Kronenmaki (Eulemur coronatus) im Zoo Dresden
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Halbaffen (Prosimiae / Strepsirrhini)
Teilordnung: Maki-Verwandte (Lemuriformes)
Familie: Makis (Lemuridae)
Kronenmaki
Eulemur coronatus • The Crowned Lemur • Le maki couronné
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Aufgrund der attraktiven Zeichnung der Männchen, der Tatsache, dass sie in größeren Gruppen gehalten werden können, und weil sie gegenüber Besuchern so friedlich sind, dass begehbare Gehege möglich sind, sind die auf Madagaskar mittlerweile stark gefährdeten Kronenmakis geeignete Botschafter für Natur- und Artenschutz auf Madagaskar. Sie werden aber trotz bestehendem Zuchtbuch nicht sehr oft gehalten. Körperbau und KörperfunktionenDer Kronenmaki ist ein kleinerer Lemur mit einer Kopf-Rumpflänge von 34-36 cm, einer Schwanzlänge von 41-49 cm und einem Normalgewicht von 1.3 kg. Es besteht ein auffälliger Geschlechtsdichromatismus: Die Körperoberseite der Männchen ist graubraun, die Unterseite weißgrau. Der Kopf hat ein hellgraues Gesicht, mit schwarzer Schnauzenspitze und schwarzen Augenringen sowie orangefarbene Backen und Kopfoberseite, letztere mit einem großen, schwarzen Fleck auf dem Scheitel. Die Weibchen sind unauffälliger: Ihr Rücken ist grau, der Bauch weißgrau, die Kopfoberseite ist grau mit blassoranger V-förmiger Zeichnung auf der Stirn und die orangen Backenhaare fehlen [11]. VerbreitungMadagaskar: Beschränkt auf das Nordende der Insel, auf der Cap d'Ambre-Halbinsel ist er die einzige Lemurenart [1]. Lebensraum und LebensweiseKronenmakis besiedeln Wälder aller Art vom Tiefland bis auf eine Höhe von etwa 1'400 m, Baumsavannen und Agrarland. Sie sind tag- und dämmerungsaktiv. Sie leben in monogamen Paaren mit ihren Nachkommen oder in größeren Gruppen von etwa 15 Tieren beiderlei Geschlechts. Anders als bei den meisten Primaten sind bei den Kronenmakis die Weibchen das sozial dominante Geschlecht. Ihr Futter besteht vor allem aus Früchten, jungen Blättern, Blüten und Pollen, dazu werden etwas Insekten gefangen und gelegentlich Erde aufgenommen. Die Gruppen besetzen Streifgebiete von 10-15 ha, die sie als Territorium gegen Artgenossen verteidigen. Auch markieren Männchen und Weibchen ihr Territorium sehr intensiv mit der Anogenitalregrion, wobei stets einige Tropfen Urin abgesetzt werden. Ebenso kommt soziales, also gegenseitiges Markieren vor [1; 2; 5; 7]. Die Tragzeit beträgt 124-126 (123-128) Tage. Einzelkinder wiegen bei der Geburt 60-70 Gramm, Zwillinge 45-55 Gramm. Im Alter von zei Wochen klettern die Jungen auf den Rücken der Mutter, mit vier Wochen wagen sie die ersten Ausflüge. Kurz danach beginnen sie, feste Nahrung zu sich zu nehmen, werden aber bis zum Alter von 5 Monaten noch gesäugt. Mit 20 Monaten sind sie geschlechtsreif [2; 5; 7]. Gefährdung und SchutzDer Kronenmaki hat nur noch ein kleines Areal, da große Teile der Wälder bereits gerodet wurden. Die verbliebenen Flächen sind zudem stark zerstückelt. Außerdem wird die Art bejagt. Daher wird sie seit 2014, letztmals überprüft 2018, als stark gefährdet eingestuft (Rote Liste: ENDANGERED) [1]. Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt. Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):
