Wisent (Bison bonasus) aus Goldau im Auswilderungshehege des Poloniny-Nationalparks
© Martin Wehrle, NTP Goldau
1921 wurde auf dem Gebiet des späteren Bialowieza-Nationalparks der letzte Wisent durch einen Wilderer erlegt. Damit war die Art zwar in freier Wildbahn ausgestorben, aber 54 Tiere hatten in zoologischen Gärten überlebt. Durch gemeinsame Zuchtanstrengungen wuchs der Zoobestand, und es konnten Nachzuchttiere an verschiedene Länder Osteuropas abgegeben und dort wieder in die Natur entlassen werden. Für 2007 wies das Internationale Zuchtbuch 1817 reine Flachlandwisente und 1993 Tiere der Kaukasus-Flachland-Linie aus. Davon lebten 1'443 Tiere in Gehegen und 2'367 in 31 freilebenden und 4 halbfreien Herden. Heute gibt es wieder weit über 8'000 Tiere.
- Frisches Blut für den russischen Wisentbestand
- Wisente für Rumänien
- Wisente für die Slowakei
- Wisente für Polen
- Wisente für Aserbaidschan
Frisches Blut für den russischen Wisentbestand
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Aus verschiedenen Gründen nahm der Bestand freilebender Wisente in Russland seit 1992 dramatisch ab. In der Folge entwickelten Wissenschaftler eine neue Strategie zur Erhaltung des Wisents, welche die Begründung neuer Bestände in den Waldgebieten von Orel und Bryansk (Okski-Biosphären-Reservat), südwestlich von Moskau, beinhaltete. 1996 lancierte der WWF ein entsprechendes Projekt, an dem sich, nebst anderen Zoos, der Tierpark Dählhölzli in Bern beteiligte. Fünf Wisente aus Bern und 50 Tiere aus neun weiteren Zoos wurden 1999-2001 in das Aussetzungsgebiet gebracht und dort freigelassen, 2002 folgten fünf weitere Tiere aus Bern und drei aus dem Wildpark Langenberg. Sieben Tage waren die Tiere aus der Schweiz unterwegs, bis sie am Ziel ankamen. Zunächst ging die Reise nach Travemünde, dann mit der Fähre über die Ostsee nach Helsinki und von dort über St. Petersburg und Moskau in ihre neue Heimat südlich von Moskau. 2001 wurden im Gebiet von Orel bereits sieben Kälber geboren. Insgesamt sollen bis zu 200 Tiere ausgesetzt werden und es wird ein Gesamtbestand von 1000 Wisenten im Orel-Bryansk-Gebiet und 500 weiteren Tieren in benachbarten Gebieten angestrebt. An dem Projekt beteiligen sich auch der Tierpark Chemnitz, der Zoo Dortmund sowie die Wildparks Schwarze Berge (Rosengarten-Vahrendorf), Springe, Langenberg (Zürich) und Winterthur. |
Literatur und Internetquellen:
- DOLLINGER, P. & GESER, S. (2005)
- FORSTBETRIEB WINTERTHUR
- SCHILDGER, B. & RÜTSCHI, J. (2003)
Wisente für Rumänien
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In Rumänien war der Wisent im Jahr 1852 ausgerottet worden. Mit Regierungsbeschluss Nr. 230 vom 4. März 2003 wurde in den Karpaten Nordrumäniens der Vânători-Neamţ-Naturpark gegründet. Dieser hat eine Fläche von 30’818 ha. und wurde von der EU im Rahmen des Natura 2000-Programms gefördert. In diesem Park sollte der Wisent als "Flagship species" wiederangesiedelt werden, insbesondere auch, um die touristische Attraktivität der Region zu erhöhen Im Mai 2005 sandten der Natur- und Tierpark Goldau und der Tierpark Dählhölzli Bern je zwei Wisente und im November 2008 der Natur- und Tierpark Goldau zwei weitere Tiere nach Rumänien, wo sie im Vânători-Neamt-Naturpark in ein Gatter eingesetzt wurden, um später ausgewildert zu werden. Die Kosten beliefen sich für Bern auf 50'000 €, für Goldau auf 100'000 €. Weitere Tiere kamen aus deutschen, schwedischen, britischen und irischen Zoologischen Gärten. 2012-2013 erfolgte die Verlegung der Tiere aus dem Eingwöhnungs- in ein 160 ha großes Auswilderungsgatter. 2014 konnten die ersten 17 Wisente in den Tarcu-Bergen wiederangesiedelt werden. 2015 folgten 18 weitere aus sechs verschiedenen Zoos. 2018 wurden aus insgesamt neun europäischen Einrichtungen, darunter dem Zoo und Tierpark Berlin und dem Tierpark Neumünster, 23 Wisente in zwei Schutzgebieten in den Tarcu- und in den Poiana Ruscă-Bergen mit einer Gesamtfläche von 83'000 ha ausgewildert. 2019 waren es 7 Tiere. Zu diesem Zeitpunkt lag der in den Țarcu- und Poiana Ruscă-Bergen freilaufende Bestand bereits bei rund 50 Individuen. 2020 wurden wiederum 8 Wisentkühe aus dem Wildpark Springe auf die 18 Stunden dauernde Reise nach Rumänien geschickt. Es war dies der dritte Transport ab Springe, wo Wisente seit 1928 gezüchtet werden und sowohl die Kaukasus- wie die Flachlandlinie vertreten sind. Zu den Zielen des Projekts zählen außerdem der Aufbau eines Zuchtzentrums vor Ort sowie die Reduzierung der Bedrohungsfaktoren der Wisente. Partner der Zoos ist vor Ort der WWF Rumänien. Das gesamte Projekt wird durch die Organisation „Rewilding Europe“ sowie seit 2016 durch das Förderprogramm "LIFE" der EU finanziert. |
