Graubrustsittich

Graubrustsittich (Pyrrhura griseipectus) im Vogelpark Marlow
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Papageienvögel (PSITTACIFORMES)
Familie: Echte Papageien (Psittacidae)
Unterfamilie: Eigentliche Papageien (Psittacinae)
Tribus: Neuweltpapageien (Arini)

D EN 650

Graubrust- oder Salvadori-Weißohrsittich

Pyrrhura griseipectus • The Grey-breasted Parakeet • La conure à poitrine grise

218 003 059 013 pyrrhura griseipectus marlow KR1Graubrustsittich (Pyrrhura griseipectus) im Vogelpark Marlow © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

218 003 059 013 pyrrhura griseipectus mapApproximative Vorkommen des Graubrustsittichs (Pyrrhura griseipectus). Dunkelblau: vorhanden; violett: möglicherweise noch vorhanden; rot: ausgestorben

 

 

 

218 003 059 013 pyrrhura griseipectus marlow PD1Graubrustsittiche (Pyrrhura griseipectus) im Vogelpark Marlow © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

218 003 059 013 pyrrhura griseipectus marlow KR2Graubrustsittich (Pyrrhura griseipectus) im Vogelpark Marlow © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

218 003 059 011C pyrrhura griseipectus HD heidrun kniggeGraubrustsittiche (Pyrrhura griseipectus) im Zoo Heidelberg © Heidrun Knigge / Zoo Heidelberg

 

 

 

218 003 059 013 pyrrhura griseipectus marlow jSchmidt1Graubrustsittich (Pyrrhura griseipectus) im Vogelpark Marlow © Jirka Schmidt, Riesa

 

 

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Der Graubrustsittich ist in seiner brasilianischen Heimat stark gefährdet und sein Areal ist auf kleine Reste geschrumpft. Er ist leicht zu züchten, und die ex situ-Population hat das Potenzial zur Erhaltung der Art in ihrem natürlichen Lebensraum beizutragen. In europäischen Zoos ist die Art aber nicht häufig anzuteffen.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Graubrustsittich erreicht eine Gesamtlänge von 23 cm, wovon ca. 10.5-12.5 cm auf den Schwanz entfallen, und eine Flügellänge von ca. 11.5-12.5 cm. Die Geschlechter unterscheiden sich nur wenig, die Männchen haben einen etwas größeren Schnabel, eine andere Kopfform, und ihr Flügelbug zeigt mehr rot. Von nahe verwandten Arten unterscheidet sich griseipectus durch seinen weißlichen bis schieferfarbenen Augenring, den reinweißen oder cremefarbenen und deutlich größeren Ohrfleck, das Fehlen von Blau in der Stirnfarbe und der dunkelgrauen Brustfarbe [3; 4; 7; 8].

Verbreitung

Tropisches Südamerika: Brasilien, gegenwärtig nur in den  Bundesstaaten Ceará und Bahia [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Graubrustsittich kommt in montanen (500-1'100 m. ü. M.) Feuchtwaldenklaven im ansonsten halbtrockenen Nordosten Brasiliens vor. Diese lokal als "brejos" bekannten Feuchtwaldinseln gehen in teilweise laubabwerfenden Wald und schließlich in tieferen Lagen in trockene Caatinga über. Sie sind auf Granit- oder Sandsteingebiete im Hochland beschränkt, wo bis zu viermal mehr Niederschlag fällt als in tieferen Lagen. Sie bilden ein durchgehendes, ca. 20 m hohes Kronendach in dem sich die Vögel von Früchten und Samen ernähren. Im Bundesstaat Bahia wurde er auch in Mangrovenwald, aufgegebenen Kokosplantagen und Küstenwäldern (Restingas) nachgewiesen. Genistet wird normalerweise in Baumhöhlen, gelegentlich auch in Felsspalten. Das Gelege besteht aus 5-9 Eiern, die während etwa drei Wochen (-27 Tage) allein vom Weibchen bebrütet werden. Die Küken werden mit fünf Wochen flügge [3; 4].

