Halsbandpekari (Pecari tajacu) im ZOA Parc animalier et exotique, Sanary s/Mer
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überordnung: LAURASIATHERiA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Nichtwiederkäuer (Nonruminantia) bzw. Schweineartige (Suina)
Familie: Nabelschweine, Pekaris (Tayassuidae)
Halsbandpekari
Pecari (= Tayassu) tajacu • The Collared Pecari • Le pécari à collier
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
Literatur und Internetquellen
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Wegen ihrer anatomischen Besonderheiten und ihres Sozialverhaltens sind Pekaris zoopädagogisch interessant. Namentlich, wenn sie in größeren Gruppen gehalten werden, ziehen sie auch die Aufmerksamkeit des allgemeinen Publikums auf sich. Das in seiner Heimat nicht gefährdete Halsbandpekari ist die am häufigsten in Zoos gehaltene Pekari-Art und kann gut als Botschafter für die Erhaltung der Biodiversität im südwestlichen Nordamerika sowie in Mittel- und Südamerika eingesetzt werden. Körperbau und KörperfunktionenPekaris ähneln den Schweinen, weisen aber verschiedene anatomische Besonderheiten auf. So sind ihre Eckzähne dolchartig verlängert, jedoch nicht zu ausladenden Hauern ausgebildet. Auf dem Rücken haben sie eine große Drüse, aus der sie ein moschusartiges Sekret abgebenen können. Der Schwanz ist sehr kurz. Der 5. Strahl des Hinterfußes ist zurückgebildet, weshalb die äußere Afterklaue fehlt. Die Weibchen haben nur je ein Paar funktionsfähige abdominale und inguinale Zitzen [4; 7; 12]. Mit einer Kopf-Rumpflänge von 84-106 cm, einer Schwanzlänge von 1-10 cm, einer Schulterhöhe von 30-50 cm und einem Gewicht von 15-28 kg, in Peru und Arizona bis 42 kg, ist das Halsbandpekari der kleinste Vertreter der Nabelschweine. Männchen und Weibchen sind gleich groß. Die 3-5 cm breite Rüsselscheibe ist fleischfarben. Das Haar ist steif und borstig, auf dem Rücken etwas verlängert. Die einzelnen Grannenhaare sind gelb-schwarz geringelt, Unterwolle ist nicht vorhanden. Die Farbe des Fells variiert je nach Herkunft der Tiere von dunkelgrau bis braunschwarz, ausgenommen ein gelbweißes Band, das auf beiden Körperseiten vom Widerrist zur Kehle verläuft und den Kopf größer erscheinen lässt, als er effektiv ist [1; 4; 7; 12]. VerbreitungNord-, Mittel- und Südamerika: Argentinien, Belize, Bolivien, Brasilien, Costa Rica, Ekuador, El Salvador, Französisch Guiana, Guatemala, Guyana, Honduras, Kolumbien, Mexiko, Nicaragua, Panama, Paraguay, Peru, Surinam, Trinidad und Tobago, USA (Arizona, New Mexiko, Texas), Venezuela [3] Lebensraum und LebensweiseHalsbandpekaris sind überwiegend tag- und dämmerungsaktiv. Sie besiedeln ein weites Spektrum von Lebensräumen von feuchtem Tropenwald mit einer ausgeglichenen Umgebungstemperatur und einem Jahresniederschlag von über 2'000 mm bis zu Wüsten, wo das Thermometer mittags auf über 50ºC steigen und nachts auf unter 0ºC fallen kann und im Jahr weniger als 250 mm Niederschlag fällt. Im Gebirge gehen sie manchenorts bis auf 3'000 m und werden dort in den Yungas, im Alisiowald und auf alpinen Rasen angetroffen. Die Tiere bilden Gruppen von 6 bis über 30 Individuen. Je nach Lebensraumtyp messen die Streifgebiete der Gruppen zwischen etwa 24 und 800 km². Sie fressen Pflanzenmaterial aller Art, gerne Früchte und in Wüstengebieten auch die wasserreichen, scheibenartigen Triebe von Opuntien, aber auch