Schopfmangabe (Lophocebus aterrimus) im Zoo Hoyerswerda
© Kathrin Kaltwaßer-Witzenberger, ehemals Zoo Hoyerswerda
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Altwelt- oder Schmalnasenaffen (Catarrhini)
Familie: Meerkatzenverwandte (Cercopithecidae)
Unterfamilie: Backentaschenaffen (Cercopithecinae)
Tribus Pavianartige (Papionini)
Schopfmangabe
Lophocebus aterrimus • Black Crested Mangabey • Le cercocèbe noir
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die in ihrer Heimat potenziell gefährdete Schopfmangabe wird nicht häufig in europäischen Zoos gehalten, obwohl sie mit ihrer Spitzhaube attraktiv wirkt und sich gut als Botschafter für die Erhaltung der zentralafrikanischen Wälder und ihrer tierischen Bewohner eignet. Immerhin gibt es ein Zuchtbuch, das dafür sorgen sollte, dass der Zoobestand nicht weiter abnimmt. Körperbau und KörperfunktionenEin langer, spitzer, senkrecht stehender Schopf ist das Erkennungsmerkmal der Schopfmangabe. Die nackten Hautpartien an Kopf, Händen und Füßen und das langhaarige, raue Fell sind einfarbig schwarz, lediglich die Backenbärte scheinen bei der nördlichen Unterart etwas graubräunlich aufgehellt. Der Schwanz ist mit 55-85 cm länger als Kopf und Rumpf (40-62 cm). Das Körpergewicht liegt bei Männchen um die 8 kg, bei Weibchen bei 4.5 bis 7 kg. Bei Jungtieren ist das Gesicht bei der Geburt rosa und beginnt sich erst ab etwa einem Monat zu pigmentieren [1; 2; 7]. VerbreitungZentralafrika: Kongo Dem. (L. a. aterrimus) und nördliches Angola (L. a. opdenboschi). Der Kongofluss bildet die nördliche Verbreitungsgrenze [4; 7]. Lebensraum und LebensweiseSchopfmangaben besiedeln feuchte Primär- und Sekundärwälder, gerne in Flussnähe, auch Sumpfwälder. Sie sind tagaktive Baumbewohner, die sich selten am Boden aufhalten, sondern ihre Nahrung, hauptsächlich Früchte, Blüten und Samen, in den mittleren Stockwerken des Kronendachs suchen. Zum Nahrungsspektrum gehören auch Rinde, Baumexsudate und andere Pflanzenteile sowie Wirbellose und Reptilien. Die Tiere leben in kleineren Gruppen von bis zu 20 Tieren beiderlei Geschlechts, die Streifgebiete von etwa 50-70 ha nutzen. Sie bilden oft Gemeinschaften mit Kongo-Weißnasenmeerkatzen (Cercopithecus ascanius) und Wolf-Meerkatzen (Cercopithecus wolfi) und fallen Bonobos (Pan paniscus) zur Beute [4; 7]. Empfängnisbereite Weibchen zeigen eine rosafarbene Genitalschwellung [7]. Gefährdung und SchutzWegen hohen Jagddrucks und gebietsweiser Lebensraumzerstörung nehmen die Beständer der Art ab, und die Schopfmangabe wurde aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2008 als potenziell gefährdete, 2019 als gefährdete Tierart (Rote Liste: VULNERABLE) eingestuft. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenWirtschaftliche Bedeutung: Schopfmangaben werden zur Fleischgewinnung unkontrolliert bejagt [4]. Von 1977-2017 exportierten die Demokratische Republik Kongo etwas Wissenschaftsmaterial und 102 lebenden Wildfänge. Im selben Zeitraum wurden weltweit Exporte von 61 Nachzuchttieren erfasst. Wichtigstes Ausfuhrland war Syrien [3]. HaltungFür eine optimale Haltung wird ein Innengehege von 4 m² pro Tier bei 2.50 m Höhe empfohlen, das möglichst unterteilbar sein sollte. Handelt es sich um ein Schaugehege, sollte die Fläche 50 m² betragen. Das Außengehege sollte eine Fläche von 250 m² und eine Höhe von 4 m aufweisen [1]. Schopfmangaben wurden erfolgreich mit Kleinen Weißnasenmeerkatzen und mit Gorillas vergesellschaftet [9]. WEIGL gibt als bekanntes Höchstalter für ein Weibchen ungefähr 36 