Gefährdung und Schutz

Der Graubrustsittich galt ab 2007 als unmittelbar vom Aussterben bedroht (Rote Liste: CRITICALLY ENDANGERED). 2017 wurde er in die Kategorie stark gefährdet (ENDANGERED) eingestuft, was wohl eher auf einer neuen Wertung der Kriterien als auf einer Erholung des Bestands beruht. Dieser wird mit 660-870 Exemplaren angegeben, davon etwa 220-290 Brutpaare, die noch an wenigen Orten in Ostbrasilien vorkommen [1].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • 2007 wurde mit Unterstützung der Loro Parque Foundation (LPF), des Chester Zoo und der ZGAP (Zoologische Gesellschaft zur Erhaltung von Arten und Populationen) ein Schutzprojekt begonnen, um den Graubrustsittich vor dem Aussterben zu bewahren. Vorläufige Ergebnisse haben gezeigt, dass die Ursache für den Rückgang der Bestände in der Wilderei und dem Verlust von Lebensraum (Nistplätzen) liegt. Es wurden Nistkästen montiert, in denen es 2010 erstmals zu einem Bruterfolg kam. Seitdem steigt die Zahl der besetzten Nistkästen jedes Jahr. In elf Jahren sind mehr als 1'500 Küken aus den Nistkästen geschlüpft, was das Programm zu einem der erfolgreichsten Kurzzeit-Nistkastenprogramme macht. Die Daten der letzten zehn Jahre zeigen, dass sowohl die Größe der beobachteten Gruppen als auch das von der Art bewohnte Gebiet in den Baturité-Bergen langsam zunimmt.
  • Da der Wildbestand des Graubrustsittichs immer noch klein ist, bietet es sich an Wiederansiedlungen mit Vögeln aus dem ex situ-Zuchtprogramm vorzunehmen. Dabei ist darauf zu achten, dass die genetische Vielfalt erhalten und die Einführung weniger angepasster Allele vermieden wird. Aus diesem Grund unterstützt die Loro Parque Fundación eine genetische Untersuchung der bekannten Populationen von P. griseipectus sowie eine Abklärung der genetischen Divergenz zwischen dieser Art und ihrer Schwesterart P. leucotis, damit keine Hybriden freigelassen werden. Stand 2024 hat die LPF 478'619 USD in die beiden Programme investiert.

Bedeutung für den Menschen

Graubrustsittiche werden laut IUCN im Ursprungsgebiet als Heimtiere gefangen bzw. ausgehorstet [1], was allerdings in Anbetracht des kleinen Wildbestands nur ausnahmsweise zutreffen dürfte. Von Brasilien wurden im Zeitraum 2001-2023 keine Exporte von lebenden Wildfängen gemeldet. Von 2001-2014 wurden weltweit keine, von 2015-2023 insgesamt 647 Nachzuchtvögel bei der Ausfuhr registriert. Davon stammten 438 aus Tschechien [2].

Haltung

Der Graubrustsittich ist leicht zu züchten und es gibt bedeutende ex situ-Populationen in Brasilien und außerhalb [8]. Das Höchstalter in Menschenobhut wird für die nahe verwandte Art Pyrrhura picta mit 17 Jahren und 9 Monaten angegeben [9]9]. In verschiedenen Zoos wurden die Graubrustsittiche mit anderen Sittichen und mit Amazonen, Roten Ibissen, Trielen, Tauben und Trupialen sowie mit Krallenaffen und Südlichen Kugelgürteltieren vergesellschaftet.

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 15 Zoos gezeigt, die sich etwa zur Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Papageiengutachten des BMELF von 1995 ist für die Haltung eines Paars oder ausnahmsweise eines Einzelvogels ein Käfig mit einer Grundfläche von 2 m² und einer Höhe von 1 m erforderlich, der in mindestens 80 cm Höhe aufzustellen ist, ferner ein Schutzraum mit einer Grundfläche von 1 m². Für jedes weitere Paar sind die Grundflächen um 50% zu erweitern.

Nach Schweizerischer Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) sind Graubrustsittiche mindestens paarweise zu halten. Für 6 (!) Vögel ist ein Käfig mit Badegelegenheit, einer Grundfläche von 0.5 m² und einer Höhe von 60 cm vorgeschrieben, für jedes weitere Tier ist die Grundfläche um 0.05 m² zu erweitern. Dies ist für die Art sicher nicht adäquat.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) schreibt für die Haltung eines Paars oder ausnahmsweise eines Einzelvogels eine Voliere mit einer Grundfläche von 4 x 2 m Fläche und einer Höhe von 2 m sowie einen Schutzraum von 2 m² / 1 m Höhe mit einer Mindesttemperatur von 10°C vor. Den Vögeln müssen ganzjährig geeignete Schlafkästen zur Verfügung gestellt werden. Je weiteres Paar sind die Flächen um 50% zu erweitern.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Graubrustsittich wurde 1900 unter seinem heute gültigen Namen von dem italienischen Arzt und Ornithologen Graf Tommaso SALVADORI Adlard erstmals wissenschaftlich beschrieben. Von manchen Autoren wurde oder wird er als Unterart von Pyrrhura leucotis angesehen, insgesamt ist die Situation innerhalb der P. picta-leucotis-griseipectus-pfrimeri-Gruppe wenig klar [3; 4; 5; 7].

 

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2018). Pyrrhura griseipectus. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T22733968A132181930. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T22733968A132181930.en. Accessed on 19 December 2024.
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. DE GRAHL, W. (1979)
  4. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  5. DEL HOYO, J., COLLAR, N., CHRISTIE, D.A., ELLIOTT, A. & FISHPOOL L.D.C. (2014)
  6. FELIX, R. (2022)
  7. FORSHAW, J. M. & COOPER, W. T. (1981)
  8. LORO PARQUE FUNDACIÓN
  9. OLMOS et al. (2005)
  10. YOUNG, A. M., HOBSON, E. A., BINGAMAN LACKEY, L. & WRIGHT, T. F. (2012)