Wiederansiedlung Urwildpferd

Przewalskpferd (Equua przewalskii)in der GobiB
© Christian Walzer, Wien

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Wiederansiedlung des Urwildpferds in der Gobi B


11-6-31-1-p-horse GobiBFreilassung eines Wildpferds in der Gobi B © Chrisiian Walzer, Wien

11-6-31-2-p-horse GobiBHaremsgruppe in der Gobi B © Chrisitan Walzer, Wien

11-6-31-3-p-horse GobiB ThierryPetitWildpferdstute mit Fohlen in der Gobi B © Thierry Petit

11 6 31 8 p horse GobiB graphEntwicklung des Wildpferd-Bestandes in der Gobi B. Quelle ITG International Takhi Group

11 6 31 8 p horse langenbergEin Teil der Takhi-Herde des Wildnisparks Zürich-Langenberg © Martin Kilchenmann, Wildnispark

Weniger als 100 Jahre nach seiner Entdeckung im Jahr 1877 war das Przewalskipferd – auf mongolisch Takhi genannt - auch in seinem letzten Rückzugsgebiet, der dsungarischen Gobi im Südwesten der Mongolei, ausgestorben. Zum Glück überlebte ein kleiner Bestand in Zoos, der auf nur 13 Gründertiere zurückgeht. Dank einem vom Zoo Prag geführten Zuchtbuch und regional koordinierten Zuchtprogrammen ist der Zoobestand auf mittlerweile auf über 1500 Tiere angestiegen.

Nachdem sich 1985 eine in Moskau abgehaltenen FAO/UNEP-Konferenz für die Wiederansiedlung des Takhis in der Mongolei ausgesprochen hatte, untersuchten russische Wissenschaftler 17 mögliche Aussetzungsgebiete, und 1990 begann die Christian Oswald Stiftung mit einem Wiederansiedlungsprojekt in Takhin-Tal an der Nordgrenze des Biosphären-Reservats Great Gobi B. In diesem 9000 km² großen Gebiet hatten die letzten autochthonen Takhis noch bis Ende der 1960er Jahre frei gelebt.

1991 wurde ein Auswilderungsgehege errichtet, in das 1992 die ersten Tiere eingesetzt wurden. 1997 erfolgte die erste Auswilderung. Zur langfristigen Sicherung des Projekts wurde 1999 die International Takhi Group gegründet. Erster Präsident war der Baselbieter Kantonstierarzt Dr. Jean-Pierre Siegfried und die Projektkoordination wurde vom Wildnispark Zürich-Langenberg übernommen. Der Wildnispark Zürich-Langenberg besitzt als Mitglied der ITG nicht nur eine der größten Gruppen an Urwildpferden, sondern  koordinierte während vieler Jahre das auch vom VdZ finanziell unterstützte Wiederansiedlungsprojekt (BAUMGARTNER, 2000) und stellte von 1996-2004 insgesamt 19 Tiere zur Verfügung. Seit 2011 engagiert sich vor allem der Zoo Prag als Tor in die Mongolei.

Von 1992 bis 2007 wurden in zwölf Transporten insgesamt 89 Urwildpferde aus Europa in die Mongolei gebracht, akklimatisiert und freigelassen. Mehr als die Hälfte der Tiere stammte aus Zoos und Tierparks im deutschsprachigen Raum. Im Jahr 2008 kamen in dem großflächigen Reservat 35 Takhis zur Welt, dagegen waren nur 13 Todesfälle zu beklagen. Somit war der Bestand auf 135 Tiere gestiegen, wovon die meisten bereits in der Mongolei geboren waren. Im extrem kalten Winter 2009/10 starben 100 Tiere und der Bestand sank auf knapp 50 Individuen. In den folgenden Jahren wurden aber wiederum zahlreiche Fohlen geboren. Zusätzlich wurden seit 2012 jährlich 4 Stuten China und Europa wiederangesiedelt. Mit den 30 Fohlen des Jahrgangs 2016 umfasste die Population vor Wintereinbruch 174 Tiere, bis im Sommer 2019 stieg sie auf 278, bis im Frühjahr 2023 auf 349 an. Im Extrem harten Winter 2022/23 verendeten, Fohlen inbegriffen, etwa 180 Tiere, und der Frühjahrsbestand 2023 sank auf 257 Stück.