kleine Wirbeltiere und Wirbellose. Mit ihrem kräftigen Gebiss vermögen sie die härtesten Palmnüsse zu öffnen [1; 3; 12]. Um die sozialen Bande innerhalb einer Gruppe zu festigen, markieren die Pekaris mit dem Sekret ihrer Rückendücken nicht nur ihr Revier, sondern allen Gruppenangehörigen wird damit obendrein ein duftender Mitgliedsausweis verpasst. Die Pekaris haben eine matriarchale Rangordnung, die abhängig ist vom Alter und/oder der Dauer der Gruppenzugehörigkeit und vom Geschlecht (Weibchen den gleichaltrigen Männchen überlegen). Dadurch können Rangordnungskämpfe weitgehend vermieden werden. Das Alphaweibchen führt und bestimmt die Richtung. Rangniedere Weibchen und das ranghöchste Männchen bewachen die Gruppe gegen außen. Die jüngsten und zweitjüngsten Schwestern von Neugeborenen betätigen sich als Ammen, indem sie der Mutter helfen beim Führen, Beschützen und sogar Säugen der Jungtiere. Diese stärken sich, wo immer sie einer Milchzitze habhaft werden, nicht nur bei ihrere Mutter und ihren Schwestern, sondern auch bei den Tanten. Ein so ausgeprägtes Ammensystem wie das der Pekaris ist selten im Tierreich, doch für den Nachwuchs eine wirkungsvolle Lebensversicherung: Denn auf diese Weise sind die Kleinen auch über den Tod der Mutter hinaus stets bestens versorgt [9]. Eine feste Fortpflanzungszeit existiert nicht, Nachwuchs kann es zu jeder Jahreszeit geben. Die Jungen, in der Regel Zwillinge, werden nach einer Tragzeit von 140 Tagen geboren, sie haben ein Geburtsgewicht von 320-950 g, ein beiges bis rötlichbraunes Fell mit Aalstrich und Halsbandzeichnung, das sie ab einem Monat zu wechseln beginnen, und sind bereits vor Ablauf des ersten Lebensjahres geschlechtsreif [9]. Gefährdung und SchutzDas Halsbandpekari wird aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2011 nicht als gefährdet eingestuft, da es weit verbreitet ist und eine Vielzahl an Lebensräumen nutzen kann. (Rote Liste: LEAST CONCERN). Allerdings besteht in gewissen Gegenden die Gefahr, dass es durch die Jagd stark dezimiert wird und auch sein Lebensraum wird zunehmend zerstört. Deshalb bedürfen die Populationen dieser Art einer steten Überwachung [3] Mit Ausnahme der Populationen in den USA und Mexiko ist der internationale Handel mit lebenden Tiere und Produkten des Halsbandpekaries durch CITES-Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenHalsbandpekaris werden hauptsächlich zur Gewinnung von Fleisch für den Eigenbedarf oder lokale Märkte und von Häuten für den Export intensiv bejagt. Aus dem Leder werden vor allem Handschuhe gefertigt [3]. Von 1987-2017 exportierten die Ursprungsländer (ohne die USA) nebst unterschiedlichsten anderen Teilen und Erzeugnissen und ein paar lebenden Exemplaren über 2 Millionen Häute. Weltweit wurden im internationalen Verkehr 161 Nachzuchttiere registriert, am meisten (48) aus Deutschland [2]. HaltungEine Gemeinschaftshaltung von Halsbandpekaris mit anderen Arten ist in größeren Gehegen möglich und wird praktiziert. Im Schweriner Zoo wurden Halsbandpekaris mit Roten Nasenbären, im Tierpark Nordhorn mit Waldbisons und Weißrüsselbären oder im Zoo Dortmund mit Flachlandtapir, Capybara, Mara, Großem Ameisenbär und Wehrvögeln vergesellschaftet [8]. Das Höchstalter wird von WEIGL für ein im Zoo von Phoenix, Arizona, gehaltenes Tier mit über 31 Jahren angegeben [11]. Haltung in europäischen Zoos: Das Halsbandpekari wird in rund 80 europäischen Zoos gezeigt und ist damit trotz Negativtend immer noch mit Abstand die häufigste Pekari-Art in Europa. Im deutschsprachigen Raum gibt es rund 10 Haltungen. Für Details siehe Zootierliste. Es gibt kein Zuchtbuch oder Zuchtprogramm. Forschung im Zoo: Halsbandpekaris sind gelegentlich Gegenstand von Forschungsarbeiten, namentlich im Bereich der Ethologie und der Anatomie [5; 9; 10]. Wie Halsbandpekaris gehalten werden (Beispiel):
Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt für bis zu 4 Halsbandpekaris ein Außengehege von 100 m² und für jedes weitere Adulttier 10 m² vor, ferner ein Innengehege von mindestens 4 m² für 4 Tiere und für jedes weitere Tier 1 m² mehr. Das Innengehege müsse mit Wasser- und Schlammbecken ausgestattet sein. Letztere Vorgabe ist unsinnig. Die Anforderung an die Fläche hat weder eine wissenschaftliche Grundlage noch beruht sie auf praktischer Erfahrung. Pekaris pflegen nämlich dicht aneinander gedrängt zu ruhen, andererseits kann es bei Streitereien ohne ausreichende Ausweichmöglichkeiten rasch zu Verletzungen kommen. Die vorliegenden Vorgaben tragen diesen Umständen zu wenig Rechnung. Eine unterteilbare Grundfläche von 6 m² für bis zu 6 Tiere ist viel zweckdienlicher. Bis zu einer Gruppengröße von 10 Tieren ist diese Fläche nach Ansicht der Tierschutzsachverständigen der Zoos um 0.6 m², ab 11 Tieren noch um 0,3 m² für jedes weitere Tier zu erhöhen. Auch die Anforderung, dass eine Wurfbox von 2 m² vorgehalten werden müsse, macht keinen Sinn, denn wie bei allen Pekaris findet die schnell ablaufende Geburt in der Gruppe statt. In der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) wird für 4 Tiere ein Gehege von 80 m² und einen Stall von 3 m² vorgeschrieben. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche außen um 10 m² zu erweitern. Für das Innengehege fehlt eine entprechende Angabe. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) schreibt ein Außengehge von 100 m² für bis zu 5 Tieren vor und für jedes weitere 10 m² zusätzlich, ferner eine Stallfläche von 2 m² pro adultes Tier. Taxonomie und NomenklaturDas Halsbandpekari wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Sus tajacu" beschrieben. 1835 stellte es der Direktor des Dresdener Naturkundemuseums, Heinrich Gottlieb Ludwig REICHENBACH als Typusart in die neue Gattung Pecari. Zeitweilig wurden die Pekaris in der Gattung Dicotyles und bis vor wenigen Jahren - auch im Rahmen von CITES - in der Gattung Tayassu zusammengefasst. Aufgrund molekulargenetischer Untersuchungen wurde die Gattung Tayassu aber wieder aufgetrennt. Die Gattung Pecari besteht gegenwärtig aus nur einer Art, von der etwa 14 Unterarten beschrieben sind. Eine zweite, in Brasilien lebende Art wurde vor Kurzem vorgeschlagen, ist aber bislang nicht anerkannt [1; 4; 6; 12; 13]. |
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- CITES TRADE DATA BASE
- GONGORA, J. et al. (2011). Pecari tajacu. The IUCN Red List of Threatened Species 2011: e.T41777A10562361. http://www.iucnredlist.org/details/41777/0 . Downloaded on 25 May 2018.
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- HARMUTH, D. (1962)
- HONACKI, J.H., KINMAN, K.E. & KOEPPL, J.W. (1982)
- PARERA, A. (2002)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- SCHMIDT, C. R. (1976)
- SCHWARM, A., ORTMANN, S., RIETSCHEL, W. et al. (2010)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)