Gewöhnlicher Totenkopfaffe

Gewöhnlicher Totenkopfaffe (Saimiri sciureus) im Tierpark Hellabrunn
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Neuwelt- oder Breitnasenaffen (Platyrrhini)
Familie: Kapuzineraffen (Cebidae)
Unterfamilie: Totenkopfaffen (Saimirinae)

D LC 650

EEPGewöhnlicher Totenkopfaffe

Saimiri sciureus • The Squirrel Monkeys • Le saïmiri (ou singe-écureuil) commun

106 006 008 003 saimiri sciureus wien nPotensky2Gewöhnliche Totenkopfaffen (Saimiri sciureus) im Tiergarten Schönbrunn © Norbert Potensky / TG Schönbrunn

106 006 008 002 saimiri mapVerbreitung der südamerikanischen Totenkopfaffen. Dunkelblau: S. boliviensis; rot: S. sciureus; gelb; S. ustus; hellgrün: S. vanzolinii

106 006 008 002 saimiri sciureus bochumGewöhnliche Totenkopfäffchen (Saimiri sciureus) im Tierpark Bochum © Tierpark Bochum (Pressefoto)

106 006 008 002 saimiri sciureus korat PD1Gewöhnlicher Totenkopfaffe (Saimiri sciureus) im Korat Zoo, Nakhonrhachasima, Thailand © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

106 006 008 003 saimiri sciureus edinburgh KR1GewöhnlicherTotenkopfaffe (Saimiri sciureus) im Edinburgh Zoo © Klaus Rudloff, Berlin

106 006 008 003 saimiri sciureus schmiding KR1Gewöhnlicher Totenkopfaffe (Saimiri sciureus) im Zoo Schmiding © Klaus Rudloff, Berlin

106 006 008 003 saimiri sciureus wien nPotensky1Gewöhnliches Totenkopfäffchen (Saimiri sciureus) mit Jungtier im Tiergarten Schönbrunn © Norbert Potensky / TG Schönbrunn

106 006 008 002 saimiri sciureus HAL wDreier1Gewöhnlicher Totenkopfaffe (Saimiri sciureus) im Zoo Halle © Wolfgang Dreier, Berlin

106 006 008 002 saimiri sciureus EW wDreier1Gewöhnlicher Totenkopfaffe (Saimiri sciureus) im Zoo Eberswalde © Wolfgang Dreier, Berlin

106 006 008 003 Saimiri sciureus hodenhagen PD3Gewöhnlicher Totenkopfaffe (Saimiri sciureus) im Serengetipark Hodenhagen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Der nicht gefährdete Gewöhnliche Totenkopfaffe ist wegen seiner Kopfzeichnung und seines Verhaltens eine beim Publikum ausgesprochen beliebte Tierart und eignet sich daher bestens als Botschafter für den Schutz des südamerikanischen Tropenwalds. Gefördert durch ein Erhaltungszuchtprogramm ist er in Europäischen Zoos sehr häufig anzutreffen.

Körperbau und Körperfunktionen

Gewöhnliche Totenkopfaffen haben eine Kopf-Rumpflänge von 27-37 cm und eine Schwanzlänge von 36-45 cm. Das Gewicht beträgt etwa 650-1'250 (-1'400) g bei den Männchen und 550-1'150  g bei den Weibchen.

Die Tiereie sind relativ schlank. Die weiße Behaarung oberhalb der Augen erinnert an Spitzbögen, Ohrbüschel und Kehle sind weiß, die Schnauzenpartie idz dunkelgrau und die Kappe ist graugrün bis graubraun. Die Körperoberseite ist bräunlich mit graue bis olivgrüner Tönung, die Bauchseite gelblich weiß oder hellgrau gefärbt. Unterarme, Hände und Füße sind orange-gelb, die Schwanzspitze ist schwarz [7; 9].

Verbreitung

Tropisches Südamerika: Brasilien (Amapá, Amazonas, Maranhão, Mato Grosso, Pará, Roraima, Tocantins), Ekuador, Französisch Guiana, Guyana; Kolumbien, Surinam, Venezuela [1].

Lebensraum und Lebensweise

Als Lebensraum bevorzugen Gewöhnliche Saimiris an Flüßen gelegene oder zeitweilig überschwemmte Waldpartien und Sekundärwälder, kommen aber auch in Hartlaub- und Palmenwäldern vor. Sie halten sich hauptsächlich in den unteren Bereichen des Blätterdachs und im Unterholz auf.

Sie ernähren sich hauptsächlich von Früchten und Insekten, wobei der jeweilige Anteil saisonal unterschiedlich hoch ist. Den größten Teil des Tages verbringen sie mit der Suche nach Insekten, die sie etwa im Minutentakt fangen.

SDie Totenköpfe leben in Gruppen, die kleiner sind als beim Schwarzkappen-Totenkopfaffen, und meist aus 15-50 Individuen bestehen. Die Gruppen beanspruchen Streifgebiete von über 100 ha.

Die Fortpflanzung ist saisonal. Bereits 2 Monate vor der Paarungszeit, die auf die Trockenperiode (August-Sepetmber) fällt, legen die Männchen massiv an Gewicht zu. Die Weibchen bevorzugen die schwersten Männchen als Partner.

Nach einer Tragzeit von rund 5 Monaten wird jeweils ein einzelnes Junges geboren. Weibchen gebären erstmals mit 2.5 Jahren, Männchen sind mit 4 bis 5 Jahren geschlechtsreif [1; 7; 9].

