Schwarzkappen-Totenkopfaffe

Schwarzkopf-Totenkopfäffchen (Saimiri boliviensis in der Wilhelma Stuttgart
© Wilhelma Stuttgart (Pressefoto)

Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Neuwelt- oder Breitnasenaffen (Platyrrhini)
Familie: Kapuzineraffen (Cebidae)
Unterfamilie: Totenkopfaffen (Saimirinae)

D LC 650

EEPSchwarzkappen-Totenkopfaffe

Saimiri boliviensis • The Bolivian Monkey • Le saïmiri de Bolivie

106 006 008 002 saimiri boliviensis odense zooSchwarzkappen-Totenkopfäffchen (Saimirib. boliviensis) im Zoo Odense © Zoo Odense

 

106 006 008 002 saimiri mapVerbreitung der südamerikanischen Totenkopfaffen. Dunkelblau: S. boliviensis; rot: S. sciureus; gelb; S. ustus; hellgrün: S. vanzolinii

 

106 006 008 002 saimiri boliviensis arnhem PD1Schwarzkopf-Totenkopfäffchen (Saimiri b. boliviensis) im Affenpark "De Apenheul", Apeldoorn © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

106 006 008 002 saimiri boliviensis OS OSSchwarzkopf-Totenkopfäffchen (Saimiri b. boliviensis) im Zoo Osnabrück © Zoo Osnabrück (Pressefoto)

 

106 006 008 002 saimiri boliviensis palmyre PD1Frei laufendes Schwarzkopf-Totenkopfäffchen (Saimiri b. boliviensis) im Zoo La Palmyre, Les Mathes © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

106 006 008 002 saimiri boliviensis romagne PD1Schwarzkopf-Totenkopfäffchen (Saimiri boliviensis peruviensis) in der Vallée des Singes, Romagne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

106 006 008 002 saimiri b peruviensis bourbansais PD2Schwarzkopf-Totenkopfäffchen (Saimiri boliviensis peruviensis) im Zoo La Bourbansais, Pleugueneuc © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

106 006 008 002 saimiri boliviensis Wilh Wilh2Schwarzkappen-Totenkopfäffchen (Saimiri b. boliviensis) mit Jungtier in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

106 006 008 002 saimiri boliviensis stuttgart PMSchwarzkappen-Totenkopfäffchen (Saimiri b. boliviensis) mit Jungtier in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

106 006 008 002 saimiri boliviensis Wilh Wilh1Schwarzkappen-Totenkopfäffchen (Saimiri b. boliviensis), Jungtier in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

 

106 006 008 002 saimiri boliviensis N eliasNeideck1SchwarzkappenTotenkopfäffchen (Saimiri b. boliviensis) mit Jungtier im Tiergarten Nürnberg © Elias Neideck

 

106 006 008 002 saimiri boliviensis ZRH PD1Zeitweilig begehbare Inselanlage für Schwarzkopf-Totenkopfäffchen (Saimiri boliviensis) im Zoo Zürich © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Der nicht gefährdete Schwarzkappen-Totenkopfaffe ist wegen seiner Kopfzeichnung und seines Verhaltens eine beim Publikum ausgesprochen beliebte Tierart und eignet sich daher bestens als Botschafter für den Schutz des südamerikanischen Tropenwalds. Gefördert durch ein Erhaltungszuchtprogramm ist er in Europäischen Zoos häufig anzutreffen.

Körperbau und Körperfunktionen

Schwarzkappen-Totenkopfaffen haben eine Kopf-Rumpflänge von 26.5-32 cm und eine Schwanzlänge von 38-43 cm. Das Gewicht beträgt etwa 960-1'090 g bei den Männchen und 700-900 g bei den Weibchen.

Die Tiere sind relativ schlank. Die weiße Behaarung oberhalb der Augen ist flach gerundet, die Kappe ist bei den Weibchen der Nominatform schwarz, bei den Männchen mehr grau, bei S. b. peruviernsis deutlich heller. Die Körperoberseite ist gelbbraun, die Bauchseite gelblich weiß gefärbt. Unterarme, Hände und Füße sind gelb, die Schwanzspitze ist schwarz [5; 9].

Verbreitung

Tropisches Südamerika: Die Art kommt in zwei fraglichen Unterarten in Bolivien, Brasilien (Bundesstaaten Acre und Amazonas) und Peru vor [6].

