Fossa (Cryptoprocta fossa) im Zoo Duisburg
© Johannes Pfleiderer, Zoo Leipzig
Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Madagaskar-Raubtiere (Eupleridae)
Unterfamilie: Madagaskar-Schleichkatzen (Euplerinae)
Fossa
Cryptoprocta ferox • The Fossa • Le foussa ou cryptoprocte féroce
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die auch "Frettkatze" genannte Fossa, das größte und in seiner Heimat gefährdete Raubtier Madagaskars, ist aufgrund ihres Verhalten und ihrer anatomischen Besonderheiten zoopädagogisch sehr interessant. Sie ist eine Flaggschiffart, deren wachsender Zoobestand auch dazu dient, finanzielle Mittel für Artenschutzprojekte in Madagaskar zu generieren. Körperbau und KörperfunktionenDie Fossa ist das größte noch lebende Raubtier Madagaskars. Sie erreicht eine Kopf-Rumpflänge von (70-)85-90 cm und eine Schwanzlänge von (65-)80-85 cm. Kater wiegen 6.2-15 kg, die Weibchen sind kleiner und mit 5.5-8 kg deutlich leichter. Sie ist ein Sohlengänger mit 5 Zehen an jedem Fuß, die mit kräftigen, gekrümmten und rückziehbaren Krallen bewehrt sind. Sie vereinigt auf sich Merkmale verschiedener Raubtierfamilien: Wie die Mangusten hat sie eine Analtasche und keine Dammdrüsen, wie die Schleichkatzen einen sehr langen Penis mit Penisknochen, und wie bei den Katzen ist die Glans penis mit Stacheln versehen. Auch die Zeichnung der Rückseiten der Ohren ähnelt der vieler Katzenarten. Das kurze, dichte Fell ist rötlichbraun, unterseits heller. Es kann am Bauch durch Drüsensekrete orange verfärbt sein. Die Weibchen haben 6 Zitzen, jedoch ist das erste Paar nicht voll entwickelt [3; 14; 15]. VerbreitungMadagaskar: Ursprünglich weit verbreitet, heute auf Waldgebiete beschränkt und im zentralen Hochland ausgerottet [5; 14]. Lebensraum und LebensweiseDie Fossa ist eine im Allgemeinen solitär lebende Art, die in geringer Dichte Trocken- und Feuchtwälder vom Tiefland bis auf eine Höhe von 2'600 m besiedelt. Die Tiere sind tagsüber und nachts aktiv. Sie können ausgezeichnet klettern, halten sich aber überwiegend am Boden auf, wo sie sich flink fortbewegen. Die Nahrung besteht ausschließlich aus Fleisch, wovon pro Tag etwa 800-1'000 g benötigt werden. Als Beute dienen Säugetiere, hauptsächlich mittelgroße und große Lemuren, Vögel, Schlangen, Echsen und Süßwasserschildkröten sowie Insekten [5; 14; 15]. Die Ranz fällt in Madagaskar auf die Zeit von August-Dezember. Die Paarung findet hoch im Geäst von Bäumen statt. Die Fossa hat ein unter allen Säugetieren einzigartiges Paarungsverhalten entwickelt, bei dem die Weibchen sogenannte „Paarungsbäume“ monopolisieren und sich mit mehreren Männchen nacheinander und auch wiederholt paaren Der hyperkarnivore Top-Prädator Madagaskars lebt vorwiegend solitär, fakultativ können die Männchen aber auch stabile Verbände, meist zwischen Brüdern, ausbilden. Juvenile weibliche Fossas zeigen eine vorübergehende Maskulinisierung, also eine penisartige Vergrößerung der Klitoris, die sich später wieder zurückbildet und deren genauer evolutionärer Sinn noch nicht endgültig geklärt ist [9; 10; diverse Publikationen von HAWKINS]. Nach einer Tragzeit von 53-60 Tagen werden, meist im Abstand von 2 Jahren, 2-5, ganz selten bis zu 6 Junge geboren. Bei Würfen über vier Jungtieren sind jedoch bislang maximal vier Junge aufgewachsen. Diese beginnen mit 7-8 Wochen die Umgebung des Nests zu erkunden, nehmen mit 3-4 Monaten erstmals feste Nahrung zu sich, werden mit 4-6 Monaten entwöhnt, bleiben etwa ein Jahr lang bei der Mutter und erreichen Geschlechtsreife mit 3-4 Jahren [5; 14]. Gefährdung und SchutzDie Fossa ist auf intakte Wälder angewiesen. Wegen der fortschreitenden Zerstörung der Wälder auf Madagaskar und der Verfolgung durch den Menschen nehmen die Bestände laufend ab. Nach den letzten verfügbaren Daten wird die Gesamtzahl noch auf 2'600 bis 8'600 Tiere geschätzt. Die Art gilt daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 als gefährdet (Rote Liste: VULNERABLE) [5]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):
