Nashornpelikan (Pelecanus erythrorhynchos) im Tierpark Berlin
© Martin Kaiser, TP Berlin
Ordnung: Ruderfüsser (Pelecaniformes)
Familie: Pelikane (Pelecanidae)
Nashornpelikan
Pelecanus erythrorhynchos • The American White Pelican • Le pélican d'Amérique
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Wie die meisten nicht-europäischen Pelikane wird der in seiner nord- und mittelamerikanischen Heimat nicht gefährdete Nashornpelikan in unseren Zoos nicht häufig gezeigt, weil diese die beiden in Europa vorkommenden Arten bevorzugen. Körperbau und KörperfunktionenDer Nashornpelikan erreicht eine Gesamtlänge von 127-178 cm, wovon bei den Männchen 32-37 cm, bei den kleineren Weibchen 27-32 cm auf den Schnabel fallen, eine Flügelspannweite von 244-299 cm und ein Gewicht von 5-8.5 kg. Während der Brutzeit trägt er auf dem dann orangefarbenenOberschnabel einen scheibenartigen Fortsatz, das namengebende "Nashorn", das im Sommer wieder abfällt. Die Iris und die nackte Gesichtshaut ums Auge sind gelb, der Kehlsack ist gelb oder orange, die Füße sind gelblich-orange. Mit Ausnahme der schwarzen Arm- und Handschwingen, die nur bei ausgebreiteten Flügeln sichtbar sind, ist das Gefieder ist weiß, zur Brutzeit an Brust und Flügeldecken mit gelben Flecken [2; 4; 5]. VerbreitungNord- und Mittelamerika: Bahamas, Cayman Islands, Costa Rica, Dominikanische Republik, El Salvador, Guatemala, Haiti, Kanada, Kuba, Mexiko, Nikaragua, Puerto Rico, Turks- und Caicos-Inseln, USA. Nicht brütend in weiteren Ländern / Inseln der Region. Brutvorkommen in Honduras ungewiss [1]. Lebensraum und LebensweiseNashornpelikane sind koloniebildende Bodenbrüter an großen Seen und Meeresküsten. Sie ernähren sich fast ausschließlich von Fischen überwiegend solchen von geringem kommerziellem Wert, nehmen aber auch Krebse (Astacus) und Salamander (Ambystoma) zu sich. Genistet wird in Kolonien von wenigen bis 5'000 Paaren, vorzugsweise auf Inseln. Die Brutzeit beginnt Anfang April und endet Anfang Juni. Das Gelege besteht aus 2 Eiern, die während 28-31 Tagen abwechselnd von beiden Eltern ausgebrütet werden. Mit 3-4 Wochen schließen sich die Küken zu Kindergärten zusammen. Mit etwa 60 Tagen werden sie flügge [2; 3]. Gefährdung und SchutzDie Bestände des Nashornpelikan sind in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert stark zurückgegangen. Dies vor allem wegen Lebensraumverlusten, Jagd und Abschüssen, da er von der Fischindustrie als Konkurrent wahrgenommen wird. Die Abschüsse sind aber zurückgegangen und die Bestände nehmen derzeit eher wieder zu. Deshalb wird die Art nicht als gefährdet gelistet (Rote Liste: LEAST CONCERN). Trotzdem sind die Bestände immer noch von Störungen betroffen [1]. Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt. Bedeutung für den MenschenNashornpelikane werden gebietsweise zur Gewinnung von Fleisch gejagt oder für den internationalen Tierhandel gefangen bzw. ausgehorstet [1]. HaltungBei der Gemeinscjaftshaltung von Pelikanen besteht die Gefahr, dass es zu Mischlingsbruten kommt. Bekannt sind z.B. Bastarde zwischen Nashorn- und Braunpelikan [4]. Pelikane gehören zu den Vögeln, die nach Ansicht von Tierschutzsachverständigen der Zoos durch eine geeignete Methode (Federstutzen, Extirpation einiger Federpapillen) flugunfähig gemacht und in einer großzügigen Freianlage gehalten werden können, anstatt theoretisch flugfähig, aber in einer durchschnittlich dimensionierten Voliere, in der sie effektiv nicht fliegen können [3]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird nur sehr wenigen Zoos gehalten, die sich fast alle im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Die europäische Erstzucht glückte im Jahr 1964 dem Zoo Berlin, 50 Jahre nach dem ersten Zuchterfolg in einem amerikanischen Zoo. Erst 2012 kam es zum zweiten Zuchterfolg in Europa, diesmal im Tierpark Berlin. Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Pelikane. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) schreibt vor, dass Pelikane in Gruppen von mindestens 4 Tieren zu halten sind. Arten der Subtropen und Tropen müssen während der Frostperioden in beheizten Innengehegen mit Badegelegenheit gehalten werden. Pelikane der gemäßigten Breiten dürfen ganzjährig auf den Außenanlagen gehalten werden, wobei dafür zu sorgen ist, dass die Wasserflächen auch bei Temperaturen unter 0°C nicht zufrieren. Für bis zu 6 Pelikane ist ein Außengehege mit einer Landfläche von 60 m² und einem Bassin von 50 m² Fläche und 1 m Tiefe vorgeschrieben, für jedes weitere Tier 10 m² Landfläche mehr. Die Innenanlage muss eine Mindestfläche von 20 m² und für jedes weitere Tier 3 m² zusätzlich aufweisen. Nach Schweizerischer Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) ist für bis zu 4 Pelikane ein Außengehege mit einer Landfläche von 60 m² und einem Bassin von 50 m² Fläche und 0.75 m Tiefe erforderlich. Für jeden weiteren Adultvogel ist die Landfläche um 10, die Wasserfläche um 5 m² zu erweitern. Ein Innengehege mit Badegelegenheit und einer Mindestfläche von 3 m² pro Vogel muss an die Außenanlage anschließen. Die Vorgängerverordnung hatte bei der Landfläche nur 40 m² vorgeschrieben. Die Erhöhung erfolgte ohne Anlass und ohne Angabe von Gründen. Taxonomie und NomenklaturDer Nashornpelikan wurde 1789 vom Göttinger Professor Johann Friedrich GMELIN in der von ihm bearbeiteten 13. Auflage von LINNÉS "Systema Naturae" unter seinem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die Art ist monotypisch [1]. Das Artepitheton "erythrorhynchus" leitet sich ab von den altgriechischen Bezeichnungen für rot/ rötlich (ἐρυθρός) und für Schnabel / Schnauze (ρύγχος). |
Literatur und Internetquellen
- BIRDLIFE INTERNATIONAL (2016). Pelecanus erythrorhynchos. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22697611A93624242. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22697611A93624242.en. Downloaded on 27 December 2019.
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
- DOLLINGER, P., PAGEL, T., BAUMGARTNER, K., ENCKE, D. ENGEL, H. & FILZ, A. (2014)
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)