Wasserfrösche

Teich- oder Wasserfrosch (Rana esculenta-Komplex)
© Axel Gebauer, ehemals Naturschutz-Tierpark Görlitz

>Ordnung: Froschlurche (Anura)
Unterordnung: Moderne Froschlurche (Neobatrachia)
Familie: Eigentliche Frösche (Ranidae)

D LC 650

Wasserfrösche

Rana esculenta = Pelophylax esculentus • The Edible Frog • La grenouille verte
Rana = Pelophylax lessonae • The Pool Frog • La grenouille de Lessona

403 016 040 115 rana lessonae radelfingen PD1Kleiner Wasserfrosch (Rana lessonae, ev. R. lessonae X R. bergeri) in der Radelfinger Au, Kt. Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

403 016 040 115 rana lessonae mapApproximative Verbreitung von Wasserfrosch und Kleinem Wasserfrosch (Rana esculenta / lessonae) dunkelblau sowie des Italienischen Wasserfroschs (Rana bergeri) rot

 

403 016 040 115 rana lessonae AG3Kleiner Wasserfrosch (Rana lessonae) im natürlichen Lebensraum © Axel Gebauer, ehem. Naturschutz-Tierpark Görlitz

 

403 016 040 115 rana lessonae AG2Kleiner Wasserfrosch (Rana lessonae) © Axel Gebauer, ehem. Naturschutz-Tierpark Görlitz

 

403 016 040 115 rana lessonae AG1Rufender Kleiner Wasserfrosch (Rana lessonae) © Axel Gebauer, ehem. Naturschutz-Tierpark Görlitz

 

403 016 040 116 rana esculenta papiliorama PD2Wasserfrosch (Rana esculenta) im Papiliorama Kerzers © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

403 016 040 116 rana esculenta AGRufender Wasserfrosch (Rana esculenta) © Axel Gebauer, ehem. Naturschutz-Tierpark Görlitz

 

403 016 040 188 rana esculenta papiliorama PD4Wasserfrosch (Rana esculenta) als freiwilliger Mitbewohner auf der Sumpfschildkröten-Anlage im Papiliorama Kerzers © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

403 016 040 116 rana esculenta sehen AG3Auge eines Wasserfroschs (Rana esculenta) © Axel Gebauer, ehem. Naturschutz-Tierpark Görlitz

 

403 016 040 116 rana esculenta BREHM"Teichfrosch (Rana esculenta)". Bild aus aus Brehms Thierleben (1882-1887).

 

403 016 040 188 rana esculenta academiedugoutFroschschenkel - Cuisses de grenouille - werden in Europa von Rana esculenta und ridibunda gewonnen. Bild aus Internetauftritt der Académie du Goût

 

403 016 040 188 rana esculenta wilhelm busch"Wenn einer, der mit Mühe kaum gekrochen ist auf einen Baum schon meint, dass er ein Vogel wär, so irrt sich der." - Wilhelm Busch - Der fliegende Frosch (1894)

 

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Bei den Grün- oder Wasserfröschen handelt es sich um einen Artkomplex, der, nebst weiteren Arten, aus dem Teichfrosch (Rana esculenta), dem Tümpelfrosch (Rana lessonae) und dem Seefrosch (Rana ridibunda) besteht. Diese in Mitteleuropa heimischen Frösche sind aus verschiedenen Gründen von zoopädagogischem Interesse und haben den Vorteil, als tagaktive und an das Wasser gebundene Arten während eines großen Teils des Jahres für das Publikum sicht- und hörbar zu sein.

Körperbau und Körperfunktionen

Beim Teichfrosch erreichen die Weibchen eine Kopf-Rumpf-Länge vom 6-12 cm, die Männchen von 5-10 cm. der Kopf ist zugespitzt, der Körper relativ schlank. Das Auge hat goldgelbe Iris mit dunkler Pigmentierung und einer waagerechte Pupille, das Trommelfell ist deutlich zu sehen. Vom hinteren Augenrand und über das Trommelfell zieht sich eine Drüsenfalte nach hinten, die Flanke und Rücken voneinander trennt. Die Oberseite ist grün  mit kleinen schwarzen Flecken. Auch die Beine sind schwar zgefleckt, wobei die Flecken auf den Hinterbeinen Querbinden bilden können. Auf der Rückenmitte verläuft häufig ein gelber Strich. Der Bauch ist weiß, häufig grau gefleckt. Die Männchen besitzen zwei äußere, leicht gräulich wirkende Schallblasen und während der Paarungszeit eine graue, hornige Brunstschwiele auf dem Daumen.

