Gehegebegrenzung

Symbolische Gehegebegrenzung bei den Kamelen im Krefelder Zoo
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Die Zoo-Richtlinie der EU, das deutsche Bundesnaturschutzgesetz und die Tierschutzverordnung der Schweiz schreiben vor, dass Zoos so zu betreiben sind, dass dem Entweichen der Tiere vorgebeugt wird. Bei der Wahl der Absperrmittel wird heute zumindest im Besucherbereich auf die eine Gefängnisatmosphäre verbreitenden Stangengitter verzichtet, und vielfach gestalten und begrenzen Zoos die Gehege so, dass die Tiere im Normalfall das Gehege nicht verlassen, obwohl sie es eigentlich könnten.

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Natürliche Felswand, teilweise mit Zementverputz bildet die Rückseite der Braunbärengehege im JuraParc Mont d'Orzeires, Vallorbe © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Wände aus Beton oder großen Bruchsteinen umgaben die ehemalige Eisbärenanlage des Zoo de la Magdalena in Santander © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Symbolischer Absperrgraben bei den Dromedaren im Zoo Landau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Trockenes Bachbett als symbolische Absperrung für Giraffen im Zoo Magdeburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Die Gräben der alten Antilopenanlagen im Zoo Hannover waren nur 1.80 m breit, waren also nur eine symbolische Absperrung © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Wie recht HEDIGER hatte: Als vor einigen Jahren militante Tierschützer die Dachse des Tierparks Bern "befreiten" liess sich eines der Tiere in unmittelbarer Nähe des Geheges nieder und wurde zur Attraktion für spätabendliche Tierparkbesucher © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Dornen auf und neben der tierseitigen Mauerkrone in der (mittlerweile umgebauten) Elefantenanlage des Budapester Zoos. Aufnahme aus dem Jahr 1970 © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Gleich zwei Baufehler bei einem Trockengraben im Zoo Sofia: Die Wände sind nicht vertikal und der Grabenboden enthält Bruchsteine © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Der Graben der Bärenanlage im Zoo Dortmund weist keine vertikale Innenwand auf, aber die Bären werden durch Elektrodrähte am Herunterfallen gehindert © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Halbgraben im Zoo Sofia © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Wassergraben der Sambesi-Savanne im ErlebnisZoo Hannover © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Gibboninsel im Zoo Amiens © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Flusspferdbecken als Absperrung im Zoo Budapest, 1970. Hier fehlt auf der Mauerkrone ein Elektrodraht zum Schutz der Zwischenpflanzung © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Im Zoo Basel landete ein Gepard bei der Jagd auf eine Stockente irrtümlich auf der falschen Seite des Grabens, er war heilfroh, als ihm der Tierpfleger die Gehegetüre öffnete. Foto von baz-Leser R. T.

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Eine durch zwei Elektrozäune zusätzlich gesicherte Sumpfzone soll die Schimpansen im Zoo Magdeburg vor dem Ertrinken im Wassergraben bewahren © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Rustikaler Holzzaun aus vertikalen Pfosten und horizontal geschichteten Ästen im Westküstenpark St. Peter-Ording © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Horizontales Stangengitter begrenzt das Wisentgehege im Zoo Santillana del Mar © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Vertikales Stangengitter am Raubtierhaus der Ménagerie von Paris © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Geflecht aus punktgeschweißten Stangen im ehemaligen Zoo Leopard, Bad Ragaz SG © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Knotengitter im Tierpark Langenthal. Damit Jungtiere nicht mit dem Kopf in den Maschen hängenbleiben und keine Dackel von der Besucherseite her durchmarschieren, ist der untere Teil zusätzlich durch ein Diagonalgeflecht gesichert © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Spanndrähte an der ehemaligen Greifvogelanlage des Zoo Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Die Innengehege für Giraffen im Zoo Berlin werden besucherseitig von Spannseilen begrenzt © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Schaukelseile im Innenbereich der Hellabrunner Elefantenanlage (vor dem letzten Umbau) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Das erste Löwengehege des Walter Zoos in Gossau SG aus den 1960er Jahren war durch schwere Stangengitter begrenzt © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Um Tiere, wie von Gesetzes wegen vorgeschrieben, am Verlassen ihres Geheges zu hindern, kommen im Prinzip leicht überwindbare psychologische, biologische (Gruben, Gräben, Mauern, Wasser), semibiologische (Zäune, Gitter, Drahtgeflechte) und abiologische (Glas, Elektrizität) Absperrmittel in Frage [13; 14].

