Sekretär (Sagittarius serpentarius) im Allwetterzoo Münster
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Ordnung: Taggreife(ACCIPITRIFORMES)
Unterordnung: Sekretärverwandte (SAGITTARII)
< Familie: Sekretäre (Sagittariidae)
Sekretär
Sagittarius serpentarius • The Secretarybird • Le messager sagittaire
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der Sekretär ist zoopädagogisch interessant, weil sein Körperbau und seine Jagdtechnik von allen anderen Greifvögeln abweichen. In europäischen Zoos ist der in seinem Ursprungsgebiet stark gefährdete Vogel nicht allzu häufig, was damit zusammenhängen dürfte, dass es keine nachhaltige Zucht gab. Zur Verbesserung der Situation wurde ein Europäisches Zuchtbuch eingerichtet. Körperbau und KörperfunktionenDer langbeinige, 125-150 cm Standhöhe, eine Flügelspannweite von ca. 212 und ein Gewicht von 2'300-4'270 kg erreichende, bei BREHM [3] auch "Kranichgeier oder Schicksalsvogel" genannte Sekretär "zeichnet sich vor allen übrigen Raubvögeln durch seine ungewöhnlich langen Fußwurzeln aus", wodurch seine Beine an die von Kranichen oder Limikolen erinnern. Er ist " ein echter Steppenvogel, welcher nur selten, niedrig und schlecht fliegt, aber sein Jagdgebiet flüchtigen Fußes durcheilt." Sein unbefiedertes Gesicht ist orange, die Wachshaut gelb und der Schnabel grau. Die langen schwarzen Federn am Hinterkopf, die ihm seinen Namen gaben, können aufgestellt werden. Das Gefieder der Oberseite ist überwiegend hellgrau. Schwingen und Unterbauch sind schwarz, die übrige Unterseite, Unterflügel-, Ober- und Unterschwanzdecken sind weiß. Die Steuerfedern des Schwanzes sind grau, mit breiter schwarzer Subterminalbinde und weißem Endsaum. Die Beine sind bis zum Fußwurzelgelenk schwarz behost. Die Füße und Zehen sind rosa [6; 9; 10]. VerbreitungAfrika, südlich der Sahara: Angola, Äthiopien, Benin, Botswana, Burkina Faso, Burundi, Dschibuti, Elfenbeinküste. Eritrea, Gambia, Ghana, Guinea-Bissau, Kamerun, Kenia, Kongo-Dem., Lesotho, Malawi, Mali, Mauretanien, Mosambik, Namibia, Niger, Nigeria, Sambia, Senegal, Simbabwe, Somalia, Südafrika, Süd-Sudan, Sudan, Swasiland, Tansania, Togo, Tschad, Uganda, Zentralafrikanische Republik [2]. Lebensraum und LebensweiseDer Sekretär besiedelt Grasländer, vorzugsweise Kurzgrassteppen oder dünn mit Bäumen bestandene Trockensavannen, Halbwüsten und Kulturland. Er ist im Wesentlichen ein Standvogel, der nur über kurze Stecken zieht, um Feuern, Trockenheit etc. auszuweichen. Während der Jagd werden die aufgestellten Federn zum Aufscheuchen der Beute und zum Beschatten des Gesichtes genutzt. Die Vögel erlegen größere Beute, wie Schlangen oder Echsen, mit ihren kurzzehigen Füßen und töten sie durch gezielte Tritte. Sie ernähren sich nebst Reptilien auch von Insekten und anderem Kleingetier sowie Säugetieren bis Hasengröße [2; 6; 8; 10]. Die Fortpflanzung ist nicht an eine bestimmte Jahreszeit gebunden. Die Paare sind territorial und haben ein Streifgebiet von 25-45 km². Das Nest wird auf einem Baum mit flacher Krone, z.B. einem Kameldorn, errichtet. Es besteht aus Gras und Ästen und wird immer höher, weil es über mehrere Jahre benutzt wird. Das Gelege besteht aus 1-3 Eiern. Hahn und Henne brüten während 42-46 Tagen abwechselnd und gehen in der Nestlingsphase auch abwechselnd auf Jagd zu ihrer eigenen und der Ernährung ihrer Jungen. Es kann beobachtet werden, dass die Eltern nicht nur Nahrung, sondern auch Flüssigkeit im Schlund transportieren und an ihre Jungen weitergeben. Bereits im Alter von einer Woche beginnen die Küken, Gewölle zu erzeugen [1; 6; 7; 9].
