Weisskehl-Steppenwaran

Weißkehl- oder Kapwaran (Varanus albigularis) im Terrazoo Rheinberg
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Echsen (SAURIA)
Zwischenordnung: Waranartige (Platynota)
Familie: Warane (Varanidae)

D LC 650

Weißkehl-Steppenwaran, Kap-Waran

Varanus (Polydaedalus) albigularis • The Rock, or White-throated, Monitor • Le varan des steppes d'Afrique orientale

303 016 001 007A varanus albigularis MD MD2Weißkehl- oder Kapwaran (Varanus albigularis) im Zoo Magdeburg © Zoo Magdeburg

303 016 001 007A varanus albigularis mapSehr approximative Verbreitung des Kapwarans (Varanus albigularis)

303 016 001 007A varanus albigularis reptilium PD1Weißkehl- oder Kapwaran (Varanus albigularis) im Reptilium Landau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

303 016 001 007A varanus albigularis stutt stutt2Weißkehl- oder Kapwaran (Varanus albigularis) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma

303 016 001 007A varanus albigularis reptilium PD3Weißkehl- oder Kapwaran (Varanus albigularis) im Reptilium Landau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

303 016 001 007A varanus albigularis stutt stutt3Weißkehl- oder Kapwaran (Varanus albigularis) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma

303 016 001 007A varanus albigularis rheinberg PD2Weißkehl- oder Kapwaran (Varanus albigularis) im Terrazoo Rheinberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

303 016 001 007A varanus albigularis reptilium PD2Weißkehl- oder Kapwaran (Varanus albigularis) im Reptilium Landau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

303 016 001 007A varanus albigularis BREHM"Dickechse - Varanus albogularis". Bild aus aus Brehms Thierleben (1882-1887)

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Der Weißkehlwaran besiedelt im Gegensatz zum ebenfalls im südlichen Afrika vorkommenden Nilwaran trockenere Gebiete und ist von jenem leicht daran zu unterscheiden, dass er eine stumpfe Schnauze hat und die Nasenlöcher näher vor dem Auge liegen.

Körperbau und Körperfunktionen

Varanus albigularis ist ein großer, plumper Waran. Für die Nominatform wird eine Gesamtlängen bis 132 cm angegeben, für andere Unterarten bis über 2 m. Männchen können ein Gewicht bis 16 kg erreichen. Die Schuppen sind klein und glatt, nur auf dem Nacken konisch. Die schlitzförmigen Nasenlöcher befinden sich nicht an der Nasenspitze, sondern kurz vor dem Auge. Der Schwanz ist etwas länger als Kopf und Körper, an der Basis ist er rund, gegen hinten wird er hochoval. Vom nördlichen Steppenwaran (Varanus exanthematicus) unterscheidet er sich dadurch, dass er in der Körpermitte nicht 60-70, sondern je nach Quelle 85-100 bzw. 137-167 Schuppenreihen hat [2; 4; 6].

Verbreitung

Ost- und Südafrika: Angola, Äthiopien, Botswana, Dschibuti, Kongo Dem. (Katanga), Lesotho, Malawi*, Mosambik, Namibia, Sambia, Simbabwe, Somalia, Südafrika, Südsudan*, Swasiland, Tansania [10; *div. Quellen].

Lebensraum und Lebensweise

Der Kapwaran ist nicht an Wasser gebunden. Er besiedelt hauptsächlich trockene und halbtrockene Gebiete, wie Trockenwälder, Savannen und Karoolandschaften, meidet aber Wüsten. Kleinere Individuen ernähren sich hauptsächlich von Insekten, größere nehmen alles, was sie überwältigen können, vorzugsweise Schlangen, einschließlich Kobras und Puffottern, gerne werden auch junge Schildkröten sowie  Eier und Küken von bodenbrütenden Vögel gefressen und es wird Aas angenommen [6; 8].

Nach einer im Halbschlaf zugebrachten Winterruhe kommt es zur Paarungszeit, im südlichen Afrika in August/September. Die je nach Größe des Weibchens sehr unterschiedlich großen Gelege werden meist in einer selbst gegrabenen Höhle, gelegentlich in Termitenbauten abgelegt. Bei 28-30°C schlüpfen die Jungen nach etwa 120-190 Tagen, im Freiland bisweilen erst nach einem Jahr. Viele Eier werden von Zebramangusten (Mungos mungo) gefressen, wichtigster Fressfeind adulter Tiere ist der Kampfadler (Polemaetus bellicosus) [2; 11].

