Drill-Mann (Mandrillus leucophaeus) im ErlebnisZoo Hannover
© Zoo Hannover (Pressefoto)
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Altwelt- oder Schmalnasenaffen (Catarrhini)
Familie: Meerkatzenverwandte (Cercopithecidae)
Unterfamilie: Backentaschenaffen (Cercopithecinae)
Tribus Pavianartige (Papionini)
Drill
Mandrillus leucophaeus • The Drill • Le drill
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der in seiner Haimat stark gefährdete Drill wird nicht sehr häufig in europäischen Zoos gehalten, weil er vom bunter gefärbten Mandrill konkurrenziert wird. Zoos, welche die Art halten, engagieren sich häufig in in situ-Artenschutzprojekten. Körperbau und KörperfunktionenDer Drill ist der etwas kleinere und weniger farbenprächtige Verwandte des Mandrills. Wie bei jenem besteht ein extremer Dimorphismus zwischen männlichen und weiblichen Tieren. Die Männer erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 72-83 cm, eine Schwanzlänge von ca. 9-13 cm und ein Gewicht bis 27 kg. Die Weibchen sind mit einer Kopf-Rumpflänge von 45-50 cm, einer Schwanzlänge von 5-9 cm und einem Gewicht bis zu 12 kg nur etwa halb so groß. Das haarlose Gesicht ist charakterisiert durch relativ nahe bei einander stehende Augen, eine langgezogene Schnauze und Knochenwülste, die entlang der Nase verlaufen. Die Haut über diesen Wülsten ist nicht gefurcht. Die Gesichtshaut ist schwarz pigmentiert, am Kinn rot. Der Stirnschopf ist schwarz, der Backen- und Kinnbart weiß. Die den Kopf umgebende Mähne ist etwas heller als der übrige Körper, der oberseits dunkelbraun bis dunkelgrau behaart ist. Der Bauch ist weißgrau. Die Gesäßschwielen und der Hodensack sind rot. Bei Jungtieren ist das Gesicht bei der Geburt rosa und beginnt sich erst ab 4-6 Monaten zu pigmentieren [1; 10]. VerbreitungWest-/Zentralafrikanischer Regenwald: Äquatorial-Guinea, Gabun, Kamerun, Nigeria. Es gibt zwei Unterarten: Die Nominatform lebt auf dem Festland zwischen dem Cross River and dem Sanaga River; M. l. poensis kommt nur auf der Insel Bioko vor [6; 10]. Lebensraum und LebensweiseDrills besiedeln primäre Regenwälder des Tieflands und der submontanen Stufe bis auf eine Höhe von etwa 1'000 m und ältere Sekundärwälder. Sie sind tagaktive Tiere, die ihre Nahrung hauptsächlich am Boden suchen und sich zum Übernachten auf Bäume zurückziehen [6; 10]. Über die Sozialstruktur der Drills im Freiland ist wenig bekannt. Meist werden sie in von einem Mann dominierten Gruppen von 15-30 Tieren beiderlei Geschlechts angetroffen, wobei auf ein männliches Adulttier etwa zwei weiblich fallen. Saisonal können mehrere Gruppen zusammenkommen und Horden von bis zu 200 Individuen bilden. Junge Männchen leben möglicherweise vorübergehend als Einzelgänger. Auch über die Nahrungsökologie weiß man wenig. Konsumiert werden vorab am Boden liegende Früchte, ferner junge Blätter, Wurzeln, Insekten, Achatschnecken, Krustentiere kleine Wirbeltiere und Eier von Wasserschildkröten [5]. Im Zoo werden Drill-Weibchen frühestens mit 3 Jahren und 4 Monaten geschlechtsreif. Währenddem bei Mandrillweibchen die Östrusschwellung intensiv rot gefärbt ist, ist sie bei den Drills nur blassrosa und zum Rand hin bläulich. Die Länge eines Zyklus beträgt 30-46 Tage, die Tragzeit 176 (168-183) Tage. Das mittlere Geburtsintervall liegt im Zoo bei 19 Monaten [5; 10]. Gefährdung und SchutzDer Drill hat ein relativ kleines Verbreitungsgebiet und sein Bestand wird auf nur noch 4'000 erwachsene Tiere geschätzt. Verlust an Lebensraum und Bejagung für den Fleischmarkt haben weiterhin eine Bestandsabnahme zur Folge. Er gilt deshalb aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2008, letztmals überprüft 2017 als bedrohte Tierart (Rote Liste: ENDANGERED) [6]. Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt. Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):