Tümpelfrösche sind kleiner, Weibchen werden 5-8 cm lang, Männchen 4-7 cm. Die Iris ist goldgelb ohne dunkle Pigmentierung. Die Männchen sind auf dem Rücken ungefleckt, bei den Weibchen sind die Flecken scharf begrenzt. Zur Paarungszeit weisen die Männchen zitronengelbe Partien um die Hüfte und am Kopf auf. Die Weibchen sind in der Leistengegend gelb gefleckt. Die Schallblasen sind weiß [10; 11; 12].

Verbreitung

Europa: Belgien, Bosnien und Herzegowina, Deutschland, Estland, Frankreich, Italien, Kroatien, Italy, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ukraine, Ungarn, Weißrussland. Wiederangesiedelt in England, angesiedelt in Spanien [9].

Lebensraum und Lebensweise

Lebensraumansprüche: Gut besonnte, stehende Gewässer jeglicher Größe mit dichter Vegetation. Grünfrösche bleiben den ganzen Sommer im Wasser und überwintern im Gewässer oder in dessen unmittelbarer Nähe.

Biologie: Wasserfrösche sind selten weit von Gewässern entfernt anzutreffen, zum Teil überwintern sie gar darin. Die anderen suchen das Gewässer ab März auf. Die Paarungszeit hat ihren Höhepunkt im Mai oder Juni. Die Männchen finden sich dabei zu Rufgemeinschaften zusammen und veranstalten "Froschkonzerte". Bei der Paarung legen die Weibchen mehrere Eiballen ab, die jeweils einige Hundert Eier enthalten, die je nach Temperatur nach 5-23 Tagen zum Schlupf kommen. Nach 8-16 Wochen wandeln sich Ende Juli die ersten Kaulquappen zu Jungfröschen um [6; 7; 10].

Gefährdung und Schutz

Die Arten sind nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2008, überprüft und bestätigt 2020, weltweit nicht gefährdet. In Deutschland, Liechtenstein, Österreich und der Schweiz Status je nach Region und Art unbekannt, nicht gefährdet bis vom Aussterben bedroht [9].

In Deutschland wird der Teichfrosch national nicht in der Roten Liste geführt, Für den Wasserfrosch fehlt eine genaue Beurteilung. In Österreich wird der Teichfrosch national als potenziell gefährdet eingestuft, der Wasserfrosch als gefährdet. In der Schweiz und in Liechtenstein gilt der Rana esculenta-Komplex als potenziell gefährdet (NEAR THREATENED), u.a. wegen Konkurrenz durch den eingeschleppten Seefrosch [8; 10].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Die Wasserfrösche sind nicht in den Anhängen der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) aufgeführt, ausgenommen Rana lessonae in Anhang IV.

Praktische Schutzmaßnahmen: Erhaltung und Unterhalt der Laichgewässer, Schaffen von neuen Gewässern. Verhindern der Ausbreitung des Seefrosches im Areal von Wasser- und Kleinem Wasserfrosch.

Zoogestützte Schutzprojekte (Beispiele):

  • Der Kleine Wasserfrosch ist in Norwegen akut vom Aussterben bedroht. Es gab nur noch eine Population von 40 Exemplaren. Der Kristiansand Dyreparken wurde deshalb von den Naturschutzbehörden beauftragt, im Hinblick auf ein Wiederansiedlungsprojekt Kleine Wasserfrösche zu züchten und aufzuziehen. 2017 richtete er für diesen Zwecke eine Aufzuchtstation ein. Dabei wurde er vom schwedischen Nachbarzoo Nordens Ark unterstützt. mehr ...

Wasserfrösche profitieren auch von Schutzmaßnahmen der Zoos zugunsten der einheimischen Amphibien, namentlich von der Anlage und Pflege von Laichgewässern inner- und außerhalb der Zoos, z.B:

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Wasserfrösche werden seit alters her als Nahrungsmittel genutzt. Heute werden lebende Frösche der Pelophylax-Gruppe überwiegend aus östlichen Ländern nach Mitteleuropa eingeführt. Gemäß der Antwort des Schweizerischen Bundesrates vom 3.2.2010 auf eine parlamentarische Anfrage werden jährlich etwa 450'000 Frösche, vorwiegend aus der Türkei, lebend in die Schweiz importiert und hier geschlachtet. Die Schauermären, wonach den Tieren bei lebendigem Leib die Schenkel ausgerissen werden, sind unzutreffend, vielmehr werden die Frösche, in der Regel nach starker Abkühlung, mittels Scherenschlag enthauptet, danach werden mit einem zweiten Scherenschlag die Hinterbeine abgetrennt. Die gleiche Methode werde, gemäß Bundesrat, auch von ausländischen Schlachtbetrieben angewendet. Vereinzelt werde die Enthauptung der Frösche nach einer Elektrobetäubung durchgeführt. Zusätzlich werden in größerem Umfang tiefgekühlte Produkte von Fröschen aus Südasien eingeführt. Vietnam z.B. vermeldete von 2001-2007 im Jahresmittel die Ausfuhr von 640 Tonnen Schenkeln von Asiatischen Tigerfröschen (Hoplobatrachus tigerinus), was etwa 12 Millionen Tieren pro Jahr entsprechen dürfte [4].

