Uferschnepfe

Uferschnepfe (Limosa limosa) im Zoo Augsburg
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Wat- und Strandvögel (CHARADRIIFORMES)
Unterordnung: Watvögel, Regenpfeiferverwandte (CHARADRII)
Familie: Schnepfenvögel (Scolopacidae)
Unterfamilie: Wasserläufer (Tringinae)

D NT 650

Uferschnepfe

Limosa limosa • The Bar-tailed godwit • La barge rousse

216 010 005 005 limosa limosa augsbg PD2Uferschnepfe (Limosa limosa) im Zoo Augsburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

216 010 005 005 limosa limosa mapApproximative Verbreitung der Uferschnepfe (Limosa limosa). Dunkelblau: Ganzjahres- und Brutverbreitung; gelb: Überwinterungsgebiete

 

 

216 010 005 005 limosa limosa augsbg PD3Uferschnepfe (Limosa limosa) im Zoo Augsburg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

216 010 005 005 limosa limosa ruinen KR1Uferschnepfe (Limosa limosa) im Vogelpark Ruinen NL © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

216 010 005 005 limosa limosa schmiding KR1Uferschnepfe (Limosa limosa) im Zoo Schmiding © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

216 010 005 005 limosa limosa walsrode jSchmidtUferschnepfe (Limosa limosa) im Weltvogelpark Waldrode © Jirka Schmist, Riesa

 

 

216 010 005 005 limosa limosa schmiding KR2Uferschnepfe (Limosa limosa) im Zoo Schmiding © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

216 010 005 005 limosa limosa ei mus toulouse CCEi der Uferschnepfe (Limosa limosa) © Muséum de Toulouse. Übernommen unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international“

 

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Die Uferschnepfe hat eine weite Verbreitung mit Schwerpunkt in der westlichen und zentralen Paläarktis.  Sie gilt sowohl global als auch im europäischen Raum als potenziell gefährdet. In der Roten Liste Deutschlands ist sie als vom Aussterben bedroht aufgeführt, in derjenigen von Österreich als stark gefährdet. Daher ist sie potenziell von zoopädagogischem Interesse. Sie wird aber nur selten in europäischen Zoos gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Uferschnepfe ist ein großer Watvogel, der eine Gesamtlänge von 40 (36-44) cm, eine Spannweite von 70-82 cm und ein Gewicht von etwa 160-440 g bei den Männchen und 240-500 g bei den Weibchen erreicht. Auffällig sind der sehr lange, fast gerade, im Sommer zur Hälfte orange Schnabel und die langen, dunkelgrauen Beine, die ausgestreckt den Schwanz überragen. Das Prachtgefieder ist oberseits überwiegend orange- bis rostbraun, Bauch und Flanken sind heller bis weißlich mit individuell variabler dunkler Bänderung, wobei die Weibchen blasser sind. Flügel mit weißen Binden und Schwanz weiß mit breitem schwarzem Saum. Im Ruhekleid ist das Gefieder oberseits hell graubraun, unterseits weißlich [1; 5; 6; 8].

Verbreitung

Brutvogel in Europa und Asien: Armenien, Belgien, Bosnien und Herzegowina, Dänemark, Deutschland, Estland, Färöer, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Island, Italien, Lettland, Litauen, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, Slowakei, Spanien, Tschechien, Ukraine, Ungarn, Weißrussland; China, Kasachstan, Mongolei. Überwinterungsgebiete im südlichen Europa, in Afrika, Süd- und Südostasien, Neuguinea und Australien [1; 2; 3; 5].

Lebensraum und Lebensweise

Die Uferschnepfe ist ein Mittel- oder Langstreckenzieher, wobei die mitteleuropäischen Vögel hauptsächlich nach Westafrika fliegen. Sie besiedelt offene Feuchtwiesen und -weiden, Flachmoore und Sümpfe sowie auch angrenzende Trockenwiesen. Außerhalb der Brutzeit sucht sie auch Schlammbänke im Inland und an der Küste auf. Ihre Nahrung besteht aus Würmern, Insekten und anderem Kleingetier, das sie aus dem Boden herausstochert. Hauptsächlich im Winter nimmt sie auch pflanzliche Nahrung zu sich. Brutzeit ist von Ende April bis Juni. Das gepolsterte Nest befindet sich gut versteckt im hohen Gras. Das Gelege besteht aus 4 (3-5) 55x38 mm messenden, hellgrünen bis olivbraunen Eiern mit dunkeln Flecken, die während etwa 22-24 Tagen abwechselnd von beiden Eltern bebrütet werden. Die Küken sind Nestflüchter, die im Alter von 4-6 Wochen selbständig werden. Sie werden mit einem Jahr, bisweilen später geschlechtsreif [1; 5; 6; 7; 8].

