Alpenschneehuhn

Alpenschneehuhn (Lagopus mutus) im Alpenzoo Innsbruck
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Hühnervögel (GALLIFORMES)
Unterordnung: Fasanenverwandte (PHASIANI)
Familie: Familie: Raufußhühner (Tetraonidae)

D LC 650

Alpenschneehuhn

Lagopus muta • The Rock Ptarmigan • Le lagopède alpin

214 003 006 004 lagopus mutus innsbr PD(1)Alpenschneehuhn (Lagopus mutus) im Alpenzoo Innsbruck © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

214 003 006 004 lagopus mutus mapApproximative Verbreitung des Alpenschneehuhns (Lagopus muta) in Europa

 

 

 

214 003 006 004 lagopus mutus eekholt KR1Alpenschneehuhn (Lagopus muta) im Wildpaark Eekholt © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

214 003 006 004 lagopus mutus innsbruck PD3Alpenschneehuhn (Lagopus mutus) im Alpenzoo Innsbruck © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

214 003 006 004 lagopus mutus innsbruck PD4Alpenschneehuhn (Lagopus mutus) im Alpenzoo Innsbruck © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

214 003 006 004 lagopus mutus innsbruck innsbruck1Alpenschneehahn (Lagopus mutus) im Übergangskleid im Alpenzoo Innsbruck © Alpenzoo

 

 

 

214 003 006 004 lagopus mutus ei wiesbadenEi des Alpenschneehuhns (Lagopus mutus) © Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz.

 

 

214 003 006 004 lagopus mutus strecke chJagdstrecken Schneehuhn Schweiz. Quelle: Bundesamt für Umwelt

 

 

 

214 003 006 004 lagopus mutus stamp isIsländische Briefmarken mit Alpenschneehuhn-Motiv, Sommer- und Winterkleid

 

 

 

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Als europäische Art und wegen seines saisonalen Wechsels der Gefiederfärbung ist das Moorschneehuhn im Prinzip von Interesse für die Zoopädagogik. Es wäre auch ein guter Klimabotschafter. Allerdings wird es nur ganz selten in Zoos, die sich auf alpine Fauna spezialisiert haben, gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Das Alpenschneehuhn erreicht eine Gesamtlänge von etwa 34-36 (33-38) cm, wovon 11-12 cm auf den Schwanz entfallen, eine Flügelspannweite von 54-60 cm und ein Gewicht von etwa 375-515 g bei den Hähnen und 350-470 g bei den Hennen. Der wissenschaftliche Name des Schneehuhns "Lagopus" = Hasenfuß leitet sich von den bis zu den Zehen herab befiederten Beinen ab, die eine Anpassung an das Leben in Eis und Schnee darstellen. Das Schneehuhn ist auch sonst optimal an seinen Lebensraum angepasst, indem es über ein stark isolierendes Federkleid verfügt, das es bestens vor dem harten Klima und den tiefen Temperaturen in ihrem Lebensraum schützt und dessen Färbung sich saisonal an die Umgebung anpasst. Es gibt drei Federwechsel pro Jahr (Brutmauser, Herbstmauser, Wintermauser). Das Gefieder ist im Sommer oberseits gelb- bis schwarzbraun gebändert und marmoriert, Flügel, Bauch, Läufe und Zehen sind weiß. Das Herbstkleid ist teilweise weiß. Das Winterkleid ist mit Ausnahme des schwarzen Zügels bei den Hähnen und der mit weißen Spitzen versehenen schwarzen Schwanzfedern völlig weiß. Über den Augen haben die Vögel unbefiederte, schmale rote "Rosen.  Der Schnabel ist kürzer und stumpfer als beim Moorschneehuhn. Der Schnabel ist schwarz, die Iris dunkelbraun [4; 5; 10; 11; 19].

Verbreitung

Holarktis: Arktische, subarktische Regionen und Gebirge in Europa, Asien und Nordamerika: Andorra, China, Deutschland, Finnland, Frankreich, Grönland, Grossbritannien, Island, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Liechtenstein, Mongolei, Norwegen, Österreich, Russland, Slowenien, Spanien, Spitzbergen und Jan Mayen, Schweden, Schweiz, Tadschikistan, USA [1].

