Grosser Brachvogel

Großer Brachvogel (Numenius arquata) im Zoo Dresden
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Wat- und Strandvögel (CHARADRIIFORMES)
Unterordnung: Watvögel, Regenpfeiferverwandte (CHARADRII)
Familie: Schnepfenvögel (Scolopacidae)
Unterfamilie: Wasserläufer (Tringinae)

D NT 650

Großer Brachvogel

Numenius arquata • The Eurasian Curlew • Le courlis cendré

216 010 006 003 numenius arquata augsburg PD1Großer Brachvogel (Numenius arquata) im Zoo Augsburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

216 010 006 003 numenius arquata mapApproximatives Brutvorkommen des Großen Brachvogels (Numenius arquata)

 

216 010 006 003 numenius arquata BER KR1Großer Brachvogel (Numenius arquata) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

216 010 006 003 numenius arquata juv NOH FF1Nestling des Großen Brachvogels (Numenius arquata) im Tierpark Nordhorn © Franz Frieling, Tierpark Nordhorn

 

216 010 006 003 numenius arquata moskau KR1Großer Brachvogel (Numenius arquata) im Zoo Moskau © Klaus Rudloff, Berlin

 

216 010 006 003 numenius arquata ei wiesbadenEi des Großen Brachvogels (Numenius arquata) © Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz.

 

216 010 006 003 numenius arquata gesnerBrachvogel "Arquata Numenius" aus Conrad Gesners Vogelbuch

 

216 numenius arquata belarus aeqGuineaGroßer Brachvogel (Numenius arquata) als Motiv auf Briefmarken. Weißrussland und Aequatorialguinea

 

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Der Große Brachvogel ist global potenziell gefährdet und gilt in Europa als gefährdet. Daher und als größter Vertreter der europäischen Schnepfenvögel ist er von zoopädagogischem Interesse. Er wird aber nicht sehr häufig in europäischen Zoos gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Große Brachvogel ist der größte Schnepfenvogel Europas. Er erreicht eine Gesamtlänge von 50-60 cm, wovon 10-15 cm auf den Schnabel entfallen, eine Spannweite von 80-100 cm und ein Gewicht von etwa 800 (500-1'360) g. Der Schnabel ist extrem lang und gebogen. Das Gefieder ist braun gestreift mit auffällig weißem Hinterrücken und Bürzel [2; 4; 7; 8].

Verbreitung

Europa, Afrika, Asien, Brutareal bis Ostsibirien, Überwinterungsareal von Mauretanien bis Indonesien. Wandert teilweise auch in andere Länder und Kontinente. Die Rote Liste der IUCN führt gegen 160 Länder und Territorien auf, in denen die Art als Brut-, regelmäßiger Zug- oder Gastvogel auftritt. Das Brutgebiet in Europa erstreckt sich von Nord-Norwegen bis in die Schweiz, Österreich und Ungarn, im Osten entlang der Schwarzmeerküste und Teilen der Ägäis. In der Schweiz ist er allerdings als Brutvogel verschwunden, andererseits gewinnt das Land als Überwinterungsgebiet an Bedeutung [1; 2; 6; 7].

Lebensraum und Lebensweise

Der Große Brachvogel Ist ein Kurzstreckenzieher. Er besiedelt Moore, Sümpfe und angrenzendes Wies- und Ackerland. Seine Nahrung besteht aus Würmern, Insektenlarven, kleinen Muscheln und Strandkrabben sowie Schnaken, die er visuell oder mit dem Tastsinn ortet und von der Bodenoberfläche wegschnappt oder aus dem Boden herausstochert.

Das Gelege besteht aus 4 (2-5) 67x47 mm messenden, grünen oder olivfarbenen Eiern mit kleinen Punkten, die während etwa 28 (27-29) Tagen abwechselnd von beiden Eltern bebrütet werden. Die Küken werden während 32-38 Tagen von den Eltern geführt. Sie werden vermutlich mit 2 Jahren geschlechtsreif [2; 4; 7; 8].

Gefährdung und Schutz

Diese weitverbreitete Art ist in vielen Teilen ihres Verbreitungsgebiets noch relativ häufig. Allerdings gibt es in verschiedenen Schlüsselpopulationen Bestandsrückgänge, und global gesehen geht die Gesamtpopulation zurück. Für den Rückgang verantwortlich sind zum größten Teil Lebensraumverluste zugunsten der Land- und Forstwirtschaft, aber auch Verbuschung und Verwaldung von ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen. Der Große Brachvogel wurde deshalb 2008 als potenziell gefährdet eingestuft, die europäische Population seit 2015 gar als gefährdet (Rote Liste: NEAR THREATENED; VULNERABLE) [1].