Kulturelle Bedeutung: Frösche, womit in Europa meistens Wasserfrösche gemeint sind, spielen eine wichtige Rolle in zahlreichen Märchen, Sagen, Geschichten, Gedichten, Sprichwörtern etc. und sind Gegenstände darstellender Kunst.

Büdingen und seine "Frääsch"

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Wasserfrösche werden in rund 40 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich fast die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe ZootierlisteIn manchen Zoos gibt es wildlebende Populationen.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In Österreich sind diese in Anlage 4 der 2. Tierhaltungsverordnung, in der Schweiz in Anhang 2, Tabelle 6 der Tierschutzverordnung festgelegt.

Taxonomie und Nomenklatur

Früher wurden unter Rana esculenta Grünfrösche subsumiert, die heute verschiedenen Arten zugerechnet werden, einschließlich der nordafrikanischen und mediterranen Formen und zeitweilig des Seefroschs [3]. Etliche Autoren stellen die europäischen Wasserfrösche unter dem vom österreichischen Zoologen Leopold FITZINGER verliehenen Namen Pelophylax in eine eigene Gattung [1] innerhalb derer mittlerweile (2024) 25 Arten unterschieden werden. Dabei handelt es sich zum Teil um Komplexe nah verwandter Arten bzw. Mischformen. In der Schweiz sind nur zwei Formen einheimisch: Der Tümpel- oder Kleine Wasserfrosch, Rana lessonae (CAMERANO 1882), und der Teichfrosch, Rana esculenta (LINNAEUS 1758). In Deutschland und Österreich ist der Seefrosch (Rana ridibunda PALLAS, 1771) eine weitere einheimische Art, die gebietsweise in reinen Beständen vorkommt [10].

Der Kleine Wasserfrosch stellt eine eigenständige Art dar, der Teichfrosch jedoch ist ein Hybrid oder Bastard zwischen dem Kleinen Wasserfrosch und dem Seefrosch, Rana ridibunda (PALLAS 1771). Neuerdings wird auf der Grundlage molekularbiologischer Beurteilungen davon ausgegangen, dass an Rana esculenta nicht nur ridibunda und lessonae, sondern weitere eingeschleppte osteuropäische Arten beteiligt sind, und dass in der Schweiz lessonae in erheblichem Ausmaß mit dem Italienischen Wasserfrosch R. bergeri vermischt ist, der ursprüngliche auf der italienischen Halbinsel, Sardinien und Korsika beheimatet ist und dort mit dem nicht-einheimischen Seefrosch eine R. hispanica genannte Hybridpopulation ausgebildet hat [2; 5].

Pelophylax, die aktuell überwiegend verwendete Gattungsbezeichnung für die Wasserfrösche, wurde 1843 vom österreichische Zoologe Leopold Joseph Franz Johann FITZINGER eingeführt. Sie konnte sich aber vorerst nicht durchsetzen, sondern die Grünfrösche wurden während der folgenden 150 Jahre weiterhin als Rana bezeichnet. 1992 tauchte Pelophylax dann als Untergattung auf, und 2006 erhoben FROST et al. diese in den Rang einer Gattung [13].

403 016 040 114 rana esculenta Papiliorama PD1Wasserfrosch (Rana esculenta) im Papiliorama Kerzers © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Literatur und Internetquellen

  1. AMPHIBIAN SPECIES OF THE WORLD
  2. AMPHIBIAWEB
  3. BREHM, A. E. (1882-1887)
  4. CITES TRADE DATA BASE
  5. DUBEY, S., LEUENBERGER, J. PERRIN, N. (2014)
  6. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  7. HERRMANN, H. J. (2005)
  8. KÜHNIS, J. (2011)
  9. IUCN SSC Amphibian Specialist Group (2022). Pelophylax lessonae. The IUCN Red List of Threatened Species 2022: e.T58643A177068753. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2022-1.RLTS.T58643A177068753.en. Accessed on 28 September 2024.MEYER, A., ZUMBACH, S., SCHMIDT, B. & MONNEY, J.-C. (2009)
  10. NIETZKE, G. (1969)
  11. O'SHEA, M. & HALLIDAY, T. (2002)
  12. FROST, D. R., GRANT, T. et al. (2006)