Wiederansiedlung des Euro-Nerzes

Europäischer Nerz (Mustela lutreola) im Zoo Osnabrück
© Tiit Maran, Zoo Tallinn

1925 wurde der letzte autochthone Europäische Nerz Deutschlands bei Verden an der Aller gefangen. Auch im übrigen Europa schwanden die Bestände, hauptsächlich als Folge einer Konkurrenzierung durch amerikanische Minks, die aus Farmen entkommen oder freigelassen worden waren. 1998 wurde in Osnabrück der Verein zur Erhaltung des Europäischen Nerzes - EuroNerz e.V. gegründet, der sich zum Ziel setzte, den Europäischen Nerz zu erhalten und ihn, wo möglich, in seinem ursprünglichen Lebensraum wieder heimisch zu machen.

Heute hat der Verein rund 40 persönliche oder institutionelle Mitglieder, darunter die VDZ-Zoos in Kronberg, Neunkirchen und Osnabrück sowie verschiedene Tier- und Wildparks. Ergänzt wird die Arbeit des Vereins durch das seit 1992 bestehende, vom Zoo Tallinn koordinierte Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das nicht nur Tiere für die Wiederansiedlung liefert, sondern in dessen Rahmen auch Erkenntnisse gewonnen werden, die für die Wiederansiedlung der Art wichtig sind.

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Wiederansiedlung des Europäischen Nerzes im Saarland

Zoo Neunkirchen

EUR-2015-01 Nerz Saar1Nerz-Lebensraum im Saarland. Bild: http://www.natura-ill-theel.de/impressionen/

EUR-2015-01 Nerz Saar2Nerz-Lebensraum im Saarland. Bild: http://www.natura-ill-theel.de/impressionen/

EUR-2015-01 Nerz Saar ZooNK Christian AndresEuropäischer Nerz und Waschbär im Zoo Neunkirchen © Christian andres, Zoo Neunkirchen

EUR-2015-01 Nerz Saar ZooNK Patrick GrubNerzwelpen im Zoo Neunkirchen © Patrick Grub

2006 wurde ein Projekt zur Wiederansiedlung des Europäischen Nerzes im Saarland ins Leben gerufen. Das Freilassungsgebiet war die Ill  mit ihren Nebenbächen. Erste Ergebnisse aus diesem Projekt waren sehr viel versprechend. So zeigten alle ins Freiland entlassenen Tiere ein arttypisches Verhalten und die Verlustrate von ca. 67% der ausgebrachten Tiere lag mit rund 20% unter den Verlusten von vergleichbaren Wiederansiedlungsprojekten anderer Kleinraubtiere.

Bis 2013 wurden 162 Nerze wieder angesiedelt, davon wurden 63 besendert, von diesen hatten 22 ein Revier etabliert. Von 32 Totfunden waren 7 durch Straßenunfälle und 12 durch Beutegreifer verursacht worden (Quelle: Vortrag von FESTL, W. & SEEBASS, C. im Rahmen der Lysser Wildtiertage 2014; NERZ NEWS 17 (1/2015)).

Probleme ergaben sich allerdings bei der langfristigen Finanzierung und aus der Tatsache, dass sich die Tiere rasch und weit verbreiteten und sich keine eigentliche Kernpopulation entwickelte. Daher wurde das Projekt vorerst auf Eis gelegt und ab 2014 auf weitere Auswilderungen verzichtet.

2015 wurde ein Abschlussbericht veröffentlicht (NERZ NEWS 17 (1/2015)). Darin wird festgestellt, dass es nur bedingt möglich sei, Aussagen über den Erfolg des Projekts zu machen. Die Eignung des Gebiets belegten die von mindestens 22 Tieren etablierten Aktionsräume, die gute Kondition wiedergefangener Nerze sowie der Nachweis erfolgreicher Jungtieraufzucht. Die Nutzung von Struktiren, wie Holzhaufen oder Kanalisationen in Siedlungen zeigte, dass die Nerze mit einer vom Menschen modifizierten Landschaftt zurecht kommen. Schwierig für eine Beurteilung ist der hohe Anteil von Nerzen mit unbekanntem Verbleib, was zum Teil durch die verwendeten kleinen, implantierten Sender bedingt war, andererseits dadurch, dass die Erfolgsrate auch bei anderen Monitoring-Methoden nicht allzu hoch war oder dass die Tiere in benachbarte Gewässer abwanderten.