Jahre an, erreicht von einem in amerikanischen Zoos gehaltenen Wildfang, die EAZA gibt für ein Männchen 37 Jahre und 1 Monat an [1; 6]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 20 Zoos gehalten, von denen sich gegenwärtig (2024) nur einer im deutschsprachigen Raum befindet. Für Details siehe Zootierliste. Das seit 1999 bestehende Europäisches Zuchtbuch (ESB) wurde am Gaia Zoo in Kerkrade geführt. Am 1.6.2018 nahmen 8 Zoos mit einem Gesamtbestand von 26 Tieren teil. Der Bestand ist wohl zu klein, um langfristig erhalten werden zu können. Mittlerweile wurde das Europäische mit dem Internationalen Zuchtbuch (ISB) zusammengelegtt und durch ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) ergänzt. Der erfasste Weltbestand lag 2018 bei 81 Tieren in 29 Institutionen [1; 10]. Mindestanforderungen an Gehege: Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird für die Haltung von bis zu 5 erwachsenen Mangaben ein Außen- und ein Innengehege von je 33 m² bei 3 m Höhe gefordert und für jedes zusätzliche Adulttier außen 4 m² und innen 3 m² Fläche mehr. Dies ist eine Erhöhung des Raumangebots um ein Drittel gegenüber dem Gutachten’96. Die Tierschutzsachverständigen der Zoos hielten eine Erhöhung des Platzangebots ebenfalls für angebracht schlugen aber im Differenzprotokoll vor, dass für 5 Tiere ein Außengehege von 30 m² und ein Innengehege von 25 m² bei jeweils bei 3 m Höhe und für jedes weitere Tier außen wie innen 3 m² mehr Fläche angeboten werden sollte. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 5 Mangaben ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 25 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Tier jeweils 4 m² Fläche zusätzlich vor. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen und es ist für 5 Adulttiere ein Außengehege mit einer Grundfläche von 100 m² und ein Innengehege von 25 m² bei jeweils 2.50 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche außen um 10, innen um 2.5 m² zu erweitern. Taxonomie und NomenklaturDie Schopfmangabe wurde 1890 von dem niederländischen Zoologen Anthonie Cornelis OUDEMANS unter der Bezeichnung "Cercopithecus aterrimus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Étienne GEOFFROY SAINT-HILAIRE stellte 1812 die Mangaben in die eigene Gattung Cercocebus. 1903 trennte der amerikanische Zoologe Theodore Sherman PALMER davon die Schwarzmangaben als Gattung Lophocebus ab. Die meisten Autoren behandelten aber bis in die jüngste Zeit Lophocebus als Subgenus, weshalb der Name Cercocebus aterrimus in der Literatur häufig anzutreffen ist. Im Zuge des Gattungs- und Artensplittings der letzten Jahre setzt sich nun Lophocebus durch und aus den urprünglich zwei Arten der Schwarzmangaben wurden von manchen Autoren drei, von anderen sechs gemacht, was allerdings nicht unumstritten ist und z.B. von der IUCN nicht befolgt wurde [1; 2; 4; 5; 7; 8]. |
Literatur und Internetquellen
- ABELLÓ, T., TER MEULEN, T. & PRINS, E. F. (2018)
- BERGER, G. & TYLINEK, E. (1984)
- CITES TRADE DATA BASE
- MAISELS, F., HART, J. & LAUDISOIT, A. (2020). Lophocebus aterrimus (amended version of 2019 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T12310A166607638. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-1.RLTS.T12310A166607638.en. Downloaded on 10 April 2020.
- HONACKI, J.H., KINMAN, K.E. & KOEPPL, J.W. (1982)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
- KRAAIJ, E. & TER MAAT, P. (2011)
- TER MEULEN, T. (2018). The Black Crested Mangabey International Studbook 2018. Gaia Zoo Kerkrade / WAZA.