Schwarzzügelibis

Schwarzzügelibis (Theristicus melanopis) im Parque Zoológico Buin, Chile
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Stelzvögel (CICONIIFORMES)
Familie: Ibisse und Löffler (Threskiornithidae)
Unterfamilie: Ibisse (Threskiornithinae)

D LC 650

Schwarzzügel- oder Brillenibis

Theristicus melanopis • The Black-faced Ibis • L'ibis à face noire

211 005 016 003 theristicus melanopis villars PD1Schwarzzügelibisse (Theristicus melanopis) im Parc ornithologique Villars-les-Dombes © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

211 005 016.003 theristicus melanopis mapApproximative Verbreitung des Schwarzzügelibis (Theristicus melanopis). Dunkelblau: Ganzjahres- und Brutgebiete; gelb: Winterquartiere

211 005 016 003 theristicus melanopis villars PD3Schwarzzügelibis (Theristicus melanopis) im Parc ornithologique Villars-les-Dombes © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

211 005 016 003 theristicus melanopis buin PD1Schwarzzügelibis (Theristicus melanopis) im Parque Zoológico Buin, Chile © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

211 005 016.003 theristicus melanopis bojnice KR1Schwarzzügelibis (Theristicus melanopis) im Zoo Bojnice © Klaus Rudloff, Berlin

211 005 016.003 theristicus melanopis BER KR1Schwarzzügelibis (Theristicus melanopis) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

211 005 016 003 theristicus melanopis prag wDreier1Schwarzzügelibis (Theristicus melanopis) im Zoo Prag © Wolfgang Dreier, Berlin

 

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Der Schwarzzügelibis ist eine nicht gefährdete Ibisart aus der gemäßigten Klimazone Südamerikas. Er ist in nicht sehr vielen europäischen Zoos anzutreffen, auch wenn er die am häufigsten gehaltene Art seiner Gattung ist.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Schwarzzügelibis erreicht eine Gesamtlänge von 71-76 cm. Die nackte Haut von der Basis des dunkelgrauen Schnabels bis hinter das Auge ist schwarz (daher der Name Schwarzzügelibis). Die Kehle weist einen schwarzen Fleck auf. Das Gefieder von Kopf, Hals und Brust zeigt unterschiedliche Brauntöne, quer über die Brust verläuft ein schmales graues Band. Die Flügel sind grau und, anders als beim sehr ähnlichen Weißhalsibis (Th. caudatus), ohne weiße Hand- und Armschwingen. Bauch und Schwanz sind schwarz [3; 4].

Verbreitung

Südamerika: Süd-Argentinien, Süd- und Zentral-Chile sowie eine isolierte Population in Peru [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Schwarzzügelibis wird meist in Gewässernähe angetroffen, auch auf Agrarland. Er brütet auf Felsen, im Röhricht, aber auch im Wald. Die Höhenverbreitung reicht von Tiefland bis in die Puna auf eine Höhe von 5'000 m. Die Vögel gehen allein, paarweise oder in kleinen Gruppen auf Nahrungssuche und schließen sich nur im Winter zu größeren Verbänden zusammen. Ihre Nahrung besteht aus Insekten und deren Larven, Würmern, Miesmuscheln (Mytilus) und wohl auch anderen Wirbellosen, Frosch- und Schwanzlurchen und gelegentlich auch Kleinnagern. Gebrütet wird oft in gemischten Kolonie gemeinsam mit Nachtreihern und Kormoranen, seltener einzelpaarweise. Das Gelege besteht aus 2-3 Eiern, die vom ersten Ei an während etwa 28 Tagen bebrütet werden [3; 4].

Gefährdung und Schutz

Der Schwarzzügelibis hat eine außerordentlich weite Verbreitung und einen sehr großen, stabilen Bestand. Aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 wurde er daher als nicht-gefährdet eingestuft [1].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Keine Angaben [1].

Haltung

Der Schwarzzügelibis wird in der Regel gruppenweise und mit anderen Vogelarten (bisweilen auch  Flamingos) vergesellschaftet in großen, oft für das Publikum begehbaren Volieren gehalten. Das Höchstalter wird mit 34 Jahren angegeben [4].

Haltung in europäischen Zoos: Die Zahl der Haltungen nimmt zu, Gegenwärtig (2024) Art wird in rund 35 Zoos gezeigt, darunter ein paar  im deutschsprachigen Raum. Der Bestand in EAZA Zoos wurde 2021 mit 134 Vögeln in 18 Institutionen angegeben, davon 51 in Doué-la-Fontaine [5]. Für Details siehe Zootierliste.

Wie Schwarzzügelibisse gehalten werden (Beispiel):

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Ibisse.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 12 Ibisse eine Voliere mit 40 m² Fläche und 160 m³ Volumen mit Wasserbecken und Aufbaummöglichkeiten vor. Für jeden weiteren adulten Vogel ist die Fläche um 2 m² zu vergrößern. Für nicht winterharte Vögel muss ein Innenraum mit einer Grundfläche von 0.5 m² pro Vogel vorhanden sein. Die Vorgängerverordnung hatte für 6 Vögel eine Voliere von 20 m²/50 m³ und für jeden weiteren adulten Vogel 2 m² mehr gefordert. Die Erhöhung der Anforderungen erfolgte ohne Anlass und ohne Angabe von Gründen.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 20244) sind Ibisse in Gruppen zu halten. Für bis zu 6 Ibisse muss die Außenvoliere eine Fläche von 20 m² bei einer Mindesthöhe von 3 m haben, für jeden weiteren Vogel 1 m² mehr; Die Voliere muss über ein Wasserbecken und Aufbaummöglichkeiten verfügen. Die Vögel sind warm zu überwintern. Die Innenanlage muss eine Fläche von 10 m² und für jedes weitere Tier 0,5 m² zusätzlich sowie eine Mindesttemperatur von 10°C aufweisen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Schwarzzügelibis wurde 1789 vom Göttinger Professor Johann Friedrich GMELIN in der von ihm bearbeiteten 13. Auflage von LINNÉS "Systema Naturae" als "Tantalus melanopis" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Theristicus wurde 1832 von dem an der Ludwig-Maximilians-Universität in München tätigen Zoologen Johann Georg WAGLER eingeführt. Nebst der Nominatform gibt es den in europäischen Zoos nicht gehaltenen Andenibis (T.  m.  branickii), der neuerdings als eigene Art geführt wird [2; 3].

211 005 016 003 theristicus melanopis villars PD2Schwarzzügelibis (Theristicus melanopis) im Parc ornithologique, Villars-les-Dombes © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2017). Theristicus melanopis (amended version of 2016 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T22734000A112402190. http://www.iucnredlist.org/details/22734000/0. Downloaded on 10 December 2019.
  2. DEL HOYO, J., COLLAR, N., CHRISTIE, D.A., ELLIOTT, A. & FISHPOOL L.D.C. (2014)
  3. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. & SARGATAL, J., eds. (1999)
  4. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  5. KING, C. & BRAČKO, A. (2021). Ciconiiformes and Phoenicopteriformes TAG. PPT 21.05.2021