Lebensraum und Lebensweise

Als Lebensraum vevorzugen Schwarzkappen-Saimiris an Flüßen gelegene oder zeitweilig überschwemmte Partien des Tiefland-Regenwalds, Schwemmebenen und Sekundärwälder in Höhenlagen von 50-800 m. ü.M., wo sie sich hauptsächlich in den unteren Bereichen des Blätterdachs und im Unterholz aufhalten.

Die Tiere ernähren sich hauptsächlich von Früchten und Insekten. Wenn Früchte knapp sind, verlegen sie sich ganz auf tierische Kost. Den größten Teil des Tages verbringen sie mit der Suche nach Insekten, die sie etwa im Minutentakt fangen.

Sie leben in großen Gruppen, meist von 20-75, gelegentlich bis zu 100 Individuen. Die Gruppen beanspruchen Streifgebiete von etwa 250-500 ha.

Die Fortpflanzung ist saisonal. Bereits 2 Monate vor der Paarungszeit, die auf die Trockenperiode (Juni-Oktober) fällt, legen die Männchen massiv an Gewicht zu. Die Weibchen bevorzugen die schwersten Männchen als Partner. Nach einer Tragzeit von rund 5 Monaten wird jeweils ein einzelnes Junges geboren. Weibchen gebären erstmals mit 2.5 Jahren, Männchen sind mit 6 Jahren geschlechtsreif [5; 7; 9].

Gefährdung und Schutz

Der Schwarzkappen-Totenkopfaffe ist weit verbreitet, anpassungsfähig und häufig. Er gilt daher nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 nicht als gefährdet, obwohl die Bestände etwas abnehmen (Rote Liste: LEAST CONCERN) [6].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Totenkopfaffen gelangen oft als Versuchs- oder Heimtiere in den Handel. Bolivien exportierte von 1977 bis 1986 über 14'000 Saimiri boliviensis und Guyana von 1978 bis 2007 mehr als 44'000 Saimiri sciureus. Über einen Zeitraum von 31 Jahren (1977-2007) bezifferten sich die Nettoeinfuhren von Saimiris in den deutschsprachigen Raum auf 2'190 Tiere, d.h. im Durchschnitt etwa 70 pro Jahr. Die meisten dieser Importe fanden im Zeitraum 1977-1988 statt. Aus Peru wurden in den Jahren 1991-2000 explizit 676 Wildfänge von S. boliviensis ausgeführt. Von 1988-2018 wurden weltweit 511 Nachzuchttiere grenzüberschreitend abgegeben, wichtigste Ausfuhrländer waren Frankreich, die USA und die Niederlande [2].

Haltung

Eine Haltung in begehbaren Gehegen ist möglich, auch wenn die Tiere oft zudringlich werden. Ein Verbot des Fütterns und des Mitnehmens von Handtaschen sind daher angezeigt.

Als Höchstalter werden über 30 Jahre angegeben [8].

Haltung in europäischen Zoos: Verschiedene Zoopopulationen gehen auf Tiere zurück, die von Forschungslabors importiert aber letztlich nicht benötigt oder aber dort gezüchtet wurden, oder auf illegal importierte Tiere, die von den Behörden konfisziert worden waren. Die Art wird in rund 110 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Es handelt sich überwiegend um Tiere der Nominatform; Saimiri b. peruviensis werden hauptsächlich in Frankreich gezeigt. Für Details siehe Zootierliste.

Für die bolivianischen Schwarzkappen-Totenkopfäffchen gibt es seit dem Jahr 2000 ein Europäisches Erhaltungszucht-Programm (EEP), das anfänglich sich darauf konzentrieren musste, Artmischlinge auszugrenzen [4]. Auf dessen Empfehlung wird alle drei Jahre der Zuchtmann einer Gruppe ausgetauscht, um die Nachzuchtrate zu erhöhen und Inzucht zu verhindern. Das Programm wird seit 2014 vom Zoo Basel koordiniert.

Wie Schwarzkappen-Totenkopfaffen gehalten werden (Beispiel):

Forschung im Zoo: Bolivianische Totenkopfaffen sind gelegentlich Gegenstand von Forschungsarbeiten, die darauf abzielen, die Haltungsbedingungen zu optimieren [1].

Mindestanforderungen an Gehege: Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird für die Haltung einer Familiengruppe mit bis zu 5 erwachsenen Tieren nebst einem Außengehege ein Innengehege von 15 m² / 45 m³ gefordert und für jedes zusätzliche erwachsene Tier 2 m² / 6 m³ mehr. Dies ist beinahe eine Verdreifachung des Raumangebots gegenüber dem Gutachten’96, das 8 m² / 16 m³ vorsah. Die neue Anforderung ist aber weder durch konkrete wissenschaftliche Daten noch durch Tierhaltererfahrung erhärtet.