Gefährdung und Schutz

Der Gewöhnliche Totenkopfaffe ist weit verbreitet anpassungsfähig und häufig. Er wurde daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2008, letztmals überprüft 2020 als nicht als gefährdet eingestuft, obwohl die Bestände vermutlich etwas abnehmen (Rote Liste: LEAST CONCERN). Von den 4 durch die IUCN anerkannten Unterarten gilt eine als potenziell gefährdet [1].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Gewöhnliche Totenkopfaffen werden nicht häufig zur Fleischgewinnung gejagt, aber gebietsweise für den Tierhandel gefangen [1]. Guyana bewilligte von 1978 bis 2017 mehr als 48'933 Wildfänge zu Ausfuhr, Surinam 6'222 und die übrigen Ursprungsländer zusammen 112. Von 1981-2017 wurden weltweit 3'419 Nachzuchttiere grenzüberschreitend abgegeben. Wichtigste Ausfuhrländer waren Südafrika, Guyana und Französisch Guiana [3].

Haltung

Eine Haltung in begehbaren Gehegen ist möglich, auch wenn die Tiere oft zudringlich werden. Ein Verbot des Fütterns und des Mitnehmens von Handtaschen sind daher angezeigt.

Als Höchstalter werden über 30 Jahre angegeben, für einen Artbastard mit boliviensis gar 32 Jahre [8]. Im Rahmen des EEP wurde festgestellt, dass Weibchen bis zu 21 Jahren Nachwuchs haben können [11].

Haltung in europäischen Zoos: Verschiedene Zoopopulationen gehen auf Tiere zurück, die von Forschungslabors importiert aber letztlich nicht benötigt oder aber dort gezüchtet wurden, oder auf illegal importierte Tiere, die von den Behörden konfisziert worden waren. Die Art wird in rund 150 Zoos gehalten, von denen sich etwa 30 im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Für das Gewöhnliche Totenkopfäffchen gibt es seit dem Jahr 2007 ein Europäisches Erhaltungszucht-Programm (EEP), das an fänglich damit zu kämpfen hatte, Artmischlinge auszugrenzen [6]. Das 2019 in ein "New Style EEP" umgewandelte Programm wird seit 2021 vom Zoologisch-Botanischen Garten Guadeloupe koordiniert.

Im September 2013 wurden 367 Tiere in 57 Institutionen gehalten. 2020 waren es 680 Tiere, davon 523 die als Vertreter der Nominatform angesehen werden. Seit einigen Jahre ist der Bestandstrend leicht negativ [11].

Forschung im Zoo: Gewöhnliche Totenkopfaffen sind gelegentlich Gegenstand von Forschungsarbeiten, die darauf abzielen, unser Grundlagenwissen zu erweitern oder die Haltungsbedingungen zu optimieren [2; 4; 5].

Mindestanforderungen an Gehege: Für die Angaben zum Säugetiergutachten 2014 des BMEL, die „Best practice“-Leitlinien der EAZA [8] und die Stellungnahme der Tierschutzsachverständigen der Zoos im Differenzprotokoll zum Säugetiergutachten wird auf das Datenblatt für den Schwarzkappen-Totenkopfaffen verwiesen.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 5 Tiere ein Außen und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 6 m² bei 2.5 m Höhe und für jedes weitere Tier jeweils 1.5 m² Fläche zusätzlich vor.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) sind für bis zu 5 Tieren m² ein Außen und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 16 m² bei 2.5 m Höhe und für jedes weitere Tier jeweils 1.6 m² Fläche zusätzlich erforderlich.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Gewöhnliche Totenkopfaffe wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter der Bezeichnung "Simia sciurea" erstmals beschrieben, wobei er als Ursprungsgebiet Indien angab. Der heute gültige Gattungsname Saimiri geht auf den deutschen Naturkundler Friedrich Sigmund VOIGT (1831) zurück, der Direktor des Botanischen Gartens Jena war. Über die innere Systematik von Art und Gattung gehen die Meinungen auseinander. Die IUCN führt 4 Unterarten an, das Säugetier-Handbuch nur 2.  Zu Beginn der 1980er-Jahre wurden nur 2 Saimiri-Arten anerkannt: oerstedii aus Mittel- und sciureus aus Südamerika. Bis heute ist die Zahl der Arten auf 8 gestiegen. Den Saimiris selbst ist diese Entwicklung verborgen geblieben. Abgesehen davon, dass es in den Grenzbereichen der natürlichen Areale Mischpopulationen gibt, hybridisieren sie auch im Zoo fröhlich über Artgrenzen hinweg, wenn sie die Möglichkeit dazu haben [1; 6; 7; 10].

Literatur und Internetquellen

  1. BOUBLI, J.-P. et al. (2020). Saimiri sciureus. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T43968A17982594. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T43968A17982594.en . Downloaded on 17 December 2020.
  2. BRYSCH, C. (2011)
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. MAASS, S., WIECZOREK, A. (2014)
  5. PLANK, V. (2015)
  6. SCHREIBER, A., WANG, M. & KAUMANNS, W. (1998)
  7. SCHRÖPEL, M. (2010)
  8. VERMEER, J. (2006)
  9. WEIGL, R. (2005)
  10. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  11. VERMEER, J. (2020). EEP Studbook Common Squirrel Monkey. Parc Animalier de Sainte Croix.