Fossa (Cryptoprocta fossa) im Zoo Frankfurt
© Klaus Rudloff, Berlin
Die ausschließlich auf Madagaskar vorkommende Fossa war ursprünglich auf der ganzen Insel weit verbreitet. Der einzelgängerisch lebende, elegante Jäger stellt seinen Beutetieren in den verbliebenen Waldregionen der Insel nach. Der Bestand der Fossa leidet dramatisch unter der kontinuierlichen Lebensraumzerstörung durch den Menschen. In den landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten des zentralen Hochlandes fehlen Fossas heutzutage gänzlich. Darüber hinaus sind sie bei den Madagassen als Räuber von Hausgeflügel verhasst und werden bejagt. Aktuelle Schätzungen gehen von einem Bestand unterhalb von 2500 Tieren aus. Die IUCN klassifiziert die Art entsprechend als „gefährdet“ in ihrer Roten Liste und erwartet weiterhin sinkende Bestandszahlen.
Fossa-Fonds zum Schutz des größten Raubtieres auf Madagaskar
Zoo Duisburg und andere
Literatur und Internetquellen: |
Aufgrund seiner herausragenden Zuchterfolge wurde dem Zoo Duisburg im Jahre 1994 das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für die Fossa übertragen, mit dem Ziel, eine genetisch intakte Population in Menschenobhut aufzubauen. Sechs Jahre später folgte das Internationale Zuchtbuch. Der derzeitige Weltbestand (Stand: Anfang 2020) in 69 Zoologischen Gärten und Zuchtzentren setzt sich aus knapp 140 Tieren zusammen, die knapp zur Hälfte in Europa, zu etwa zwei Fünfteln in Nordamerika und etwa einem Zehntel in Asien und Madagaskar gehalten werden. Vergleichsweise lebten 1975 gerade einmal acht Tiere in drei Zoos weltweit! Zeitgleich mit der Errichtung des EEPs startete der so genannte Fossa-Fonds, in den die teilnehmenden Zoologischen Gärten einzahlen, um Naturschutzmaßnahmen auf Madagaskar zu fördern. In- und ex-situ-Projekte – sowohl solche im ursprünglichen Lebensraum als auch im Zoo – sollten von Anfang an Hand in Hand gehen. Mit Mitteln aus dem Fonds und tatkräftiger Hilfe von Duisburger Pflegern wurde beispielsweise eine Zuchtstation im Zoo der Hauptstadt Madagaskars errichtet. Etliche wissenschaftliche Arbeiten wurden initiiert und abgeschlossen, um grundlegende und verlässliche Freiland-Daten über eine in ihrer allgemeinen Biologie und Ökologie weitgehend unerforschten Raubtierart zu erheben. Eine im Jahr 2012 abgeschlossene, vom Fossa Fonds mitfinanzierte Doktorarbeit über die soziale Organisation sowie das einzigartige Paarungsverhalten der Fossa im Freiland erbrachte faszinierende wie alarmierende Erkenntnisse (LÜHRS 2012). Ende 2014 kam schließlich eine Dissertation aus der veterinärmedizinischen Abteilung des Zoo Duisburg zum Abschluss, bei der eine Injektionsnarkose für die Fossa erfolgreich etabliert wurde, die möglichst sicher und komplikationslos ist und sich auch unter Feldbedingungen anwenden lässt (LANGER 2014). Ungeachtet der Bedeutung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse darf nicht vergessen werden, wie wichtig die Arbeit mit den bedürftigen Menschen vor Ort ist. Aufgrund der fortschreitenden Lebensraumzerstörung und einhergehenden Reduktion der Fossa-Bestände auf Madagaskar sind die Verantwortlichen im Zoo Duisburg daher ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, wo sich der Fossa-Fonds vermehrt in diesen Bereich des Naturschutzes einbringen kann. So entstand 2014 eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem deutschen Verein „Chances for Nature e.V.