Milchstorch

Milchstorch (Mycteria cinerea) im Vogelpark Kuala Lumpur
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Stelzvögel (Ciconiiformes)
Familie: Störche (Ciconiidae)
Tribus: Nimmersatte (Mycterini)

D EN 650

Milchstorch, Malaien-Nimmersatt

Mycteria cinerea • The Milky Stork • Le tantale blanc

211 004 006 003 Mycteria cinerea KL BirdPk PD2Milchstorch (Mycteria cinerea) im Vogelpark Kuala Lumpur © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

211 004 006 003 Mycteria cinerea mapApproximative Verbreitung des Milchstorchs (Mycteria cinerea). Dunkelblau: Brutgebiete; mittelblau: nicht brütend

 

 

 

211 004 006 003 Mycteria cinerea negara PD1Milchstorch (Mycteria cinerea) im Zoo Negara, Kuala Lumpur © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

211 004 006 003 Mycteria cinerea negara PD2Milchstorch (Mycteria cinerea) im Zoo Negara, Kuala Lumpur © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

211 004 006 003 Mycteria cinerea zlin KR1Milchstorch (Mycteria cinerea) im Zoo Zlín-Lešná © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

211 004 006 003 Mycteria cinerea KL BirdPk PD1Milchstorch (Mycteria cinerea) im Vogelpark Kuala Lumpur © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Der Milchstorch ist ein stark gefährdeter Nimmersatt aus Südostasien. In seinem Ursprungsgebiet beteiligen sich Zoos an Wiederansiedlungsprojekten. In europäischen Zoos ist er nur selten zu sehen, im Gegensatz zum Afrikanischen Nimmersatt, für den es ein Europäisches Zuchtbuch gibt.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Milchstorch erreicht, gleich wie der Afrikanische Nimmersatt eine Gesamtlänge von 95-105 cm, eine Flügelspannweite von etwa 150 cm und ein Gewicht von rund 2.5 kg. Er hat ein unbefiedertes leuchtend rotes Gesicht, aus dem der gelbe, leicht nach unten gekrümmte Schnabel herausragt. Die Beine sind fleischfarben. Das Gefieder ist weiß, bis auf die schwarzen Handschwingen und Schwanzfedern. Im Gegensatz zum Buntstorch (Mycteria leucocephala) hat er kein schwarzes Brustband [4].

Verbreitung

Südostasien: Indonesien (Sumatra, Java, Bali, Sumbawa, Sulawesi, Buton), Kambodscha, Malaysia, Singapur. Gastvögel in Thailand und Vietnam [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Milchstorch besiedelt vorab Küstengebiete mit Mangrovenbeständen und anschließenden, wenig salzhaltigen Sümpfen. Er kommt aber auch in Sumpfwäldern und bis zu 50 km weiter im Inland bis auf eine Höhe von 1'000 m vor. Seine Nahrung, hauptsächlich Schlammspringer und andere Fische, Frösche, Schlangen, Krabben und Garnelen, sucht er in der Gezeitenzone, in Salzseen, Süßwassersümpfen, Fischteichen und Reisfeldern. Zum Nisten benötigt er hohe Bäume. Er brütet in Kolonien. Die Gelege bestehen aus 1-4 Eiern [2; 4].

Gefährdung und Schutz

Der Milchstorch galt bereits seit 1988 als gefährdet. Da in jüngerer Zeit die Bestände namentlich auf Sumatra als Folge von hohem Jagddruck, Störung durch menschliche Aktivitäten und Entwicklung der Küstenregionen massiv abgenommen haben, wurde er 2013 als stark gefährdet (Rote Liste: ENDANGERED) eingestuft. 2016 wurde der Gesamtbestand an Brutpaaren auf nur noch 750 geschätzt und die Einstufung als stark gefährdet wurde bestätigt [2].

Eine neue Gefährdung besteht, darin, dass in Singapur und im Süden Malaysias Milchstörche zusammen mit Buntstörchen (Mycteria leucocephala) gehalten wurden und Mischlinge produziert hatten, von denen einige wenige in die Wildbahn gelangten. Heute bilden diese Hybriden einen bedeutenden und festen Bestandteil der Brutpopulationen von Singapur und dem malaysischen Bundesstaat Johor [1].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt.

Zoogestützte Artenschutzprojekte:

  • Von 1998 wurde unter Beteiligung des Malaysischen Nationalzoos (Zoo Negara) erfolglos versucht, den Milchstorch im Kuala Selangor-Naturpark wiederanzusiedeln. Von 2007-2014 erfolgte eine Wiederansiedlung im Kuala Gula-Vogelschutzgebiet mit 50 Nachzuchtvögeln aus dem Zoo Negara [7; 8].

Bedeutung für den Menschen

Gebietsweise werden Milchstörche zur Fleischgewinnung oder für die Haltung ausgehorstet oder bejagt [2]. Von 1977-2020 registrierten die Ursprungsländer keine Exporte von Wildfängen. Im selben Zeitraum wurden weltweit 25 Nachzuchtvögel bei der Ausfuhr erfasst [3].

Haltung

Das publizierte Höchstalter beträgt 12.4 Jahre. Das effektive Höchstalter dürfte mehr als doppelt so hoch sein. Beim verwandten Buntstorch (Mycteria leucocephala) liegt es bei gut 28 Jahren [6; 9].

Milchstörche gehören zu den Vögeln, die nach Ansicht von Tierschutzsachverständigen der Zoos durch eine geeignete Methode (Federstutzen, Extirpation einiger Federpapillen) flugunfähig gemacht und gemeinsam mit Säugetieren und anderen Vogelarten (ausgenommen andere Nimmersatt-Arten wegen Hybridisierungsgefahr) in einer großzügigen Freianlage gehalten werden können. Für eine erfolgreiche Zucht dürfte aber die Haltung in hohen Volieren, wie es sie etwa im Tierpark Cottbus für andere Großstörche gibt, zweckmäßiger sein. Vom traditionell üblichen Kupieren ist in jedem Fall abzusehen, auch dort wo es noch erlaubt ist, weil es das Halten des Gleichgewichts bei der Paarung erschwert [5].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art war in Europa stets selten und wird auch gegenwärtig (2024) in nur drei Zoos in Tschechien und Deutschland gezeigt. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Störche.

Die Anforderungen nach Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) und der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) sind identisch mit jenen für den Afrikanischen Nimmersatt.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Milchstorch wurde 1822 von dem englischen Forscher und Staatsmann Sir Thomas Stamford Bingley RAFFLES als "Tantalus cinereus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Mycteria war bereits von Carl von LINNÉ 1758 für den amerikanischen Waldstorch eingeführt worden. Die Art ist monotypisch [4].

211 004 006 003 Mycteria cinerea melaka PD1Milchstorch (Mycteria cinerea) im Zoo Melaka © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Literatur und Internetquellen

  1. BAVEJA, P., TANG Q., LEE, J.G.H. & RHEINDT, F. (2019)
  2. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2016). Mycteria cinerea. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22697651A93627701. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22697651A93627701.en. Downloaded on 17 November 2021.
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A.. & SARGATAL, J. (eds., 1992)
  5. DOLLINGER, P., PAGEL, T., BAUMGARTNER, K., ENCKE, D. ENGEL, H. & FILZ, A. (2014)
  6. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  7. ISMAIL, A., RAHMAN, F., KIN, D. K. S., RAMLI, M. N. H. & NGAH, M. (2011)
  8. ISMAIL, A., RAHMAN, F. (2016)
  9. THE ANIMAL AGEING AND LONGEVITY DATA BASE