Bedeutung für den MenschenKronenmakis werden auf Madagaskar wegen ihres Fleischs gejagt und für den lokalen Heimtierhandel gefangen [1]. Von 1977-2017 meldete Madagaskar nebst der Ausfuhr von etwas Wissenschaftsmaterial lediglich den Export von 21 Wildfängen. Weltweit wurden im internationalen Handel während dieses Zeitraums 17 Nachzuchttiere registriert [3]. HaltungDer älteste bekannte Kronenmaki wurde vermutlich 1962 im Freiland geboren und starb am 30.5.1989 im Kölner Zoo, wurde also rund 27 Jahre alt [6; 7]. Anderen Lemuren gegenüber sind die Kronenmakis sehr aggressiv und sollten daher nicht mit anderen Arten vergesellschaftet werden Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 40 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Sechstel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Das Europäische Zuchtbuch (ESB) wurde 2018 in ein "New Style EEP") umgewandelt, das vom Zoo Mülhausen im Elsass geführt wird. Am 31.12.2018 umfasste es einen wachsenden Bestand von 108 Tieren. Im Londoner Zoo wurde die Art bereits 1899 gezüchtet. Die deutsche Erstzucht gelang vermutlich 1969 im Kölner Zoo. Mindestanforderungen an Gehege: Für die Vorgabe des Säugetiergutachten 2014 des BMEL von 30 m²/ 90 m³ bzw. 30 m² bei 2.5 m Höhe für das Außengehege sowie 15 m²/ 45 m³ bzw. 15 m² bei 2.5 m Höhe für das Innengehege (Kopfrechnen sollte man können!) für die Haltung eines Paars mit bis zu 2 Nachzuchten (was im Widerspruch zu Ziffer 1.6 der Allgemeinen Bestimmungen des Gutachtens steht) und 3 m²/ 9 m³ bzw. 2 m²/ 6 m³ für jedes weitere Tier liegt keine wissenschaftliche Begründung vor. Aufgrund tierhalterischer Erfahrung stellten die Tierschutzsachverständigen der Zoos fest, dass Dimensionen von 10 m²/ 25 m³ sowohl innen wie außen für eine Gruppe bis zu fünf Tieren und jeweils eine Erweiterung der Fläche für jedes weitere Adulttier um 1.5 m² ausreichend seien. Das Gutachten gibt auch vor, dass allen Eigentlichen Lemuren ausreichend Nestmaterial zur Verfügung zu stellen sei. Leider können die Kronenmakis mit diesem Nestmaterial nicht viel anfangen, denn mit Ausnahme der Varis bauen Makis keine Nester! Ferner stipuliert das Säugetiergutachten, dass Makis mindestens dreimal täglich zu füttern sind, wobei zusätzlich zu Obst und Gemüse u.a. auch Nüsse angeboten werden sollen. Dies sollte man besser nicht tun, denn sonst verfetten die Tiere [5]. Summa summarum bietet das Säugetiergutachten keine vernünftige Orientierungshilfe für die Haltung von Lemuren. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 5 adulte Kronenmakis ein Innen- und ein Außengehege mit einer Fläche von je 10 m² und einer Höhe von 3 m vor. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um 2 m² zu erweitern. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen. Dazu ist ein Innengehege mit einer Fläche von 15 m² und ein Außengehege von 40 m² bei einer Höhe von je 2.5 m erforderlich. Taxonomie und NomenklaturDer Kronenmaki wurde 1842 von John Edward GRAY vom British Museum in London als "Lemur coronatus" beschrieben. Bis 1977 wurde er als Unterart des Mongozmakis angesehen. 1989 wurde er in die neu aufgestellte Gattung Eulemur umgeteilt. Es gibt keine Unterarten [8; 9]. Im Übrigen haben Taxonomen ein Talent, neue Tierarten rascher zu erfinden, als sie aussterben können. Durch die Aufspaltung bekannter Arten stieg die Zahl der Lemur / Eulemur-Arten von 6 im Jahr 1994 auf 13 im Jahr 2008 [4]. |
Literatur und Internetquellen
- REUTER, K.E. et al. (2020). Eulemur coronatus (amended version of 2020 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T8199A182239524. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T8199A182239524.en. Downloaded on 17 December 2020.
- BERGER, G. & TYLINEK, E. (1984)
- CITES TRADE DATA BASE
- MITTERMEIER R.A. et al. (2008)
- POLOWINSKY, S. Y. (2008)
- RUEMPLER, U. (1993)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)