Blaukehlguan

Nördlicher Blaukehlguan (Pipile c. cumanensis) in der Wilhelma Stuttgart
© Wilhelma (Pressefoto)

Ordnung: Hühnervögel (GALLIFORMES)
Familie: Hokkos (Cracidae)
Unterfamilie: Schakuhühner (Penelopinae)

D LC 650

Blaukehl-Schakutinga, Blaukehlguan

Pipile cumanensis • The Blue-throated Piping-guan • La pénélope à gorge bleue

214 002 001 004 pipile cumanensis BER KR1Nördlicher Blaukehlguan (Pipile c. cumanensis) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

214 002 001 004 pipile cumanensis mapApproximative Verbreitung des Blaukehlguans (Pipile cumamensis). Dunkelblau: P. c. cumanensis; rot: P. c. grayi (Weißkehlguan)

214 002 001 004 pipile cumanensis LPZ KR1Nördlicher Blaukehlguan (Pipile c. cumanensis) im Zoo Leipzig © Klaus Rudloff, Berlin

214 002 001 004 pipile cumanensis laplata PD1Südlicher Blaukehlguan = Weißkehlguan (Pipile cumanensis grayi) im Zoo La Plata © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

214 002 001 004 pipile cumanensis BER KR2Nördlicher Blaukehlguan (Pipile c. cumanensis) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

214 002 001 004 pipile cumanensis MD wDreier1Nördlicher Blaukehlguan (Pipile c. cumanensis) im Zoo Magdeburg © Wolfgang Dreier, Berlin

214 002 002 001 pipile cumanensis wilhelma PM2Nördlicher Blaukehlguan (Pipile c. cumanensis) in der Wilhelma Stuttgart. Pressefoto Wilhelma

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Stimme auf XENO-CANTO

Schakutingas sind stark ans Baumleben angepasste Vögel aus der Verwandtschaft der Hokkos. Im Vergleich mit Tuberkel- und Helmhokko können sie dazu dienen, darzustellen, wie sich verwandte Arten unterschiedliche ökologische Nischen erschlossen haben. Der Blaukehlguan ist die einzige Art, die in einigermaßen namhafter Anzahl in europäischen Zoos zu sehen ist.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Blaukehlguan erreicht eine Gesamtlänge von 63-69 (61-74) cm, wovon 23-28 cm auf den Schwanz entfallen, und ein Gewicht von etwa 1'200- 1'350 g. Das Gefieder ist schwarz mit grünblauem Glanz. Gesicht, Nacken und Scheitel sind weiß, die Kehle ist blau bzw. bei der neuerdings als eigene Art aufgefassten südlichen Form ebenfalls weiß. Die nackten Gesichtspartien und die Schnabelbasis sind hell blaugrau, die Iris ist rotbraun, die Schnabelspitze schwarz [3; 4; 5].

Verbreitung

Tropisches Südamerika: Bolivien, Brasilien, Ekuador, Französisch Guiana, Guyana, Kolumbien, Paraguay, Peru, Surinam, Venezuela [1].

Lebensraum und Lebensweise

Die Blaukehlguane besiedeln sowohl Regenwälder mit festem Boden (terra firma ) als auch solche, die periodisch überflutet werden, ferner teilweise laubabwerfenden Trockenwälder, Galeriewälder und Cerrado in Höhenlagen von 0 bis über 2'000 m. Im Gegensatz zu anderen Hühnervögeln sind sie wendige Flieger. Bei Gefahr und selten während der Balz geben sie leise, pfeifende Laute von sich. Bevorzugte Nahrung sind Palmnüsse, aber es werden auch Blüten, Feigen, Sämereien, Grünzeug und Schnecken gefressen. Im Freiland wird während der Regenzeit, je nach Region zwischen August und Mai gebrütet, bei uns im Zoo im März/April. Das Nest wird hoch in den Bäumen aus Zweigen, Halmen und Blättern gebaut. Das Gelege besteht aus 2-3 gelblich-weißen, ca. 66 x49 mm großen Eiern, die während 24-28 Tagen bebrütet werden. Zur Brutzeit durchstreifen die Guane paarweise ihr Revier. Außerhalb der Brutzeit hingegen sind sie sehr gesellig und schließen sich auch zu größeren Gruppen zusammen. Die Vögel halten Kontakt durch hohe, klare Pfeiflaute, die ihnen im Englischen den Namen „piping guan“ eingetragen haben [1; 3, 4, 5].

Gefährdung und Schutz

Die Bestände des Blaukehlguans nehmen ab und wegen starker Bejagung und Lebensraumverlusts wird eine weitere Abnahme prognostiziert. In Anbetracht ihrer weiten Verbreitung und der Annahme, dass der Rückgang des Bestands weniger als 25% in drei Generationen beträgt, wird die Art aber nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 nicht als gefährdet eingestuft, die südliche Population als potenziell gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN  / NEAR THREATENED) [1].

Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Schakutingas werden zur Fleischgewinnung bejagt und für den internationalen Tierhandel gefangen [1].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: 1870 erhielt der Londoner Zoo seine ersten Blaukehlguane. Um 1900 war die Art im Berliner Zoo vertreten [5]. Heute wird sie in etwa 30 Zoos gehalten, von denen sich rund ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Mit wenigen Ausnahmen handelt es sich um Vertreter der Nominatform, Für Details siehe Zootierliste.

Wie Schakutingas gehalten werden (Beispiel):

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Hühnervögel.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) sind Hühnervögel ihren sozialen Bedürfnissen entsprechend paarweise, in Gruppen oder außerhalb der Brutzeit einzeln zu halten. Die Volieren müssen für ein Paar eine Mindestfläche 18 m² m, eine Höhe von 2.5 m und einen Schutzraum aufweisen. Für jeden weiteren Adultvogel ist die Fläche um 8 m² zu erweitern

Taxonomie und Nomenklatur

Der Blaukehlguan wurde 1787 von dem österreichischen Arzt und Naturwissenschaftler Nikolaus Joseph Freiherr von JACQUIN als "Crax cumanensis" erstmals wissenschaftlich beschrieben: Der heute gültige Gattungsname Pipile wurde 1856 von Prinz Charles Lucien BONAPARTE eingeführt. Bisweilen wurde die Art auch in der Gattung Aburria plaziert. Traditionell wurden zwei Unterarten anerkannt, die aber in der neuen CHECKLISTE in den Rang von Arten  (Blaukehlguan, Pipile cumanensis und Weißkehlguan, Pipile grayi) erhoben wurden [2; 3].

214 002 001 004 pipile cumanensis laplata PD2Südlicher Blaukehlguan = Weißkehlguan (Pipile cumanensis grayi) im Zoo La Plata © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2016). Pipile cumanensis. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22727323A94946598. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22727323A94946598.en. Downloaded on 04 October 2019.
  2. DEL HOYO, J., COLLAR, N., CHRISTIE, D.A., ELLIOTT, A. & FISHPOOL L.D.C. (2014)
  3. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  4. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  5. RAETHEL, H. S. (1988)

Weiter zu Trut-, Raufuß- und Perlhühner - Übersicht