Chinesischer Weißer Delfin (Sousa chinensis) in der Underwater World and Dolphin Lagoon Sentosa, Singapur
© Klaus Rudloff, Berlin
Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Wale (Cetacea)
Unterordnung: Zahnwale (Odontoceti)
Familie: Delfine (Delphinidae)
Unterfamilie: Eigentliche Delfine (Delphininae)
Chinesischer Weißer Delfin,
Indopazifischer Buckeldelfin
Sousa chinensis • The Indo-Pacific Humpbacked Dolphin • Le dauphin à bosse du Pacifique
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der im Freiland gefährdete Chinesische Weiße Delfin wird in Zoologischen Einrichtungen seiner Heimatregion gezeigt und zum Teil auch gezüchtet, ist aber in europäischen Zoos nicht vertreten. Körperbau und KörperfunktionenBeim Chinesischen Weißen oder Indo-Pazifischen Buckeldelfin erreichen die Männchen eine Länge bis 320 cm, die Weibchen bis 250 cm. Das Gewicht liegt bei 250-280 kg. Die Tiere haben eine lange, gut abgesetzte, schnabelartige Schnauze. Die Rückenflosse ist kurz und ihre Form je nach Herkunft der Tiere variabel. Jungtiere sind dunkelgrau und blassen mit zunemenden Alter ab. Mache Erwachsenen sind ganz weiß mit einem rosa Schimmer [3; 6]. VerbreitungIndo-Pazifik:Indischer und westlicher Pazifischer Ozean mit Nebenmeeren. Die Art bzw. S. chinensis im engeren Sinn kommt in den Territorialgewässern von Bangladesch, Brunei Darussalam, China, Hong Kong, Indien, Indonesien, Kambodscha, Malaysia, Myanmar, den Philippinen, Singapur, Taiwan, Thailand und Vietnam vor. Die Form plumbea ist von der Ostküste Südafrikas und Westküste Madagaskars bis zur Südspitze Indiens und Westküste Sri Lankas verbreitet, einschließlich Rotem Meer und Persischem Golf. Die Form sahulensis findet sich an der Südküste Papua Neuguineas und der Nord- und Ostküste Australiens [1]. Lebensraum und LebensweiseBuckeldelfine leben in tropischen und subtropischen Küstengewässern, einschließlich offenen Küsten, Buchten, Lagunen, Flussmündungen und Mangrovenwäldern, über Korallenriffen, sandigen oder schlammigen Böden. Die bevorzugten Umgebungstemperaturen liegen zwischen 15 und 36ºC. Sie werden selten weiter als einige Kilometern von der Küste oder in Gewässern, die mehr als 20-30 m tief sind, angetroffen. Sie scheinen opportunistische Jäger zu sein, die ein großes Spektrum an Fischen sowie Kopffüßer, aber nur selten Krebstiere zu sich nehmen. Gejagt wird zumeist gruppenweise, zum Fressen sondern sich die futterneidischen Tiere ab. Nach einer Tragzeit von etwas weniger als einem Jahr wird ein einzelnes, im Mittel 101 cm langes Kalb geboren. Kälber können zu jeder Jahreszeit anfallen, zumindest in Hongkong mit einer Häufung von März bis Juni. Die Geburtsintervalle betragen etwa (3-)5 Jahre. Die jungen Weibchen werden mit 8-10 Jahren geschlechtsreif, Männchen etwas später [2; 3; 6]. Gefährdung und SchutzDie Bestände des Chinesischen Weißen Delfins nehmen kontinuierlich ab, in weiten Teilen des Areals um 3.7% pro Jahr. Aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 wurde die Art daher als gefährdet eingestuft [Rote Liste: VULNERABLE] [2]. Die als Sousa chinensis taiwanensis bezeichnete Population der Taiwan-Straße mit einem Areal von etwa 750 km² und einem abnehmenden Bestand von noch ca. 40 erwachsenen Individuen gar als vom Aussterben bedroht [CRITICALLY ENDANGERED]. Als Risiken werden u. a. genannt: Marine Windparks, Auswirkungen der Fischerei und des Sammelns mariner Ressourcen, Siendlungsabwässer, Einleitungen von Schadstoffen aus Industrie, militärischen Aktivitäten sowie Land- und Forstwirtschaft [2]. Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt. Die Art fällt auch unter Anhang II des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten. Zoogestützte Artenschutzprojekte: Seit 1995 engagiert sich der Ocean Park Hongkong über seine Naturschutzstiftung für den Chinesischen Weißen Delfin und hat über die Jahre Dutzende von Projekten finanziert. Ocean Park kümmert sich auch um in den Gewässern Hongkongs gestrandete Delfine [4]. Bedeutung für den MenschenGebietsweise werden Buckeldelfine wegen ihres Fleischs als Nahrungsmittel und ihres Specks für die Verarbeitung zu Öl gezielt bejagt. Über den Umfang dieser Entnahmen ist nichts bekannt. Lebende Tiere für Delfinarien werden vor allem im Golf von Thailand gefangen [2; 3]. Von 2001-2017 wurde weltweit der Export von 12 Wildfängen sowie von drei Nachzuchttieren aus Singapur registriert [1]. HaltungBuckeldelfine können vermutlich 40 Jahre alt werden. Als Höchstalter in Menchenobhut werden 25 Jahre angegeben [5; 6]. Die Art wird in Südostasien in verschiedenen Delfinarien gehalten und wurde zumindest in Singapur nachgezüchtet. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird gegenwärtig in Europa nicht gehalten. In der Vergangenheit, wenn überhaupt, nur ausnahmsweise. Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL bezieht sich ausschließlich auf den Großen Tümmler, für den im Falle einer Gruppe von 5 Tieren ein Mehrbeckensystem mit einer Fläche von 600 m² und einem Volumen von 2'200 m³ vorgegeben wird. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 5 Tieren eine Wasserfläche von 800 m² und ein Beckenvolumen von 4'000 m³ vor. Allerdings sind diese Regelungen redundant, weil es in der Schweiz keine Delfine gibt und die Einfuhr von Cetaceen seit dem 1.1.2013 nach Art. 7 TSchG verboten ist. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) enthält keine Mindestanforderungen für Delfine. Taxonomie und NomenklaturTraditionell werden alle Vertreter der Gattung Sousa im Indischen und Pazifischen Ozean als eine einzige Art angesehen. Aufgrund molekulargenetischer Untersuchungen werden heute drei Formen unterschieden: im westlichen Indischen Ozean plumbea, im östlichen Indischen Ozean und in Südostasien chinensis sowie in Australien und im Süden Neuguineas sahulensis. Die Diskussion, ob es sich um Unterarten oder selbständige Art handelt, ist noch im Gange und es wird auch debattiert, ob nicht weitere Populationen von chinensis abgetrennt werden sollten [2; 6; 7]. |
Literatur und Internetquellen
- CITES TRADE DATA BASE
- JEFFERSON, T.A. et al. (2017). Sousa chinensis. The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T82031425A50372332. http://www.iucnredlist.org/details/82031425/0. Downloaded on 17 April 2018.
- MARINEBIO
- OCEAN PARK CONSERVATION FOUNDATION
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
- ZIEGLER, T. (2002)
- WANG, J.Y. & ARAUJO-WANG, C. (2018). Sousa chinensis ssp. taiwanensis (amended version of 2017 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T133710A122515524. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2017-3.RLTS.T133710A122515524.en. Accessed on 24 January 2023.