Die ursprünglichsten Haltungsformen, Grube, Graben und Wildgatter waren ganz oder weitgehend von Mauern oder festen Wänden umgrenzt [14]. Heute spielen diese als Begrenzung des Geheges auf den dem Besucher abgewandten Seiten oder allseitig bei Kleintieranlagen, die oft noch nach dem Grubenprinzip konzipiert sind, eine Rolle. Dabei kann es sich um natürliche Felswände, aus Natursteinen bestehende Trockenmauern, aus mit Mörtel verbundenen Natursteinen, Zementsteinen oder Ziegeln gefertigte Mauern, Betonmauern mit glatter oder strukturierter Oberfläche oder Kunstfelsen handeln. Holzwände, Faserzement- oder Kunststoffplatten erfüllen denselben Zweck. Da Mauern schon von Weitem erkennbar sind, besteht kaum Unfallgefahr durch Anrennen. Je nach Oberflächenstruktur und Tierart sind allenfalls Maßnahmen erforderlich, um ein Hoch- oder Überklettern zu verhindern.

Die Erfahrung zeigt, dass Tiere, wenn sie einmal eingewöhnt sind und sich in ihrem Gehege geborgen fühlen, keinen Drang nach Weite oder "Freiheit" haben und dass bei den meisten Arten auch die Neugierde nicht so groß ist, dass sie ihr vertrautes Gehege verlassen würden. Bei vielen Arten reicht also eine symbolische, psychologische Barriere, die nur in Ausnahmesituationen überwunden wird - und dies in aller Regel nicht mit der Absicht, das Gehege definitiv zu verlassen [13; 14]. Das funktioniert etwa bei Huftieren, die einen schmalen Graben auch dann nicht überspringen, wenn auf der anderen Seite eine Weidemöglichkeit lockt [8]. Raubtiere würden aber in derselben Situation durchaus aussteigen, um im Nachbargehege auf Jagd zu gehen. So geschehen vor Jahren im Wildpark Peter und Paul in St. Gallen, wo ein Luchs über einen 4 m hohen Zaun mit Überhang kletterte, um im Gehege nebenan einen Steinbock zu schlagen, oder 2021 im Tiergarten Nürnberg, wo ein Luchs drei erwachsene Hirschziegenantilopen tötete und ein Jungtier verletzte [18]. In beiden Fällen verließen die Luchse aber das Zoogelände nicht und wurden wieder eingefangen. Auch zwei Luchse des Wildparks Knüll, deren Gehege durch einen Sturm zerstört worden war, verließen das eingefriedete Parkgelände nicht und konnten wieder behändigt werden [10; 15].

Kommt es, etwa bei sozialen Konflikten dazu, dass ein Tier aus dem Gehege herausflüchtet, bleibt es meist in der Nähe oder kehrt wieder zurück. Im Zoo Hannover hielt man aus diesen Überlegungen heraus Antilopen hinter Gräben von nur 1.8 m Breite, obwohl sie viel weiter springen können [8].

Weil den Zootieren der "Freiheitsdrang" fehlt, verfehlen gegen Zoos gerichtete Aktionen von Tierbefreiern daher meist ihr Ziel, wie nachfolgende Beispiele zeigen:

  • "Unbekannte haben im zürcherischen Wildpark Langenberg in der Nacht auf heute an fünf Stellen die Drahtzäune aufgeschnitten. Die Gehege standen an diesen Stellen mehrere Meter offen, .... An die Fassade des Wildpark-Restaurants wurde der Schriftzug «Animal Liberation ALF» gesprayt. Die Aktion verlief für die Tierbefreier erfolglos: Kein einziges Tier haute ab. Bloss «Wisi», eine Wildkatze, wurde anfänglich vermisst. Man fand sie dann in der (neben dem Wildkatzengehege gelegenen) alten Bärenanlage und beförderte sie in ihr eigenes Gehege zurück." [3]
  • Im Tierpark Bern, "wo Tierbefreier im Zoo die Gehege der Waldrappen und Kuhreiher, der Füchse und Dachse aufschnitten, flogen die Vögel gar nicht erst fort. Die Füchse wie die Dachse kamen am nächsten Tag zur Fütterungszeit freiwillig zurück hinter die Gitter." [5]. Als nach einer späteren Tierbefreiung das Dachsgehege abgerissen wurde, blieben die Dachse auf dem Tierparkgelände und zeigten sich in den Abendstunden jeweils den Besuchern.