“, der es sich zum Ziel gesetzt hat, nachhaltige Konzepte und Ideen zum Schutz von Lebensräumen und biologischer Vielfalt zu entwickeln und diese gemeinsam mit den Menschen vor Ort umzusetzen. Dabei steht das Miteinander von Mensch und Natur im Vordergrund. Die Arbeit des Vereins setzt vor allem solche Konzepte und Ideen um, die es den Menschen vor Ort erlauben, von der biologischen Vielfalt ihrer Heimat und deren Schutz zu profitieren. Dabei sollen die Pflege und der Erhalt einer intakten Umwelt neue Einkommensmöglichkeiten erschließen. Chances for Nature setzt dort an, wo es der Natur und den Bäumen sprichwörtlich an den Kragen geht: um das Ausmaß illegal gefällter Bäume zur Gewinnung von Holzkohle zu minimieren, die die Madagassen für den Betrieb traditioneller Öfen verwenden, wird in der Region Menabe eine ressourceneffizientere Version eines Ofens propagiert. Menabe liegt im Westen Madagaskars und wartet mit einer einzigartigen Flora und Fauna auf, darunter die Fossa. Im Rahmen von Workshops erlernen Madagassen die Herstellung der Öfen mit Materialien aus der Umgebung. Im Vorfeld wurde dazu von den Projektleitern eine detaillierte Analyse der Eignung der Böden im Gebiet ausgesuchter Dörfer gemacht und ein Prototyp entwickelt. Einzelne Schritte während des Workshops beinhalten das Suchen und Erkennen von brauchbaren Böden, die Verarbeitung der Rohmaterialien und Mischen derselben, die Herstellung der Einsätze sowie der metallischen Hülle und letztlich ihr Zusammenfügen. Neben einem Zertifikat für die Teilnehmer erhalten die Bürgermeister der Dörfer darüber hinaus die notwendigen Werkzeuge für die Herstellung weiterer Öfen. Die Teilnehmer haben somit die Möglichkeit, das Erlernte weiter anzuwenden. Während des Workshops wurden verschiedene Dörfer mit einem mobilen Kino besucht und für ihre Umwelt und nachhaltige Ressourcennutzung sensibilisiert. Chances for Nature hatte dafür in der Vergangenheit einen Film in der Landessprache Malagasy erstellt. Der Film spricht zahlreiche Probleme an wie beispielsweise die Brandrodung und zeigt die verheerenden Konsequenzen für Mensch und Natur auf. Er verweist insbesondere auf alternative, nachhaltige Techniken: So erfahren die Zuschauer anhand einer PowerPoint-Präsentation, wie ökologische Öfen hergestellt werden. Weiterhin wurden zwei Präsentationen über die Fossa erstellt und in den Dörfern gezeigt. Die erste Präsentation zeigt eine Bildergeschichte über die Fossa als Wächter des Waldes. Die Geschichte ist auf mehrere PowerPoint-Folien aufgeteilt und wird als Bildergeschichte mit dem mobilen Kino auf die Leinwand projiziert. Die Kinder im Dorf lesen dann abwechselnd jeweils eine Folie vor und sind so aktiv an der Präsentation beteiligt. Die zweite Präsentation beinhaltet einige Fakten über die Fossa wie Größe, Ernährung sowie Verhalten und stellt gleichzeitig ein Quiz dar. Die vorgetragenen Inhalte werden so interaktiv mit den jeweiligen Dorfbewohnern diskutiert. Der Film, die Präsentationen und das Quiz über die Fossa stoßen grundsätzlich auf große Begeisterung. Der Strom für die Filme und Präsentationen kommt von einem pedalgetriebenen Generator, der mit Mitteln des Fossa-Fonds angeschafft wurden. Zudem werden Umweltcamps für Schulkinder - Projekttitel „Little Rangers“ – durchgeführt, in denen den Kindern die einheimische Fauna und Flora und das Ökosystem nahegebracht, aber auch über dessen Gefährdung und Möglichkeiten, diesen entgegenzuwirken, aufgeklärt wird. Ein Hauptgrund für die Bejagung der Fossa ist, dass sie oftmals Nutztiere reißt, insbesondere Hühner. Um dem entgegenzuwirken, wurden fossasichere Hühnerställe errichtet die Dorfbewohner in der Hühnerhaltung geschult. Zudem wird so das Einkommen der lokalen Bevölkerung verbessert, die die Hühner unter anderem an die lokale Forstbehörde CNFEREF für die Verpflegung von Touristen verkaufen können. Der Zoo Duisburg wird im Verbund mit den europäischen Haltern mittels des Fossa-Fonds die Zusammenarbeit mit Chances for Nature zukünftig intensivieren und seinen finanziellen Beitrag leisten, um die vielversprechenden Aktionen ausweiten zu können: Zum Schutz einer Flaggschiffart, die es ohne greifende Schutzmaßnahmen auf Madagaskar und ohne eine Reservezucht in Menschenobhut ansonsten nicht bis ins nächste Jahrhundert schaffen wird. Text: Dr. Jochen Reiter / Johannes Pfleiderer |