Zentralvietnamesische Scharnierschildkröte (Cuora bourreti) im Tierpark Berlin
© Klaus Rudloff, Berlin
Ordnung: Schildkröten (TESTUDINATA)
Unterordnung: Halsbergerschildkröten (CRYPTODIRA)
Familie: Altwelt-Wasserschildkröten (Geoemydidae)
Zentralvietnamesische Scharnierschildkröte
Cuora boutteti • The Amboina Box Turtle • La tortue-boîte d'Asie orientale
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die 1994 erstmals wissenschaftlich beschriebene Zentralvietnamesische Scharnierschildkröte wurde erst ab 2014 allgemein als eigenständige Art anerkannt. Sie gilt als vom Aussterben bedroht, weil sie in großem Stil im chinesischen Lebensmittelhandel landet. In europäischen Zoos wird sie nur selten gehalten. Körperbau und KörperfunktionenCuora bourreti ist eine mittelgroße Scharnierschildkröte mit einer Carapaxlänge von 19-20 cm und einem Gewicht von 800-1'200 g. Es besteht kein Größenunterschied zwischen den Geschlechtern. Der ovale Carapax ist relativ lang. Das Plastron hat ein Gelenk, mit dem der vordere und hintere Teil gegen den Carapax gedrückt werden können und der Panzer so vollständig verschlossen werden kann. Frisch geschlüpfte Jungtiere messen 45-50 mm und sind 15-24 g schwer [1; 4; 5]. VerbreitungZentral-Vietnam und benachbartes Laos [5]. Lebensraum und LebensweiseÜber das Leben der Zentralvietnamesischen Scharnierschildkröte in der Natur ist weig bekannt. Sie besiedelt immergrüne Feuchtwälder mit geschlossenem Kronendach in Höhenlagen von 300-700 (-1'800) m. Sie lebt hauptsächlich an Land und nicht notwendigerweise an Gewässern. Sie ist erst mit 10-15 Jahren voll ausgewachsen und geschlechtsreif. Die Gelege bestehen aus 1-3 Eiern. Bei einer Bebrütungstemperatur von 24-26ºC schlüpfen die jungen Schildkröten nach 85-117 Tagen [1; 4; 5]. Gefährdung und SchutzCuora bourreti wurde im Jahr 2000 als Unterart von Cuora galbinifrons und 2016 als eigenstndige Art als vom Aussterben bedroht (Rote Liste: CRITICALLY ENDANGERED) eingestuft, weil davon ausgegangen wurde, dass über 60 Jahre, also die letzten drei Generationen, die Bestände um 90% abgenommen haben. Grund für die Abnahme ist die sehr starke Nutzung für den ostasiatischen Lebensmittelmarkt [2; 5]. Der internationale; Handel ist seit 2019 nach CITES-Anhang I eingeschränkt. Zuvor fiel die Art als "Cuora spp." unter Anhang II. Bedeutung für den MenschenTraditionell wurden Zentralvietnamesische Scharnierschildkröten für den Eigenbedarf gefangen und gegessen. In jüngerere Zeit erfolgt der Fang hauptsächlich zwecks Verkauf in chinesischen Lebensmittelmärkten. Aus den Panzern wird Leim hergestellt oder sie dienen als Dekorationsobjekte [5]. Von 2016-2020 weist die CITES-Handelsstatistik keinerlei internationalen Handel mit lebenden oder toten Exemplaren aus [2], was aber nicht heißt, das kein Handel stattfand. Haltung im ZooDie Tiere sind sehr unverträglich. Es wird empfohlen, sie einzeln zu halten und sie nur zur Paarung zusammenzubringen. Die Erstzucht in menschlicher Obhut glückte in einer deutschen Privathaltung im Jahr 1998 [4]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird nur in wenigen Zoos gehalten, 3 davon im deutschsprahigen Raum (2023). 2019 lag der EAZA-Bestand bei 42 Tieren. Die Tiere stammen zum Teil aus Konfiskationen. Für Details siehe Zootierliste. Für die Art existiert ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (New Style-EEP), das vom Allwetterzoo Münster koordiniert wird. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für eine Kleingruppe mindestens 4x so lang und doppelt so breit sein wie die Carapaxlänge. Der Wasserstand soll das Doppelte der Carapaxbreite betragen. In der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) und der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist die Art nicht erwähnt. Taxonomie und NomenklaturDie Zentralvietnamesische Scharnierschildkröte wurde 1994 von Fritz Jürgen OBST, dem Leiter des Dresdener Tierkundemuseums, und Michael REIMANN als Unterart von Cuora galbinifrons erstmals wissenschaftlich beschrieben. 2004 wurde aufgrund molekulargenetischer Untersuchungen stipuliert, dass es sich um eine eigenständige Art handle. Dies war vorerst umstritten und setzte sich erst 2014 allgemein durch [5; 6; 7]. |
Literatur und Internetquellen
- CITES (2019). CoP18, Proposal 33
- CITES TRADE DATA BASE
- EAZA REPTILE TAG (2019) REGIONAL COLLECTION PLAN - CHELONIA
- FIEBIG, J. & LEHR, E. (2000)
- McCORMACK, T. & STUART, B. (2020). Cuora bourreti. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T163447A123815632. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-2.RLTS.T163447A123815632.en. Downloaded on 21 May 2021.
- THE REPTILE DATA BASE
- TURTLE TAXONOMY WORKING GROUP (2021)