Symbolische Grenzen kann man natürlich bei Tieren, die für die Besucher potenziell gefährlich sind, nicht einsetzen. Hier ist Sicherheit oberstes Gebot. Es gibt Erfahrungswerte, wie hoch oder wie breit eine Absperrung, wie dick ein Draht oder eine Glasscheibe oder wie weit Gittermaschen sein müssen, damit sie die Tiere vom Verlassen des Geheges abhalten [z.B. 1], in manchen Ländern auch gesetzliche Vorgaben. Allerdings ist man nicht immer vor Überraschungen gefeit, z. B. überwanden 2016 zwei subadulte Löwen des Leipziger Zoos den als sicher geltenden 6.60 m breiten Wassergraben ihrer Freianlage. Einer konnte in das Gehege zurückgetrieben, der andere musste erschossen werden. Klar festgelegte Notfallpläne für solche Ausnahmesituationen sind daher unabdingbar [11]. Bei potenziell gefährlichen Tieren sollte der Zugang jeweils vom Tierpflegergang im Innern des Gebäudes oder über eine Schleuse erfolgen [17].

Grundsätzlich müssen Raumbegrenzungen so beschaffen sein, dass die Verletzungsgefahr für die Tiere gering ist. Das ungefährlichste Absperrmittel dürften richtig konzipierte Trockengräben sein [8; 9; 14]. Als richtig konzipiert kann ein Trockengraben dann gelten, wenn er

  • genügend tief und breit ist
  • ein Halbgraben ist, d.h.  auf der Tierseite sanft abfällt und nur auf der Besucherseite eine Wand hat
  • bei einem Vollgraben senkrechte Mauern hat, damit sich das Tier bei einem Sturz keine Schürfungen zuzieht (U-Graben)
  • auf der der tierseitigen Mauerkrone keine Dornen hat
  • zur Vermeidung von Knochenbrüchen einen elastischen Bodenbelag aufweist
  • über eine oder mehrere Ausstiegsstellen verfügt, sodass das Tier problemlos wieder in sein Gehege verbracht werden kann
  • bei nur einer Ausstiegsstelle so breit ist, dass sich das Tier darin wenden kann

Da sich zwischen Graben und Besucherweg oft ein Pflanzstreifen befindet, sollte bei Halbgräben der Grabenboden so beschaffen sein, dass er nicht oder nur ungern betreten wird, oder es kann im Graben ein elektrifizierter Weidezaun angebracht werden, damit die Tiere die Vegetation nicht abfressen. Bei U-Gräben sind betonierte Böden ein schwerer Baufehler, außer sie seien mit einer genügend hohen Schicht aus weichem Material,wie lockerem Kies, Sand, Humus oder Torf bedeckt [14].

Für viele Tiere ebenfalls geeignet sind Wassergräben. Bei manchen Arten können sie als psychologische Barrieren konzipiert, d. h. so flach sein, dass sie vom Tier durchwatet werden können. Ansonsten können flache und bei schwimmfähigen Tieren auch tiefe Gräben durch eine besucherseitige Wand, Mauer oder Elektrodrähte zusätzlich gesichert werden. Handelt es sich um Tiere, die normalerweise nicht schwimmen, wird bei tiefen Gräben auf weitere Schutzvorkehrungen verzichtet, was gelegentlich dazu führt, dass in Ausnahmesituationen ein Tier auf die falsche Seite gerät. So geschehen 2008 im Zoo Basel, als ein halbwüchsiger Gepard beim Versuch eine wilde Stockente zu fangen auf der Besucherseite des Grabens landete. Das Publikum wunderte sich zwar, aber es entstand keine Panik. Dem Tier war es sichtlich nicht wohl und es konnte problemlos wieder zurück in das Gehege gebracht werden.