Gefährdung und SchutzTrotz seiner weiten Verbreitung wurd der Sekretär aufgrund abnehmender, auf 6'700-67'000 erwachsene Vögel geschätzten Bestände seit 2011 als gefährdet beurteilt und 2020 in die Liste der stark gefährdeten Arten aufgenommen (Rote Liste: ENDANGERED) [2]. Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenSekretäre werden gebietsweise für den internationalen Tierhandel gefangen [1]. Von 2001-2018 gelangten aus den Ursprungsländer 309 Wildfänge in den legalen internationalen Handel. Wichtigstes Ausfuhrland war Tansania. Im selben Zeitraum wurden weltweit nur 17 Nachzuchtvögel bei der Ausfuhr registriert [4]. Haltung im ZooSekretäre gelten als frostempfindlich und nach dem BML-Gutachten „Mindestanforderungen an die Haltung von Greifvögeln und Eulen“ vom 10. Januar 1995 ist ihnen ein temperierter Innenraum zur Verfügung zu stellen. Die Vögel sind auch recht schreckhaft, wobei die Fluchtreaktionen gelegentlich zu irreparablen Beinfrakturen führen [1], was auch bei gut eingewöhnten Vögeln der Fall sein kann [5]. Eine Gemeinschaftshaltung mit Huftieren oder robusten anderen Vögeln ist im Prinzip möglich [9]. Die Welterstzucht in Menschenobhut gelang dem Weltvogelpark Walsrode im Jahr 1981 [11]. Als Höchstalter werden 29 Jahre angegeben [9]. In Falkenhöfen oder Zoos mit Flugschauen werden Sekretäre gezeigt, um das Beutefangverhalten zu demonstrieren. Früher wurden dazu lebende Schlangen verwendet, mittlerweile setzt man dazu Aale (siehe das Bild aus Kintzheim) oder Gummischlangen ein. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in über 40 zoologischen Einrichtungen gehalten, von denen sich etwa ein Sechstel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Es gab ein Europäisches Zuchtbuch (ESB), das 2024 in ein vom Edinburgh Zoo koordiniertes "New Style"-EEP umgewandelt wurde. Die letzten Wildfänge gelangten 2012 in europäische Zoos und mittlerweile sind rund Zweidrittel der gehaltenen Vögel Nachzuchten [4; 12]. Mindestanforderungen an Gehege: 1995 veröffentlichte das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BMELF) Mindestanforderungen an die Haltung von Greifvögeln und Eulen. Diese werden seit Jahren überarbeitet und sollen als Leitlinien zur Haltung von Greifvögeln (Accipitriformes, Falconiformes) und Eulen (Strigiformes) neu herausgegeben werden. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) enthält keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Sekretäre. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist für die Haltung von 1-2 Sekretären eine Voliere oder (bei gestutzten Schwungfedern) ein Freigehege mit einer Grundfläche von 100 m² erforderlich. Taxonomie und NomenklaturDer Sekretär wurde 1779 von dem englischen wissenschaftlichen Illustrator John Frederick MILLER unter dem Namen "Falco serpentarius" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der heute gültige Gattungsname Sagittarius wurde 1783 von dem elsässischen Arzt und Naturforscher Johann Hermann eingeführt. Gattung und Art sind monotypisch [6]. |
Literatur und Internetquellen
- BERTRAM, C. (2003)
- BIRDLIFE INTERNATIONAL (2020). Sagittarius serpentarius. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T22696221A173647556. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T22696221A173647556.en. Downloaded on 18 December 2020.
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- CITES TRADE DATA BASE
- DOLLINGER, P. (1971)
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A.. & SARGATAL, J., eds. (1999)
- GINN, P.J., McILLERON, W.G. & MILSTEIN, P. le S. (1999)
- GLOBAL RAPTOR NETWORK
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- WENNRICH, G. (1984)
- DICK, G. (2018) SECRETARY BIRD ESB REPORT AND TRANSFER RECOMMENDATIONS 2018. EAZA AMSTERDAM.