Grauer Mausmaki (Microcebus murinus) im Zoo Frankfurt
© Thomas Wilms, Zoo Frankfurt
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Halbaffen (Prosimiae / Strepsirrhini)
Teilordnung: Maki-Verwandte (Lemuriformes)
Familie: Katzenmakis (Cheirogaleidae)
Grauer Mausmaki
Microcebus murinus • The Grey Mouse Lemur • Le microcèbe murin ou petit microcèbe
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der in Madagaskar nicht gefährdete Graue Mausmaki ist die am häufigsten gehaltene Mausmaki-Art, wobei die Zahl der Zoos, wo er zu sehen ist, nicht sonderlich hoch ist. In Mitteleuropa wird er nur ausnahmsweise in Zoos gehalten. Körperbau und KörperfunktionenDer Graue Mausmaki hat eine Kopf-Rumpflänge von 11-14 cm und einen (12-)13-14.5 cm langen Schwanz und wiegt 50-60 Gramm. Damit gehört er zu den großen Mausmaki-Arten. Das kurze, dichte Fell ist auf Rücken und Schwanz grau-braun gemischt mit verschiedenen Rottönen. Die Flanken und die Bauchseite sind beige bis weiß gefärbt. Vom nackten Nasenspiegel bis zum Stirnansatz verläuft ein heller Streifen. Während der Regenzeit, wenn Nahrung reichlich vorhanden ist, wird an den Hinterbeinen und der Schwanzwurzel Fett gespeichert. Das Scrotum der Männchen ist behaart und die Hoden sind verhältnismäßig groß [2; 4; 9]. VerbreitungMadagaskar: Hauptsächlich entlang der Westküste vom Onilahy-Fluss bis zum Ankarafantsika-Nationalpark. Eine abgetrennte Population ist aus dem Mandena-Naturschutzgebiet in Südost-Madagaskar bekannt [1]. Lebensraum und LebensweiseGraue Mausmakis sind nachtaktive Bewohner von Trockenwäldern, Galeriewäldern, Dornwäldern, Sekundärwäldern, Eukalyptus-Plantagen und Dornbusch. Sie gehen einzeln auf Nahrungssuche. Die Weibchen schlafen gruppenweise in Baumhöhlen, währenddem die Männchen anscheinend einzeln oder zu zweit schlafen. Die Nahrung besteht überwiegend aus Insekten und Spinnen. Gelegentlich werden auch Frösche, Geckos und Chamäleons gefangen oder Früchte, Blüten, Blätter und Pflanzenexsudate gefressen. Besonders während der Trockenzeit werden die zuckerhaltigen Ausscheidungen von Larven der Wanze Flatida coccinea aufgenommen. Die Fortpflanzungsperiode fällt auf die Trockenzeit zwischen Oktober bis November. Dann schwellen die Hoden der Männchen auf das Achtfache des normalen Umfangs an. Ein Weibchen paart sich meistens mit mehreren Männchen. Nach rund 60 Tagen kommen ein, seltener 2-3 wenig entwickelte, nackte und blinde Junge mit einem Geburtsgewicht von 4-7 g zur Welt. Die Augen öffnen sich nach 2-4 Tagen. Die Jungen bleiben 3 Wochen im Nest, wo sie auch von anderen verwandten Weibchen versorgt werden. Nach etwa 4 Wochen beginnen sie, feste Nahrung zu sich zu nehmen, werden aber bis zur 6. Lebenswoche weiterhin von der Mutter gesäugt. Während der Trockenzeit können namentlich die Weibchen in einen Torpor fallen, während dem sie ihre Fettpolster aufzehren [1; 2; 4; 9]. Gefährdung und SchutzDiese Art wird aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2020 nicht als gefährdet eingestuft, da sie häufig, weitverbreitet und auch anpassungsfähig ist. Allerdings wird angenommen, dass die Bestände eher zurückgehen, weil ihr Lebensraum schrumpft (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1]. Der internationale Handel wird nach CITES-Anhang I eingeschränkt. Bedeutung für den MenschenGraue