Wassergräben haben auch ihre negativen Seiten: Sie verschmutzen leicht, wenn sie nicht durchspült werden und sie frieren in kalten Wintern zu, womit ihre Absperrwirkung illusorisch wird. Problematisch sind sie bei Menschenaffen, weil diese nicht schwimmen können [14]. So stürzte im Jahr 2000 im ErlebnisZoo Hannover ein Gorillamann beim Versuch, Futter aus dem Wasser zu fischen in den 1996 erbauten, 350 cm tiefen Graben und ertrank [6]. Daher sind Gräben tierseitig so zu gestalten und zu sichern, dass die Affen möglichst nicht in den tiefen Wasserbereich gelangen können. In Ausnahmefällen geschieht dies aber trotzdem, was dann meist zum Ertrinken des Tiers führt. So 2022, als im Zoo Leipzig ein 47 Jahre alter Schimpanse in einer plötzlich einsetzenden und heftigen Auseinandersetzung mit dem Rest der Gruppe so sehr in die Enge getrieben wurde, dass er über die Sicherheitsbegrenzungen hinweg in den tiefen Teil des Wassergrabens gelangte und ertrank [7], was Tierrechtler natürlich sofort zum Anlass nahmen, ein Verbot der Menschenaffenhaltung zu fordern - ungeachtet der Tatsache, dass auch in der Natur Individuen, die von de Gruppe ausgestoßen werden, keine lange Überlebensdauer haben.

Gitter, einschließlich Drahtgeflechte gibt es in allen möglichen Ausführungen. Vorläufer sind Palisaden, wie sie ab dem Mittelalter zur Unterteilung der Stadtgräben für die Hirschhaltung verwendet wurden. Latten- oder Staketenzäune waren im 19. Jahrhundert weit verbreitet und für Wildtiere vereinzelt bis über die Mitte des 20. Jahrhunderts in Funktion, z. B. bei manchen Hirschgehegen des Tierparks Lange Erlen in Basel. Heute werden sie, wie andere rustikale Einzäunungen aus Holz, etwa Spelten- oder aus Weiden- oder Haselruten gefertigte Flechtzäune nur noch für Haustiere empfohlen [17] und vor allem in Zusammenhang mit historischen oder nachgebildeten, traditionellen Bauernhöfen sowie als Publikumsabsperrung für Biotope angewendet. Die ältesten Formen der Metallgitter sind Stangengitter, die es in horizontaler und vertikaler Form gibt, und die heute noch für Tore oder im Innenbereich von Elefanten, Nashorn- Flusspferd- und Moschusochsenanlagen oder im oberen Teil der Wände von Boxen für Pferde und Antilopen eingesetzt werden. Es folgten Gittergeflechte aus schweren, punktgeschweißten Eisen bzw. Stahlstäben hauptsächlich für Raubtiere und Menschenaffen, die namentlich in Deutschland beliebten, in der Schweiz kaum anzutreffenden, optisch ansprechendere Doppel- oder Einfach-Stabmattenzäune, die auch bei Huftiergehegen oder als Teichabsperrungen zum Zug kommen, Wellengitter sowie Gitter aus Draht als Diagonal-, Viereck- oder Sechseckgeflechte sowie die besonders bei auf größeren Flächen gehaltenen Huftieren, Kängurus und großen Vögel eingesetzten Knotengeflechte. Diese sind auch für Geparden oder bis zu einer Maschenweite von 8x8 cm für mittelgroße Katzen geeignet [17]. Bei der Wahl der Maschenweite wird oft übersehen, dass für Jungtiere engere Maschen notwendig sind. Das Ergebnis sind dann meist unschöne Doppelvergitterungen.

Heute gibt es ein breites Sortiment von Gittern für die unterschiedlichen Tierarten, die pflegeleicht und optisch oft sehr unauffällig sind. So etwa haardünne Stahldrahtgeflechte mit starker Verspannung in festen Rahmen oder Spanndrähte ("piano wire") für Volieren. Spanndrähte werden z.B. bei Greifvogelvolieren eingesetzt. Allerdings haben manche besonders wendigen Vögel wie z.B. Gaukler bald mal den Dreh raus, wie sie in Seitenlage durch die Drähte rausfliegen und zur Fütterungszeit wieder reinfliegen können.