Bedeutung für den MenschenFossas werden zur Gewinnung von Fleisch als Nahrungsmittel und von Körperteilen für die traditionelle Medizin gejagt. Bei der Landbevölkerung sind sie unbeliebt, weil sie Hühner und Ferkel töten, und werden deswegen verfolgt [5]. Von 1981-2017 hat Madagaskar die Ausfuhr von 85 Wildfängen genehmigt, davon 50 nach Südafrika. Von den Bestimmungsländern wurden 47 Importe gemeldet, davon 25 von Südafrika. Im selben Zeitraum wurde weltweit die Ausfuhr von 73 Nachzuchttieren registriert [1]. HaltungDie Zoohaltung der Fossa begann im Jahr 1890, als der Londoner Zoo sein erstes Exemplar erhielt [3]. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es der Zoo Basel der als erster im Jahr 1972 Fossas zeigen konnte. Die Welterstzucht gelang 1974 im Zoo von Montpellier. 1975 lag der europäische Bestand bei 8 (5.3) Tieren. Als Höchstalter in Menschenobhut werden 28 Jahre und 5 Monate angegeben, erreicht im Zoo Usti von einem im Zoo Duisburg geborenen Weibchen [14; 15]. Seit 2000 gibt es ein Internationales Zuchtbuch (ISB), das vom Zoo Duisburg geführt wird. Bei der Gründung des Fossa-EEPs gab es weltweit gerade mal 23 Fossas in 9 Zoos, sechs Jahre später, als das Internationale Zuchtbuch geschaffen wurde, waren es bereits 59 Fossas in 18 Zoos, und Ende 2018 umfasste es 140 lebende Tiere in 62 Institutionen [IZY 54]. Haltung in europäischen Zoos: Seit 1994 gibt es ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP). Dieses wurde vom Zoo Duisburg koordiniert, der der mit 68 von 1980-2019 aufgezogenen Jungtieren der mit großem Abstand erfolgreichste Züchter der Art weltweit ist. 2023 erfolgte ein Wechsel zum Zoo Leipzig. Am 31.12.2019 umfasste der Bestand im EEP 34 Einrichtungen mit 73 Fossas. Für Details zu europäischen Haltern, die neben einer kleineren Anzahl in Asien den Großteil der EEP-Halter stellen, siehe Zootierliste. Forschung im Zoo: Die Fossa ist immer wieder Gegenstand von tiermedizinischen, fortpflanzungsphysiologischen oder ethologischen Forschungsarbeiten, die entweder unser Grundlagenwissen erweitern oder darauf abzielen, die Haltungsbedingungen zu optimieren [2; 4; 6; 7; 8; 9; 10; 11; 12; 14]. Mindestanforderungen an Gehege: Eine erfolgreiche Zucht ist in verbindbaren Einzelgehegen mit einer Fläche von 15 m² und einer Höhe von 2.5 m möglich, es ist unter diesen Bedingungen aber mit ausgeprägten Stereotypien zu rechnen [14]. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen den Tieren verbindbare Einzelgehege mit einer Fläche von 25 m² und 3 m Höhe zur Verfügung gestellt werden. Das EEP empfiehlt in seinen Haltungsrichtlinien eine Fläche von mindestens 50 m² pro Tier und einer Höhe von über 3 m Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein 3 m hohes Außengehege mit einer Grundfläche von 40 m² vor, für jedes weitere Adulttier kommen 5 m² dazu. Für die Innenanlagen beträgt die Grundfläche 20 m² bei 2.5 m Höhe und 4 m² mehr für jedes weitere Tier. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) fordert für das Außengehege 30 m² pro Paar, und für jedes weitere Tier zusätzlich 3 m², ferner ein Innengehege von 15 m² pro Paar und für jedes weitere Tier zusätzlich 1.5 m², wobei der Zugang zum Außengehege ganzjährig zu gewährleisten ist. Die Bestimmungen betreffend "weitere Tiere" sind in beiden Verordnungen nicht praktikabel. Taxonomie und NomenklaturDie Fossa wurde 1838 von dem englischen Zoologen Edward Turner BENNETT unter ihrem heute noch geltenden Namen beschrieben. Sie ist die einzige überlebende Art der Gattung Cryptoprocta. E ine weitere Art, die Riesenfossa, Cryproprocta spelaea, deren Körpergröße und Gewicht etwa um ein Drittel größer waren als bei der heute noch lebenden Art, starb vor etwa 1'500 Jahren aus [13]. |
Literatur und Internetquellen
- CITES TRADE DATA BASE
- DICKIE, L.A. (2005)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- HAWKINS, C. E. (1998)
- HAWKINS, F. (2016). Cryptoprocta ferox. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T5760A45197189. http://www.iucnredlist.org/details/5760/0. Downloaded on 19 June 2018.
- JUNGNICKEL, S. (2002)
- KLOCKENKÄMPER, M. (1988)
- LANGER, S. (2014)
- LÜHRS, M-L. (2012)
- RÖMER, R. (1997)
- STAMMER, S. (2003)
- VOGLER, B. (2008)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WINKLER, A. (2003)
- ZUCHTBUCH: REITER, J. & WINKLER, A. (2015)