Rothund (Cuon alpinus)im Zoo Magdeburg
© Zoo Magdeburg
Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Hunde (Canidae)
Rothund
Cuon alpinus • The Asiatic Wild Dog • Le chien sauvage d'Asie
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
Weitere Bilder bei BioLib |
Der Rothund ist ein großer, etwas untersetzter Canide, der, bedingt durch die Abnahme seiner Beutetiere und direkter Verfolgung durch den Menschen, in seinem Ursprungsgebiet stark gefährdet ist. Obwohl es ein Europäisches Erhaltgungszuchtprogramm gibt, ist er in Zoos nicht allzu häufig anzutreffen. Körperbau und KörperfunktionenDer Rothund erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 88-135 cm, eine Schulterhöhe bis 50 cm, eine Schwanzlänge von 32-50 cm und ein Gewicht von 15-20 kg. Damit gehört er zu den großen Hundeartigen, ist aber kurzbeiniger als etwa Wolf und Afrikanischer Wildhund. Im Gegensatz zu diesen hat er nur 40 Zähne, weil im Unterkiefer ein Backenzahn fehlt. Die Fähe hat 6-7 Paar Zitzen. Das Fell ist oberseits rotbraun, der untere Teil der Schnauze, Kehle, Hals, Bauchunterseite und zum Teil die Beine und Pfoten sind weiß, der Schwanz ist dunkelbraun. Die Haarlänge ist je nach Herkunft der Tiere unterschiedlich [10]. VerbreitungZentral-, Süd- und Ostasien: Bangladesch, Bhutan, China, Indien, Indonesien, Kambodscha, Kasachstan, Kirgistan, Laos, Malysia, Mongolei, Myanmar, Nepal, Russland, Tadschikistan, Thailand, Vietnam [4]. Lebensraum und LebensweiseDer Rothund ist eine augesprochen euryöke Art, die vom immergrünen tropischen Regenwald bis zu alpinen Steppen mit Ausnahme von Wüsten alle möglichen Lebensräume besiedeln kann und vom Tiefland bis auf eine Höhe von 5'300 m vorkommt. Die Hunde nehmen zwar gelegentlich Kleintiere, Wirbellose oder pflanzliches Material zu sich, ihre Hauptbeute sind aber größere Huftiere, die sie im Rudel bisweilen über Stunden hetzen und dann zur Strecke bringen. Namentlich wenn Beute knapp ist, wird auch Aas gefressen [4; 5; 10]. Gelegenheitsbeobachtungen einer Forschergruppe aus Zürich haben ergeben, dass die Rothunde im Kanha-Nationalpark (Zentralindien) in Gruppen von 3-18 Tieren auftreten, dass die Gruppen am Morgen grösser sind (Mittel: 8.7), als am Abend (Mittel: 3.8), dass das Streifgebiet einer Gruppe etwa 12 km² Wald- und Wiesland umfasst, dass die Hunde bevorzugt in offenem Gelände jagen, dass 19 von 20 Jagdversuchen gegen Axishirsche gerichtet waren, dass von diesen Versuchen vier erfolgreich verliefen und dass die erfolgreichen Jagdgruppen 6 bis 11 Hunde umfassten [5]. Die Fortpflanzung der Rothunde ist saisonal, wobei die Paarungszeit mit regionalen Unterschieden in das Winterhalbjahr fällt. Meist bekommt nur das α-Weibchen eines Rudels nach einer Tragzeit von etwa 60 Tagen Nachwuchs. Die Wurfgröße variiert enorm von 2-12. Die Welpen wiegen bei der Geburt 200-350 g und wachsen sehr schnell. Das ganze Rudel kümmert sich um sie und beginnt sie mit ausgewürgtem Fleisch zu füttern, wenn sie etwa 3 Wochen alt sind. Sie werden mit 6-7 Wochen, im Zoo oft etwas später, entwöhnt und begleiten mit 3 Monaten das Rudel auf der Jagd. Mit 15 Monaten sind sie voll ausgewachsen [10]. Gefährdung und SchutzDer Wildbestand wird auf weniger als 2500 Erwachsene geschätzt und er geht weiter zurück. Die Art gilt deshalb seit 2004, letztmals überprüft 2015, als stark gefährdet (Rote Liste: ENDANGERED) [4] Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Die Art ist überall, wo sie vorkommt, national geschützt, die Durchsetzung des Schutzes ist aber oft mangelhaft [4]. Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):
