Roter Pfeifhase (Ochotona rutila) in der Nähe Almaty-Stausees, Kasachstan
© Klaus Rudloff, Berlin
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Taxon ohne Rang: Nagetiere und Hasen (GLIRES)
Ordnung: Hasentiere (LAGOMORPHA)
Familie: Pfeifhasen (Ochotonidae)
Roter Pfeifhase
Ochotona rutila • The Turkestan Red Pika • Le pika roux
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der nicht gefährdete Rote Pfeifhase wäre eine geeignete Botschafterart für Schutzprojekte in asiatischen Gebirgen. Er wurde aber früher nur sporadisch gehalten und ist seit mindestens drei Jahrzehnten in europäischen Zoos nicht mehr zu sehen. Körperbau und KörperfunktionenDer Rote Pfeifhase gehört mit einer Kopf-Rumpflänge von 19-26 cm und einem Gewicht von 220-320 g zu den großen Pfeifhasenarten. Seine Ohren sind mit 26-30 mm Länge vergleichsweise lang, die Hinterfüße messen 33-39 mm. Das Fell ist oberseits rotbraun mit hellen Flecken oder einem hellen Kragen hinter den Ohren. Der Bauch ist hellgrau, die Kehle weiß. Die Ohren haben einen weißen Rand. Das Winterfell ist lang, weich und grau, am Kopf rötlich und am Bauch weißlich [1; 5]. VerbreitungZentralasien: China (Xinjiang-Provinz), Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Usbekistan [3]. Lebensraum und LebensweisePallas-Pfeifhasen besiedeln Geröll- und Schutthalden in Höhenlagen bis zu 3'000 (3'700) m, vorzugsweise solche mit großen Gesteinsbrocken. Sie beweiden lieber Rasen zwischen dem Geröll oder in dessen unmittelbarer Nähe, als dass sie in offenes Grasland gehen. Sie leben paarweise mit ihren Jungen in Familienterritorien. Die Bestandsdichte ist tief, meist nur 3 bis 3.5 Familien pro Hektar. Die Tiere sind tag- und dämmerungsaktiv und reine Pflanzenfresser. Sie machen keinen Winterschlaf. Als Nahrungsreserve für den Winter legen sie von anfangs Sommer bis im September in Felsspalten oder unter Steinen Heustöcke an, die ein Gewicht bis zu 8 kg haben können. Die Fortpflanzungsperiode beginnt im März und dauert 4 Monate. Während dieser Zeit kann ein Weibchen 2-3 Würfe mit je 2-6 Jungen bringen, die nach einer Tragzeit von etwa 30 Tagen geboren werden. Sie sind bei der Geburt nackt und blind, öffnen die Augen mit 11-12 Tagen und sind mit 20 Tagen selbständig. Die jungen Weibchen sind mit 3-3.5 Monaten geschlechtsreif. Die natürliche Sterblichkeit liegt pro Jahr bei etwa 65%, es kann im Freiland ein Alter von 3 Jahren erreicht werden [1; 3; 4]. Gefährdung und SchutzDer Rote Pfeifhase hat eine weite Verbreitung, ist stellenweise häufig, und es sind keine wesentlichen Risiken bekannt. Aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 wurde er deshalb als nicht-gefährdet eingestuft [3]. Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Bedeutung für den MenschenDer Rote Pfeifhase wird gebietsweise verfolgt, weil er Obstbäume ringeln soll. Früher spielte er auch eine bescheidene Rolle als Pelztier [3]. HaltungHaltung in europäischen Zoos: 1986 starb der vermutlich letzte Rote Pfeifhase eines europäischen Zoos im Alter von 2 Jahren und 7 Monaten im Londoner Zoo [2]. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll pro Pfeifhase ein Gehege von 2 m² vorhanden sein, mit der Möglichkeit, mehrere Gehege zu kombinieren. Alternativ könnte eine Gruppe in einem größeren, gut strukturierten Außengehege gehalten werden. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 5 Tiere ein Außengehege mit einer Grundfläche von 30 m² und für jedes weitere Tier 3 m² Fläche zusätzlich vor, was beim Roten Pfeifhasen in Anbetracht seiner Territorialität und Sozialstruktur nicht adäquat ist. Für die gegenüber einer früheren Fassung der Verordnung um 50% höheren Anforderung gibt es weder eine praktische (die Art wurde in der Schweiz noch nie gehalten), noch eine wissenschaftliche Begründung. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) fordert eine Gehegefläche von 20 m² pro Paar. Taxonomie und NomenklaturDer Rote Pfeifhase wurde 1873 von dem russischen Forschungsreisenden und Zoologen Nikolai Alexejewitsch SEWERZOW als "Lagomys rutilus" beschrieben und wurde später in die vom Rostocker Professor Johann Heinrich Friedrich LINK bereits 1795 begründete Gattung Ochotona überführt. Sofern Untergattungen differenziert werden, was bei Ochotona problematisch ist, gehört er zu Conothoa. Es ist monotypisch, da früher beschriebene Unterarten entweder nicht gültig sind oder heute als eigenständige Arten gelten [4; 5]. |
Literatur und Internetquellen
- CHAPMAN, J. A. & FLUX, J. E. C. (1990)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- SMITH, A.T. & LISSOVSKY, A. (2016). Ochotona rutila. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T41270A45184897. http://www.iucnredlist.org/details/41270/0. Downloaded on 16 April 2018.
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
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