Die Ereignisse von 2009/10 und 2022/23 machen deutlich, wie wichtig es ist, dass weiterhin genügend gesunde und widerstandsfähige Takhis in den Zoos gehalten werden.

An dem Projekt beteiligen sich, neben anderen Partnern, auch die folgenden Zoos und Wildparks aus dem deutschsprachigen Raum: Berlin-Tierpark, Berlin-Zoo, Chemnitz, Halle, Karlsruhe, Köln, Nürnberg, Rostock, Sababurg, Salzburg, Schwerin, Springe, Stuttgart, Wien-Schönbrunn Winterthur, und Zürich-Langenberg.

Literatur:

PD - aktualisiert 21.11.2016; 07.11.2019; 14.11.2023

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Wiederansiedlung im Kalameili-Naturreservat

11-6-31-4 p-horse kalameili waziWildpferde im Klameili-Resrevat © Waltraut Zimmermann, Köln

Dieses Projekt in der autonomen Provinz Xinjiang ist alt und neu zugleich. Es basiert auf den Importen von 18 Przewalskipferden aus europäischen und amerikanischen Zoos in das eigens dafür eingerichtete Zuchtzentrum (WHBC = Wild Horse Breeding Centre) in der Nähe von Jimsar, darunter 2.3 Pferde aus dem Tierpark Hellabrunn. 11 von ihnen bildeten den Grundstock für eine erfolgreiche Zucht. 234 Fohlen wurden hier im Laufe von 20 Jahren geboren, alle Daten akribisch aufgezeichnet und so manches Ereignis mit Fotos dokumentiert, die in einem kleinen Museum zu sehen sind.

Das Kalameili Naturreservat selbst ist 17’000 km² groß und sein Biotop ähnelt dem der Gobi B. Es ist zwar größer als jene, aber die wüstenartigen Landstriche nehmen mehr Raum ein, vor allem im Westen.

200 km östlich der Gobi B gelegen, gehört Kalameili zum ursprünglichen Verbreitungsgebiet des Przewalskipferds, das  hier in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts ausstarb.

Ein erster von den Chinesen unternommener Wiederansiedlungsversuch war im Jahr 2001/2002 gescheitert. Das Eingewöhnungsgehege liegt zu weit im Norden, wo zwar die Vegetationsgrundlage gut ist, dies aber auf langen und schneereichen Wintern beruht. Außerdem liegt das Gehege in der Nähe der alljährlichen Wanderroute der Nomaden mit ihren Haustieren, was zu Konflikten zwischen Wild- und Hauspferden führt. Als die ersten 4 Pferde der 27-köpfigen Gruppe dem extrem kalten Winter zum Opfer fielen, wurde der Rest ins 200 ha große Eingewöhnungsgehege zurückgeführt. Hier verbringen sie noch immer die Wintermonate, während sie nach Abzug der Nomaden ihr Streifgebiet in das Reservat ausdehnen. Fohlen werden regelmäßig geboren und die große Gruppe (36 Pferde) hat sich
in 3 Harems- und 2 Junggesellenverbände aufgeteilt

Um von einer echten Wiederansiedlung sprechen zu können, bedarf es mehr, und der Direktor des Zuchtzentrums entschied sich für eine Kooperation mit dem Ausland

Ein erster offizieller Besuch von Vertretern des Kölner Zoos, an dem eine künftige Zusammenarbeit beschlossen wurde fand im Oktober 2004 statt. Im November schloss sich auch das amerikanische Erhaltungszuchtprogramm für Przewalskipferde (SSPP) an.

Bereits im Juni 2005 fand ein weiteres Treffen vor Ort, um das Projekt in die Tat umzusetzen. Drei Dinge standen dabei im Vordergrund:

  1. Identifizierung neuer Biotope im Reservat, als Voraussetzung für eine erfolgreiche Wiederansiedlung.
  2. Entwicklung eines sozio-ökonomischen Programms für die Nomaden zur Kompensation von Routenabweichungen während der saisonalen Wanderungen bei gleichzeitigem Verzicht auf das Mitführen von Hauspferden (Ausnahme: Wallache als Reittiere).
  3. Blutauffrischung durch Przewalskipferdhengste aus dem EEP und SSP.