Lebensraum und Lebensweise

Im Alpenraum besiedelt die Unterart Lagopus muta helvetica paarweise Höhenlagen zwischen 2'000 und 3'500 m. Typische Lebensräume sind Zwergstrauchgesellschaften, Alpine Rasen, Schneetälchen, Block- und Karrenfelder. Im Norden kommt es in Hochmooren und hochgelegenen Tundren vor. Zu hohe Temperaturen können zu einem die Verbreitung limitierenden Faktor werden. Bei großer Kälte übernachten die Vögel in Schneehöhlen [7; 10; 15].

Alpenschneehühner ernähren sich von Knospen und Trieben fast aller Alpenkräuter, auch von Blättern, Blüten und Samen, in Skandinavien gerne von Rentierflechten. Küken nehmen anfänglich vor allem tierische Nahrung wie z.B. Ameisenpuppen zu sich. Gebrütet wird von Mitte Mai bis Anfang August. Das Gelege umfasst 6-9 (3-12) cremefarbene bis rotbräunliche, gefleckte Eier von 43 x 30 mm. Es wird vom letzten Ei an während 22-23 (21-26) Tagen von der Henne allein bebrütet. Die Küken sind Nestflüchter. Sie werden anfänglich von beiden Eltern geführt und sind mit 10 Tagen flugfähig. Später trennt sich der Hahn von der Familie und schließt sich anderen Hähnen an, bis er im Frühjahr ein Territorium besetzt. Die Henne und die Jungen bleiben zusammen und bilden mit anderen Familien Wintervölker [4; 6; 7; 10; 11].

Temperaturen von 15-16 ºC sind für Schneehühner suboptimal. Sie suchen daher im Sommer kühle schattige Stellen auf, häufig nach Norden offene Mulden, oder müssen ihren Körper hechelnd kühlen, was mit Energieaufwand verbunden ist. Das Alpenschneehuhn ist somit durch den Klimawandel stark betroffen. Es gehört zu den 33 von 95 in der Schweiz untersuchten Arten, bei denen sich die Brutpopulation zwischen 1999 und 2007 nach oben verschoben oder in höhere Lagen ausgeweitet hat. Dies hängt unmittelbar damit zusammen, dass in Höhenlagen von 1'500-2'300 Metern während dieser Periode die Durchschnittstemperatur um 0.84ºC gestiegen ist [9].

Für den zentralen Alpenraum ist bis 2070 eine Erwärmung um 4°C prognostiziert. Es wäre möglich, dass das Alpenschneehuhn dort zwei Drittel seines Lebensraumes verliert [17].

Gefährdung und Schutz

Das Alpenschneehuhn ist mit einem Weltbestand, der irgendwo zwischen 5 und 25 Millionen erwachsenen Vögeln liegt weltweit nicht gefährdet. In Europa hat allerdings die Population in den letzten Jahren deutlich abgenommen, weshalb sie seit 2015 als potenziell gefährdet, innerhalb der EU sogar als gefährdet gilt (Rote Liste: LEAST CONCERN; NEAR THREATENED) [1].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt. Die Art fällt unter Anhang 3 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume. In der Vogelschutz-Richtlinie der EU sind die Unterarten pyrenaica und helvetica in Anhang I, die übrigen in Anhang II(A) aufgeführt.

Situation in Mitteleuropa:

Gegenwärtig ist in der Schweiz das Alpenschneehuhn nicht gefährdet. Hier brütet mit 12-18'000 Paaren fast die Hälfte des alpinen Bestandes [8]. Frankreich, Deutschland, Italien, Österreich und Slowenien teilen sich in den Rest. Die Art ist jagdbar und wird in vier Kantonen (GR, TI, UR, VS) effektiv bejagt. In den letzten Jahren schwankte die Gesamtstrecke zwischen 458 und 882 Vögeln.

