Pirol (Oriolus oriolus) im Tiergarten Bernburg
© Andreas Filz, TG Bernburg
Ordnung: Sperlingsvögel (PASSERIFORMES)
Unterordnung: Singvögel (OSCINES)
Familie: Pirole (Oriolidae)
Pirol
Oriolus oriolus • The Golden Oriole • Le loriot d'Europe
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Mit seinem plakativ gelb-schwarz gefärbten Gefieder erscheint der Pirol wie ein Exot, tatsächlich ist er aber ein einheimischer Brutvogel, dessen Name wegen seiner kulturellen Bedeutung zwar allgemein bekannt ist, den aber nur ein verschwindend kleiner Teil der Zoobesucher schon wildlebend gesehen hat. Er ist deshalb zoopädagogisch von Interesse, wird aber nur in einer geringen Anzahl Zoos gezeigt. Körperbau und KörperfunktionenMit einer Gesamtlänge von 24-42 cm, einer Flügelspannweite von 44-47 cm und einem Gewicht von 42-102 g ist der Pirol etwa so groß wie eine Amsel. Das Gefieder ist beim Hahn leuchtend goldgelb mit tiefschwarzem Zügel und weitgehend ebensolchen Flügeln und Schwanz. Die Henne ist oberseits grünlich bis gelblich gefärbt, unterseits weißlich bis gelblich mit Längsstreifen, Zügel, Flügel und Schwanz sind grauschwarz [2; 3; 4; 6]. VerbreitungDer Pirol ist als Brutvogel in Nordwestafrika und in Eurasien von Portugal bis in den Iran und die Mongolei verbreitet. Die Vögel der westpaläarktischen Population überwintern in Afrika südlich der Sahara bis hinunter zur Kapregion [1; 2]. Die Rote Liste gibt 123 Länder oder abhängige Gebiete an, in denen die Art als Brutvogel, Gastvogel oder Durchzügler vorkommt. In Europa brütet der Pirol in: Albanien, Andorra, Armenien, Aserbeidschan, Belgien, Bosnien and Herzegowina, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, France, Georgien, Griechenland, Italien, Kosovo, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Nordmazedonien, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn, Weißrussland, Zypern [1]. Lebensraum und LebensweiseDer Pirol besiedelt bei uns Laubwälder, Parklandschaften und Obstgärten mit älterem Baumbestand. Er findet sich auch in lockeren Nadelwäldern. Die Höhenverbreitung reicht vom Tiefland bis 2'400 m, hauptsächlich unterhalb von 600 m. Auf dem Zug traversiert er auch Hochgebirge: in der Schweiz wurde ein totes Exemplar am Finsteraarhorn auf 4'275 m gefunden, weitere auf dem Jungfraujoch auf 3'470 m. Zumeist in der zweiten Hälfte April treffen die Pirole aus ihren Winterquartieren in Europa ein, bereits ab Mitte Juli beginnen sie uns wieder zu verlassen, wobei die letzten Individuen anfangs Oktober wegziehen. Trotz seiner auffälligen gelbschwarzen Färbung ist der Pirol nicht leicht zu entdecken, weil er sich vorzugsweise in den dichtbelaubten Kronen hoher Bäume aufhält. Man hört also viel eher seine flötenden Rufe, als dass man ihn sieht. Seine Nahrung besteht hauptsächlich aus Wirbellosen und Früchten, daneben frisst er auch Samen, Pollen und Nektar sowie gelegentlich kleine Echsen, Kleinsäuger und Eier oder Nestlinge von anderen Vögeln. Bevorzugte Bruthabitate sind aufgelockerte Gehölze, wie lichte Auenwälder oder Bruchwälder, auch Windschutzstreifen, Waldränder und gelegentlich Parkanlagen. Das tief napfförmige Nest wird normalerweise vom Weibchen zumeist hängend in eine Astgabel eingeflochten. Das Gelege besteht aus 4 (3-5) weißlichen, mit wenig purpur- oder dunkelbraunen Flecken versehenen, ca. 30.5x21 mm großen Eiern. Das 14-18 Tage dauernde Brutgeschäft ist Sache des Weibchens. Die Jungen bleiben 13-20 Tage im Nest, danach werden sie während weiterer drei Wochen gefüttert, die Familien bleiben aber wohl länger zusammen [1; 2; 3; 4; 6; 7]. Gefährdung und SchutzDer Pirol hat eine sehr weite Verbreitung. Der Weltbestand wird auf 17-32 Millionen erwachsene Individuen geschätzt und scheint stabil zu sein. Die Art ist somit nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1]. Mit Wirksamkeit auf den 22.06.2021 wurde die ukrainische Population in Anhang III CITES aufgenommen, was auch bedeutet, dass bei der Einfuhr aus allen anderen Ländern ein Ursprungszeugnis erforderlich ist. Die Art fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume. Situation in Mitteleuropa: Auf der nationalen Roten Liste Deutschlands figuriert der Pirol als gefährdet, in der Schweiz gilt er als nicht-gefährdet. Die Brutbestände umfassen in Deutschland 31-56'000, in Österreich 7-13'000, in der Schweiz 3-4'500, in Luxemburg 50-100 und in Liechtenstein 8-12 Brutpaare [1; 5]. Bedeutung für den MenschenPirole werden gebietsweise als Sport oder zur Gewinnung von Fleisch gejagt oder für den internationalen Tierhandle gefangen [1]. Kulturelle Bedeutung: Der Pirol wird auch "Vogel Bülow" genannt, eine Bezeichnung, die aus dem Slawischen stammt. Er ist das Wappentier des Adelsgeschlecht von Bülow, dessen wohl bekanntester Vertreter den französischen Namen seines Wappenvogels, "Loriot", als Künstlernamen annahm. Bülow ist die Bezeichnung eines Ortsteils der Kleinstadt Rehna in Mecklenburg. Der Pirol ziert auch das Wappen der Gemeinde Göttin im Kreis Herzogtum Lauenburg. HaltungIm Zoo können Pirole ein recht hohes Alter erreichen. Im Zoo Wuppertal wurde ein Weibchen 13 Jahre und 6 Monate alt [8]. Das Höchstalter in menschlicher Obhut wird mit 20 Jahren angegeben [3]. Bei den in Zoos gehaltenen Vögeln handelt es sich zum Teil um geschwächt oder verletzt aufgefundene Individuen. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 15d Zoos gezeigt, von denen sich ein paar im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Fliegenschnäpper. Taxonomie und NomenklaturDer Pirol wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Coracias oriolus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. 1766 trennte ihn LINNÉ dann als Gattung Oriolus von den Racken. Traditionell wurden drei Unterarten differenziert: der paläarktische O. o. oriolus, der afrikanische O. o. auratus und der indische O. o. kundoo. Heute gelten die drei Formen als selbständige Schwesterarten [2]. |
Literatur und Internetquellen
- BIRDLIFE INTERNATIONAL (2017). Oriolus oriolus (amended version of 2016 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T103692938A111783061. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2017-1.RLTS.T103692938A111783061.en und (2015). Oriolus oriolus. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T103692938A60187572. Downloaded on 17 January 2020.
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. & SARGATAL, J., eds. (1999)
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- KNAUS, P., MÜLLER, C., SATTLER, T., SCHMID, H. & STREBEL, N. (2019)
- MAUMARY, L. et al. (2007)
- PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991
- SCHÜRER, U. (1993)