Gitter führen namentlich bei den rasch flüchtigen Kängurus, Equiden Hirschen und Antilopen zu Unfällen. Spitze Winkel sind daher stets zu vermeiden, bei der Haltung in Gruppen wird empfohlen, einen Mindestwinkel von 135° einzuhalten [17]. Hirsche fegen oft ihr Geweih am Gitter oder bekämpfen es während der Brunft. Dabei können sie an den Maschen hängen bleiben. Laufvögel, coupierte Kraniche und Stelzvögel können sich darin verhängen oder sich die Beine brechen. Bei Kleinvögeln sind Kopftraumata durch Aufprall am Volierengitter nicht selten. Bei Raubtieren und Nagetieren entstehen Unfälle gelegentlich dadurch, dass die Tiere am Gitter hochklettern und herunterfallen. Eine eigenartige Verhaltensweise zeigen die Neuweltkameliden, besonders deren Hengste. Sie pflegen die Grenze ihres Territoriums mit gesenktem Kopf abzuschreiten, wobei sie den Kopf nahe am Zaun halten. An vorspringenden Drahtenden können sie sich perforierende Augenverletzungen zuziehen, die zu dauernder Erblindung führen [9]. Drahtgeflechte werden an Stangen oder Rahmen befestigt, wenn diese aus Metall sind, mittels Bindedrähten. Ein typischer Baufehler besteht darin, dass die Bindedrähte dünner gewählt werden als der Maschendraht und daher einer mechanischen Belastung weniger standhalten oder, bei nicht rostfreiem Material, früher durchrosten als das Geflecht. Das Ergebnis sind Lücken zwischen Geflecht und Rahmen, durch welche sich Tiere durchzwängen, oder herumliegende Drähte, die Verletzungen verursachen oder als Fremdkörper wirken können [9].

Gitter haben aber auch Vorteile für die gehaltenen Tiere: Für Arten wie Primaten, Faultiere Waschbären, Malaienbären oder Papageien stellen sie eine Umweltbereicherung dar, weil sie große Flächen zum Klettern bieten. Für viele Huftiere, die in ihrem Lebensraum busch- und dickichtreiche Gegenden bevorzugen, vermitteln sie, im Gegensatz zum Graben, den Eindruck von Deckung und damit das Gefühl von Sicherheit [2].

Andererseits verstärken Gitter beim Publikum die Wahrnehmung, dass die Tiere eingesperrt sind. Sie stören den Blick auf das Tier und sind ein Ärgernis für Fotografen. Der Trend geht daher zu gitterlosen Anlagen oder zu Anlagen mit barrierefreien Einblicken.

Jüngeren Datums als Metallgitter sind Volierennetze aus Polypropylen. Diese sind in unterschiedlichen Maschenweiten erhältlich. Sie sind sehr elastisch, geben bei einem Aufprall nach und sind daher weniger unfallträchtig. Kunststoffnetze sind mittlerweile UV-stabilisiert und witterungsbeständig, haben aber eine geringere Lebensdauer als Metallnetze. Mit derartigen Netzen werden oft große Flächen überdacht, um Flugräume für größere Vögel zu schaffen. Das Problem dabei ist der Winter, da solche Konstruktionen bei hoher Schneelast zusammenbrechen können, wie z.B. 2021 im Westküstenpark St. Peter-Ording [21].

Ein eleganter Gitterersatz bei Elefanten sind Schaukelseile. Um die allgemein üblichen wuchtigen Gitterstäbe zu vermeiden, können Drahtseile eingesetzt werden. Dabei darf es sich nicht um Spannseile handeln, wie sie bei Giraffen gelegentlich verwendet werden, da sie sonst von den Tieren als Steighilfe benutzt werden, sondern sollen als Schaukelseile den Elefanten keinen Halt bieten. Im Tierpark Hellabrunn, wo dieses System erstmals eingesetzt wurde, reichte im Außenbereich bei den Elefantenkühen ein einzelnes Stahlseil von 13 mm Durchmesser und einer Belastbarkeit von 5 t aus, das in einer Höhe von ca. 1.50 Meter schaukelte. Der Bulle wurde hinter zwei Seilen in Höhe von 1 m und 1.40 m gehalten. Im Innenbereich wurden, außer beim Bad, drei Seile eingesetzt. Im Fall die Tiere ihre Stoßzähne übermäßig am Seil wetzen, kann das isolierte Seil mit einem Ε-Draht umwickelt werden, der von einem herkömmlichen Weidegerät gespeist wird. Schaukelseile sind insofern praktisch, als sie mit Schäkeln an den Stützpfosten befestigt werden und daher rasch demontiert werden können. Sie sind auch für Nashörner geeignet [19].