Bedeutung für den MenschenWirtschaftliche Bedeutung: Drills werden zur Fleischgewinnung unkontrolliert bejagt, wobei oft ganze Gruppen abgeschossen werden [6]. Von 1977-2017 exportierten die Ursprungsländer nebst Wissenschaftsmaterial nur 6 lebende Wildfänge. Im selben Zeitraum wurden weltweit Exporte von 76 Nachzuchttieren erfasst [3]. HaltungSeit 1985 existiert ein Internationales Zuchtbuch (ISB), das gemeinsam vom Tierpark Hellabrunn und dem Los Angeles Zoo geführt wird. Dieses umfasste im Dezember 2016 98 lebende Individuen in 23 Einrichtungen [IZY 52]. WEIGL gibt an, dass ein in amerikanischen Zoos gehaltenens Weibchen ein Alter von etwa 39 Jahren erreichte [9]. Eine Vergesellschaftung mit anderen Primaten ist möglich, so werden Drills z.B. im ErlebnisZoo Hannover gemeinsam mit Brazzameerkatzen gehalten. Es gibt auch erfolgreiche Gemeinschaftshaltungen mit Nilgänsen, Nördlichen Zwergmeerkatzen, Zwergflusspferden und Sitatungas sowie, unpassenderweise, mit Berberaffen [11]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 15 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Das seit 1985 bestehende Europäischen Erhaltungszuchtprogramm wird als "New Style"-EEP vom Tierpark Hellabrunn koordiniert. Forschung im Zoo: Drills sind gelegentlich Gegenstand von Forschungsarbeiten. So wurden am Zoo Hannover verschiedentlich Studien zum Verhalten und zur Fortpflanzung durchgeführt [2; 4; 10]. Mindestanforderungen an Gehege: Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird für die Haltung von bis zu 5 erwachsenen Drills ein Außengehege von 40 m² bei 3 m Höhe und ein Innengehege von 40 m² bei 2.50 m Höhegefordert und für jedes zusätzliche Adulttier außen 4 m² und innen 3 m² Fläche mehr. Dies ist eine Erhöhung des Raumangebots um ein Drittel gegenüber dem Gutachten’96. Die Tierschutzsachverständigen der Zoos schlugen im Differenzprotokoll vor, dass für 5 Tiere ein Außengehege von 30 m² mit 3 m Höhe und ein Innengehege von 30 m² bei 2.50 m Höhe und für jedes weitere Tier außen wie innen 2 m² mehr Fläche angeboten werden sollte. Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird behauptet, dass für die Haltung von Drills Einmännchen-/ Vielweibchengruppen erforderlich seien und daher heranwachsende Männchen rechtzeitig aus der Gruppe entfernt werden müssten. Tatsächlich leben Drills im Freiland aber meist in großen gemischtgeschlechtlichen Gruppen. Auch im Zoo ist die Haltung von Gruppen mit mehreren erwachsenen Tieren beider Geschlechter möglich und wird erfolgreich praktiziert. Da Drills überwiegend frugivore Regenwaldbewohner sind, ist eine Fütterung mit Gras, Heu und Heupellets, wie sie das Gutachten vorgibt, nicht artgemäß. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 5 Drills ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 25 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Tier jeweils 4 m² Fläche zusätzlich vor. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) muss die Haltung paarweise oder in Haremsgruppen erfolgen und es ist für 5 Adulttiere ein Außengehege mit einer Grundfläche von 200 m² und ein Innengehege von 50 m² bei jeweils 3 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche außen um 20, innen um 5 m² zu erweitern. Taxonomie und NomenklaturDer Drill wurde 1807 vom französischen Naturforscher und Direktor der Ménagerie von Paris, Georges-Frédéric CUVIER, als "Simia leucophaea"erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die Gattungsbezeichnung Mandrillus wurde 1824 von dem deutschen Gynäkologen und Naturforscher Ferdinand August Maria Franz von RITGEN eingeführt. Zeitweilig wurde die Art auch in der von Johann Christian Polycarp ERXLEBEN begründeten Gattung Papio geführt. Es gibt zwei Unterarten [6; 10]. Traditionell wurde die Tribus Papionini in zwei Gruppen unterteilt: Einerseits die Paviane im engeren Sinn mit den Gattungen Mandrillus, Papio und Theropithecus, andererseits die Mangaben, damals mit der einen Gattung Cercocebus. Jüngere Untersuchungen ergaben, dass diese beiden Gruppen paraphyletisch sind. Gegenwärtig besteht eine Unterteilung in zwei Kladen, wobei Mandrillus von den Pavianen abgetrennt und mit den Mangabengattungen Cercocebus und Rungwecebus zusammengelegt wurde [6; 10]. |
Literatur und Internetquellen
- BERGER, G. & TYLINEK, E. (1984)
- BÖER, M. (1998)
- CITES TRADE DATA BASE
- HOFFMANN, D. (2014)
- KREBS, E. (2008)
- GADSBY, E.L., CRONIN, D.T., ASTARAS, C. & IMONG, I. (2020). Mandrillus leucophaeus. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T12753A17952490. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-2.RLTS.T12753A17952490.en. Downloaded on 11 June 2021.
- RETTET DEN DRILL
- SCHRÖDER, J. (2011)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- KRAAIJ, E. & TER MAAT, P. (2011)