Nördlicher Hornrabe

Nördlicher Hornrabe (Bucorvus abyssinicus) im ZOOM Gelsenkirchen
© ZOOM Gelsenkirchen

Ordnung: Rackenvögel (CORACIIFORMES)
Unterordnung Hopfe und Nashornvögel (BUCEROTES)
Familie: Nashornvögel (Bucerotidae)
Unterfamilie: Hornraben (Bucorvinae)

D VU 650

EEPNördlicher Hornrabe

Bucorvus abyssinicus • The Northern Ground-hornbill • Le grand calao, ou bucorve d'Abyssinie

225 010 006 002 bucorvus abyssinicus muenchenNördlicher Hornrabe (Bucorvus abyssinicus) im Tierpark Hellabrunn, München © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

225 010 006 002 bucorvus abyssinicus mapApproximative Verbreitung des Nördlichen Hornraben (Bucorvus abyssinicus)

225 010 006 002 bucorvus abyssinicus walsrode jSchmidtNördlicher Hornrabe (Bucorvus abyssinicus) im Welt-Vogelaprk Walsrode ©Jirka Schmidt, Riesa

225 010 001 002 bucorvus abyssinicus maubeuge PD1Nördlicher Hornrabe (Bucorvus abyssinicus) im Zoo Maubeuge © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

225 010 006 002 bucorvus abyssinicus villars PD1Nördlicher Hornrabe (Bucorvus abyssinicus), Demonstration des Beutefangverhaltens im Parxc des Oiseaux, Villars-les-Dombes © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

225 010 006 002 bucorvus abyssinicus stuttgart presseNördlicher Hornrabe (Bucorvus abyssinicus) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma (Pressefoto)

225 010 001 002 bucorvus abyssinicus wilhelma KR1Nördlicher Hornrabe (Bucorvus abyssinicus) in der Wilhelma Stuttgart © Klaus Rudloff, Berln

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Stimme auf XENO-CANTO

Nördliche Hornraben sind truthahngroße Charaktervögel afrikanischer Kurzgrassteppen und Savannen, die mittlerweile in ihrer Heimat gefährdet sind und sich durch ihre Größe und ihre auffällig blau oder rot gefärbten Hals- und Gesichtspartien bestens als Botschafter für Natur- und Artenschutz in ihrem Ursprungsgebiet eignen. Als bodenlebende Art können mit zulässigen Methoden flugunfähig gemachte Vögel auf Afrika-Anlagen mit Huftieren vergesellschaftet werden.

Körperbau und Körperfunktionen

Beide Hornraben-Arten erreichen eine Gesamtlänge von 90-100(-110) cm. Beim Nördlichen oder Sudan-Hornraben werden die Hähne etwa 4 kg schwer. Seine unbefiederte Gesichtshaut ist blau, der ebenfalls unbefiederte, aufblasbare Kehlsack beim Hahn blau und rot, bei der Henne blau. Der Schnabel ist schwarz mit einem gelben bis orangefarbenen Fleck an der Basis des Oberschnabels [2; 3].

Verbreitung

Afrika südlich der Sahara bis Uganda und DR Kongo: Äthiopien, Benin, Burkina Faso, DR Kongo, Elfenbeinküste, Eritrea, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kamerun, Kenia, Mali, Mauretanien, Niger, Nigeria, Senegal, Sierra Leone, Somalia, Sudan, Südsudan, Togo, Tschad, Uganda, Zentralafrikanische Republik [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Nördliche Hornrabe besiedelt Savannen, Kurzgrassteppen und halbwüstenartige Gebiete mit spärlichem Bewuchs nördlich des Äquators bis in über 3'000 m Höhe. Seine Nahrung besteht aus Wirbellosen und kleineren Wirbeltieren wie Schildkröten oder Echsen, ferner frisst er Aas, Früchte, Samen und Erdnüsse. Zur Futtersuche, die am Boden stattfindet, geht er einzeln oder paarweise, selten in Gruppen. Gebrütet wird in Baumhöhlen, vorzugsweise von Baobabs (Adansonia digitata), seltener in Felshöhlen. Das Gelege besteht aus 1-2 Eiern, die 37-41 Tage bebrütet werden. Die Jungen werden mit etwa 90 Tagen flügge. Das Weibchen bleibt im Nest bis die Jungvögel 3-5 Wochen alt sind [2; 3].

Gefährdung und Schutz

Der Nördliche Hornrabe hat eine weite Verbreitung. Die Größe der Gesamtpopulation ist unbekannt, aber die Bestandsdichte ist gering, der Trend offensichtlich abnehmend, und die Art ist schon aus vielen Gebieten verschwunden. Sie wurde deshalb 2018 als gefährdet eingestuft (Rote Liste: VULNERABLE) [1].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Gebietsweise setzen sich Jäger den abgetrennten Kopf des Nördlichen Hornraben auf, um sich zu tarnen und sich so besser an Beutetiere anschleichen zu können. Andernorts werden die Hornraben als Unheilbringer verscheucht. Die Art findet sich gelegentlich im internationalen Tierhandel [1; 2].

Haltung

In ihrer Flugfähigkeit eingeschränkte Nördliche Hornraben werden oder wurden in manchen Zoos auf Freianlagen mit Zebras, Giraffen, Antilopen sowie anderen größeren Vögeln vergesellschaftet, so z.B. in Gelsenkirchen, Hamburg, München oder Stuttgart. Nördliche Hornraben können im Zoo über 40 Jahre alt werden [3].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in über 40 Zoos gezeigt, von denen sich etwa ein Sechstel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Es gab ein Europäisches Zuchtbuch (ESB), das 2021 in ein Erhaltungszuchtprogramm (EEP) umgwandelt wurde. Dieses wird vom Zoo Montpellier koordiniert. Das Programm umfasste (Stand 2019) 69 Vögel in 35 EAZA-Institutionen, davon waren 64 Nachzuchten [4].

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine Mindestanforderungen an Gehege für Nashornvögel. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) verlangt für ein Paar "großer" Nashornvögel eine Voliere mit einer Grundfläche von 20 m² und einem Volumen von 60 m³ mit Badelegenheit. An Hornraben hat man in diesem Zusammenhang wohl nicht gedacht. Diese dürfen im Zoo auch flugunfähig gemacht und in Freianlagen gehalten werden. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) schreibt für ein Paar eine Außenvoliere von 20 m² / 60 m³ und eine Innenvoliere von 8 m² / 20 m³ vor.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Nördliche Hornrabe wurde 1783 von dem niederländischen Arzt und Naturforscher Pieter BODDAERT als "Buceros abyssinicus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Bucorvus wurde 1830 von dem französischen Arzt und Naturforscher René Primevère LESSON eingeführt. Es gibt keine Unterarten [2].

225 010 006 002 bucorvus abyssinicus villars PD2Nördlicher Hornrabe <em>Bucorvus abyssinicus</em>) Nahrung auffangend im Parc des Oiseuax, Villars-les-Dombes© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2018). Bucorvus abyssinicus. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T22682632A132204438. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T22682632A132204438.en . Downloaded on 22 July 2019.
  2. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  3. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  4. BROUWER, K. et al. (2020)