Bedeutung für den MenschenRothunde spielen keine Rolle im Pelzhandel und nur eine bescheidene Rolle in der traditionellen Volksmedizin. Als potenzielle Prädatoren von Nutztieren werden sie geschossen, mit Strychnin vergiftet oder in Schlingen gefangen, was die Art gebietsweise zum Aussterben gebracht hat [2]. Der internationale Handel mit der Natur entnommenen Exemplaren ist irrelevant. HaltungIm Zoo können Rothunde ein Alter von 16 Jahren erreichen [5]. Die sehr variable Wurfgröße macht eine Zuchtplanung schwierig, zumindest in Deutschland, wo das Töten nicht platzierbarer Tiere im Rahmen eines Erhaltungszuchtprogramms nicht als Tötung mit "vernünftigem Grund" im Sinne des Tierschutzgesetzes angesehen wird. Haltung in europäischen Zoos: Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP, seit 2006) wird vom Thüringer ZooPark Erfurt koordiniert. Wie Rothunde gehalten werden (Beispiel): Im Tierpark Berlin werden die Rothunde in einem 2007 erstellten Waldgehege von gut 1000 Quadratmetern gehalten. Der Zaun besteht aus 2 m hohen Elementen plus einem nach innen geknickten Aufsatzelement von 0,8 m. Rückwärtig befindet sich ein Absperrstall mit fünf Einzelabteilen, alle durch Schieber untereinander verbunden. Der Bodengrund besteht aus Waldboden, die Gehegeeinrichtung wird von Baumstümpfen, einem Bade- und Tränkteich sowie mehreren hohlen Bäumen, in denen die Rothunde gerne liegen und von dort die Besucher beobachten, gebildet. Im Zoo Dresden befindet sich ein ähnlich gestaltetes Rothundgehege [1]. Forschung im Zoo: Der Rothund ist immer wieder Gegenstand von tiermedizinischen, fortpflanzungsphysiologischen oder ethologischen Forschungsarbeiten, die entweder unser Grundlagenwissen erweitern oder darauf abzielen, die Haltungsbedingungen zu optimieren [2; 3; 5; 6; 7; 8]. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll ein Gehege für ein Paar mindestens eine Fläche von 100 m² aufweisen. Für jedes weitere erwachsene Tier kommen 30 m² zur Basisfläche dazu. Bei Haltung auf gewachsenen Böden ist die Fläche zu verdreifachen. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 1-4 Tiere ein Gehege vor, dessen Grundfläche 150 m² misst. Für jedes weitere Tier kommen 15 m² zur Basisflächen dazu. Es müssen Schlafboxen und Abtrennmöglichkeiten vorhanden sein. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) sind für ein Paar 400 m² erforderlich, für jedes weitere Adulttier 40 m² mehr. Taxonomie und NomenklaturDer Rothund wurde 1811 vom Berliner Naturforscher Peter Simon PALLAS, den Katharina die Große als Professor nach Petersburg berufen hatte, als "Canis alpinus" beschrieben. 1838 stellte ihn der in Indien und Nepal tätige britische Kolonialbeamte Brian Houghton HODGSON in die eigene Gattung Cuon. Cuon wurde zeitweilig in zwei Arten aufgeteilt, ist heute aber eine monospezifische Gattung. Es wurden bis zu zehn Unterarten beschrieben, in jüngerer Zeit wurden noch deren drei anerkannt, aber es bestehen Zweifel, ob diese tatsächlich klar unterscheidbar sind [4; 10]. |
Literatur und Internetquellen
- BLASZKIEWITZ, B. (2007)
- BOGUSCH, C. (2002)
- ETZDORF, K. (2006)
- KAMLER, J.F. et al. (2015). Cuon alpinus. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T5953A72477893. http://www.iucnredlist.org/details/5953/0. Downloaded on 20 June 2018.
- KELLER, R. (1973)
- LUDWIG, W. (2006)
- MAISCH, H. (2005)
- SOMMER, C. (1990)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)