Glas wurde, aus naheliegenden Gründen, zuerst in der Aquaristik eingesetzt und zwar ab dem 17. Jahrhundert. Danach kam es anstelle von Gitterkäfigen bei Terrarien zum Zug, und später auch bei Säugetieren und Vögeln. Durch die Verfügbarkeit des kurz vor dem Ersten Weltkrieg entwickelten Verbundsicherheitsglases, bei dem zwei oder mehr übereinander liegende Flachglasscheiben durch reißfeste und zähelastische Folie miteinander verklebt sind, konnten auch größere Aquarien gebaut oder Glasscheiben als Gehegebegrenzung für Großtiere wie Löwen, Gorillas oder große Riesenschlangen und Krokodile eingesetzt werden. Seit den 1930er-Jahren gibt es Acrylglas, einen durchsichtigen, glasähnlicher Kunststoff bei dem es sich um Polymethylmethacrylat (PMMA) mit einer Lichtdurchlässigkeit von über 90% handelt und der ursprünglich unter dem Handelsnamen Plexiglas vermarktet wurde. Im Gegensatz zu Echtglas ist Acrylglas bruchsicher und um zwei Drittel leichter. Es kann in Einzelteilen gefertigt und nahtlos zusammengefügt werden. Es erlaubt daher den Bau von Großaquarien mit beachtlicher Tiefe. Um dem Wasserdruck standzuhalten ist z.B. die 14 m lange und 6 m hohe Frontscheibe des Hai-Atolls in Hagenbeck's Tropenaquarium 22 cm dick [12]. Ein Nachteil von Acrylglas ist seine gegenüber echtem Glas geringere Kratzfestigkeit.

Im Gegensatz zum Gitter erlauben Glas- oder Acrylglasabsperrungen, für die Tiere einen von der Umwelt gesonderten Klimabereich zu schaffen, was namentlich in der Terraristik eine große Rolle spielt. Ferner sind sie ein Mittel zur Vermeidung von Zoonosen, d. h. der Übertragung von Krankheiten von den gehaltenen Tieren auf die Besucher und umgekehrt.

Namentlich wenn die Scheiben besucherseitig entspiegelt sind, vermittelt Glas den Eindruck einer unmittelbaren Begegnung mit dem Tier, allerdings beschränkt auf die Optik. Wegen ihrer Transparenz sind Glasscheiben aber auch besonders unfallträchtig. Todesfälle durch Kontusionen ereignen sich besonders bei Vögeln. Besonders gefährdet sind neueingesetzte Tiere, welche die Dimensionen der Voliere noch nicht kennen und sozial unterdrückte Individuen, die von anderen verfolgt werden. Werden Glasscheiben bei Außengehege eingesetzt, ist zu beachten, dass sie eine Gefahr für die wildlebende Vogelwelt darstellen. Empfehlungen zur Vermeidung von Vogelschlag sollten daher beachtet werden [16].

Generell positiv zu werten ist, dass eine Trennung durch Glas Begegnungen auf kürzeste Distanz ermöglichen, ohne die Tiere zu beeinträchtigen, weil sie keine Gerüche durchlässt und Lärm mindert. Die Tiere ruhen und schlafen deshalb problemlos in nächster Nähe zu den Besuchern. Besteht der Wunsch, die Tiere auch akustisch und olfaktorisch nahe erlebbar zu machen, kann neben der Glasscheibe ein Lochblech montiert werden. Glas stellt auch eine wirksame Barriere gegen die Übertragung von Krankheiten vom Tier auf den Menschen und umgekehrt dar, was in Zeiten von Geflügel- und Afrikanischer Schweinepest ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist. [9].

In jüngerer Zeit vermehrt eingesetzt werden - auch zum Schutz von Pflanzinseln oder Bäumen innerhalb des Geheges - Elektrozäune sowie Elektrogras, Elektrobambus oder Elektrolianen. Elektrogras und Elektrobambus sind aus stabilen Stahldrähten und einem nichtleitenden Kunststoffunterteil gefertigt. Die Drahthalme können unterschiedlich stark und eventuell eingefärbt sein und lassen sich nach Belieben biegen. Elektrolianen dienen dem Schutz von Baumstämmen, einzelnen Ästen oder Wänden. Sie bestehen aus einem kunststoffummantelten Kabel, welches mit mehreren elektrisch leitenden Stahldrähten verbunden ist. Elektrogras, -bambus und -lianen werden vom Publikum kaum als Absperrung wahrgenommen, Hersteller waren allerdings davor, dass sie eine sicherheitsrelevante Einfriedung nicht ersetzen [20].