Ein wichtiger Partner im Projekt war der Zoo Neunkirchen. Dieser hatte für die Haltung Europäischer Nerze ein neues Gehege errichtet, wo die Wassermarder zusammen mit Waschbären gehalten wurden und als Botschafter für das Freilandprojekt dienten. Im Projekt selbst unterstützte der Zoo Euronerz e. V. zum einen durch Futterbeschaffung für die Tiere in den Auswilderungsgehegen, zum anderen aber auch durch Öffentlichkeitsarbeit. Tierärztliche Unterstützung leistete nebst dem Zoo Neunkirchen auch der Tierpark Nordhorn, und der Opel-Zoo in Kronberg stellte einige Tere zur Verfügung.  

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Wiederansiedlung des Europäischen Nerzes am Steinhuder Meer

Zoo Osnabrück, Opel-Zoo Kronberg, Tierpark Nordhorn, Erlebnis-Zoo Hannover, Zoo Heidelberg

 

EUR 2016 01 Nerz OPEL2Junger Europäischer Nerz im Opel-Zoo Kronberg © Archiv Opel-Zoo

EUR 2016 01 Nerz RENAT https clmt deRenaturierte Fläche am Steinhuder Meer. Bild https://clmt.de

EUR 2016 01 Nerz OPEL1Europäischer Nerz im Opel-Zoo Kronberg © Archiv Opel-Zoo

2010 begann der Verein zur Erhaltung des Europäischen Nerzes (www.euronerz.de), dessen Gründer heute im Zoo Osnabrück als Tierpfleger beschäftigt ist, in Zusammenarbeit mit der Ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer (ÖSSM) ein Wiederansiedlungsprojekt für Europäische Nerze am Steinhuder Meer, Niedersachsens größtem See, an dem nach Aufgabe der Nutzung seeufernaher Flächen und durch zahlreiche Naturschutzmaßnahmen wieder ideale Lebensbedingungen für den Sumpfbewohner geschaffen werden konnten. 

Wie auch im Saarland sollte über einen längeren Zeitraum die Entwicklung verfolgt werden, wobei zunächst fünf Jahre angedacht waren. Im Mai und Juni kamen die ersten sieben Tiere, wovon sechs besendert waren, in das Eingewöhnungsgehege und wurden kurz danach freigelassen. Zwei Fähen warfen bald darauf Junge. Im September folgte die nächste Aussetzung von vier Tieren und bis 2016 waren etwa 130 Nerze freigelassen worden.

Der Zoo Osnabrück unterstützt den Verein Euronerz mit Rat und Tat und hat ein 170 m² großes Schaugehege für eine Gemeinschaftshaltung mit Waschbären errichtet, in dem 2018 erstmals junge Nerze zur Welt kamen. Auch der Opel-Zoo und der Tierpark Nordhorn sind Kooperationspartner des Projekts. Der Opel-Zoo, wo dem Zuchtpaar seit 2009 zwei Gehege mit zusammen 70 m² zur Verfügung stehen, hat dem Verein EURONERZ e.V. wiederholt, zuletzt im Herbst 2023, Nachzuchten von Europäischen Nerzen abgegeben, die zur Verstärkung der Population Steinhuder Meer angesiedelt werden sollen. 2018 ist auch der Heidelberger Zoo in das Projekt eingestiegen.

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Wiederansiedlung des Europäischen Nerzes in Estland

 

EUR-2015-01 Nerz Saar ZooNK Wolfgang KrajewskiEuropäischer Nerz im Zoo Neunkirchen © Wolfgang Krajewski

 

1991 wurde ein kombiniertes ex situ- / in situ-Schutzprogramm ins Leben gerufen, für das der Zoo Tallinn verantwortlich zeichnet und das u.a. vom Zoo Rostock unterstützt wird. Bei dem Programm geht es einerseits darum, im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms eine lebensfähige Population in Menschenobhut zu erhalten, andererseits auf den estnischen Inseln Hiumaa (1000 km²) und Saaremaa (2400 km²) nach Eliminierung der dort vorhandenen amerikanischen Nerze den europäischen Nerz wiederanzusiedeln. Auf Hiumaa wurden die Amerikanischen Nerze in den Jahren 1998-2000 ausgerottet und in der Folge jährlich 30-60 Europäische Nerze aus den Zuchten des Zoos Tallinn und von Mitgliedern des Vereins EuroNerz e. V. freigelassen. 

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Literatur und Internetquellen:

Video h1

Tierart-Datenblatt: Europäischer Nerz (Mustela lutreola

Lebensraum: Europäische Seen und Fließgewässer; Andere Feuchtgebiete in Europa