Mausmakis werden für den lokalen Heimtierhandel gefangen [1]. Ausfuhren aus Madagaskar beschränkten sich von 1977-2017 auf Wissenschaftsmaterial. Weltweit wurden im internationalen Handel während dieses Zeitraum 268 lebende Tiere registriert, wobei es sich bei 241 um Nachzuchten handelte [3]. HaltungAls Höchstalter werden 18 Jahre und 2 Monate für ein im Moskauer Zoo geborenes Weibchen angegeben [8]. Haltung in europäischen Zoos: Die Häufigkeit der Grauen Mausmakis in europäischen Zoos nimmt ab. Gegenwärtig (2024) werden in noch 23 Einrichtungen gehalten. Davon einige wenige im deutschsprachigen Raum. Der Haltungsschwerpunkt liegt in Großbritannien. Für Details siehe Zootierliste. Es gibt seit 2018 ein Europäisches Zuchtbuch (ESB), das 2019 in ein "New Style"-EEP umgewandelt wurde und vom Zoo Pilsen koordiniert wird. Wie Mausmakis gehalten werden (Beispiel): Mindestanforderungen an Gehege: Für die Vorgabe des Säugetiergutachtens 2014 des BMEL von 2 m² / 4 m³ für das Innengehege liegt keine wissenschaftliche Begründung vor. Aufgrund tierhalterischer Erfahrung sind die im Gutachtens'96 enthaltenen Gehegedimensionen von 1.5 m² / 3 m³ nach wie vor ausreichend. Dass bei der Haltung in Nachttierhäusern in der Nachtphase die Beleuchtungsstärke unter 0,3 Lux liegen muss, ist nicht praktikabel und mit dem Betrieb einer öffentlich zugänglichen Anlage nicht zu vereinbaren (Sichtbarkeit der Tiere, Diebstahl, sexuelle Übergriffe). Tierhalterische Erfahrung zeigt, dass bei Beleuchtungsspitzen bis 4-6 Lux in den Gehegen keine negativen Auswirkungen beobachtet werden können. Wesentlich ist, dass das Verhältnis der Beleuchtungsstärken der Nacht- und Tagphase mindestens 1:100 beträgt [1; 3; 6]. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 5 Mausmakis ein Innengehege mit einer Fläche von 1.5 m² und einer Höhe von 2 m vor. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche um 0.3 m² zu erweitern. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen. Es dürfen 2-3 verwandte Weibchen mit 2 Männchen zusammen gehalten werden. Dazu ist ein Innengehege mit einer Fläche von 3 m² und einer Höhe von 2 m erforderlich. Taxonomie und NomenklaturDurch Neuentdeckungen und die Aufspaltung bekannter Arten stieg die Zahl der Microcebus-Arten von ursprünglich 2 auf 16 im Jahr 2008 [6] und 19 im Jahr 2013 [9]. Microcebus murinus ist eine der beiden "altbekannten" Arten. Der Graue Mausmaki wurde 1777 von John Frederick MILLER, einem wissenschaftlihen Illustrator aus London, als "Lemur murinus" erstbeschrieben. Die Einordnung in die heute gültige Gattung Microcebus erfolgte 1834 durch Étienne GEOFFROY SAINT-HILAIRE, dem Begründer des ersten bürgerlichen Zoos, der Ménagerie im Jardin des Plantes von Paris. Gegenwärtig sind keine Unterarten anerkannt [9]. |
Literatur und Internetquellen
- REUTER, K.E., BLANCO, M., GANZHORN, J. & SCHWITZER, C. (2020). Microcebus murinus (amended version of 2020 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T163314248A182239898. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T163314248A182239898.en. Downloaded on 17 December 2020.
- BERGER, G. & TYLINEK, E. (1984)
- CITES TRADE DATA BASE
- DEUTSCHES PRIMATENZENTRUM
- KREBS, E. (2008)
- MITTERMEIER, R.A. et al. (2008)
- SCHERPNER, C. (1982)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)