In Deutschland hat der Brutbestand von 1990-2004 um 15% abgenommen. nach BIRDLIFE INTERNATIONAL gibt es noch 3'700 bis 5'000 Paare und der Bestand wird auf der nationalen Roten Liste als vom Aussterben bedroht aufgeführt. Für Österreich wird die Zahl der Brutpaare mit 140-160 angegeben. In der Schweiz, wo es um 1960 noch 60-80 Brutpaare gab, brüteten im Zeitraum 2013-2016 keine Großen Brachvögel mehr [6; 7].

Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt. Die Art fällt unter Anhang 2 des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten sowie Anhang II(B) der EU-Vogelschutz-Richtlinie.

Zoogestützte Schutzprojekte (Beispiele):

  • Der Zoo Karlsruhe beteiligt sich an einem Auswilderungsprojekt für Kiebitze und Große Brachvögel in der Oberrheinischen Tiefebene. Der Natur entnommene Eier werden im Zoo ausgebrütet und die Jungen aufgezogen, bis sie in eine von der Artenschutzstiftung des Zoos mitfinanzierte, große Auswilderungsvoliere in Rheineu eingesetzt und danach in die Wildbahn entlassen werden können. Damit soll verhindert werden, dass Eier und Jungvögel dem Fuchs oder den immer zahlreicher werdenden Weißstörchen zum Opfer fallen. Im Jahr 2021 wurden sechs Große Brachvögel und 34 Kiebitze ausgewildert [9].
  • Seit 1999 werden in der Auffangstation des Tierparks Nordhorn Eier aus Brachvogel-Gelegen, die an ihren Standorten aufgrund notwendiger landwirtschaftlicher Maßnahmen nicht geschützt werden können, ausgebrütet und die Jungvögel, von 1999 bis 2019 insgesamt 123, im Tierpark aufgezogen und ausgewildert. Die Auswilderungen erfolgen überwiegend im Bereich des Feuchtgebiets Syen-Venn und dem unmittelbar angrenzenden Wiesenvogelgebiet Hestruper Feld. Einige der ausgewilderten Vögel haben sich dort auch fortgepflanzt. Da bisher wenig über die Flugrouten und Überwinterungsplätze sowie weiterer Verhaltensweisen Großer Brachvögel bekannt ist, wurde 2020 ein Besenderungsprojekt für einige Bereiche Niedersachsens initiiert. Die Kosten werden zwischen Land und Landkreisen aufgeteilt. Die Grafschaft Bentheim beteiligte sich 2021 mit 6 Sendern für brütende Alttiere. 2022 besenderte der Tierpark Nordhorn erstmals auf eigene Kosten ausgewilderte Jungvögel.

Bedeutung für den Menschen

Der Große Brachvogel wird gebietsweise als Sport oder zur Fleischgewinnung bejagt [1].

Haltung

Das Höchstalter im Zoo wird mit über 32 Jahren angegeben [5].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund zwei Dutzend Zoos gezeigt, von denen sich über etwa 60% im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Sumpf- und Strandvögel.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für die Haltung von bis zu 8 Vögeln eine Voliere mit einer Grundfläche von 20 m² und einer Höhe von 2 m mit einem 6 m² großen Wasserbecken vor. Für jeden weiteren Adultvogel ist die Grundfläche um 1 m² zu erweitern. Für nicht-winterharte Arten ist ein Schutzraum mit einer Fläche von 0.5 anzubieten.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Große Brachvogel wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Scolopax Arquata" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der heute gültige Gattungsname Numenius wurde 1760 von dem französischen Zoologen Mathurin Jacques BRISSON eingeführt. Es werden 2 oder 3 Unterarten anerkannt [3; 4].

216 010 006 003 numenius arquata nordhorn PD1Großer Brachvogel (Numenius arquata) im Tierpark Nordhorn © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2017). Numenius arquata. The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T22693190A117917038. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2017-3.RLTS.T22693190A117917038.en . Downloaded on 11 September 2019.
  2. COLSTON, P. & BURTON, P. (1989)
  3. DEL HOYO, J., COLLAR, N., CHRISTIE, D.A., ELLIOTT, A. & FISHPOOL L.D.C. (2014)
  4. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  5. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  6. KNAUS, P., MÜLLER, C., SATTLER, T., SCHMID, H. & STREBEL, N (2019)
  7. MAUMARY, L., VALLOTTON, L. & KNAUS P. (2007)
  8. PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991)
  9. BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN vom 11. Juni 2021
  10. TIERPARK NORDHORN