Miesmuscheln (Mytilus edulis) im Océanopolis Brest
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Klasse: Muscheln (Bivalvia)
Unterklasse: Autolamellibranchiata
Teilklasse: Flügelförmige Muscheln (Pteriomorphia)
Ordnung: Miesmuschelartige (Mytilida)
Überfamilie: Mytiloidea
Familie: Miesmuscheln (Mytilidae)
Die Familie umfasst 53 Taxa über dem Artrang, die je nach Autor entweder als Gattungen oder als Untergattungen behandelt werden. Zur Gattung Mytilus im engeren Sinn gehören etwa 8 Formen, die entweder als Arten oder Unterarten eingestuft werden, und die als Lebensmittel von Bedeutung sind.
Mytilus edulis • The Blue Mussel • La moule commune
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VerbreitungMiesmuscheln kommen nahezu weltweit vor. Mytilus edulis im engeren Sinn stammt ursprünglich aus dem Nordatlantik und dem Nordpolarmeer, einschließlich ihrer Nebenmeere, wie der Ostsee. Im Bereich der französischen Küste wird sie von galloprovincialis abgelöst, die auch das Mittelmeer und das Schwarze Meer besiedelt. trossulus ist im Nordpazifik und Nordpolarmeer weit verbreitet, wo auch coruscus zu finden ist, unguiculatus im Nordwestpazifik. califonianus kommt an der nordamerikanischen Westküste von den Aleuten bis Mexiko vor, chilensis, wie ihr Name, sagt an der Küste Chiles und platensis vor Argentinien und Uruguay. Die neuseeländische Form heißt planulatus, desolationis ist im nordöstlichen Indischen Ozean zu finden, d.h. in der Andamanen und Timorsee, wobei es sich je nach Quelle jedoch auch um planulatus handeln soll [1; 5; 10]. Allerdings wurden verschiedene Formen außerhalb ihres ursprünglichen Areals angesiedelt oder unabsichtlich dorthin verschleppt. So gilt galloprovincialis in Japan und Südafrika als invasive Art, welche die heimische Muschelfauna gefährdet, und hat in Chile mit den lokal vorkommenden Miescmuscheln hybridisiert [2; 7; 8]. BiologieDie am einen Ende zugespitzten, blauschwarzen Gehäuse der Art werden meistens 6-8 (5-10) cm lang. Oberflächlich weisen sie Querrillen und konzentrische Wachstumslinien auf. Die äußerste Schicht, das dünne Periostracum, ist hornfarben. Die Innenseite ist weiß, perlmuttrig, die glatten Ränder und die Muskeleindrücke sind bläulich. Die borstigen Haftfäden sind braun [3; 4; 6]. Miesmuscheln besiedeln Salz- und Brackwasser vorzugsweise mit Temperaturen zwischen 5 und 20ºC, tolerieren aber bis 29ºC. Sie leben auf Felsen, an Pfählen oder an Hafenbauten. Sie nutzen jede feste Unterlage in der Gezeitenzone um sich mit ihren Byssusfäden anzuheften. Sie können die Fäden mit ihrem Fuß durchreißen und sich mit neuen Fäden wieder anzuheften, was ihnen erlaubt an ihrer Unterlage hochzuklettern. Sie können tagelanges Trockenliegen ertragen [4; 6]. Das Vermehrungspotenzial der Miesmuscheln ist ungeheuer. Die Weibchen produzieren dreimal jährlich 5-12 Millionen Eier, von denen allerdings die meisten als Nahrung für etwelche Planktonfresser dienen. Nach der Befruchtung entwickeln sich daraus Schwebelarven (Tochophora), die sich hauptsächlich von mitgeführtem Dotter ernähren. Die Tochophoralarven entwickeln sich weiter zu freischwimmenden, aber mit lappenartigen, von Cilien besetzten "Segeln" versehenen Veligerlarven. Die Veligerlarven fressen hauptsächlich mikroskopisch kleine Kieselalgen und einzellige Grünalgen. Im Alter von etwa einem Monat metamorphosieren sie zu etwa 3 mm großen Jungmuscheln, die nach unterschiedlich langer Zeit zu Boden sinken und sich festheften [3; 4; 9]. Gefährdung und SchutzDie Art ist in der Roten Liste der IUCN nicht aufgeführt. Der internationale Handel ist artenschutzrechtlich nicht geregelt. Bedeutung für den Menschen
Miesmuscheln wurden schon 6'000 Jahre vor unserer Zeitrechnung gesammelt und gegessen. Heute werden jährlich weltweit 180-240'000 Tonnen Miesmuscheln produziert. Allein in Europa werden etwa 100'000 Tonnen konsumiert. Diese werden mehrheitlich in sogenannten Muschelgärten gezüchtet, wobei unterschiedliche Techniken zur Anwendung kommen. Ab einer Länge von 40 mm, die nach 12-15 Monaten erreicht wird, können die Muscheln geerntet werden [3; 4]. Beliebte Zubereitungsarten sind Moules marinières (mit Schalotten, Weißwein und Petersilie), Moules à la crème (mit Weißwein und Sahne), Moules farcies à la provençale (überbacken, mit Tomaten und Knoblauch). Taxonomie und NomenklaturDie Mytilus edulis wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter ihrem heute noch gültigen Namen beschrieben. Es gibt zahlreiche Synonyme, die Zahl der als gültig anerkannten Arten bzw. Unterarten ist jedoch überschaubar, im WORLD REGISTER OF MARINE SPECIES werden 8 Formen genannt [5; 10]. |