Westliche Vollbartmeerkatze (Cercopithecus preußi) im Zoologisch-Botanischen Garten Mülhausen im Elsass
© Roland Wirth, Gauting
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Altwelt- oder Schmalnasenaffen (Catarrhini)
Familie: Meerkatzenverwandte (Cercopithecidae)
Unterfamilie: Backentaschenaffen (Cercopithecinae)
Tribus: Meerkatzenartige (Cercopithecini)
Westliche Vollbartmeerkatze
Cercopithecus = Allochrocebus preussi • The Preuss's Monkey • Le cercopithèque de Preuss
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
Weitere Bilder auf BioLib.cz |
Die Westliche Vollbartmeerkatze hat eine relativ kleine Verbreitung im westlichen Zentralafrika. Noch zu Ende des 20. Jahrhunderts war sie dort die häufigste Meerkatze. Wegen laufenden Lebensraumverlusts und übermäßiger Bejagung ist sie heute stark gefährdet. Sie war in europäischen Zoos stets selten und wird seit über 20 Jahren nicht mehr gehalten. Körperbau und KörperfunktionenDie Männchen der Westlichen Vollbartmeerkatzen erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 42-70 cm, eine Schwanzlänge von 50-76 cm und ein Körpergewicht von 4.7 bis 10 kg. Bei den kleineren Weibchen beträgt die Kopf-Rumpflänge 37-55 cm, die Schwanzlänge 41-67 cm und das Gewicht 2.9 bis 4.5 kg. im Gegensatz zur Östlichen ist bei der Westlichen Vollbartmeerkatze nur die Kehle weiß - und diese auch nicht immer. Die Backenbärte sind, ebenso wie die Kopfoberseite und der Vorderrücken dunkelgrau. Die Schnauze, Nase, ein Stirnband, der Bauch, die Extremitäten und der Schwanz sind schwarz, der hintere Rücken ist rötlichbraun. Die Iris ist orangefarben [1; 6]. VerbreitungZentralafrika: Äquatorialguinea (Insel Bioko), Kamerun, Nigeria [3]. Lebensraum und LebensweiseDie Westliche Vollbartmeerkatze besiedelt niederschlagsreiche Wälder in Höhenlagen von 140-3'000 m. Im Tiefland-Regenwald ist sie relativ selten. Bevorzugt werden Habitate im submontanen und montanen Wald, aber auch in Waldstücken im afro-alpinen Bereich ist sie anzutreffen. Auf der Insel Bioko bevorzug sie Schefflera-Wälder oberhalb von 1'500 m. Sie hält sich in Gruppen von 2-19 Individuen, bestehend aus einem, gelegentlich mehreren, erwachsenen Männchen und mehreren Weibchen mit ihren Nachkommen hauptsächlich am Boden und in den tieferen Bereichen der Baumkronen auf. Überzählige Männchen werden einzeln umherstreifend angetroffen. Oft sind die Gruppen vergesellschaftet mit Großen Weißnasen. Die Nahrung besteht etwa zur Hälfte aus Früchten und Sämereien. Fast ebenso wichtig sind Schösslinge, den Rest machen Blüten, anderes Pflanzenmaterial sowie Termiten und andere Wirbellose aus. Über die Fortpflanzung in der Natur ist kaum etwas bekannt [3; 4; 6]. Gefährdung und SchutzDie Bestände haben in den letzten Jahrzehnten abgenommen und schwinden weiter. Die Unterart insularis hat noch einen Bestand von 300-600 erwachsenen Individuen. Das Areal der Festlandform ist stark fragmentiert, dasjenige der Inselform mit nur 750 km²sehr klein. Die Art wurde deshalb 1988 als stark gefährdet beurteilt und ist nach wie vor in diese Kategorie eingestuft (Rote Liste: ENDANGERED) [3]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenWestliche Vollbartmeerkatzen werden zur Gewinnung von Fleisch auch in den Schutzgebieten illegal gejagt bzw. mit Schlingen gefangen, was durch die Erschließung zuvor schwer erreichbarer Gebiete durch Straßen gefördert wird [3]. Von 2001 bis 2019 wurden lediglich eine unbedeutende Menge an totem Material, aber keine lebenden Tiere im Rahmen von CITES registriert [2]. HaltungWEIGL gibt als bekanntes Höchstalter ca. 26 Jahre für einen in den Zoos von Rostock und Mülhausen im Elsass gehaltenen weiblichen Wildfang Tier an [5]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art war in europäischen Zoos stets selten und wird seit der Jahrtausendwende nicht mehr gehalten. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird für die Haltung von bis zu 5 erwachsenen Tieren ein Außen- und ein Innengehege von je 33 m² bei 3 m Höhe gefordert und für jedes zusätzliche Adulttier jeweils 3 m² Fläche mehr. Dies ist eine Erhöhung des Raumangebots um mehr als das Doppelte gegenüber dem Gutachten’96, die wissenschaftlich nicht begründet ist. Die Tierschutzsachverständigen der Zoos hielten eine Erhöhung des Platzangebots ebenfalls für angebracht schlugen aber im Differenzprotokoll vor, dass für 5 Tiere außen 30 m² und innen 20 m² bei jeweils 2 m Höhe angeboten werden sollten. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 5 Meerkatzen ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 15 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Tier jeweils 3 m² Fläche zusätzlich vor. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen und es sind für 5 Adulttiere ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 30 m² bei 3 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier sind die Flächen um 3 m² zu erweitern. Taxonomie und NomenklaturDie Westliche Vollbartmeerkatze wurde 1898 von Georg Friedrich Paul MATSCHIE, dem Leiter der Säugetierabteilung am Zoologischen Museum in Berlin, als Cercopithecus preussi erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der Name Allochrocebus wurde 1913 von dem amerikanischen Zoologen Daniel Giraud ELLIOT als Untergattung eingeführt und wird gegenwärtig als Gattungsname für die drei Vollbart-Meerkatzenarten verwendet. Es werden zwei Unterarten anerkannt [6]:
|
Literatur und Internetquellen
- BERGER, G. & TYLINEK, E. (1984)
- CITES TRADE DATA BASE
- CRONIN, D.T. et al. (2019). Allochrocebus preussi (errata version published in 2019). The IUCN Red List of Threatened Species 2019: e.T4227A161178708. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2019-2.RLTS.T4227A161178708.en. Downloaded on 19 February 2021.
- GONZALEZ KIRCHNER, J. P. (2004)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)