Begrenzungen sollen nicht nur dazu dienen, die Bewohner am Verlassen ihres Geheges zu hindern, sondern sie verhindern auch das Eindringen von Tieren und Menschen in das Gehege, dienen also dem Schutz der gehaltenen Tiere. Im Zoo Zürich wurde 1959 der gesamte Außenzaun mit einem Fundament und einem Überhang nach Außen versehen, wodurch die zuvor hohen Verluste an Wasservögeln durch den Fuchs praktisch auf Null reduziert werden konnten [9]. In manchen Zoos, etwa in Basel und Landau, hat es sich als notwendig erwiesen, Flamingos und andere Wasser- oder Parkvögel durch Elektrozäune oder Wassergräben vor Füchsen zu schützen. Der Wildpark Johannismühle musste 2017 wolfssicher eingezäunt werden, nachdem Damhirsche von einem eingedrungenen Wolf gerissen worden waren [4]. Die Maschenweite von Fasanenvolieren soll so dimensioniert sein, dass keine Marder eindringen können. Bei vielen Volieren werden die Maschen so eng gewählt, dass auch Hausspatzen und Hausmäuse als Krankheitsüberträger und Nahrungskonkurrenten ausgeschlossen werden [14].

Bei Tieren, die neu in ein Gehege eingesetzt werden, müssen symbolische oder schlecht sichtbare Gehegebegrenzung gut sichtbar gemacht werden, damit dieTiere lernen, wo diese sind, sie respektieren und nicht daran verunfallen [9].

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Die rund 25 Jahre später errichtete Nachfolgeanlage für Löwen im Walter Zoo weist ein leichtes Diagonalgeflecht auf © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Die 2018 eröffnete neueste Löwenanlage des Walter Zoos erlaubt barrierefreie Einblicke © Walter Zoo Gossau

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Beinahe unsichtbares Volierengitter eines Schweizer Herstellers in der Stadtvoliere Zofingen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Unauffälliges Edelstahlgeflecht begrenzt die 2011 eröffnete Wildkatzenanlage im Tierpark Lange Erlen, Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Mit Kunststoffnetzt überdachte, 1'200 m² große Flugvoliere im Westküstenpark St. Peter-Ording © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Glasabsperrungen erlauben einen - auf das Optische begrenzten - engen Kontakt zwischen Mensch und Tier. Gerade Menschenaffen suchen oft diesen Kontakt, hier im Zoo Magdeburg © Peter Dollinger

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Eine der Acrylglasscheiben des Walrossbeckens bei Hagenbeck ist 2.6 m hoch, 10 m lang, 23 cm dick und 8496 kg schwer © Peter Dollinger

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Wegen des Wasserdrucks sind die Acrylglasscheiben im Ozeaneum Stralsund bis 30 cm dick © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

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Braunbär schläft im Natur- und Tierpark Goldau völlig entspannt in nächster Nähe zu den durch eine Glasscheibe abgetrennten Besuchern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Literatur und Internetquellen:

  1. BIGALKE, R. (1961)
  2. BLASZKIEWITZ, B. (2002)
  3. BLICK vom 06.11.2006
  4. BZ vom 13.08.2017
  5. DER SPIEGEL 30/1985
  6. DER SPIEGEL vom 17.05.2000
  7. DER SPIEGEL vom 06.09.2022
  8. DITTRICH, L. (1977)
  9. DOLLINGER, P. (1971)
  10. FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG vom 12.03.2019
  11. LEIPZIGER VOLKSZEITUNG vom 30.09.2016
  12. HAGENBECK PRESSEINFORMATION 2021
  13. HEDIGER, H. (1942)
  14. HEDIGER, H. (1965)
  15. HESSISCHE/NIEDERSÄCHSISCHE ALLGEMEINE vom 12.03.2019 
  16. NABU: TIPPS GEGEN VOGELSCHLAG
  17. POHLMEYER, K., MÜLLER, H., WIESENTHAL, E. & VAUBEL, A. (2007)
  18. TIERGARTEN NÜRNBERG - RESSEMITTEILUNG vom 2. Juni 2021
  19. WIESNER, H. (1993)
  20. ZOO EQUIPMENT KRAHNSTÖVER
  21. HAMBURGER ABENDBLATT vom 25.01.2021

 

PD - 01.01.2011

[2007]