Literatur und Internetquellen:
- DOLLINGER, P. & GESER, S. (2005)
- KLEINLOGEL, Y. (2008)
- REWILDING EUROPE
- NDR 1 NIEDERSACHSEN
Wisente für die Slowakei
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Der in den Waldkarpaten der Ostslowakei gelegene Poloniny-Nationalpark ging 1997 aus einem zuvor bestehenden Landschaftsschutzgeboet hervor. Seine Kernzone umfasst 29'805 ha, die Gesamtfläche 40'778 ha. Der Park ist Teil des Biosphärenreservats Ostkarpaten, zu dem auch Parks in Polen und der Ukraine gehören. 2004 wurden die ersten beiden Wisente aus dem Natur - und Tierpark Goldau in die Slowakei transportiert, wo sie während einiger Monate in einem Auswilderungsgehege auf das Leben in der Wildbahn vorbereitet und dann zusammen mit drei weiteren Tieren aus dem Ansterdamer Zoo und dem Parco Natura Viva ausgewildert wurden. Schon nach wenigen Tagen erhielten sie Gesellschaft von einem Wisenbullen, der aus dem benachbarten polnischedn Biesczady-Nationalpark einwanderte. 2004 und 2006 wurden je zwei weitere Wisente aus tschechischen und slowakischen Zoos ausgewildert. Bis 2013 wurden zwölf Kälber im Park geboren. |
Literatur und Internetquellen:
- DOLLINGER, P. & GESER, S. (2005)
- EUROPEAN WILDLIFE
Wisente für Polen
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Zwei junge Wisente aus dem Tierpark Bern und einer aus dem Natur und Tierpark Goldau wurden im Februar 2012 nach Südostpolen gebracht. Die drei Tiere sind die ersten Neuankömmlinge in einem Schutzgebiet im polnischen Mittelgebirge Bieszczady. Sie werden dort in eine neu zu bildende Herde integriert. Die Verantwortlichen in Polen hatten dafür gezielt junge, zwei-, drei- oder vierjährige Tiere gesucht. In einem Gehege sollen sich die jungen Wisente nun zuerst kennen lernen und eine Rangordnung herstellen. Erst dann werden sie in die Wildnis entlassen. Dort sollen sie, zusammen mit weiteren Tieren aus Österreich und Frankreich, den Genpool der in der Gegend lebenden Tiere auffrischen. Der Wisent-Import in Polen ist Teil eines neuen Schutzprogramms in den Karpaten, das mit EU-Mitteln gefördert wird. Angesichts der relativ kleinen Zahl der einheimischen Wisente in der Region drohen den Tieren Genschäden. 2021 lebten in den Bieszczady-Bergen insgesamt etwa 700 Wisente. |
Literatur und Internetquellen:
- KLEINLOGEL, Y. (2008)>
- POLEN JOURNAL vom 18.05.2021
- SCHWEIZERISCHE DEPESCHENAGENTUR
Wisente für Aserbaidschan
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2021 wurden im Rahmen des Erhaltungszuchtprogramms des Europäischen Zooverbandes EAZA sieben Wisente aus den Zoologischen Gärten Kolmården und Borås (Schweden), Prag sowie Chemnitz, Köln, Bernburg und Karlsruhe (Deutschland) im Tierpark Berlin zusammengezogen und aneinander gewöhnt. Im November wurden sie mit einer Frachtmaschine ab Frankfurt nach Aserbaidschan transportiert, wo sie mit zwei weitere Tiere aus dem Tierpark Bern in einem 300 ha großen Eingewöhnungsgatter vereint werden. Voraussichtlich im Frühjahr 2022 sollen sie in der Kernzone des Shahdag-Nationalparks ausgewildert werden. Es wird sich um die zweite Herde handeln, die im Rahmen des Wiederansiedlungsprojekts entlassen wird. Eine erste Herde – bestehend aus 16 aus deutschen, französischen und belgischen Zoos stammenden Tieren aus vorigen Transporten sowie vier vor Ort geborenen Kälbern – hat das Auswilderungszentrum im November 2021 verlassen. Der Shahdag-Nationalpark besteht seit 2006. Er umfasst heute 1305 km². Damit ist er das größte Schutzgebiet im gesamten Kaukasus. Das 2017 begonnene Wiederansiedlungsprojekt sieht vor, über einen Zeitraum von zehn Jahren jährlich zehn Wisente auszuwildern, um Park eine eine stabile Population zu etablieren. |
Literatur und Internetquellen:
- WWF Deutschlamd
- ZOO BERLIN - Pressemitteilung vom 25.11.2021