Tragzeit von 65-70 Tagen wird in einer Felsspalte, einer Erdhöhle oder einem von anderen Tieren, namentlich Murmeltieren, übernommenen Bau ein Wurf von meist 3-6(-8) Jungen mit einem Geburtsgewicht von 70-100 g geboren. Die Jungen verlassen das Nest mit 5-6 Wochen. werden 9-11 Wochen gesäugt und erreichen mit 12-18 Monaten Geschlechtsreife [4; 5; 6; 8; 10]. Gefährdung und SchutzDer Manul hat eine weite, aber fragmentierte Verbreitung und seine Bestände nehmen leicht ab. Er galt daher seit 2002, als potenziell gefährdete Tierart. Eine Neubeurteilung im Jahr 2019 kam jedoch zum Schluss, dass die Situation des Manuls mit einem geschätzten Bestand von 58'000 erwachsenen Individuen stabiler sei als zuvor angenommen und führte 2020 zur Rückstufung in die Kategorie "nicht-gefährdet" (Rote Liste: LEAST CONCERN) [7]. Die größte Bedrohung für den Manul stellt heute der Verlust seiner Nahrungsgrundlage dar. Murmeltiere und Pfeifhasen werden in Zentralasien und China in grossem Stil vergiftet oder geschossen, einerseits um sie als Nahrungskonkurrenten für Vieh auszuschalten, andererseits weil sie als Überträger der Beulenpest gelten. Zudem gehen die Pfeifhasen- und Murmeltierbestände wegen Überweidung der Grasländer durch Haustiere zurück. Manule werden auch häufig von Haushunden getötet oder unabsichtlich in Fallen gefangen, die für Hasen, Murmeltiere, Rot- oder Steppenfüchse gestellt wurden. Der - vor allem Pelzfelle betreffende - internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Zoogestütztes Artenschutzprojekt:
Bedeutung für den MenschenDer Manul spielte früher eine Rolle als Pelzlieferant. Heute ist er in allen Ländern seines Verbreitungsgebiets geschützt, ausgenommen die Mongolei, wo er jagdbar ist und von wo Fell illegal nach China ausgeführt werden [7]. Von 1977-2019 wurden bei der Ausfuhr 2 Pelzmäntel, 269 Felltafeln und 23'459 Felle registriert, von denen viele über die Leipziger Pelzmesse umgeschlagen wurden. Nach 1989 hörte der (legale) kommezielle Pelzhandel auf. Im selben Zeitraum genehmigten die Ursprungsländer die Ausfuhr von nur 92 lebenden Wildfängen, wobei seit 2004 gar keine mehr exportiert wurden, und global wurden 119 Nachzuchttiere über Landesgrenzen verschoben, von denen die meisten aus Russland stammten [2]. HaltungSeit 1997 gibt es ein Internationales Zuchtbuch (ISB) für den Manul, das vom Highland Wildlife Park, Kingussie, geführt wird und das, Stand Dezember 2016, 164 lebende Tiere in 53 Institutionen umfasste [IZY 52]. Als Höchstalter im Zoo werden 15-16 Jahren angegeben [9]. Haltung in europäischen Zoos: In europäischen Zoos wird nur die Nominatform, der Mongolische Manul (Otocolobus manul manul) gehalten. Seit 2005 gibt es ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das vom Zoo in Edinburgh koordiniert wird. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen für Manule verbindbare Außengehege von 20 m² Fläche pro Tier und 2.5 m Höhe vorhanden sein. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Manule ein Außengehege mit einer Fläche von 40 m² und einer Höhe von 3 m vor. Aus unerfindlichen Gründen ist dies mehr als für den viermal mehr Körpermasse aufweisenden Luchs. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um 5 m² zu erweitern. Es müssen individuelle Schlafboxen von 0.5-1.0 m² vorhanden sein, was wohl kaum praktikabel ist. In der früheren Fassung der Verordnung wurde für ein Paar ein Gehege mit einer Fläche von 16 m² und einer Höhe von 2.5 m vorgeschrieben. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) müssen Manule mindestens paarweise gehalten werden. Für ein Paar ist ein Außengehege mit einer Fläche von 30 m² bei 2.5 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 3 m² zusätzlich erforderlich. Taxonomie und NomenklaturDer Manul wurde 1776 vom Berliner Naturforscher Peter Simon PALLAS, den Katharina die Große als Professor nach Petersburg berufen hatte, als "Felis manul" erstbeschrieben. 1841 wurde er von dem aus Jüterborg stammenden, und ebenfalls in Russland tätigen Zoologen Johann Friedrich von BRANDT in die monotypische Gattung Otocolobus gestellt. Gegenwärtig werden vom Manul, der sich stammesgeschichtlich vor 5.9 Millionen Jahren vom Bengalkatzen-Stamm getrennt haben soll, 3 Unterarten anerkannt, die sich hinsichtlich Fellfarbe und -musterung unterscheiden, deren Gültigkeit aber einer weiteren Überprüfung bedarf [10]. Die in Europa gehaltenen Tiere gehören alle der Nominatform an. |
Literatur und Internetquellen
- BARASHIKOVA, A. & SMELANSKY, I. (2011)
- CITES TRADE DATA BASE
- DOLLINGER, P. (1983) in CITES IDENTIFICATION MANUAL
- GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- ROSS, S. et al. (2020). Otocolobus manul. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T15640A162537635. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-2.RLTS.T15640A162537635.en . Downloaded on 15 July 2020.
- SMITH, A. T. & XIE, Y. (Hrsg., 2008)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- KITCHENER, A. C. et al. (22 weitere Autoren) (2017)