In Österreich steht die Art auch nicht auf der Roten Liste. Sie ist jagdbar, wird jedoch nur in Vorarlberg und Tirol bejagt, wobei die Strecken unbedeutend sind [12; 14].

In Deutschland ist das Alpenschneehuhn als "Art mit geografischer Restriktion" in der Roten Liste aufgeführt. Es ist jagdbar, jedoch ganzjährig geschont.

In Liechtenstein liegt der Bestand bei rund 50 Brutpaaren [18].

In der autonomen Provinz Südtirol ist das Schneehuhn jagdbar. Jährlich werden etwa 350-600 erlegt [2; 16].

Bedeutung für den Menschen

Alpenschneehühner werden laut IUCN als Sport oder zur Fleischgewinnung gejagt und für den internationalen Tierhandel gefangen [1], wobei Letzteres ziemlich irrelevant sein dürfte.

Haltung

Die Welterstzucht gelang zu Beginn der 1980er-Jahre im Alpenzoo Innsbruck bei paarweiser Haltung in einer 24 m² großen und 4 m hohen, zu einem Drittel überdachten Voliere mit 8 m² großer Abtrennvoliere [13].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in nur ganz wenigen Zoos gezeigt, die sich auf alpine Fauna spezialisiert haben. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Hühnervögel.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs sind Hühnervögel ihren sozialen Bedürfnissen entsprechend paarweise, in Gruppen oder außerhalb der Brutzeit einzeln zu halten. Die Volieren müssen für ein Paar kleine Hühner (z.B. Frankoline) eine Mindestfläche von 4 m² und eine Höhe von 2 m mit teilweiser Überdeckung oder Schutzraum aufweisen. Schneehühner fallen zwar größenmäßig in diese Kategorie, aber die vorgegebene Fläche ist für sie sicher nicht adäquat.

Taxonomie und Nomenklatur

Das Alpenschneehuhn wurde 1766 von Lars Jonasson MONTIN, einen schwedischen Arzt und Botaniker, als "Tetrao mutus" erstmals wissenschaftlich beschrieben: Der heute gültige Gattungsname Lagopus war bereits 1760 von dem französischen Zoologen Mathurin Jacques BRISSON eingeführt worden. In seinem weiten Verbreitungsgebiet hat das Alpenschneehuhn etwa 30 Unterarten ausgebildet [4].

Der Gattungsname Lagopus bedeutet "Hasenfuß". Neuerdings wird er als Femininum aufgefasst, und dementsprechend die Artbezeichnung von mutus auf muta geändert [3], was nicht ganz einleuchtet, zumal das griechische Wort für Fuß, "πούς", männlich ist.

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2016). Lagopus muta (errata version published in 2017). The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22679464A113623562. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22679464A89358137.en und BirdLife International 2015. Lagopus muta. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T22679464A59944920. Downloaded on 05 October 2019.
  2. CARMIGNOLA, G. (2007)
  3. DEL HOYO, J., COLLAR, N., CHRISTIE, D.A., ELLIOTT, A. & FISHPOOL L.D.C. (2014)
  4. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  5. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  6. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  7. HÖHN, E. O. (1969)
  8. KNAUS, P., MÜLLER, C., SATTLER, T., SCHMID, H. & STREBEL, N (2019)
  9. MAGGINI, R., A. LEHMANN, M. KÉRY, H. SCHMID, M. BENISTON, L. JENNI & N. ZBINDEN (2010)
  10. MAUMARY, L. , VALLOTTON, L. & KNAUS P. (2007)
  11. PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991)
  12. PLONER, R. (2007)
  13. RAETHEL, H. S. (1988)
  14. REIMOSER, S. & REIMOSER, F. (2006)   
  15. SCHWEIZERISCHE VOGELWARTE
  16. SÜDTIROLER JAGDPORTAL
  17. VISINONI, L., PERNOLLET, C. A. , DESMET J.-F., KORNER-NIEVERGELT, f. & JENNI, l. (2015)
  18. WILLI, G. (1984)
  19. WISSEL, C. von, STEFANI, M. & RAETHEL, H.-S. (1966)