Die „Best practice“-Leitlinien der EAZA [6] empfehlen für Zuchtgruppen, von 20 Tieren auszugehen, wovon höchstens 2 erwachsene Männchen und typischerweise 7-10 erwachsene Weibchen. Für eine solche Gruppe wird ein Innengehege von 20 m² / 50 m³ empfohlen. Rechnet man die Anforderungen des Gutachtens auf eine solche Gruppe (mit 10 erwachsenen Tieren) hoch, wären 25 m² / 75 m³ erforderlich. Es kann aber wohl nicht sein, dass Mindestanforderungen höher sind als Empfehlungen für eine gute Haltungspraxis.

Die Tierschutzsachverständigen der Zoos haben deshalb in ihrem Differenzprotokoll Mindestanforderungen vorgeschlagen, die etwas unter den „Best practice“-Werten der EAZA und zwischen jenen der schweizerischen und der österreichischen Verordnung liegen: für 5 Erwachsene 10 m² / 25 m³ und für jedes weitere Tier 1.5 m² / 3.75 m³ mehr, was für 10 Erwachsene 17.5 m² / 43.75 m³ ergibt.

Im Gegensatz zum Gutachten gehen die „Best practice“-Leitlinien nicht davon aus, dass die Gehegegröße linear für jedes weitere Tier zu erhöhen ist. Vielmehr tragen sie der Tatsache Rechnung, dass sich Untergruppen bilden, wenn mehr Tiere beisammen sind. Pro 5 zusätzliche Weibchen werden daher zusätzliche unterteilte Gehege von 20 m² / 50 m³ empfohlen, die mit dem ersten Gehege in Verbindung stehen. Im Weiteren wird empfohlen, beim Außengehege die doppelte Fläche anzubieten bei einer Gehegehöhe von 3 m.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 5 Tiere ein Außen und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 6 m² bei 2.5 m Höhe und für jedes weitere Tier jeweils 1.5 m² Fläche zusätzlich vor.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) sind für bis zu 5 Tieren m² ein Außen und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 16 m² bei 2.5 m Höhe und für jedes weitere Tier jeweils 1.6 m² Fläche zusätzlich erforderlich.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Schwarzkappen-Totenkopfaffe wurde erstmals von den französischen Zoologen Isidore GEOFFROY SAINT-HILAIRE und Henri Marie Ductrotay de BLAINVILLE 1834 als "Callithrix boliviensis" beschrieben. Der heute gültige Gattungsname Saimiri geht auf den deutschen Naturkundler Friedrich Sigmund VOIGT (1831) zurück, der Direktor des Botanischen Gartens Jena war. Über die innere Systematik von Art und Gattung gehen die Meinungen auseinander. Von boliviensis wurden 2 Unterarten beschrieben, die zwar nicht allgemein anerkannt sind, sich aber phänotypisch unterscheiden lasse: bei S. b. peruviensis ist die Kappe viel heller als bei der Nominatform (siehe Fotos aus Romagne und La Bourbansais). Andererseits ist die Zahl der Arten innerhalb der Gattung von 2 zu Beginn der 1980er-Jahre auf heute 8 gestiegen. Den Saimiris selbst ist diese Entwicklung verborgen geblieben. Abgesehen davon, dass es in den Grenzbereichen der natürlichen Areale Mischpopulationen gibt, hybridisieren sie auch im Zoo fröhlich über Artgrenzen hinweg, wenn sie die Möglichkeit dazu haben [3; 4; 7; 9].

Literatur und Internetquellen

  1. BJERRING JENSEN, M.L. (2014)
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. HONACKI, J.H., KINMAN, K.E. & KOEPPL, J.W. (1982)
  4. SCHREIBER, A., WANG, M. & KAUMANNS, W. (1998)
  5. SCHRÖPEL, M. (2010)
  6. VERMEER, J. (2006)
  7. WALLACE, R.B., CORNEJO, F. & RYLANDS, A.B. 2008. Saimiri boliviensis. The IUCN Red List of Threatened Species 2008: e.T41536A10494082. http://www.iucnredlist.org/details/41536/0. Downloaded on 18 May 2018.
  8. WEIGL, R. (2005)
  9. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)</li