Gefährdung und Schutz

Diese weitverbreitete Art hat einen Brutbestand von ca. 300-400'000 Paaren. Gebietsweise hat dieser aber stark abgenommen und insgesamt ist der Bestandstrend rückläufig. Seit 2006 wird sie daher als potenziell gefährdet (Rote Liste: NEAR THREATENED) eingestuft. Dies wurde letztmals 2016 und 2020 für die globalen bzw. die europäischen Populationen bestätigt [2; 3].

Im 19. Jahrhundert war die Uferschnepfe im Ost- und Nordseeraum ausgesprochen häufig, wie NAUMANN, zitiert von BREHM festhielt: "Myriaden streichen an der Westküste Schleswigs und Jütlands in wolkenähnlichen Zügen von den Watten auf die Wiesen und Viehweiden und auf jene zurück, wie ihnen Ebbe und Flut gebieten; wo sich eine solche Schar lagert, bedeckt sie buchstäblich den Strand in einer langen Strecke oder überzieht, wo sie ruhig auf den Watten ihrer Nahrung nachgeht und weniger dicht beisammen ist, eine fast nicht zu übersehende Fläche."

Dies ist heute nicht mehr der Fall. Für Deutschland werden noch 3'600-3'800 Brutpaare angegeben, und der Bestand wird auf der nationalen Roten Liste als vom Aussterben bedroht aufgeführt. Die Zahl der Brutpaare in Österreich liegt bei 40-60; die Art gilt seit 2017 als stark gefährdet. In der Schweiz ist die Uferschnepfe ein Durchzügler, wobei die Rastbestände in den 1980er und 90er Jahren erheblich zurückgegangen sind [3; 4; 7; 9; 10].

Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt. Die Art fällt unter Anhang 2 des Berner Übereinkommens über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten sowie Anhang II(B) der EU-Vogelschutz-Richtlinie.

Bedeutung für den Menschen

Die Uferschnepfe wird gebietsweise zur Gewinnung von Fleisch und als Sport (Beizjagd) bejagt und soll laut IUCN für den internationalen Tierhandel gefangen werden, was allerdings ziemlich irrelevant sein dürfte [2; 3].

Haltung

Haltung

Die Haltung erfolgt in manchen Zoos in großen, bisweilen für das Publikum begehbaren Volieren in Gesellschaft mit anderen Limikolen, Enten, Stelzvögeln, Racken, Wiedehopfen, Singvögeln etc., so z. B. in Augsburg oder ehemals in Walsrode und Rotterdam. Das Höchstalter im Zoo wird mit 17 Jahren angegeben [6].

Haltung in europäischen Zoos: Die Zahl der Haltungen hat in den letzten Jahren etwas abgenommen. Gegenwärtig (2024) wird die Art in noch etwa 10 Zoos gezeigt, davon einer in Österreich. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Mindestnormen für Gehege für Sumpf- und Strandvögel.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für die Haltung von bis zu 8 Vögeln eine Voliere mit einer Grundfläche von 20 m² und einer Höhe von 2 m mit einem 6 m² großen Wasserbecken vor. Für jeden weiteren Adultvogel ist die Grundfläche um 1 m² zu erweitern. Für nicht-winterharte Arten ist ein Schutzraum mit einer Fläche von 0.5 anzubieten.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Uferschnepfe wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Scolopax Limosa" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der heue gültige Gattungsname Limosa wurde 1760 von dem französischen Zoologen Mathurin Jacques BRISSON eingeführt.

Es werden 3 Unterarten anerkannt: die Nominatform in Europa und Russland bis zum Jenissej, L. l. islandica auf Island, den Färöern, Shetland und den Lofoten sowie L. l. melanuroides in Zentral- und Ostasien [5].

Literatur und Internetquellen

  1. BEZZEL, E. (1985)
  2. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2017). Limosa limosa (amended version of 2016 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T22693150A111611637. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2017-1.RLTS.T22693150A111611637.en. Accessed on 03 August 2022.
  3. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2021). Limosa limosa. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T22693150A166244428. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-3.RLTS.T22693150A166244428.en. Accessed on 03 August 2022.
  4. BREHM, A. E. (1882-1887)
  5. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  6. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  7. MAUMARY, L., VALLOTTON, L. & KNAUS P. (2007)
  8. PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991)
  9. ROTE LISTE DEUTSCHLAND (2021)
  10. ROTE LISTE ÖSTERREICH (2017)