Gefährdung und Schutz

Gestzützt auf eine Beurteilung aus dem Jahr 2019 ist die Art seit 2021 als nicht-gefährdet (LEAST CONCERN) auf der Roten Liste der IUCN aufgeführt. Dies deshalb, weil sie eine weite Verbreitung hat, in den meisten Gebieten häufig ist und keine Anzeichen für eine wesentliche Abnahme der Bestände bestehen [1].

Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Über das Verhältnis zwischen Mensch und "Dickechse" in der Kapprovinz des 19. Jahrhunderts berichtet BREHM: "Nicht selten bemerkt man sie [die Dickechse]; in der Nähe der Flüsse, und die Eingeborenen glauben deshalb, sie heilig halten zu müssen, weil ihr Tod Wassermangel im Gefolge haben könne. Von den holländischen Bauern wird sie sonderbarerweise überaus gefürchtet, und zwar nicht bloß ihres Zornes und der beachtenswerthen Zähne halber, sondern weil man fest überzeugt ist, daß sie giftig sei. Gerade deshalb bezeichnen sie die Bauern mit dem Namen »Adder«" [3].

Währenddem der internationale Handel mit Teilen und Erzeugnissen unerheblich ist, hat der Export von lebenden Tieren eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung für die Ursprungsländer. Von 1979-2015 meldeten diese die Ausfuhr von 40'594 Individuen. Hauptexportland war Tansania mit 29'854 Stück, gefolgt von Mosambik mit 9'484 und Südafrika mit 1'056. Außerhalb der Ursprungsländer wurden von 2006-2015 insgesamt 582 Nachzuchttiere international verschoben [5].

Haltung

Die Welterstzucht gelang im Jahr 1962 dem San Diego Zoo. Seitdem wurde die Art häufig sowohl von öffentlichen Einrichtungen als auch von Privathaltern gezüchtet [7].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in über 20 Zoos gehalten, etwa ein Viertel davon im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für ein Paar mindestens 5x so lang und 2x so breit sein wie die Kopf-Rumpflänge der Tiere. Die Höhe soll das Doppelte der Kopf-Rumpflänge betragen. Für jedes weitere Tier kommen 15% zur Basisfläche dazu.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege vor, dessen Grundfläche das 5x3-fache der Kopf-Rumpflänge und dessen Höhe das Doppelte der Kopf-Rumpflänge. Für jedes weitere Tier kommt das 2x2-fache der Kopf-Rumpflänge zur Basisflächen dazu. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist die Art nicht erwähnt.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Kapwaran wurde 1802 vom französischen Zoologen François Marie DAUDIN im Rahmen seines Werks "Histoire Naturelle, Générale et Particulière des Reptiles" als "Tupinambis albigularis" beschrieben [10]. Er wurde später und bis in die 1990er-Jahre als Unterart von Varanus exanthematicus angesehen [z.B. 2] und figuriert deshalb z.B. in älteren CITES-Handelsstatistiken unter jener Art. Zeitweilig wurde er zusammen mit Varanus flavescens der Untergattung Empagusia zugerechnet [9]. Heute gilt er als eigene Art mit drei Unterarten und wird in die Untergattung Polydaedalus gestellt [10]:

  • Varanus albigularis albigularis: Südafrika bis Angola, Sambia und Mosambik
  • Varanus albigularis angolensis: Angola, Sambia, Katanga
  • Varanus albigularis microstictus: ab Tansania nordwärts

303 016 001 007A varanus albigularis Ostkap PDKapwaran (Varanus albigularis albigularis) im natürlichen Lebensraum. Ostkap, Südafrika, zwischen Cradock und Addo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Literatur und Internetquellen

  1. BERADUCCII, J., MSUYA, C.A., HOWELL, K. & NGALASON, W. (2021). Varanus albigularis. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T22473612A22473630. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-2.RLTS.T22473612A22473630.en. Accessed on 12 March 2022.
  2. BRANCH, B. (1988)
  3. BREHM, A. E. (1882-1887)
  4. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  5. CITES TRADE DATA BASE
  6. EIDENMÜLLER, B. (2009)
  7. KIRÁLY, J. (2014)
  8. PATTERSON, R. & BANNISTER, A. (1988)
  9. ROTTER, J. (1963)
  10. THE REPTILE DATA BASE
  11. WARANWELT