Der Kölner Zoo machte eine schnelle Umsetzung des Abkommens möglich. Bereits im September 2005 flogen 6 Hengste aus dem EEP nach Urumqi. Da in der Provinzhauptstadt von Xinjiang keine großen Frachtmaschinen landen, machte LUFTHANSA eine Ausnahme und legte auf der Route nach Shanghai einen Zwischenstopp ein.

Die aus den Zoos von Karlsruhe, Köln, Leipzig und Stuttgart stammenden Hengste überstanden die Strapazen gut und konnten inzwischen auch das Quarantänegehege verlassen. Ein Hengst aus Springe erlag leider nach 2 Wochen einer Rippenfellentzündung, die vermutlich traumatisch bedingt war und von einem Schlagabtausch zwischen den Hengsten herrührte.

Literatur:

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Pferde für das Zucht- und Forschungszentrum Wuwei

Ferner erhielt China Przewalskipferde zwischen 1989 und 1994 von München, Nürnberg und dem Tierpark Berlin Pferde für das Zucht- und Forschungszentrum für „Seltene und Bedrohte Wildtierarten“ in der Nähe von Wuwei (Provinz Gansu).

Literatur:

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Wiederansiedlungen in Kasachstan

11-6-31-7-p-horse AltynEmelWildpferd in der Transportkiste im Tierpark Hellabrunn © Henning Wiesner, Andechs

 

11-6-31-6-p-horse AltynEmelWildpferdgruppe im Altyn-Emel-Nationalpark © Henning wiesner, Andechs

Der Altyn Emel-Nationalpark wurde 1996 gegründet und hat eine Größe von 5'200 km². 1982 wurden dort Kulane (Equus hemionus kulan) erfolgreich angesiedelt. Die ursprünglich 32 Tiere haben sich in wenig mehr als 20 Jahren zu einem Bastand von 500 Tieren entwickelt. Das Gebiet ist sehr arid, hat ausgedehnte Flächen von Steinwüsten und ist somit ein wenig geeigneter Lebensraum für Przewalskipferde, die von Gräsern als Hauptnahrung abhängig sind. Das Gebiet ist aber landschaftlich sehr schön und hat ein hohes touristisches Potenzial, weshalb der Wunsch bestand, auch Przewalskipferde anzusiedeln.

Der Tierpark München-Hellabrunn ging deshalb mit dem Zoo von Almaty und den lokalen Behörden eine Zusammenarbeit ein. In diesem Rahmen wurden 2003 4.4 und 2007 2.2 Przewalskipferde in den Altyn Emel-Nationalpark verbracht. Es waren Verluste zu verzeichnen und die verbleibenden Tiere müssen zugefüttert werden. Dass daraus eine sich selbst erhaltende Population wird, war wenig wahrscheinlich, aber es könnte sich vielleicht ein kleiner Bestand entwickeln, der auch in Zukunft für den Tourismus eine Bereicherung wäre. 2011 waren nur noch 7 Tiere vorhanden, und es wurde vorgeschlagen, sie an einen geeigneteren Ort umzusiedeln. Bis 2023 sank der Bestand auf  5 Tiere.

Im April 2023 wurde eine Vereinbarung zwischen dem Zoo Prag und den kasachischen Behörden abgeschlossen, in der Absicht, im besser geeigneten Wildschutzgebiet Altyn-Dala eine Population aufzubauen. Im Juni 2024 wurden die ersten acht Wildpferde, je vier aus dem Prager Zoo und dem Tierpark Berlin, über Istanbul und Baku nach Arkalyk in Nord-Kasachstan geflogen und von dort auf der Straße zum Auswilderungszentrum im Wildschutzgebiet Altyn Dala transportiert. Es handelte sich um 3 Hengste und 5 Stuten. Insgesamt ist die Auswilderung von mindestens 40 Tieren geplant.

Literatur:

  • ASTANA TIMES vom 23.04.2023
  • KACZENSKY, P. (2011). First assessment of the suitability of the Altyn Dala and Altyn Emel region of Kazakhstan for Przewalski’s horse re‐introduction. Wien.
  • ZIMMERMANN, W. (2005)
  • ZOO PRAG, PM vom 06.05.2023
  • DEUTSCHE WELLE vom 03.05.2024

PD - 03.06.2014; 14.11.2023; 10.05.2024